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dena-Gebäudereport 2024: Klimaschutz im Gebäudebestand – Bilanz

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Die Deutsche Energie-Agentur (dena) legte Ende November ihren neuen dena-Gebäudereport 2024 vor. Das ist ein umfassendes Nachschlagewerk über den aktuellen Stand, Trends und Herausforderungen hinsichtlich Klimaschutz und Nachhaltigkeit im deutschen Gebäudesektor. Mit sechs detaillierten Kapiteln bietet der Report einen tiefgehenden Einblick in die Themen Gebäudebestand, Wärmeerzeuger, Baustoffe, Treibhausgase, Energieverbrauch und Wirtschaftlichkeit. Wir stellen euch hier spannend Fakten vor.

Der aktuelle dena-Gebäudereport unter dem Titel “Zahlen, Daten, Fakten zum Klimaschutz im Gebäude” (kostenloses PDF mit 84 Seiten zum Download) beschreibt laut der zugehörigen Presseinformation der dena  die Herausforderungen für die Wärmewende und die Erreichung von Klimaneutralität in Deutschland.

  • Trotz bisheriger Anstrengungen gehen die Energieverbräuche im Gebäudebereich kaum zurück.
  • Fossile Energien dominieren weiterhin die Wärmeerzeugung
  • Der Gebäudebereich ist mit rund 40 Prozent der Bereich, in dem die meisten CO2-Emissionen in Deutschland verursacht werden.
  • Im Gebäudebestand entfallen immer noch fast 80 Prozent der Wärmeerzeugung auf fossile Energieträger wie Gas und Öl, was ein sehr großes Hemmnis zur Erreichung der Klimaneutralitätsziele bedeutet.

Corinna Enders, die Vorsitzende der dena-Geschäftsführung, sagte, dass der dena-Gebäudereport 2024 ein eindeutiger Weckruf sei: Trotz aller Anstrengungen müsse Deutschland in der Wärmewende nun konkrete Taten folgen lassen. Die Zahlen und Fakten würden demnach deutlich zeigen, dass der Gebäudebereich weiterhin eine maßgebliche Rolle im Energieverbrauch und den Treibhausgasemissionen spiele. Um die Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen, sei ein entschlossenes Tempo bei der Umstellung auf erneuerbare Energien im Gebäudebestand unumgänglich. Die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG), die Bundesförderung Effiziente Gebäude (BEG) sowie die neuen Regelungen zur kommunalen Wärmeplanung bieten wichtige Grundlagen, aber es bedarf jetzt der gemeinsamen Anstrengung von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, um die notwendigen Veränderungen auch umzusetzen.

Aktuelle Situation und dominante Trends im Gebäudebestand

Der Gebäudereport 2024 der dena zeigt:

  • In neugebauten Wohngebäuden dominiert seit 2021 die Wärmepumpe als Energieträger mit einem Anteil von über 50 Prozent, gefolgt von Gas und Fernwärme.
  • Im Gebäudebestand hingegen dominieren Gas- und Ölheizungen. Der Endenergieverbrauch für Raumwärme und Warmwasser in Wohngebäuden wird weiterhin zu 66 Prozent von Öl und Gas gedeckt.

Obwohl erneuerbare Energieträger in der Wärmeerzeugung an Bedeutung gewinnen, sind die bisherigen Entwicklungen nicht ausreichend, um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. Der Anteil der installierten Wärmepumpen im gesamten Gebäudebestand für Heizung und Warmwasser liegt lediglich bei 7,3 Prozent.

Obwohl die Absatzzahlen von Wärmepumpen im Jahr 2022 mit 53 Prozent die höchsten Wachstumsraten verzeichnen, werden immer noch am häufigsten Gaskessel verkauft. Wärmepumpen spielen eine entscheidende Rolle in der Energiewende, aber auch der Strom für ihren Betrieb muss aus erneuerbaren Energien stammen. Auch die gebäudenahe Photovoltaik übernimmt eine wichtige Rolle, um den steigenden Strombedarf vor Ort erneuerbar zu decken.

Herausforderung: Ersatzneubau von Wohngebäuden

Ein weiterer herausfordernder Bereich ist der Ersatzneubau von Wohngebäuden, der trotz stagnierender Zahlen seit fast zehn Jahren rund 70 Prozent der Abrisse ausmacht. Dies führt nicht nur zum Verlust von Baumaterialien, sondern auch zu Verlust von grauer Energie, die bei Herstellung, Transport, Bau und Betrieb der abgerissenen Gebäude aufgewendet werden muss. Der Neubau erfordert zudem den Einsatz weiterer grauer Energie, der sich reduzieren lässt, wenn auf recycelte, nachhaltige und regional verfügbare Baumaterialien gesetzt wird.

Insgesamt bietet der dena-Gebäudereport 2024 eine übersichtliche Zusammenfassung der aktuellen Daten zum Gebäudebestand in Deutschland und dient als wichtige Grundlage für die Debatte und Umsetzung von Veränderungen im Gebäudesektor.

dena-Gebäudereport 2024: Zahlen und Fakten

Hier liefern wir euch spannende Zahlen und Fakten zum deutschen Gebäudebestand und den Wärmeerzeugern darin aus dem neuen dena-Gebäudereport 2024.

So steht’s um den deutschen Gebäudebestand

Im Jahr 2022 lag der Wohngebäudebestand in Deutschland bei rund 19,5 Millionen Gebäuden und nahm damit im Vergleich zum Vorjahr um rund 100.000 (0,5 Prozent) Wohngebäude zu.
Dabei entfallen

  • rund 13 Millionen Gebäude auf Einfamilienhäuser (EFH),
  • 3,2 Millionen auf Zweifamilienhäuser (ZFH)
  • und 3,3 Mio. auf Mehrfamilienhäuser (MFH).

Den höchsten prozentualen Zuwachs gemessen am Vorjahresbestand verzeichneten mit etwa 0,6 Prozent die Mehrfamilienhäuser. Dies entspricht einer Zunahme von rund 18.400 Gebäuden. Der Zuwachs bei den Ein- und Zweifamilienhäusern lag bei rund 0,5 Prozent (85.000 Gebäude).

dena-Gebaeudereport 2024_Gebaeudebestand

Rund ein Viertel (24 Prozent) des deutschen Wohngebäudebestands ist vor dem Baujahr 1946 errichtet worden. Weitere 36 Prozent haben ein Baujahr vor 1978. Damit sind insgesamt etwa 60 Prozent aller Wohngebäude vor Inkrafttreten der Ersten Wärmeschutzverordnung (1978) errichtet worden. Seit Einführung der EnEV 2014 wurden rund 1 Millionen Wohngebäude (5 Prozent des Gebäudebestands) gebaut.

dena-Gebaeudereport 2024_Baualtersklassen

dena-Gebäudereport 2024: Wärmeerzeuger in Deutschlands Gebäuden

Im Jahr 2022 lag der Gesamtbestand an Wärmeerzeugern in Deutschland bei rund 24,9 Millionen Einheiten (inklusive Warmwasser-Wärmepumpen). Davon entfielen

  • rund 1,5 Millionen auf Heizwärmepumpen (978.000 Luft-Wasser-Wärmepumpen, 406.000 Sole-Wasser-Wärmepumpen und 71.000 Wasser-Wasser-Wärmepumpen) sowie 358.000 auf Warmwasser-Wärmepumpen. Dies entspricht einem Anteil am Gesamtbestand von rund 7,3 Prozent.
  • Der Anteil an Solarthermie und Biomasse lag zusammen bei rund 3,6 Millionen Anlagen beziehungsweise 14,4 Prozent.

Somit betrug der Anteil an Wärmeerzeugern auf Basis von erneuerbaren Energien rund 22 Prozent.

Der Bestand an fossilen Wärmeerzeugern lag bei rund 19,5 Millionen Anlagen (14,3 Millionen Gasheizungen, 5,1 Millionen Ölheizungen und 84.000 Kohleheizungen). Dies entspricht einem Anteil von rund 78 Prozent.

dena-Gebaeudereport 2024_Waermeerzeuger

Im Jahr 2022 lag die Zahl der Öl- und Gasheizungen, die vor 1990 eingebaut wurden, bei rund 1,3 Millionen Anlagen (743.000 Öl- und 517.000 Gaskessel). Dies entspricht einem Anteil von rund 7 Prozent. Hinzu kommen rund 1,1 Millionen Öl- und 1,4 Millionen Gasheizungen, die im Jahr 2024 mindestens 30 Jahre alt sein werden. Dies entspricht weiteren 13 Prozent des Öl- und Gasheizungsbestands. Seit 2005 werden deutschlandweit mehr Brenn- als Heizwertkessel verbaut. Allein seit 2020 sind insgesamt 1,3 Millionen Gas-Brennwertkessel installiert worden.

dena-Gebaeudereport 2024_Altersstruktur Oel- und Gasheizungen

Die Zahl der abgesetzten Wärmeerzeuger nahm im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um rund 61.000 Anlagen zu. Dies entspricht einer Zunahme um 6 Prozent. Seit 2019 ist der Absatz stark gestiegen und lag im Jahr 2022 31 Prozent über dem Wert von 2019.

  • Darüber hinaus ist 2022 erstmals der Absatz von Gas-Brennwertkesseln gesunken. Die Anzahl der abgesetzten Kessel lag 2022 bei 528.500 Anlagen und somit rund 44.500 Anlagen unter dem Vorjahr.
  • Der Absatz von Ölheizungen nahm hingegen mit rund 56.500 abgesetzten Anlagen das zweite Jahr in Folge zu. Im Jahr 2021 lag der Absatz bei rund 45.500 Ölheizungen.
  • Der Wärmepumpenabsatz ist im Jahr 2022 von rund 154.000 auf 236.000 Anlagen gestiegen. Dies entspricht einer Zunahme um 53 Prozent. Von 2020 bis 2022 hat sich der Anteil der abgesetzten Wärmepumpen fast verdoppelt.
  • Auch der Anteil von Biomassekesseln stieg von rund 76.000 Anlagen im Jahr 2021 auf 89.000 im Jahr 2022.

Im ersten Halbjahr 2023 stieg der Absatz von Wärmeerzeugern im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 um 44 Prozent an. Ölheizungen verdoppelten dabei den Absatz und auch Gasheizungen verzeichneten einen Zuwachs von 29 Prozent. Den größten Anstieg bei den Absatzzahlen gab es jedoch mit 105 Prozent bei den Wärmepumpen. Somit wurden im ersten
Halbjahr fast 200.000 Heizungs-Wärmepumpen verkauft.

dena-Gebaeudereport 2024_Absatzzahlen Waermeerzeuger

Der Zubau von Solarthermie nahm im Jahr 2022 mit 91.000 Anlagen das dritte Jahr in Folge zu, nachdem der Zubau zuvor seit 2008 stark abgenommen hatte. Das Jahr 2008 verzeichnete dabei mit 210.000 Anlagen den bislang höchsten Zubau von Solarthermie. Im Jahr 2019 gab es hingegen
mit rund 30.000 Anlagen den bislang niedrigsten Zubau von Solarthermie. Der Zuwachs im Jahr 2022 entspricht 12 Prozent beziehungsweise 10.000 Anlagen im Vergleich zum Vorjahr.

dena-Gebaeudereport 2024_Absatzzahlen Solarthermie-Heizungen

Grafiken: dena-Gebäudrport 2024 (Lnk oben)