Deutschland Energieverbrauch in Q1 2023

Deutschland senkt Energieverbrauch in Q1 2023 um fast 7 Prozent

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Der Verbrauch an Primärenergie verzeichnete im 1. Quartal 2023 einen Rückgang um
6,8 Prozent auf 3.126 Petajoule (PJ) beziehungsweise 106,7 Millionen Tonnen
Steinkohleneinheiten (Mio. t SKE) gegenüber dem 1. Quartal des Vorjahres. Der Rückgang
betraf mit Ausnahme der Erneuerbaren alle Energieträger und ist vor allem auf
Verbrauchsreduzierungen infolge des anhaltend hohen Preisniveaus zurückzuführen. Der
Beitrag der Kernenergie sank, da die drei Kernkraftwerke nur noch im Streckbetrieb liefen.

Die Deutschen verbrauchten in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres 2023  fast 7 Prozent weniger Energie als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.  Nach vorläufigen Berechnungen der AG Energiebilanzen erreichte der inländische Primärenergieverbrauch im ersten Quartal 2023 eine Höhe von 3.126 Petajoule (PJ) beziehungsweise 106,7 Millionen Tonnen (t) Steinkohleneinheiten (Millionen t SKE). Das waren 6,8 Prozent weniger als im selben Quartal des Vorjahres. Das sei laut der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen) eine der größten unterjährigen Veränderungen seit den Ölpreiskrisen der 1970er- und 1980er-Jahre. Die AG führt diese Entwicklung vor allem auf die weiterhin hohen Energiepreise und das geschrumpfte Bruttoinlandsprodukt (minus 0,3 Prozent) zurück.

Hohe Energiepreise drücken Energieverbrauch in Q1 2023

Nach Einschätzung der AG Energiebilanzen seien für den beträchtlichen Verbrauchsrückgang vor allem die anhaltend hohen Energiepreise verantwortlich. Teure Energie setze demnach sowohl Anreize für kurzfristiges Energiesparen als auch für Investitionen in energiesparende Techniken und Verfahren.

Private Haushalte sowie Gewerbe und Dienstleistungen hätten vor allem an Wärme gespart, also an Wärmeenergien wie Erdgas und Fernwärme, sowie beim Stromverbrauch. In der Industrie hätten

  • einerseits die sinkende Nachfrage
  • und andererseits der Verlust der internationalen Wettbewerbsfähigkeit infolge hoher Energiekosten

vor allem in den energieintensiven Branchen Produktionsrückgänge im hohen einstelligen, teilweise sogar im zweistelligen Bereich verursacht. Besonders betroffen wären stromintensive Industrien gewesen, schreibt die AG Energiebilanzen in ihrer zugehörigen Pressemeldung.

Für einen mehr Energieverbrauch hätte dagegen die im Zuge der Flüchtlingsbewegungen deutliche Zunahme der Bevölkerung um mehr als eine Million Menschen gesorgt.

Die Zahlen zum Energieverbrauch des ersten Quartals 2023 im Vergleich zum
Vorjahresquartal verdeutlichen nach Ansicht der AG Energiebilanzen die Auswirkungen der vom völkerrechtswidrigen Krieg Russlands gegen die Ukraine ausgelösten geopolitischen Veränderungen mit ihren tiefgreifenden
Auswirkungen

  • auf die Energiepreise,
  • die Sicherheit der Versorgung
  • und das Wirtschaftswachstum.

Das erste Quartal 2022 sei demnach anfangs von einem gestärkten Konsum und einer wieder anlaufenden Industrieproduktion in Deutschland geprägt gewesen. Der völkerrechtswidrige Einmarsch russischer Truppen in der Ukraine Ende Februar 2022 habe nicht nur maßgeblich die europäische Sicherheits-, Wirtschafts- und Energiepolitik beeinflusst, sondern auch für veränderte Verbrauchs-, Konsum- und Investitionsverhalten gesorgt.

Der Energieverbrauch in Q1 2023: Überblick über alle Energieträger

Diese Faktoren, so schreibt die AG Energiebilanzen in ihrem aktuellen Quartalsbericht weiter, würden sich in der Entwicklung des Energieverbrauchs der zurückliegenden zwölf Monate deutlich widerspiegeln,

  • Der Verbrauch von Mineralöl habe sich in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres um knapp 2,6 Prozent verringert. Während der Verbrauch von Ottokraftstoff um 5 Prozent angestiegen sei, habe es beim Dieselkraftstoff einen leichten Rückgang um knapp 1 Prozent gegeben. Der Absatz von Flugkraftstoff sei um 11 Prozent angewachsen. Die Lieferung von Rohbenzin an die chemische Industrie sei um 19 Prozent eingebrochen. Der Absatz von leichtem Heizöl habe sich um 6 Prozent erhöht. Der Grund: Viele Verbraucher hätten ihre Lagerbestände aufgestockt oder Preisvorteile gegenüber dem Einsatz anderer Energieträger genutzt.
  • Der Erdgasverbrauch sei im ersten Quartal des laufenden Jahres um fast 13 Prozent gesunken. Der Einsatz von Erdgas in der Stromversorgung habe sich um rund 6 Prozent vermindert, die Erzeugung von Fernwärme sei um mehr als 13 Prozent gesunken. Auch der Einsatz von Erdgas in der Industrie sei rückläufig gewesen.
  • Der Verbrauch an Steinkohle habe in den ersten drei Monaten um 7 Prozent abgenommen. Der Einsatz von Steinkohle in Kraftwerken zur Stromerzeugung habe vor allem infolge einer insgesamt gesunkenen Stromerzeugung einen Rückgang um mehr als 10 Prozent verzeichnet. Der Absatz der Steinkohle an die Eisen- und Stahlindustrie habe sich um 2 Prozent vermindert.
  • Der Verbrauch von Braunkohle habe ebenfalls abgenommen und sich um knapp 7 Prozent verringert. Dieser Rückgang entspreche weitgehend der Entwicklung der Braunkohle-Lieferungen an die Kraftwerke der öffentlichen Versorgung, die mehr als 90 Prozent der inländischen Braunkohlenförderung abnähmen.
  • Die Stromerzeugung aus Kernenergie sei nicht wie ursprünglich geplant zum 31.Dezember 2022 vollständig ausgelaufen. Die noch am Netz befindlichen drei Anlagen Neckarwestheim 2, Emsland und Isar seien in einen bis zum 15. April 2023 währenden Streckbetrieb überführt worden und würden weiter Strom erzeugen, wenn auch in geringerem Umfang. Gegenüber dem Vorjahresquartal sei die Erzeugung um knapp ein Drittel zurückgegangen.

Die Stromlieferungen ins Ausland hätten im ersten Quartal bei 9,3 Milliarden Kilowattstunden (kWh) über den Strommengen gelegen, die aus dem Ausland nach Deutschland geflossen seien. Im Vorjahresquartal betrug der Stromaustauschsaldo noch 13,3 Milliarden kWh. Damit hätte der Exportüberschuss im ersten Quartal 2023 wieder in etwa das Niveau der Jahre 2020 und 2021 erreicht.

Der Beitrag der erneuerbaren Energien habe sich im 1. Quartal 2023 insgesamt auf annähernd gleichem Niveau wie im Vorjahresjahreszeitraum bewegt.

  • Die Stromerzeugung aus Windenergie sei leicht gestiegen.
  • Bei der Photovoltaik habe es dagegen ein Minus von 24 Prozent gegeben.
  • Die AG Energiebilanzen geht davon aus, dass die mit Wärmepumpen nutzbar gemachte Umweltwärme um etwa 15 Prozent zulegte habe
  • und die Nutzung von Holz seitens privater Haushalte sowie im Gewerbe- und Dienstleistungsbereich um etwa 7 Prozent zugenommen habe.

Grafik: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen