Fakten Check zu Solarthermie-Anlagen Brandgefahr

Fakten-Check: Solarthermie-Anlagen – Brandgefahr, wir klären auf!

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In diesem Sommer brannte ein Haus in der Gemeinde Senden im Münsterland in Nordrhein-Westfalen. Laut diesem Bericht hatte eine Solarthermie-Anlage auf dem Dach des Hauses das Feuer im Dachstuhl verursacht. Diese war “fehlerhaft installiert” worden. Die Aussage der Kriminalpolizei (Kripo) Neu-Ulm, dass es sich bei eben dieser fehlerhaft installierten Solarthermie-Anlage um eine “tickende Zeitbombe” gehandelt habe, wurde zu der Überschrift “Solarthermie-Anlagen als ‘tickende Zeitbomben’: Bei Indach-Solarthermie besteht ‘latente [Brand]Gefahr'”. Stimmt diese Verallgemeinerung? Wir machen den Fakten-Check zur Solarthermie-Anlagen Brandgefahr. 

Fakten-Check zu Solarthermie-Anlagen: Brandgefahr – das müsst ihr zum Einzelfall in Senden wissen

Fakten, die wir zu dem Brand in Senden aus den Medien wissen:

  • Der Dachstuhl brannte, ein Großeinsatz der Feuerwehr war nötig.
  • Die Brandursache war eine fehlerhaft installierte Indach-Solarthermie-Anlage, die zur Erwärmung des Trinkwassers (Warmwasserbereitstellung zum Spülen, Waschen, Duschen und Baden in Küche und Bad) im Einsatz war.
  • Ein Defekt verursachte zunächst einen Schwelbrand, der dann den Dachstuhl entzündete.
  • Der Schaden: ein unterer bis mittlerer sechsstelliger Betrag.

Verbreitet wurde in den Medien auch die Aussage von Kriminalhauptkommissar Roland Maier, Leiter des zuständigen Neu-Ulmer Fachkommissariats. Er hatte demnach der Online-Ausgabe der Augsburger Allgemeinen gesagt, dass bei Indach-Solarthermie-Anlagen eine „latente Gefahr” besteht. Wegen eines Defekts könne demnach die Dämmung durchglühen und das darunterliegende Holz des Dachstuhls in Brand setzen. Dieses Phänomen werde Pyrophor-Effekt genannt.

Das sagen Solarthermie-Experten zur Solarthermie-Anlagen-Brandgefahr

Die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) reagierte direkt auf die Verallgemeinerung der Medien zur Solarthermie-Anlagen Brandgefahr. Spoiler:

Es geht keine erhöhte Brandgefahr von Indach-Solarthermie-Anlagen aus.

In ihrer Pressemitteilung schreibt die DGS:

“Rund 2,6 Millionen Solarthermie-Anlagen erzeugen in Deutschland

  • CO2-frei,
  • geräuschlos
  • und unauffällig

Wärme für die Warmwasserbereitung und Raumheizung in Gebäuden.

Im Juli dieses Jahres wurde aus dieser sanften Form der Wärmeerzeugung in einigen Medienberichten schlagartig eine ‘tickende Zeitbombe’ auf dem Dach.

Grund hierfür war der Brand eines Dachstuhls in Senden, einer Stadt im schwäbischen Landkreis Neu-Ulm, der durch einen Schwelbrand im Holzrahmen der indachmontierten Solarthermie-Anlage ausgelöst worden war.”

Die DGS weist ausdrücklich darauf hin, dass dies ein äußerst seltener Ausnahmefall war.

Der DGS-Präsident Torsten Lütten erklärt, dass hierzulande über zwei Millionen Solarwärme-Anlagen einwandfrei laufen und einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und zur Wärmewende leisten.

Die folgende Information der DGS ist aufschlussreich:

“Der Löwenanteil der in Deutschland installierten Solarthermie-Anlagen ist auf dem Dach montiert, das heißt, sie befinden sich über der Dachhaut. Bei den selteneren sogenannten Indach-Anlagen sind die Solarthermie-Kollektoren in die Dachhaut integriert, die Anlage bildet einen festen Teil der Gebäudehülle. Vor etlichen Jahren gab es einige wenige Brandfälle bei Indach-Anlagen eines bestimmten Herstellers, der nicht mehr im Markt ist. Ein möglicher Grund für einen Schwelbrand könnte die Überhitzung ungenügend isolierter Kupferrohre sein, was dazu führte, dass sich Hitze auf eine spezielle Holzrahmenkonstruktion der Anlage übertrug.

Auch in Senden handelte es sich um eine solare Warmwasseranlage eben dieses Anbieters.”

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Die DGS widerspricht der oben zitierten Aussage von Kriminalhauptkommissar Roland Maier entschieden:

“Ein Defekt habe den Schwelbrand ausgelöst. Laut Medienberichten habe ein Mitarbeiter der Kriminalpolizei Solarthermie-Indach-Anlagen daraufhin als ‘latente Gefahr’ bezeichnet. Weiterhin hieß es, der Fall in Senden zeige, dass von Solarthermieanlagen ‘eine oft unterschätzte Brandgefahr’ ausgehe.

Die DGS warnt zudem davor, ohne statistische und fachkundige Einordnung unbegründete Ängste zu schüren. Stattdessen solle im Blick behalten werden, wie Hunderttausende von Solarthermie-Anlagen einwandfrei laufen. Die DGS plädiert ausdrücklich dafür,

“sich bei der Energiewende im eigenen Gebäude auch mit Solarthermie auf dem Dach oder an der Fassade zu beschäftigen“.

DGS-Präsident Lütten betont, dass die Solarwärme-Technik

Solarthermie ist demnach “die wohl am meisten unterschätzte Lösung für das Heizen mit erneuerbaren Energien.“

Besteht bei Solarthermie-Anlagen Brandgefahr?

Diese allgemeine Frage beantwortet das Internetportal brand-feuer.de mit Fokus auf Indach-Solarthermie-Anlagen:

Ein technischer Defekt ist demnach wie bei jeder technischen Anlage möglich. Eine Indach-Anlage in einer Holzrahmenkonstruktion kann extrem heiß werden. Trockenheit und Hitze senken die sogenannte Zündtemperatur des Holzes. brand-feuer.de erklärt darüber hinaus, dass die Anlage besonders heiß ist, wenn der Brand an einem Sonnentag spätnachmittags ausbricht. Weitere Gründe können demnach sein: Es wurde kaum oder kein Wasser abgenommen (wegen Leerstand oder Urlaub beispielsweise) oder der Pufferspeicher war bereits komplett beladen.

Fakten-Liste zu Brandschutz und Brandgefahr bei Solarthermie-Anlagen

1. Allgemeines Brandrisiko?

Solarthermie-Anlagen gelten als sicher und haben ein sehr geringes Brandrisiko. Anders als Photovoltaik-Anlagen, die Elektrizität (Strom) erzeugen, arbeiten Solarthermie-Anlagen mit Flüssigkeiten, um die Wärme von den Kollektoren zum Pufferspeicher zu transportieren (Wärmeträger), was das Risiko eines elektrisch verursachten Feuers minimiert. Die elektrischen Komponenten wie Pumpen und Steuerungen sind typischerweise gut geschützt und unterliegen den üblichen Sicherheitsstandards.

Das Planen und Installieren einer Solarthermie-Anlage sollte qualifizierten Fachkräfte übernehmen, die die baurechtlichen Brandschutzanforderungen kennen.

Bei der Installation von Solarthermie-Anlagen müssen Brandschutzvorschriften und baurechtliche Anforderungen eingehalten werden, insbesondere in Bezug auf Dachabdichtungen, Durchführungen und den Abstand zu brennbaren Materialien.

2. Brandgefahr wegen Materialien?

Die meisten Bauteile einer Solarthermie-Anlage bestehen aus nicht brennbaren Materialien wie Glas, Metall und speziellen Kunststoffen, die kaum brennbar sind.

3. Brandgefahr wegen Überhitzung (Stichwort: thermische Stagnation)?

Bei fehlerhafter Auslegung oder bei defekten Komponenten der Solarthermie-Anlage kann es zu einer Überhitzung des Wärmeträgers kommen. Dabei kann die Flüssigkeit verdampfen, was zu einem Druckanstieg und in seltenen Fällen zu einer Leckage führen könnte. Mehr zur Überhitzung lest ihr in unserem Blogbeitrag “Solarthermie-Anlage: Was ist thermische Stagnation?

Moderne Solarthermie-Anlagen sind mit Entlüftungsventilen, Druckreglern und Überhitzungsschutz ausgerüstet, um Druckaufbau und Überhitzung zu verhindern, was das Brandrisiko erheblich senkt.

4. Brandgefahr wegen Frostschutzmittel bei Solarthermie-Anlagen?

Anders als wir für unsere Solarthermie-Anlagen, die mit reinem Wasser arbeiten, verwenden andere Hersteller von Solarthermie-Anlagen Frostschutzmittel wie Glykol im Wärmekreislauf. Glykole gelten als leicht entzündlich. Bei einem Leck könnte austretendes Glykol, falls es mit einer heißen Oberfläche in Kontakt kommt, in Brand geraten.

Eine regelmäßige Wartung der Solarthermie-Anlage, insbesondere der Sicherheitsventile und der Solarflüssigkeit, reduziert das Risiko von Überhitzung und damit auch die Brandgefahr.

5. Brandgefahr wegen minderwertiger oder fehlerhaft installierter Wärmedämmung?

Die Wärmedämmung der Solarrohre, insbesondere bei unsachgemäßer Installation oder Verwendung minderwertiger Materialien, kann im Falle einer Überhitzung brennen.

Es ist außerdem ratsam, feuerhemmende Baustoffe für die Dachkonstruktion und Dachdämmung zu verwenden, wenn Indach-Solarthermie-Anlagen installiert werden. Dies kann das Risiko deutlich reduzieren, sollte es zu einer Überhitzung oder einem Zwischenfall (Funkenflug) kommen.

Brandgefahr bei Solarthermie-Anlagen: Indach- vs. Aufdachanlagen – ein Vergleich

Indach-Solarthermie-Kollektoren werden in die Dachfläche eingelassen. Verglichen mit Aufdach-Anlagen ist die Luftzirkulation bei Indach-Anlagen geringer. Das kann zu einem größeren Wärmestau führen, insbesondere bei starkem Sonnenschein und unzureichender Kühlung.

Ein Brandrisiko sind die Dämmmaterialien unter den Solarthermie-Kollektoren, die sich bei großer Hitze entzünden können. Hier ist es wichtig, feuerbeständige oder schwer entflammbare Materialien zu verbauen, um das Brandrisiko zu minimieren.

Bei Indach-Anlagen ist der Abstand zwischen den Kollektoren und der Dachkonstruktion entscheidend. Brandschutzvorschriften sind hier maßgeblich.

In einer Indach-Anlage müssen die elektrischen Bauteile besonders gut gegen Überhitzung und Feuchtigkeit geschützt werden, um Kurzschlüsse und damit verbundene Brandgefahren zu vermeiden.

Wichtig: Auch Indach-Solarthermie-Anlagen gelten allgemein als sicher. Es besteht nur dann ein erhöhtes Brandrisiko, wenn brennbare Materialien wie Holz oder bestimmte Dämmstoffe verwendet werden und die Anlage überhitzt. Sicherheitsmaßnahmen, wie

  • der Einsatz schwer entflammbarer Materialien,
  • ausreichende Belüftung
  • und Überhitzungsschutzsysteme,

sind besonders wichtig, um das Risiko zu minimieren.

Fazit

Insgesamt haben Solarthermie-Anlagen ein sehr geringes Brandrisiko, wenn sie fachgerecht installiert und gewartet werden. Potenzielle Gefahren gehen vor allem von Überhitzung und der Verwendung von Frostschutzmitteln aus. Brandschutzmaßnahmen wie Sicherheitsventile und Druckregler sind entscheidend, um das Risiko zu minimieren.

Foto: Von DG-Studio – Adobe.Stock.com