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Solarthermie-Anlage: Regelmäßige Wartung ist ein Muss! (Teil 2)

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Im ersten Teil dieser kleinen Reihe haben wir euch eine aktuelle Untersuchung des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (VZBV) zu 1.849 Solarthermie-Anlagen und ihre Ergebnisse vorgestellt. Heute zeigen wir euch, wie verschiedene Seiten, zum Beispiel die Stiftung Warentest, der Zentralverband Sanitär Heizung Klima sowie Energieberater, diese Untersuchungsergebnisse, darunter das häufige Fehlen vom Wartungsvertrag, bewerten.

Die Untersuchung der

  • 764 Solarthermie-Anlagen zur Warmwasserbereitung
  • und 1.085 Anlagen zur Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung,

wurde von verschiedenen Seiten bewertet. Diese Bewertungen wollen wir euch im Folgenden vorstellen:

Die VZBV-Untersuchung von Solarthermie-Anlagen in der Diskussion

Unter der Überschrift „1.800 Solaranlagen geprüft: Anlagen arbeiten oft ineffizient oder gar nicht“ macht die Stiftung Warentest die Leser ihrer Internetseite in einem recht alarmierenden Ton auf die Untersuchungsergebnisse des VZBV aufmerksam. Nur zum Vergleich: Die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein vermeldete dazu eher sachlich „Die meisten Solarthermie-Anlagen könnten mehr Leistung bringen“.

Untersuchungsergebnis: 7 Prozent der untersuchten Anlagen hätten nicht funktioniert

Laut Stiftung Warentest hätten 7 Prozent der von den Energieberatern der VZ untersuchten Solarthermie-Anlagen „keinen oder fast keinen Ertrag“ erbracht. Bei diesen Anlagen würden demnach im Solarkreislauf nicht einmal 40 Grad Celsius erreicht. Das sei laut Stiftung Warentest viel zu wenig. Eine mögliche Ursache dafür seien große Luftblasen im Solarkreislauf. Die Bewohner würden in diesen Fällen den Ausfall der Solartechnik oft gar nicht bemerken, weil die Nachheizer (Pellets,  Gas oder Öl) automatisch einspringen, schreibt Stiftung Warentest.

Stiftung Warentest gibt daher folgenden Tipp: Man solle seine Solaranlage einfach selbst kontrollieren, indem man zum Beispiel im Sommer vorübergehend den nachheizenden Heizkessel außer Betrieb setze. Bliebe es unter der Dusche trotzdem angenehm warm, sei alles in Ordnung. Andernfalls solle man den Installateur rufen.

Auf dem Portal Solarthemen sagt Dirk Hufnagel, der demnach selbst viele Anlagen auch für die Verbraucherzentrale untersucht habe, dass 7 Prozent nicht funktionierende Anlagen auch heiße, „dass 93 Prozent funktionieren“. Die Aussage, dass 7 Prozent nicht funktionieren würden, beziehe der VZBV Hufnagel zufolge auf die Temperaturkurven, „die wir als Solarwärme-Checker aufzeichnen: Wenn eine Solarthermie-Anlage auch an sonnigen Tagen keine Temperaturen von 40 Grad erreicht, muss der Kessel nachheizen. Das ist natürlich schlecht. Aber vielleicht könnte eine solche Anlage schon mit gedämmten Rohren mehr leisten.“

Hufnagel führt weiter aus, dass es vollkommen richtig sei, zu sagen, wenn eine Solarwärmeanlage bei Sonneneinstrahlung nicht mal 40 Grad im Vorlauf schaffe, so dass der Speicher vielleicht nur auf 35 Grad erwärmt werde, dann sei das kein Komfort- und kein Energiesparmerkmal. Allerdings gebe es viele Anlagen, die Temperaturen von 70 bis 90 Grad schaffen würden. „Dann fände ich es gut, wenn der VZBV das auch sagen würde und er nicht nur sagt, 7 Prozent schaffen es nicht.“

Untersuchungsergebnis: Nicht vorschriftgemäße Dämmung von Leitungen und Armaturen bei 41 Prozent der Anlagen

Stiftung Warentest schreibt, dass die fehlende Dämmung bei den Armaturen, Rohrleitungen oder gar am Wärmespeicher oft zu erheblichen Wärmeverlusten führe. Demnach hätten die Energieberater der Verbraucherzentralen bei ihren Kontrollen in den Privathaushalten festgestellt, dass 41 Prozent der Anlagen lückenhaft gedämmt gewesen seien. Manchmal hätte der Wärmeschutz an einzelnen Rohren sogar komplett gefehlt.

Stiftung Warentest gibt dazu den Tipp, dass man einfach überprüfen könne, ob die Dämmung bei der eigenen  Anlage vollständig sei, indem man möglichst an sonnigen Tagen, wenn die Rohre richtig heiß würden, mit der bloßen Hand vorsichtig Leitungen oder Verschraubungen abtaste. Seien diese schlecht gedämmt, würde man das schmerzhaft spüren. Für den Fall, dass die Gewährleistungsfrist bereits abgelaufen sei, könnten handwerklich geschickte Laien die Rohre im Heizungskeller auch selbst gegen Wärmeverluste schützen. Das Zubehör dafür sei in Baumärkten für wenig Geld erhältlich, schreibt Stiftung Warentest weiter.

Untersuchungsergebnis: 64,7 Prozent der Anlagenbesitzer ohne Wartungsvertrag

Ein Grund für die Zahl der nicht oder schlecht funktionierenden Solarthermie-Anlagen sei der VZBV-Untersuchung zufolge die geringe Zahl abgeschlossener Wartungsverträge. Lediglich 32,8 Prozent der Betreiber hätten einen Wartungsvertrag abgeschlossen.

Stefan Materne sagt gegenüber der Deutschen Handwerkszeitung, dass der Wartungsvertrag aber Standard sein sollte und es meist günstiger wäre, wenn ihn der Handwerksbetrieb übernähme, der auch die Anlage installiert hätte. Zugleich wirft Materne hier dem Handwerk vor, dass Handwerksbetriebe einen Wartungsvertrag nicht immer von sich aus anbieten würden, weil sie „mit der Installation von Neuanlagen mehr als mit Wartungen verdienen würden. Frank Ebisch, Sprecher des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) sieht das laut der Zeitung anders: Wartungsverträge seien Kundenbindungsinstrumente, die deshalb „natürlich von unseren Betrieben angeboten“ würden“. Er beziffert die Zahl aller Heizungsanlagen, bei denen Wartungsverträge bestünden, auf 60 Prozent. Der Vorwurf der Verbraucherzentralen sei daher Unsinn, schreibt die DHZ.

Untersuchungsergebnis: Mangelnde Aufklärung der Anlagenbetreiber über Funktionsweise der Technik

Der VZBV-Untersuchung zufolge würden sich die Anlagenbetreiber zu wenig mit der installierten Technik auskennen. Aus Sicht der Verbraucherzentrale rät Stefan Materne in der DHZ deshalb dazu, dass bei jedem technischen Gerät eine Einweisung durch den Fachhandwerker stattfinden sollte – was in der Praxis aber keiner überprüfe. „Im besten Fall hat man nach der Installation der Solarthermie-Anlage einen dicken Ordner in der Hand mit allen Unterlagen: der Bedienungsanleitung, allen technischen Beschreibungen und einem Übergabeprotokoll des Handwerkers mit den technischen Einstellungen bei der Inbetriebnahme“, sagt Materne.

Untersuchungsergebnis: Fehlende Anlagendokumentation bei 58,3 Prozent der Anlagenbetreiber

Die VZB-Untersuchung ergab, dass nur 38 Prozent der Anlagenbesitzer Dokumentationsunterlagen vorliegen hatten, wobei anzumerken sei, dass Herstellerinformationen in jüngster Zeit auch in digitaler Form weitergegeben würden. Materne rät angesichts dessen dazu, dass die Anlagenbesitzer darüber aufgeklärt werden sollten, wie ihre Anlage prinzipiell funktionieren würde und welche Fehler auftreten könnten. Gegenüber der DHZ begründet Materne das so: Nur wer seine Anlage kenne, dem falle auch auf, wenn sie nicht richtig funktioniere. Damit könne man auch vermeiden, dass es Probleme gebe,

  • wenn der Servicehandwerker wechsle
  • oder wenn man bei einem Problem der Anlage einen anderen Handwerker beauftrage als den, der sie installiert habe. Man reiche in diesem Fall einfach den Ordner mit allen Unterlagen weiter.

Stiftung Warentest hat dazu den Tipp, dass man den Installateur der Anlage kontaktieren solle, falls wichtige Unterlagen fehlten.

Untersuchungsergebnis: 65,4 Prozent der Anlagen ohne eingebauten Wärmemengenzähler

Laut der VZBV-Untersuchung seien mehr als 65 Prozent der geprüften Anlagen ohne eingebauten Wärmemengenzähler gewesen. Die Energieberater empfehlen deren Einbau, um den Solarertrag in gemessenen Kilowattstunden einfach kontrollieren zu können. Außerdem würde das Anlagenbauteil auch der Funktionskontrolle dienen. Ein regelmäßiger Blick auf den Wärmemengenzähler würde eventuelle Störungen frühzeitig erkennen lassen. Bei den untersuchten Anlagen wären in 48 Prozent der Fälle dringend Reparaturen nötig gewesen, doch sie seien bis zu den Solarwärme-Checks unentdeckt geblieben.

Stiftung Warentest gibt dazu den Tipp, dass man beim Kauf von Neuanlagen möglichst auf Wärmemengenzähler achten solle. Bei Bestandsanlagen käme demnach die Nachrüstung eines solchen vor allem dann in Frage, wenn an der Anlage ohnehin irgendwelche Arbeiten durchgeführt werden müssten, beispielsweise der Einbau einer stromsparende(re)n effiziente(re)n Pumpe. Stefan Materne weist darauf hin, dass das Nachrüsten eines solchen Zählers auf jeden Fall teurer sei, als wenn man ihn direkt bei der Erstinstallation der Anlage mit einbauen lasse.

Auch Dirk Hufnagel meint, dass jede Anlage unbedingt obligatorisch Wärmemengen erfassen sollte. Er sagt in dem bereits erwähnten Interview, dass es auch bei jedem Auto selbstverständlich sei, dass es einen Kilometerzähler habe. „Ich finde es wichtig, dass ein Wärmemengenzähler Bestandteil aller Energieerzeugungsanlagen – auch Solaranlagen – ist. Und er muss ganz einfach sein, so dass auch Lieschen Müller mit einem Blick erkennen kann, ob die Anlage sehr gut oder nicht so gut funktioniert.“

Foto: as_seen/photocase