Erneuerbare Energien Deutschland 2021 Bestandsaufnahme

Erneuerbare Energien in Deutschland 2021: eine Bestandsaufnahme

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Endlich. Das sogenannte Osterpaket, das der Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck Anfang April dem Bundeskabinett, also dem Bundeskanzler und den Bundesministern vorlegte, soll der Beschleunigung des Ausbaus der Erneuerbaren Energien (EE) in Deutschland dienen. Endlich. Das Osterpaket umfasst laut Habeck “600 Seiten, doppelt bedruckt” mit Gesetzesänderungen und Verordnungen. Und endlich bekommen die Erneuerbaren auch per Gesetzestext den Status zugeschrieben, der ihnen als Zukunftsenergie gebührt: Im Gesetz steht künftig, dass “die Nutzung erneuerbarer Energien im überragenden öffentlichen Interesse liegt und der öffentlichen Sicherheit dient”. Endlich. Endlich. Endlich. Ein Blick auf den aktuellen Status quo der Erneuerbaren macht deutlich, wo wir heute stehen. Die Zahlen und Fakten stellte die Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik (AGEE-Stat) in ihrer alljährlichen Bilanz “Erneuerbare Energien in Deutschland 2021” bereit, die sie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im März verfasste. 

Das Hintergrundpapier “Erneuerbare Energien in Deutschland. Daten zur Entwicklung im Jahr 2021” könnt ihr hier kostenlos aus dem Internet downloaden. Das 28-seitige PDF liefert euch Zahlen und Fakten, aufbereitet in Texten und zahlreichen anschaulichen Grafiken.

So entwickelten sich die erneuerbaren Energien in Deutschland 2021 

Auf einen Blick liest sich die Entwicklung der Erneuerbaren Energien im vergangenen Jahr in Deutschland so:

Anteil der Erneuerbaren am Bruttostromverbrauch sinkt von 45,2 auf 41,1 Prozent

Im Jahr 2021 sei der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch erstmals seit 1997 nicht weiter angewachsen, schreibt die AGEE-Stat. Ungünstige Witterung habe demnach für deutlich weniger Strom aus Windenergieanlagen (WEA) bei zugleich wieder anziehendem Strombedarf gesorgt. Im Ergebnis sei der Anteil
des erneuerbaren Stroms deutlich 2021 gesunken: von 45,2 Prozent im Vorjahr auf 41,1 Prozent.

Anteil der Erneuerbaren am Endenergieverbrauch Wärme steigt von 15,3 auf 16,5 Prozent

Eine deutlich kühlere Witterung habe vergangenes Jahr dafür gesorgt, dass verstärkt erneuerbare Energieträger zum Erzeugen von Wärme eingesetzt worden seien. Wozu angemerkt wird, dass das kalte Wetter auch dazu geführt habe, das mehr fossile Energieträger für Heizzwecke verbraucht worden seien. Die AGEE-Stat weist darauf hin, dass sich diese Entwicklung nur teilweise in der Energiestatistik widerspiegele, weil der Heizölabsatz wegen hoher Lagerbestände und anziehender Preise stark rückläufig gewesen wäre. Im Ergebnis sei der Anteil der erneuerbaren Energien überproportional gestiegen.

Anteil der Erneuerbaren am Endenergieverbrauch Verkehr sinkt von 7,6 auf 6,8 Prozent

Im Jahr 2020 sei der Absatz von Biokraftstoffen mit der Erhöhung der Treibhausgasminderungsquote stark angestiegen. 2021 hätten bei gleicher Quote in stärkerem Maße auch andere Erfüllungsoptionen zur Verfügung gestanden, so dass vor allem die Nutzung von Biodiesel gesunken sei. Insgesamt sei der Anteil der Erneuerbaren am Endenergieverbrauch Verkehr von 7,6 auf 6,8 Prozent gefallen.

Anteil der Erneuerbaren am gesamten Bruttoendenergieverbrauch steigt auf 19,7 Prozent

Nachdem Deutschland 2020 sein 18-Prozent-Ziel nach der Erneuerbaren-Energien-Richtlinie der EU mit 19,3 Prozent übererfüllt hätte, sei der erneuerbare Anteil am gesamten Bruttoendenergieverbrauch – also über alle Sektoren hinweg – in 2021 weiter leicht auf 19,7 Prozent angewachsen. Dies sei unter anderem auf eine für das Monitoring der europäischen Ausbauziele relevante Witterungsbereinigung der Stromerzeugung und den Anstieg der erneuerbaren Energien im Wärmesektor zurückzuführen.

Erneuerbare vermeiden 221 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen

Mit der Nutzung erneuerbarer Energien verringere sich der Einsatz fossiler Energieträger und damit der Ausstoß von Treibhausgasen und Luftschadstoffen. Der Beitrag der erneuerbaren Energien zum Klimaschutz habe im Jahr 2021 knapp 221 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente umfasst. Mit dem Rückgang der erneuerbaren Stromerzeugung seien dies knapp 11 Millionen Tonnen weniger als im Vorjahr gewesen.

Investitionen und wirtschaftliche Effekte

Insgesamt seien die Investitionen in Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien im zweiten Jahr in Folge angewachsen und hätten im Jahr 2021 bei etwa 13,4 Milliarden Euro gelegen. Die wirtschaftlichen Impulse aus dem Betrieb bestehender Anlagen seien ebenfalls gewachsen und hätten demnach 2021 bei 20,2 Milliarden Euro gelegen.

Mehr Wärme aus erneuerbaren Energien

Erneuerbare Energien Deutschland 2021 Anteil Wärme

Ein Blick auf das 2021er Kapitel zur Wärme aus erneuerbaren Energien zeigt die Entwicklung im Detail:

Der Endenergieverbrauch erneuerbarer Energien für Wärme und
Kälte habe im Jahr 2021 mit 199,4 Milliarden Kilowattstunden (kWh) deutlich über dem des Vorjahres (2020: 181,7 Milliarden kWh) gelegen. Hauptgrund für diesen Anstieg um zehn Prozent sei die im Vergleich zu den Vorjahren deutlich kältere Witterung gewesen. Der Anteil erneuerbarer Wärme am gesamten Wärmeverbrauch sei mit 1,2 Prozentpunkten auf 16,5 Prozent kräftig angewachsen, schreibt die AGEE-Stat.

Erneuerbare Energien Deutschland 2021 Anteil Wärme 1

Insgesamt hätten sich wegen des hohen Wärmebedarfs im Jahr 2021 die meisten erneuerbaren Wärmeerzeugungstechnologien positiv entwickelt.

So sei es bei Biomasse und biogenem Abfall zu einem Anstieg der Wärmeerzeugung um über zehn Prozent. Gleichzeitig hätten auch die Entwicklungen bei der Geothermie und Umweltwärmenutzung in eine positive Richtung (plus elf Prozent) gezeigt. Wegen der niedrigeren Sonneneinstrahlung sei die Wärmenutzung aus Solarthermie-Anlagen allerdings zurückgegangen (minus fünf Prozent).

Biomasse

  • Mit einem Anteil von 86 Prozent sei die Biomasse (inklusive des biogenen Abfalls) 2021 mit großem Abstand die wichtigste erneuerbare Wärmequelle Deutschlands gewesen.
  • Die gesamte aus Biomasse bereitgestellte Wärmemenge sei überwiegend temperaturbedingt deutlich gestiegen: von 155,3 Milliarden kWh im Jahr 2020 auf 171,5 Milliarden kWh im Jahr 2021.
  • Mit 77 Prozent habe die feste Biomasse – hauptsächlich Brennholz und andere energetisch  genutzte Holzprodukte – den größten Anteil an der Wärme aus Biomasse bereitgestellt (132,8 Milliarden kWh). Danach folgte die  Wärmebereitstellung aus Biogas und Biomethan (17,4 Milliarden kWh), biogenem Abfall (15,9 Milliarden kWh) und flüssiger Biomasse (2,9 Milliarden kWh).

Geothermie und Umweltwärme

  • Wie in den Vorjahren, so schreibt die AGEE-Stat, sei der Markt der Wärmepumpen laut dem Bundesverband Wärmepumpe (BWP) auch im Jahr 2021 kräftig gewachsen: Mit rund 154.000 verkauften Heizungswärmepumpen seien 28 Prozent mehr Anlagen zu Heizzwecken verkauft worden als im Vorjahr.
  • Auch der Absatz von Brauchwasserwärmepumpen habe demnach zugelegt: plus 15 Prozent.
  • Mit den weiterhin steigenden Anlagenabsätzen sei  der Gesamtbestand von Wärmepumpen im Vergleich zum Vorjahr
    um etwa 13 Prozent gewachsen.
  • Insgesamt hätten im Jahr 2021 rund 1,5 Millionen Wärmepumpen zur Erzeugung erneuerbarer Wärme beigetragen.
  • Die zunehmende Verbreitung spiegele sich auch in einem Anstieg der Wärmenutzung wider: Zusammen mit den tiefengeothermischen und balneologischen Anlagen (Bäderbetriebe) seien im Jahr 2021 insgesamt 19,4 Milliarden kWh Wärme aus Geothermie und Umweltwärme gewonnen worden. Das seien elf Prozent mehr als im Vorjahr (17,5 Milliarden kWh) und entspreche fast zehn Prozent der gesamten erneuerbaren Wärme.

Solarthermie

Die AGEE-Stat schreibt, dass der Zubau von Solarthermie-Kollektoren seit dem Jahr 2012 kontinuierlich gesunken sei und erst im Jahr 2020 eine Trendwende stattgefunden habe. Dann beruft sich die AGEE-Stat auf die Angaben des Bundesverbandes Solarwirtschaft e.V. (BSW). Denen zufolge habe die neu installierte Bruttokollektorfläche im Jahr 2021 mit insgesamt 640.000 Quadratmetern in etwa auf dem Niveau des Vorjahres gelegen. Unter Berücksichtigung des Rückbaus von Altanlagen wären hierzulande damit Ende des vergangenen Jahres etwas mehr als 21,8 Millionen Quadratmeter Kollektorfläche in Deutschland installiert  gewesen.

Die AGEE-Stat merkt in ihrem Hintergrundpapier Erneuerbare Energien in Deutschland 2021 hierzu an, dass der Zubau an neuen Solarthermie-Anlagen nicht gereicht habe, die schlechtere Witterung mit niedrigerer Sonneneinstrahlung zu kompensieren. Die Wärmeerzeugung aus Solarthermie habe im Jahr 2021 mit 8,4
Milliarden kWh etwa fünf Prozent unter dem Wert des
Jahres 2020 (8,9 Milliarden kWh) gelegen.

Grafiken (Screenshots): Hintergrundpapier “Erneuerbare Energien in Deutschland 2021