Energiewende Update Deutschland 2025

Erneuerbare Energien und Energiewende: Wo steht Deutschland 2025?

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Der Kurs der Energiewende ist klar: Die zukünftige Energieversorgung soll auf Erneuerbaren Energien fußen. Wir liefern euch hier einen Überblick darüber, wie Deutschland das Wendemanöver weg von fossilen und hin zu erneuerbaren Energien bislang gelingt. Hier kommen aktuelle Zahlen und Fakten zum deutschen Energieverbrauch 2024 und zum Stand der Energiewende in Deutschland. Auch einen Ausblick auf das Jahr 2025 wagen wir. 

Energiewende: So steht Deutschland Anfang 2025 da

Der Think Tank Agora Energiewende legte zu Jahresbeginn seine Bilanz des Energiejahres 2024 vor. Das sind die wichtigsten Zahlen und Fakten daraus:

Treibhausgasemissionen 2024

  • deutsches Ziel: locker erreicht,
  • europäisches Ziel: noch nicht erreicht

Die gute Nachricht: Laut der Bilanz von Agora Energiewende sanken die Treibhausgasemissionen im vergangenen Jahr deutlich – um 18 Millionen Tonnen (t) beziehungsweise drei Prozent auf 656 Millionen t CO2 im Vergleich zum Vorjahr. Damit erreichte Deutschland demnach nicht nur einen erneuten historischen Tiefstand. Auch das Jahresziel, das im neuen Klimaschutzgesetz festgeschrieben wurde, ist erreicht – besser noch: Es wurde sogar um 36 Millionen t CO2 übererfüllt. verglichen mit dem Referenzjahr 1990 gingen die deutschen Treibhausgasemissionen im vergangenen Jahr insgesamt um 48 Prozent zurück.

Aber: Da Deutschland seine Treibhausgasemissionen in den Bereichen Gebäude und Verkehr nicht genügend senken konnte, wurden die europäisch vereinbarten Klimaziele im Rahmen der sogenannten Effort Sharing Regulation (ESR) um schätzungsweise 12 Millionen t CO2 verfehlt.

Die gesenkten Emissionen führt Agora Energiewende großteils (80 Prozent) auf positive Effekte in der Energiewirtschaft zurück:

  • So habe Deutschland im vergangenen Jahr Kohlekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 6,1 Gigawatt (GW) beziehungsweise 16 Prozent der installierten Kohle-Kapazität stillgelegt. Die damit wegfallende Kohleenergie machte Deutschland mit einer Rekordproduktion an Erneuerbaren Energien in Höhe von 55 Prozent des Bruttostromverbrauchs und gestiegenen Importen wett, die zu 49 Prozent aus Erneuerbaren stammten.
  • Der Börsenstrompreis sank trotz gleichbleibender Stromnachfrage gegenüber dem Jahr 2023 um durchschnittlich 18 Prozent beziehungsweise 17 Euro je Megawattstunde (MWh) auf 78 Euro je MWh.

Auch die milden Witterungsbedingungen und eine schwächere Wirtschaftsleistung nannte Agora Energiewende als weitere Gründe.

Dr. Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz erklärte dazu auf seinem LinkedIn-Profil: “Die … von Agora Energiewende veröffentlichten Daten zeigen: Beim Klimaschutz sind wir auf Kurs, die harte Arbeit lohnt sich: Die Emissionen gehen runter. Die Erneuerbaren sind das Zugpferd für den Klimaschutz und senken die Strompreise. Das ist ein Erfolg. Jetzt gilt es: Kurs halten, keine Rückwärtsrolle, sondern Verlässlichkeit und Planungssicherheit für Wirtschaft und Verbraucher:innen. Die Strompreise müssen weiter runter: Netzentgelte runter, Stromsteuer abschaffen. Beim Verkehr müssen wir noch mehr tun. Gut ist, dass das Deutschlandticket wirkt, beim Hochlauf der E-Mobilität müssen wir aber besser werden. Auch im Gebäudebereich sehen wir mit den steigenden Antragszahlen für den Umstieg auf klimaneutrales Heizen Erfolge. Es ist aber ein langer Weg. Ankündigungen, die Förderung zusammenzustreichen oder gar abzuschaffen sind hier Gift”.

In der Pressemitteilung von Agora Energiewende heißt es, dass es im vergangenen Jahr – anders als im Stromsektor – in den Nachfragesektoren Industrie, Gebäude und Verkehr keine strukturellen Fortschritte gegeben hätte. Im Gegenteil, die Investitionen in klimaneutrale Technologien wie Wärmepumpen oder E-Pkw wären demnach gegenüber dem Vorjahr sogar rückläufig gewesen.

  • In der Industrie stiegen die Emissionen trotz der wirtschaftlichen Stagnation im vergangenen Jahr um drei Millionen t CO2 leicht an, vor allem wegen eines gesteigerten Verbrauchs fossiler Brennstoffe in der Schwerindustrie.
  • Die geringfügigen Emissionsreduktionen im Gebäudebereich von zwei Millionen t CO2 führt Agora Energiewende insbesondere auf den wegen milder Witterung gesunkenen Heizenergiebedarf zurück. Der Think Tank erklärt dazu, dass die Emissionen im vergangenen Jahr sogar gestiegen wären, wenn die Witterung 2024 wie 2023 gewesen wäre.
  • Im Verkehrssektor senkte Deutschland 2024 die CO2-Emissionen auch nur geringfügig um zwei Millionen t CO? gegenüber dem Vorjahr. Dies insbesondere wegen eines geringeren Lkw-Verkehrs infolge der wirtschaftlichen Schwäche. Zugleich sei jedoch der Pkw-Verkehr angewachsen. Insgesamt habe der Verkehrssektor mit Emissionen in Höhe von 144 Millionen t CO2 das im Klimaschutzgesetz definierte Jahresziel deutlich verfehlt: um 19 Millionen t CO2.

Agora Energiewende merkt an, dass die Bundesregierung wegen der im Jahr 2024 verfehlten Ziele im Gebäude- und Verkehrssektor in absehbarer Zeit Emissionsrechte (Verschmutzungsrechte) aus anderen EU-Mitgliedstaaten zukaufen müsse, da andernfalls Strafzahlungen drohten, die milliardenschweres Haushaltsrisiko darstellten. 

Stellt sich die Frage, warum die Nachfragesektoren die angepeilten CO2-Senkungen nicht erreichten.

Eine Antwort darauf liefert Simon Müller, Direktor von Agora Energiewende Deutschland: Ihm zufolge sei ein zentraler Grund für den Mangel an strukturellem Klimaschutz in den Sektoren Industrie, Gebäude und Verkehr die Verunsicherung bei Haushalten und Unternehmen. Diese Verunsicherung führe zu einer allgemeinen Investitionszurückhaltung – trotz 2024 insgesamt rückläufiger Stromkosten. So brach laut Müller der Absatz von Wärmepumpen im Vergleich zum Vorjahr um 44 Prozent auf rund 200.000 Wärmepumpen ein. Die Zahl der energetischen Sanierungen sank auf einen historischen Tiefstand: 0,61 Prozent im letzten Quartal des Jahres 2024.

Um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen, seien laut Müller Emissionsminderungen essenziell. Mit dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) habe Deutschland demnach 2023 ein solides Fundament geschaffen, auf das in der kommenden Legislaturperiode weiter aufgebaut werden sollte. Die Verbraucher:innen bräuchten dringend Klarheit, damit sie beim Heizungstausch vorangehen könnten. Zugleich sei es wichtig, soziale Härten im Übergang abzufedern und bedürftige Haushalte gezielt bei Investitionen zu unterstützten. Müller erklärte gegenüber der Presse, dass das Beibehalten der zentralen Elemente des GEG, vor allem die 65-Prozent-Erneuerbaren-Regel, Vertrauen und Investitionssicherheit schaffe – auch für die deutschen Heizungsbauer:innen, die bereits massiv in die Steigerung ihrer Produktionskapazitäten für Wärmepumpen investiert hätten.

Ausbau Erneuerbare Energien 2024

Laut Agora Energiewende setzte sich der positive Trend beim Ausbau der Erneuerbaren Energien hierzulande im Jahr 2024 fort. Deren Anteil am Bruttostromverbrauch stieg demnach auf 55 Prozent.

  • Bei der Photovoltaik wurde der Ausbaurekord des Jahres 2023 mit rund 16 GW erneut übertroffen.
  • Die Leistung neu installierter Windenergieanlagen an Land fiel mit 2,3 GW zwar wieder zu niedrig aus. Aber bei Ausschreibungsergebnissen und Genehmigungen habe sich eine deutliche Trendwende gezeigt: Im Jahr 2024 wurden 11 GW neue Windanlagen an Land in den Ausschreibungen bezuschlagt, was der Think Tank gleichfalls als neuen Rekord bezeichnet. Die Zahl der Genehmigungen neuer Onshore-Windprojekte (an Land) sei demnach sogar auf knapp 13 GW gestiegen und liege damit knapp dreimal so hoch wie vor zwei Jahren. Auch die Ausschreibungen für Wind auf See (offshore) wären demzufolge mit Zuschlägen für 8 GW neuer Leistung erfolgreich gewesen.

AGEB Primärenergieverbrauch 2000-2024

Energieverbrauch 2024

Bereits kurz vor Ende des Jahres 2024 lieferte die AG Energiebilanzen e.V. (AGEB) Zahlen und Fakten zum Energieverbrauch im vergangenen Jahr.

AGEB Primärenergieverbrauch 2024

Demnach sei dieser erneut rückläufig und erreiche wohl einen neuen Tiefststand. Die AGEB geht davon aus, dass Deutschland 2024 1,3 Prozent weniger Energie verbrauchte als im Vorjahr. Den Verbrauch bezifferte die AGEB auf 10.478 Petajoule (PJ) oder 357,5 Millionen t Steinkohleneinheiten (SKE). Das entspreche knapp 30 Prozent weniger Energieverbrauch als im Jahr 1990, als 14.905 PJ verbraucht worden waren.

Heizenergieverbrauch 2024

Die gegenüber dem Jahr 2023 wärmere Witterung verminderte 2024 den Verbrauch an Raumwärme hierzulande. Wobei es laut der AGEB in den heizintensiven Monaten Januar, Oktober und November kühler als im Vorjahr gewesen sei, so dass im letzten Quartal des zu Ende gehenden Jahres vom Witterungsverlauf ein verbrauchssteigernder Effekt ausgegangen sein könnte.

Ohne den verbrauchssenkenden Einfluss der gegenüber dem Vorjahr insgesamt wärmeren Witterung wäre der Energieverbrauch in Deutschland nach Berechnungen der AGEB nur um etwa ein Prozent gesunken. Wegen der nach wie vor ausbleibenden konjunkturellen Erholung hätte die wirtschaftliche Entwicklung kaum verbrauchssteigernd auf den Energieverbrauch gewirkt. Dafür ließen laut der AGEB das anhaltende Bevölkerungswachstum sowie sinkende Energiepreise den Energieverbrauch wachsen.

Außerdem führten statistische Sondereffekte als Folge des Ausstiegs aus der Kernenergie und des schrittweisen Ersatzes fossiler Energien in der Stromerzeugung mit Erneuerbaren Energien zu extra Primärenergieeinsparungen, erklärte die AGEB.

Die folgende Grafik zeigt auf, womit in Deutschland 2025 geheizt wird – vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2024. Seit 2012 wird Solarthermie als Wärmequelle einzeln ausgewiesen (hellgrüner Balkenbereich).

AGEB So heizt Deutschland

Verbrauch von fossilem Mineralöl 2024

Der Verbrauch von Mineralöl sei laut der AGEB im vergangenen Jahr insgesamt um 0,8 Prozent auf 3.830 PJ (130,7 Millionen t SKE) gesunken (Verbrauch von Ottokraftstoff: plus 2,6 Prozent, Verbrauch von Dieselkraftstoff: minus 4,4 Prozent). Der Absatz von Flugkraftstoff sank demnach um 13,4 Prozent. Die Lieferungen von Rohbenzin an die chemische Industrie stiegen dagegen um 13,7 Prozent an. Der Absatz von leichtem Heizöl lag mit minus 0,3 Prozent leicht unter dem des Vorjahres.

Verbrauch von fossilem Erdgas 2024

Der Erdgasverbrauch stieg im Jahr 2024 hierzulande um gut 3 Prozent auf 2.712 PJ (92,5 Millionen t SKE). Für die gestiegene Nachfrage seien laut der AGEB insbesondere die gesunkenen Preise verantwortlich – auch wenn die Großhandelspreise immer noch deutlich über dem Niveau von vor der Energiekrise lägen. Vor allem energieintensive Industriezweige hätten demnach im Jahr 2024 ihren Erdgaseinsatz erhöht. Doch auch private Haushalte sowie Verbraucher:innen im Sektor Gewerbe, Handel und Dienstleistungen hätten demnach etwas mehr Erdgas verbraucht. Die Stromerzeugung aus Erdgas habe mit einem Prozent im Plus gelegen, die Fernwärmeerzeugung aus Erdgas sei um drei Prozent gestiegen.

Verbrauch von fossiler Kohle in Kraftwerken 2024

Der Verbrauch von Steinkohle sank im Jahr 2024 um 12,5 Prozent auf 753 PJ (25,7 Millionen t SKE). Zur Stromerzeugung  wurde in Kraftwerken gut ein Drittel weniger Kohle verbrannt. Als Gründe dafür nennt die AGEB: eine insgesamt gesunkene Stromerzeugung, eine gestiegene Stromproduktion aus erneuerbaren Energien sowie erhöhte Strombezügen aus den Nachbarländern. Der Absatz von Kohlestrom an die Eisen- und Stahlindustrie sei wegen der gestiegenen inländischen Roheisenproduktion dagegen um knapp vier Prozent angewachsen.

Der Verbrauch von Braunkohle nahm im vergangenen Jahr 2024  um 10,6 Prozent ab und lag bei auf 800 PJ (27,3 Millionen t SKE). Dieser Produktionsrückgang habe der AGEB zufolge weitgehend der Entwicklung der Lieferungen an die Kraftwerke der öffentlichen Versorgung entsprochen und spiegele die  Entwicklung spiegeln einerseits das Mehr an Strom aus erneuerbaren Energien sowie das Weniger an Braunkohlestrom im Zuge des voranschreitenden Kohleausstiegs wider.

2024 seien laut der AGEB 23,5 Milliarden kWh (84 PJ) mehr Strom aus dem Ausland bezogen worden, als aus Deutschland ins Ausland flossen. Das heiße, dass Deutschland wieder Netto-Importeur von Strom war. Die Exporte sanken um 9 Prozent, die Importe erhöhten sich um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der aktuelle Importüberschuss zeuge von einem  funktionierenden europäischen Binnenmarkt. Wichtig: Höhere Stromimporte würden demnach weder eine Abhängigkeit vom europäischen Ausland bedeuten, noch wiesen sie auf inländische Knappheiten hin.

Verbrauch von Erneuerbaren Energien 2024

Der Anteil erneuerbarer Energien stieg 2024 um 1,6 Prozent auf 2.096 PJ (71,5 Mio. t SKE). Als Gründe für diesen Anstieg nennt die AGEB vor allem die gestiegene Stromproduktion aus Wasserkraft und Sonnenenergie (Photovoltaik). Die Windstromerzeugung dagegen habe sich wetterbedingt auf Vorjahresniveau bewegt. Insgesamt stieg der Beitrag erneuerbarer Energien

  • zur Stromerzeugung um 4 Prozent.
  • Wegen der wärmeren Witterung sank der Einsatz erneuerbarer Energien in der Wärmeerzeugung dagegen um etwa 2 Prozent.

AGEB Energiemix 2024 Energiewende

Energiewende: Der deutsche Energieträgermix 2024

Im nationalen Energieträgermix dominierten der AGEB zufolge auch 2024 die Energieträger

  1. Mineralöl (36,6 Prozent)
  2. und Erdgas (25,9 Prozent).
  3. Mit 20 Prozent landeten die Erneuerbaren Energien auf Platz drei.
  4. Stein- und Braunkohle decken jeweils nur noch etwa 7 Prozent des inländischen Energieverbrauchs.
  5. Sonstige Energieträger, vor allem nichtbiogene Abfälle, hätten knapp 2 Prozent des Energieverbrauchs aus.
  6. Deutschland sei seit März 2024 Netto-Importeur von Strom. Der saldierte Stromaustausch mit dem Nachbarländern hätte knapp 1 Prozent des inländischen Energieverbrauchs gedeckt.

Kernenergie leiste seit April des Jahres 2023 keinen Beitrag zur deutschen Energieversorgung mehr.

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Mehr Informationen

Ausblick auf das Jahr 2025 und folgende: Wie wird die Energiewende voranschreiten

Im laufenden und in den kommenden Jahr ist hierzulande ein deutlich größerer Beitrag der Windenergie an der Stromproduktion zu erwarten. Der Grund: Die Zahl der Genehmigungen von Windkraftanlagen erreichte im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand.

Insgesamt seien im Jahr 2024 in Deutschland 2.405 Windenergieanlagen an Land mit einer Leistung von 14.056 MW neu genehmigt worden. In den Ausschreibungen der Bundesnetzagentur wurden 1.890 WEA mit 10.996 MW bezuschlagt. Beide Werte würden dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA) zufolge noch nie dagewesene Höchstwerte darstellen und in den kommenden Jahren zu einem spürbar wachsenden Zubau führen.

Foto und Grafiken: vegefox.com – Stock.Adobe.com (Titelbild), AGEB (4 Grafiken)