Trendbericht Erneuerbare Energien 2019

Trendbericht Erneuerbare Energien – Deutschland investierte 2019 30% weniger

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Im Jahr 2019 stieg der weltweite Ausbau von Kapazitäten für Erneuerbare Energien (EE), darunter auch Solarthermie, um 12 Prozent beziehungsweise 184 Gigawatt (GW). Das ist ein Ergebnis vom gerade veröffentlichten Trendericht Erneuerbare Energien  “Global Trends in Renewable Energy Investment 2020″. Der Jahresbericht zeigt zudem, wo Deutschland – gemessen an seinen 30 Prozent weniger Investitionen in Erneuerbare Energien – im internationalen Vergleich steht. Und da hat sich was bewegt! Spoiler: Deutschland rutscht von der Poleposition in der EU auf Platz 4 ab.

Vorgestellt wurde der 80-seitige Trendbericht Erneuerbare Energien “Global Trends in Renewable Energy Investment 2020″, den ihr euch hier in voller Länge und in englischer Sprache kostenlos downloaden könnt, vom UNEP-Collaborating Centre der Frankfurt School of Finance & Management und vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU).

Der Jahresbericht liefert euch laut der zugehörigen Pressemeldung des BMU umfassende Infos zu internationalen Investitionen in Erneuerbare Energien. Zudem weise er frühzeitig auf Fehlentwicklungen beim Ausbau von Erneuerbaren Energien hin.

Technologien zum Erzeugen Erneuerbarer Energien werden immer günstiger

Der eingangs bereits bezifferte weltweite Zuwachs an Kapazitäten für Erneuerbare Energien um 12 Prozent beziehungsweise um 184 Gigawatt (GW) sei laut dem Trendbericht der bisher weltweit größte innerhalb eines Jahres. Möglich geworden sei das Rekordwachstum dank Investitionen von 282,2 Milliarden US-Dollar – ein Betrag, der nur ein Prozent höher als im Jahr 2018 gewesen sei. Das heißt: Technologien, die nachhaltige Energie erzeugen, werden immer günstiger. Der Bericht zeige neben Analysen und Trends auch Chancen für Klima-Investitionen während der Corona-Krise und für das neue Jahrzehnt auf.

Professor Dr. Ulf Moslener, Mitherausgeber des Reports und Wissenschaftlicher Leiter des Frankfurt School-UNEP Collaborating Centre bewertet die Entwicklung so: “Bei den 2019 finanzierten Kapazitäten für Erneuerbare Energien sehen wir ein Rekordniveau – und das bei nahezu gleichen Investition wie im Jahr 2018. Das zeigt, dass solche Investitionen attraktiver werden.” Trotzdem, so erklärt Prof. Moslener gegenüber der Presse, würden Erneuerbare Energien erst 13,4 Prozent des weltweiten Strombedarfs decken und sowohl Regierungen als auch Unternehmen und Konsumenten dürften jetzt nicht nachlassen. Denn die Pariser Klimaziele seien mehr als nur politische Ziele: Sie sollen ernsthaften Schaden für die Menschheit abwenden.

Die wichtigen Ergebnisse des Trendberichts Erneuerbare Energien

  • Die innerhalb eines Jahres finanzierten Kapazitäten für Erneuerbare Energien hätten dem Trendbericht zufolge im Jahr 2019 mit 184 Gigawatt (ohne große Wasserkraft) ein Rekordniveau erreicht. Davon entfielen 118 Gigawatt auf Solarenergie – das sei der höchste jährliche Anstieg innerhalb eines Jahres in dieser Sparte der Erneuerbare Energien.
  • Mit 29,9 Milliarden US-Dollar seien auch die Investitionen in Windkraft um 18 Prozent auf ein Rekordhoch gestiegen.
  • Der weltweite Anteil der Erneuerbaren Energien (ohne große Wasserkraft) sei im Energiemix von 12,4 Prozent (2018) auf 13,4 Prozent im Jahr 2019 angewachsen. Dadurch würden mittlerweile jedes Jahr rund 2,2 Milliarden Tonnen Kohlendioxid-Emissionen (CO2-Emissionen) vermieden.
  • Die bisher größte Finanzierung für ein Solarprojekt sei mit 4,3 Milliarden US-Dollar das Projekt AI Maktoum in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE).
  • Weltweit würden über die Hälfte aller Investitionen für Erneuerbare Energien in Schwellen- und Entwicklungsländern getätigt (152,2 Milliarden US-Dollar) – und das bereits im fünften Jahr in Folge.
  • Deutschland sei bei den Investitionen mit Blick auf das gesamte Jahrzehnt weltweit auf Platz vier und belege für das Jahr 2019 Platz vier in Europa. Einem Einbruch bei den Wind-Anlagen stünden dabei weiterhin steigende Investitionen in dezentrale solare Stromerzeugung gegenüber.

Trendbericht Erneuerbare Energien: Zahlen für Deutschland und Europa

Seine Gesamtinvestition von 184,4 Milliarden US-Dollar zwischen 2010 und 2019 beschere Deutschland laut dem aktuellen Trendbericht Erneuerbare Energien den weltweit vierten Platz – auf dem Treppchen stünden demnach China, die USA und Japan. Damit hätte Deutschland in Europa für den gesamten Zeitraum die Spitzenposition inne gehabt, gefolgt von Großbritannien (126,5 Milliarden US-Dollar).

Trendbericht Erneuerbare Energien 2019_Investitionen_Europa

Deutschland investierte 2019 fast ein Drittel weniger in Erneuerbare Energien

Für 2019 betrachtet sei das Investment Deutschlands im Vergleich zu 2018 allerdings um 30 Prozent auf jährliche Ausgaben von 4,4 Milliarden US-Dollar gesunken. Und büßte seine Poleposition ein. Andere EU-Staaten investierten im Vergleich zum Vorjahr ein Viertel mehr und zogen an Deutschland vorbei: So landeten Spanien im Jahr 2019 auf Platz 1 in Europa und die Niederlande auf Platz 2 in Europa). Großbritannien liege mit seiner Investition von 5,3 Milliarden US-Dollar im Jahr 2019 auf Platz 3 – allerdings seien dort die Investitionen um 40 Prozent gesunken.

Die Ausgaben Deutschlands (Platz 4) im Jahr 2019 gingen dem Trendbericht zufolge mit 3,4 Milliarden US-Dollar in die Installation von Photovoltaik-Anlagen (plus 500 Millionen US-Dollar im Vergleich zu 2018) und mit 1 Milliarde US-Dollar in die Windkraft.

10 Jahres-Trend und Ausblick bis 2030: Länder investieren zu wenig

Das Fokuskapitel des Berichts gebe zudem einen Ausblick auf das nächste Jahrzehnt: 87 Regierungen hätten sich demnach bis 2030 dazu verpflichtet, bei einem Investment von 1 Billion US-Dollar zusätzlich neue Kapazitäten für 826 Gigawatt an Erneuerbaren Energien zu schaffen. Im vergangenen Jahrzehnt wären es dagegen weltweit zusätzlich 1,213 Gigawatt an Kapazitäten mit einem Investment von 2,7 Billionen US-Dollar gewesen. Die Kapazitäten würden trotz sinkender Kosten also in deutlich geringerem Umfang ausgebaut als in den vergangenen zehn Jahren. “Das letzte Jahrzehnt brachte große Fortschritte für den Ausbau von Erneuerbaren Energien”, kommentiert Dr. Christine Grüning, Senior Project Manager an der Frankfurt School, die Entwicklung. Ihr zufolge lägen die Ziele und Investments von Regierungen bis 2030 aber weit hinter dem zurück, was zur Bekämpfung des Klimawandels erforderlich sei.

Die Analysen des Reports zeigen, dass beispielsweise die Kosten für Strom aus Erneuerbaren Energien in den letzten Jahren dank neuer Technologien und einem hohen Wettbewerb signifikant gesunken seien: In den letzten zehn Jahren seien die Kosten für Photovoltaik-Anlagen um 83 Prozent gefallen und bei Onshore- und Offshore-Windenergie um 49 beziehungsweise um 51 Prozent. Gleichzeitig habe die Corona-Krise die Entscheidungen für Investitionen in Erneuerbare Energien verlangsamt.

Wissenschaftler fordern: Jetzt Erneuerbare Ernergien fördern, Subventionen für Fossile einstellen

Die am Trendbericht beteiligten Wissenschaftler appellieren an die Regierungen, die ständig sinkenden Preise für den Ausbau von Erneuerbaren Energien zu nutzen und saubere Energien zu fördern, anstatt fossile Brennstoffe zu subventionieren: “Die Corona-Krise bietet jetzt die Chance, die Förderung von Erneuerbaren Energien bei zukunftsfähigen Konjunkturpaketen mit zu denken. Die richtigen Weichen müssen genau jetzt gestellt werden, um die Wirtschaft nachhaltig aufzustellen und gleichzeitig die Klimaziele zu fördern”, sagt Prof. Dr. Ulf Moslener.

Über den Trendbericht Erneuerbare Energien

Der Trendbericht Erneuerbare Energien “Global Trends in Renewable Energy Investment” erscheint seit dem Jahr 2007 und sei nach Aussage seiner Macher der maßgebende Jahresbericht für Investitionen in Erneuerbare Energien. Der Report werde vom Frankfurt School – UNEP Collaborating Centre gemeinsam mit UN-Environment und Bloomberg New Energy Finance herausgegeben und vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit mitfinanziert. Er richte sich an die Climate Finance Community, politische Entscheider, Investoren, NGOs und die angewandte Forschung. Die herausgebenden Wissenschaftler berieten darüber hinaus internationale Organisationen wie die International Renewable Energy Agency (IRENA) oder das Netzwerk für Erneuerbare Energien des 21. Jahrhunderts (REN21).

Fotos und Grafiken: Titelseite des Trendberichts Erneuerbare Energien 2019; Grafik aus dem Trendbericht; Kapitel 4, S. 55