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Deutscher Energieverbrauch 2022: 4,7 Prozent weniger als 2021

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Der Energieverbrauch in Deutschland erreichte im Jahr 2022 nach vorläufigen Berechnungen der AG Energiebilanzen eine Höhe von 11.829 Petajoule (PJ) beziehungsweise 403,6 Millionen Tonnen Steinkohleneinheiten (Mio. t SKE). Der Verbrauch lag damit um 4,7 Prozent unter dem Wert von 2021 und fiel auf den niedrigsten Stand seit 1990.

Ihr kennt das: Der Januar steht ganz im Zeichen von Rückblicken auf das gerade zu Ende gegangene Jahr. Wir liefern euch heute Zahlen und Fakten zum deutschen Energieverbrauch 2022. Sie stammen von der AG Energiebilanzen e.V. (AGEB) Demnach verbrauchte Deutschland im vergangenen Jahr 11.829 Petajoule (PJ) Energie. Oder in sogenannten Steinkohleeinheiten ausgedrückt: 403,6 Millionen Tonnen (t) Steinkohleneinheiten (Mio. t SKE). Wobei ein Kilogramm SKE der Menge Energie entspricht, die beim Verbrennen von 1 Kilogramm (kg) Steinkohle freigesetzt wird – also exakt 7.000 Kilokalorien (kcal), 29,3 Megajoule (MJ) oder 8,14 Kilowattstunden (kWh) Heizwert. In Öleinheiten (ÖE) wäres es 0,7 Kilogramm Öl

Veränderungen in Prozent – Gesamt 11.829 PJ oder 403,6 Mio. t SKE
AGEB Deutscher Energieverbrauch 2022
Der Verbrauch an Primärenergie verzeichnete 2022 einen Rückgang um 4,7 Prozent auf 11.829 Petajoule (PJ) beziehungsweise 403,6 Millionen Tonnen Steinkohleneinheiten (Mio. t. SKE) gegenüber dem Vorjahr. Der Rückgang ist vor allem auf Einsparungen infolge der gestiegenen Energiepreise und eine wärmere Witterung zurückzuführen.

Deutscher Energieverbrauch 2022: niedrigster Stand seit der Wiedervereinigung

In der zugehörigen Pressemeldung der AGEB steht, dass der deutsche Energieverbrauch 2022 bei 11.829 Petajoule (PJ) beziehungsweise 403,6 Millionen t SKE gelegen hätte. Das entspreche einem Rückgang um 4,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr 2021. Damit sei der deutsche  Energieverbrauch 2022 den Berechnungen der AGEB zufolge so niedrig wie noch nie seit der deutschen Wiedervereinigung gewesen.

Als Gründe für den laut der AGEB  deutlichen Rückgang des Energieverbrauchs gegenüber dem Vorjahr werden diese Entwicklungen angeführt:

  • PLUS ENERGIE: Trotz der sich im Jahresverlauf verstärkenden konjunkturellen Eintrübung sei demnach von der Wirtschaft ein energieverbrauchssteigernder Effekt ausgegangen.
  • PLUS ENERGIE: Eine Erhöhung des Energieverbrauchs habe sich aus dem Anstieg der Bevölkerungszahl ergeben: Allein bis August hätte sich die Zahl der in Deutschland lebenden Menschen um knapp eine Million erhäht, schreibt die AGEB.
  • MINUS ENERGIE: Andererseits sei es wegen der stark gestiegenen Energiepreise sowohl zu kurzfristigen verhaltensbedingten Einsparungen als auch zu Energieeffizienzinvestitionen mit mittel- bis langfristiger Wirkung gekommen.
  • MINUS ENERGIE: Zu einer Minderung des Energieverbrauchs dürften auch preisbedingte Produktionskürzungen in einzelnen Wirtschaftsbranchen geführt haben.
  • MINUS ENERGIE: Knapp ein Prozent des Gesamtrückgangs beim Energieverbrauch sei auf die gegenüber 2021 wärmere Witterung zurückzuführen. Bereinigt um den Temperatureinfluss wäre der Energieverbrauch 2022 in Deutschland nur um 3,9 Prozent gesunken.
AGEB_Deutscher Energieverbrauch 2022 Anteile der Energieträger
Die Anteile der verschiedenen Energieträger im nationalen Energiemix haben sich 2022 verschoben. Einer Halbierung des Kernenergieanteils stehen Zunahmen bei den Erneuerbaren sowie bei Stein- und Braunkohle gegenüber. Auch das Mineralöl hat seinen Anteil ausgeweitet. Das Erdgas verzeichnete dagegen eine Abnahme.

Deutscher Energieverbrauch 2022: die einzelnen Energieträger

Die AGEB liefert einen Überblick über den Energieverbrauch der einzelnen Energieträger:

Der Verbrauch von Mineralöl habe sich laut der vorläufigen AGEB-Abschätzung im Jahr 2022 insgesamt um 3 Prozent auf 4.160 PJ (141,9  Millionen t SKE) reduziert. Der Anteil des Mineralöls am gesamten Primärenergieverbrauch sei auf 35,2 Prozent (Vorjahr 32,5 Prozent) gestiegen. Der Verbrauch von sogenanntem Ottokraftstoff habe sich demnach um rund 4 Prozent erhöht, beim Dieselkraftstoff sei dagegen ein Rückgang um 1 Prozent zu verzeichnen gewesen. Der Absatz von leichtem Heizöl sei um rund 14 Prozent gestiegen. Dies begründet die AGEB damit, dass viele deutsche Haushalte und Betriebe – unter anderem, um Erdgas zu ersetzen – ihre Lagerbestände erhöht hätten. Der Absatz von Flugkraftstoff sei kräftig um 43 Prozent gestiegen. Die Lieferungen von Rohbenzin an die chemische Industrie hätten sich um 7,2 Prozent verringert.

Der Erdgasverbrauch sei im Jahr 2022 um knapp 15 Prozent auf 2.814 PJ (96,0 Millionen t SKE) gefallen. Das sei der niedrigste Stand seit dem jahr 2014. Als Hauptgrund für diese Entwicklung sieht die AGEB neben der zeitweise deutlich milderen Witterung die preis- und nachfragebedingten Absatzrückgänge in allen Verbrauchsbereichen. Der Anteil des Erdgases am gesamten Primärenergieverbrauch sei demnach von 26,6 auf 23,8 Prozent gefallen.

Der Verbrauch an Steinkohle sei 2022 um knapp 5 Prozent auf eine Höhe von 1.161 PJ (39,6 Millionen t SKE) gestiegen. Der Einsatz von Steinkohle in Kraftwerken habe sich um mehr als 16 Prozent erhöht. In der Eisen- und Stahlindustrie seien wegen der konjunkturellen Entwicklung etwa 6 Prozent weniger Steinkohle eingesetzt worden. Wozu die AGEB anmerkt, dass der Einsatz von Steinkohle in den Kraftwerken vom Preisanstieg bei den Wettbewerbsenergien und von der Wiederinbetriebnahme von Anlagen im Rahmen der Maßnahmen zur Bekämpfung der Energiekrise begünstigt worden sei. Der Anteil der Steinkohle am gesamten Primärenergieverbrauch habe sich von 8,9 auf 9,8 Prozent erhöht.

Der Verbrauch von Braunkohle sei um rund 5 Prozent auf 1.185 PJ (40,4 Millionen t SKE) angewachsen. Wobei rund 90 Prozent davon zur Stromerzeugung benutzt worden seien. Der Mehreinsatz habe verminderte Beiträge anderer Energieträger zur Erzeugung von Strom und Wärme ausgeglichen. Braunkohle käme 2022 somit auf einen Anteil von 10 Prozent (Vorjahr: 9,1 Prozent) am gesamten Primärenergieverbrauch.

Die Stromerzeugung aus Kernenergie sei 2022 um knapp die Hälfte niedriger als 2021 gewesen. Dafür hätten der AGEB zufolge die Stilllegungen der Anlagen in Grohnde, Brokdorf und Gundremmingen mit zusammen 4.000 Megawatt (MW) Leistung gesorgt. Zugleich hätten die verbliebenen drei Kraftwerksblöcke ab Oktober ihre Produktion heruntergefahren, um den beschlossenen  Weiterbetrieb bis zum 15. April 2023 sicherstellen zu können. 2022 käme die Kernenergie somit auf einen Anteil von 3,2 Prozent (Vorjahr: 6,1 Prozent) am gesamten Energieverbrauch in Deutschland.

Die erneuerbaren Energien hätten ihren Beitrag zum Primärenergieverbrauch im Jahr 2022 um 4,4 Prozent auf 2.034 PJ (69,4 Mio. t SKE) steigern können. Der Anteil der Erneuerbaren am gesamten Primärenergieverbrauch erreichte 2022 somit einen Anteil von 17,2 (Vorjahr: 15,7) Prozent. Die Biomasse, deren Anteil an den erneuerbaren Energien bei über 50 Prozent gelegen habe, hätte demnach einen Verbrauchszuwachs um etwa 1 Prozent erreicht, da trotz milder, verbrauchssenkender Witterung mehr Biomasse als Heizenergie eingesetzt worden sei und fossile Heizenergien ersetzte. Die Wasserkraftwerke hätten infolge der langanhaltenden Trockenheit ihren Beitrag um rund 13 Prozent gesenkt. Bei der Windenergie sei  es dagegen zu einem Anstieg der Stromerzeugung um 12 Prozent gekommen. Und die Solarenergie habe um 21 Prozent zulegen können. Beide, Winfenergi eund Solarenergie, hätten demnach insbesondere von einer außergewöhnlich günstigen Witterung profitiert.

Deutscher Energieverbrauch 2022: Stromimporte und Stromexporte

2022 sei laut den Berechnungen der AGEB mehr Strom ins Ausland exportiert als umgekehrt nach Deutschland importiert worden. In Summe habe der Stromaustauschsaldo minus 99 PJ (3,4 Millionen t SKE) betragen. Hauptgründe dafür seien Verschiebungen im europäischen Stromerzeugungsmix sowie die gestiegene Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in Deutschland, schreibt die AGEB.

Rückgang der CO2-Emissionen dank geringerem Energieverbrauch

Für das Gesamtjahr 2022 rechne die AGEB daher mit einem Rückgang der energiebedingten CO2-Emissionen um etwa 1 Prozent oder etwa 7 Millionen t. Die Substitutionseffekte im Energiemix hätten demnach zu einem Anstieg der CO2-Emissionen geführt. Dieser Zuwachs habe jedoch unter der Einsparung gelegen, die sich aus dem Rückgang des Gesamtverbrauchs ergeben hätte, erklärte die AGEB.

Grafiken (3): Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen