Das österreichische Bundesministerium Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT), auch kurz Technologieministerium genannt, hat dieser Tage eine aktuelle Marktübersicht zu Erneuerbaren Energietechnologien für 2017 in Österreich veröffentlicht, die wir euch heute vorstellen wollen.
Demnach zeige sich die österreichische Marktentwicklung von Technologien zur Nutzung Erneuerbarer Energien in den Bereichen
- Biomasse,
- Photovoltaik,
- Solarthermie,
- Wärmepumpen
- und Wind
gemischt.
Marktzahlen Zubau neuer Anlagen für Erneuerbare Energien in 2017
In 2017 hätte es im Vergleich zu 2016 laut Technologieministerium sowohl Steigerungen, darunter bei
- den Biomasse-Brennstoffen (plus 7,7 Prozent),
- den Biomasse-Kesseln (plus 7,0 Prozent),
- der Photovoltaik (plus 11,0 Prozent)
- und bei den Wärmepumpen (plus 9,1 Prozent),
als auch Rückgänge bei den neu installierten Anlagen gegeben, zum Beispiel bei:
- den Biomasse-Öfen (minus 1,9 Prozent),
- der Solarthermie (minus 9,1 Prozent)
- und bei der Windkraft (minus 13,9 Prozent)
Energie aus Erneuerbaren – Österreich 2017
Mit dem Betrieb der vorgenannten Erneuerbaren Energietechnologien seien in Österreich im Jahr 2017
- netto 66,6 Terrawattstunden (TWh) erneuerbare Energie bereitgestellt,
- 13,5 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxydäquivalente eingespart,
- 4,9 Milliarden Umsatz erwirtschaftet
- und 32.600 Arbeitsplätze gesichert werden.
BMVIT steckt 100 Milllionen Euro pro Jahr in Energieforschung
Erneuerbare Energietechnologien seien eine verlässliche Säule für eine nachhaltige Energieversorgung und trügen wesentlich zum Erreichen der Energie- und Klimaziele in Österreich bei. Das BMVIT spiele eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung und Erprobung neuer Technologien und Lösungen in diesem Bereich. Erfreulich sei, wenn diese Bemühungen zu konkreten, auch internationalen Markterfolgen umgesetzt werden könnten, sagte Mag. Andreas Reichhardt, Generalsekretär im BMVIT in der zugehörigen Pressemeldung des österreichischen Bundesministeriums.
Um die Marktentwicklung zu beschleunigen seien Forschung, Technologie-Entwicklung und Innovation demnach essentiell. Das BMVIT investiere jährlich rund 100 Millionen Euro in die Energieforschung, rund ein Drittel davon in den Bereich Erneuerbare Energien. Der Fokus liege dabei nicht nur in der Weiterentwicklung von Einzeltechnologien, sondern auch auf Systemintegration und Sektorenkopplung sowie dem Erproben von Innovationen im Realmaßstab.
Österreichischer Photovoltaik-Markt wächst 2017 um 11 Prozent
Nach Jahren des konstanten Wachstums zähle die Photovoltaik (Technologie zur Erzeugung von erneuerbarem Solarstrom) 2017 zu den Gewinnern.
Trotz schwieriger Umstände, noch unter dem alten Ökostromgesetz, sei es gelungen, den jährlichen Zubau um 11 Prozent zu steigern. Im vergangenen Jahr seien Photovoltaik Anlagen mit einer Leistung von 172,9 Megawatt zugebaut worden, womit in Österreich 1,269 Gigawatt Photovoltaik-Leistung installiert sei”, sagt Diplomingenieurin (DI) Vera Immitzer, die Generalsekretärin des Österreichischen Bundesverbandes Photovoltaic Austria gegenüber der Presse. Mittlerweile würden Photovoltaik-Anlagen mehr als 2 Prozent des österreichischen Stromverbrauchs decken.
Österreichischer Wärmepumpen-Markt wächst 2017 um 9,1 Prozent
2017 seien in Österreich
- 19.000 Heizungs-Wärmepumpen
- und knapp 6.000 Brauchwasser-Wärmepumpen
abgesetzt worden. Damit sei jedes vierte in Österreich verkaufte Heizungssystem bereits eine Wärmepumpe.
Zur Erreichung der österreichischen Klima- und Energieziele sei es jedoch noch ein langer Weg. Die Entwicklung und der Marktausbau mit Wärmepumpen müsse drastisch beschleunigt werden, denn über 2.000.000 Haushalte in Österreich heizten derzeit noch mit Öl oder Gas, sagt Richard Freimüller der Presse. Er ist der Verbandspräsident Wärmepumpe Austria. Positiv sei Freimüller zufolge der Ausbau von Ökostrom durch Photovoltaik und Windkraft, denn Wärmepumpen, die mit Ökostrom betrieben würden, seien zu 100 Prozent emissionsfrei.
2017: 1.260 Windräder in Österreich decken 11 Prozent des Strombedarfs
Derzeit seien 1.260 Windräder in Österreich installiert, die zusammen auf eine Leistung von 2.844 Megawatt (MW) kämen und sieben Milliarden Kilowattstunden (kWh) Windstrom produzierten, was laut Technologieministerium 11 Prozent des österreichischen Stromverbrauches entspräche.
Schwierige gesetzliche Rahmenbedingungen hätten den Windkraftausbau in den vergangenen Jahren seit 2014 kontinuierlich um 48 Prozent einbrechen lassen.
Mit der Klima- und Energiestrategie und dem Regierungsziel bis 2030 eine 100-prozentige erneuerbare Stromversorgung zu erreichen, hoffe die Branche nun auf eine Trendumkehr. Bis 2030 könne die Windbranche ihre Stromerzeugung auf 22,5 Milliarden Kilowattstunden verdreifachen, erklärte Mag. Stefan Moidl, der Geschäftsführer der IG Windkraft der Presse. Er ergänzt dazu: “Die Windenergie sorgt nicht nur für sauberen Strom, sondern schafft hochqualifizierte Arbeitsplätze. Diese Zukunftschance gilt es zu nutzen.”
Erneuerbare Energietechnologien brauchen neue Dynamik
DI Dr. Peter Biermayr von der TU Wien ist der Autor und Projektleiter der Marktstudie. Er sagt, dass das Marktgeschehen für Erneuerbare Energietechnologien wesentlich vom Ölpreis, der Witterung und der allgemeinen Wirtschaftslage beeinflusst werde. Wettbewerbe zwischen Photovoltaik und Solarthermie und auch seit kürzerem zwischen Biomasse-Heizsystemen und Wärmepumpen seien zu beobachten. Dies liege an
- unterschiedlichen ökonomischen Lernkurven der Technologien,
- unterschiedlichen Förderungen
- und an äußeren Faktoren wie der Ölpreis-Entwicklung.
Biermayr fordert zum Erreichen der nationalen Energie- und Klimaziele 2030 und 2050 eine neue Dynamik der Entwicklungen: “Alle erneuerbaren Energietechnologien werden einen markanten Beitrag dazu leisten müssen.”
Foto: b-fruchten/photocase