Heozkostenvergleich_Welche Heizung heizt am guenstigsten

Heizkostenvergleich: Welche Heizung heizt am günstigsten?

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Welche Heizung heizt am günstigsten? Diese Frage beantwortet der Verein Carmen e.V. mit einem aktuellen Heizkostenvergleich. Die wichtigsten Ergebnisse fassen wir hier für euch zusammen. In einem Folgeartikel stellen wir euch dann einen Vergleich der heute gängigen Heizungen mit ihren Vorteilen und Nachteilen vor.

Die Infoschrift “Entscheidungskriterien für ein neues Heizsystem – mehr als ein Heizkostenvergleich” des Vereins Carmen e.V., der nach eigenen Angaben Teil des Kompetenzzentrums für Nachwachsende Rohstoffe (KoNaRo) ist, könnt ihr euch von der zugehörigen Internetseite kostenlos herunterladen. Das 23-seitige PDF-Dokument beantwortet zwei wichtige Fragen:

  • Was kostet Wärme?
  • Welche Heizung heizt am günstigsten?

Welche Heizung

Eure Wahl: Wie wollt ihr künftig heizen?

Plant ihr einen Heizsystemwechsel? Dann habt ihr die Wahl zwischen verschiedenen Heizungstechnologien. Zu entscheiden, wie ihr künftig heizen wollt, ist nicht einfach. Schnell steht die Frage im Raum:

Welche Heizung ist die günstigste?

Carmen e.V. rät, zum Beantworten dieser Frage weder die Brennstoffkosten noch die  Anschaffungskosten für sich allein zu betrachten. Denn hohe Investitionen könnten sich zwar schnell amortisieren, wenn der künftige Energieträger günstig ist und für das Heizsystem niedrige Betriebs- und Wartungskosten typisch sind. Bedenken solltet ihr laut der Infoschrift dabei aber auch, dass laufende Kosten nur dann wie erwartet ausfallen würden, wenn die Heizung sowohl während der verschiedenen Jahreszeiten als auch während vieler Betriebsjahre effizient und störungsfrei heize. Damit das gelinge, müsse die Heizung entsprechend geplant und betrieben werden.

Laut Carmen e.V. solltet ihr dabei auf folgende Punkte achten:

  • Passende Heizleistung: Eure künftige  Heizung dürfe demnach weder zu groß noch zu klein ausgelegt (dimensioniert) sein. Um die Heizung passgenau zu dimensionieren, müsst ihr die maximale Heizlast des Gebäudes kennen. Damit sei die Heizleistung gemeint, die benötigt werde, um auch dann, wenn es draußen sehr kalt sei, auf angenehme Raumtemperaturen zu kommen. Die Heizlast lasse sich mit Hilfe von Normen ermitteln. Alternativ könne sie auch aus euren bisherigen Brennstoffverbräuchen abgeleitet werden. Der Verein rät euch davon ab, sich an der bisherigen Kesselleistung zu orientieren. Der Grund: Heizkessel seien in der Vergangenheit häufig überdimensioniert worden
  • Flexible Heizleistung: Zudem sollte sich eure künftige Heizung flexibel an den Wärmebedarf eures Gebäudes/Haushalts anpassen können. Sogenannte modulierende Heizungen würden demnach bedarfsgerecht Wärme bereitstellen. Passende Wärmespeicher könnten die Wärme zwischenspeichern (puffern) und somit helfen, Wärmeerzeugung und Wärmeverbrauch zeitlich zu entkoppeln, was helfe, Differenzen auszugleichen.
  • Aufeinander abgestimmte Komponenten: Die einzelnen Komponenten eurer künftigen Heizung sollten sinnvoll aufeinander abgestimmt werden. Ein weiteres Must-do sei, sie regelmäßig zu warten.
  • Brennstoffqualität: Ihr wollt künftig mit Holz heizen? Dann solltet ihr insbesondere auf die Qualität des Brennstoffs achten, rät Carmen e.V.
  • Wärmepumpen im Altbau: Soll eure Wärme künftig von einer Wärmepumpe erzeugt werden? Dann solltet ihr insbesondere im Altbau beachten, dass Wärmepumpen bei höheren Temperaturanforderungen an Effizienz verlieren würden.

Statt die Wahl eurer künftigen Heizung allein am Kaufpreis (Anschaffungskosten) oder allein an den Brennstoffkosten festzumachen, sei es ratsam, eine sogenannte Vollkostenrechnung aufzustellen.

Der Verein Carmen liefert euch mit seiner Infoschrift genau das: Der beispielhafte Heizkostenvergleich zeigt euch, welche Annahmen hinter den Berechnungen stehen. Ihr erfahrt zudem, von welchen weiteren Kriterien neben den Kosten ihr eure Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Heizung abhängig machen solltet, darunter gesetzliche Vorgaben, Autarkie, Versorgungssicherheit, Komfort, Klimawirkung.

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Der Heizkostenvergleich

Ein beispielhafter Heizkostenvergleich für ein typisches Einfamilienhaus aus den 1990er Jahren, das bislang mit Heizöl beheizt wurde, zeige laut Carmen e.V. Tendenzen und Einflussfaktoren bei alternativen Heizungen auf. Der alte Ölkessel werde demnach ersetzt. Die jährlichen Vollkosten ergäben sich dann aus diesen Einzelposten:

  • kapitalgebundene Kosten (Annuität)
  • bedarfsgebundene Kosten (Brennstoffkosten, Strom)
  • betriebsgebundene und sonstige Kosten (Schornsteinfeger, Instandhaltung, Gebühren)

Berücksichtigt würden zudem noch diese aktuellen kostenrelevanten Positionen:

Was ihr zum Beispielhaus im Heizkostenvergleich wissen müsst:

  • zu beheizende Wohnfläche: 150 m2
  • Wärmebedarf: 150 Kilowattstunden pro m2 (kWh/m2)
  • Verbrauchsprofil: 4 Personen
  • bisheriger Brennstoffbedarf: 3.000 Liter (l) Heizöl

CARMEN_Heizkostenvergleich

Die Auswertung vom Heizkostenvergleich

Im Folgenden lest ihr die Auswertung zu verschiedenen Aspekten des Heizkostenvergleichs:

Heizkosten: Was kostet Wärme?

Die jährlichen Heizkosten der betrachteten Heizungen würden laut dem Heizkostenvergleich aus aktuellen Energieträgerpreisen resultieren, die zwischen 4.100 und 5.000 Euro variierten. Daraus ergäben sich Wärmegestehungskosten zwischen 0,16 und 0,20 Euro pro kWh. Dazu merkt Carmen e.V. an, dass sich die Brennstoffmärkte weitgehend beruhigt hätten. Infolgedessen würden sich die Vollkosten bei statischer Betrachtung nicht mehr so stark streuen wie in den vergangenen zwei Jahren.

Und obwohl fossile Gasheizungen mit die höchsten Brennstoffkosten aufweisen würden, verursachten sie nach wie vor noch niedrige Investitionskosten. Unter den erneuerbaren Heizungen seien ein Anschluss an ein zentrales Wärmenetz sowie Umweltheizungen (Wärmepumpen) mit Solarstrom-Eigenversorgung (Photovoltaik) am günstigsten.

Energiekosten: Was kostet Energie?

Laut dem Heizkostenvergleich würden sich die Preise für fossile Energieträger, Strom und Holzbrennstoffe auf einem neuen Preisplateau einpendeln. Alle Energieträger seien demnach deutlich teurer als vor dem Krieg, den Russland gegen die Ukraine führt. Die größte Preiserhöhung sei bei den fossilen Brennstoffe zu verzeichnen. Auch Scheitholz sei wegen der gestiegenen Nachfrage sehr viel teurer geworden, wobei seine Preise regional stark schwanken würden, erklärt Carmen e.V.

Gesetz: Welche Vorgaben müssen erfüllt werden?

Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) verpflichtet Euch zum Einbau regenerativer Heizsysteme: Wer seit dem 1. Januar 2024 eine neue Heizung brauche, der dürfe nur noch vorübergehend im Rahmen der gesetzlichen Übergangsfristen des GEG fossile Energieträger als Hauptbrennstoff einsetzen.

Die ersten drei beispielhaften Heizlösungen im Heizkostenvergleich, die mit Heizöl oder Erdgas heizen, seien grundsätzlich über ihre Lebensdauer hinweg nicht GEG-konform, erklärt Carmen e.V. Anders ausgedrückt: Diese Heizungen sind nicht zukunftsfähig.

Ein steigender Anteil an erneuerbarer Wärme ist Pflicht. Ab dem Jahr 2045 schreibt das Gesetz einen Anteil von 100 Prozent vor. Gut zu wissen: Nachwachsende Holzbrennstoffe gelten ohne Einschränkungen als erneuerbarer Energieträger im Sinne des GEG. Das heißt: Holzwärme ist fit4future. Eine Kaufberatung zu Pelletkesseln bieten wir euch hier auf dem Solarthermie-Blog.

Förderung: Was bringt die BEG?

Alle erneuerbaren Heizungen würden von Deutschlands aktueller Förderpolitik profitieren. Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) sei laut Carmen e.V. seit 2024 wieder technologieoffen ausgestaltet und setze sowohl bei Wärmepumpen als auch bei Holzfeuerungen hohe Förderanreize von bis zu 70 Prozent. Mehr zur Förderung von Wärmepumpen 2024 und zur Förderung von Pelletheizungen 2024 lest ihr hier.

Aber: Die Förderhöchstgrenze je Wohneinheit sei so stark abgesenkt worden, dass in der Anschaffung teure Heizungen gegenüber günstigeren an Attraktivität verloren hätten. Dies zeige der Vergleich von Wärmepumpen mit den Energiequellen Luft und Sole, also sogenannten Luftwärmepumpen und Erdwärmepumpen, ganz klar.

AquaPlasma_Solarthermie-Kollektor von Paradigma gelbe Kappe
Unsere Paradigma Solarthermie-Anlagen erkennt ihr schon von Weitem an der gelben Kappe. Foto: Paradigma

Darüber hinaus würden wegen der deutschen  Förderpolitik auch sogenannte Hybridheizungen mit Solarthermie aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht nicht mehr so gut abschneiden. Lest hier 25 gute Gründe, warum Solarthermie-Heizungen eine sichere Investition in die Zukunft sind. Und in unserem Experten-Interview erfahrt ihr, was Solarthermie als Technologie zur Wärmeerzeugung zukunftsfähig macht.

Treibhausgase: Wie wirkt sich der CO2-Preis auf die Heizkosten aus?

Der CO2-Preis auf Brennstoffe wie Heizöl und Erdgas verteuere fossile Heizsysteme auf lange Sicht. Im Betrachtungsjahr 2024 liege er bei 45 Euro pro Tonne (t) CO2. Damit habe er den Brutto-Marktpreis von Heizöl bereits um 14,33 Cent pro Liter erhöht und Erdgas um 0,97 Cent/kWh verteuert. Im Berechnungsbeispiel führe allein die CO2-Steuer bei fossil befeuerten Heizungen im Jahr 2024 zu jährlichen Mehrkosten zwischen 270 und 420 Euro. Laut Prognosen steige der CO2-Preis bis zum Jahr 2030 noch um das 2- bis 3-fache.

Alternativen: Wärmepumpe oder Pelletheizung statt Ölheizung

Wer langfristig investiere und auf eine Wärmepumpe setze, der könne bei den aktuellen Marktverhältnissen vergleichsweise niedrige Heizkosten erzielen, erklärt Carmen e.V.

Aber: Eine Wärmepumpe könne ihre Vorteile im Gebäudebestand nur dann ausspielen, wenn Heizkörper und Warmwasserbereitung auf Niedertemperatur-Betrieb hin optimiert würden. Bestenfalls würde das Gebäude energetisch saniert und Flächenheizungen eingebaut.

Eine Pelletheizung verursache bei den aktuellen Marktverhältnissen zwar höhere Kosten als eine Wärmepumpe, stelle dem Heizkostenvergleich zufolge aber keine Ansprüche an die Gebäudesubstanz und an das Temperaturniveau des Heizverteilsystems. Sie sei daher im unsanierten Altbau eine bewährte Alternative ohne Effizienzrisiken.

Sektorenkopplung: Wie wirkt sie sich auf die Heizkosten aus?

Eine Kombi aus Solarstromstromanlage (Photovoltaik-Anlage) auf dem Dach und passendem Stromspeicher (Batterie) im Keller – passend zum Eigenverbrauch ausgelegt – könne laut Carmen e.V. angesichts steigender Preise für Netzstrom und niedriger Stromgestehungskosten der PV-Dachanlage dabei helfen, die Energiekosten im Schach zu halten.

Speist ihr überschüssigen PV-Strom nicht nur ins Netz ein, sondern nutzt ihn auch, um eure Wärmepumpe anzutreiben, würden die jährlichen Heizkosten spürbar sinken, ergab der Heizkostenvergleich. Photovoltaik und Wärmepumpe seien demnach ein starkes Team!

Absatz von Solarthermie-Kollektoren steigt

Nahwärme: Nutzt die Chance!

Ein Anschluss an ein mit erneuerbarer Wärme gespeistes Nahwärmenetz sei laut dem Heizkostenvergleich eine preisstabile und klimafreundliche Möglichkeit, zu heizen, ohne hohe Anfangsinvestitionen tätigen zu müssen. Vorausgesetzt, der Nahwärmeanschluss vor Ort ist bereits vorhanden oder geplant.

Von den Energiepreisschwankungen und Energiepreiserhöhungen der vergangenen Jahre wären die meisten Nahwärmekunden relativ wenig betroffen gewesen, schreibt Carmen e.V. Der Ausbau von Wärmenetzen sei ein politisches Ziel und werde auch gefördert.

Die seit dem Jahr 2024 verpflichtende Wärmeplanung auf kommunaler Ebene gebe euch spätestens ab dem Jahr 2028 Planungssicherheit, ob in eurem Wohngebiet zukünftig eine zentrale Wärmeversorgung vorgesehen ist oder nicht. Eine Verpflichtung zum Anschluss an ein Wärmenetz soll es allerdings nicht geben.

Damit habt ihr einen guten Überblick über die Heizkosten verschiedener Heizungen – und könnt euch gut informiert für eure künftige Heizung entscheiden. In einem Folgebeitrag erfahrt ihr, welche Vor- und Nachteile die einzelnen Heizungen haben.

Fotos: Alejandro D – Adobe.Stock.com (Titelbild), vegefox.com – Adobe.Stock.com (Heizung mit Sparschwein in Weiß), Paradigma (Solarthermie-Kollektor, Wärmepumpe, Nahwärmenetz), Carmen e.V. (Grafik: Heizkostenvergleich)