Die Energiepolitik Groß Britanniens

Großbritannien setzt energiepolitisch auf die CO2 Karte

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Als dritter Artikel zu unserer Serie zur Diplomarbeit von Alexandra Kobzev, die ich letztes Jahr betreut habe, erscheint heute Groß Britannien. Zur Erinnerung das Thema lautete:

Ein Vergleich der unterschiedlichen gesetzlichen Erneuerbaren Energie-Strategien in den Ländern Deutschland, Österreich, Vereinigtes Königreich und Dänemark

Wie im  ersten Artikel beschrieben hat Großbritannien den mit Abstand geringsten Anteil an erneuerbaren im Energiemix im Vergleich zu den anderen Ländern (4% 2011). Erst 1990 wurde mit dem Einsatz erneuerbarer Energien als Beitrag zur Stromversorgung begonnen, ursprünglich als Ergänzung zur Kernenergie.

Eine wichtige Veränderung in der britischen Energiepolitik bewirkte die Studie „Energy – The Changing Climate“ der Royal Commission on Environmental Pollution aus dem Jahr 2000, die besagte, dass es bis 2050 nötig sei, die Treibhausgasemissionen um 60 % zu verringern (Stand 2000), um den verheerenden Folgen des Klimawandels zu entgehen. Diese Studie hatte große Auswirkungen und beeinflusste 2002 die politische Energieerklärung.

Von da an legte die Regierung mehr Wert auf die Klimapolitik. 2003 wurde das „Energy White Paper“ veröffentlicht und es ist ganz deutlich, dass der Hauptfokus in der UK-Energiepolitik auf CO2 Reduktion liegt. Das spiegelt sich auch darin wieder, dass es zwar langfristige CO2 Reduktionsziele, aber keine langfristigen Ausbauziele der Erneuerbaren gibt.

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Britische Ausbauziele der Anteile der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch fu?r die Jahre 2020, 2030, 2040 und 2050 Quelle: Department of Energy & Climate Change (2013b)

 Wo es Atomkraftbefürworter gibt, ist Klimawandel auf einmal Fakt

Was ich auch bei meiner Studienreise schon mitbekommen habe ist, dass es in konservativen Kreisen ja meistens sehr viele Klimaskeptiker gibt, aber diese in Großbritannien eher in der Minderzahl sind, weil es eben eine andere starke Lobby neben jener der fossilen Energien gibt. Die Atomkraftlobby. Die klammert sich wie an einen Strohhalm an das Thema Klimawandel weil sie als CO2-arme Technologie gilt. Derselbe Schlag Mensch predigt in den USA also wie blöd Klimawandeltheorien sind und in Großbritannien eben wie toll Atomkraftwerke beim Thema Klimawandel helfen können. Soziologisch finde ich das jedenfalls höchste spannend, aber zurück zur Studie. Wie sehen, dass es auch im Strombereich keine nennenswerten Selbstverpflichtungen des Staates gibt.

Britische Ausbauziele der Anteile der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch fu?r die Jahre 2020, 2030, 2040 und 2050 Quelle: Department of Energy
Britische Ausbauziele der Anteile der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch fu?r die Jahre 2020, 2030, 2040 und 2050 Quelle: Department of Energy & Climate Change

Zumindest ein Wärmeziel bis 2020

Wie ihr seht werden wir schon genügsam. Während Deutschland und Österreich bei den Zielen zur Wärmewende ziemlich versagen, hat sich Großbritannien hier zumindest bis 2020 ein für ihre Verhältnisse hohes Ziel gesetzt und auch gesetzlich verankert. Zum Vergleich: 2012 lag der Anteil bei nur 2,3%. Es ist also nicht verwunderlich, dass der Renewable Heat Incentive, den wir hier schon einmal vorgestellt haben, ziemlich aggressiv anmutet (23ct Einspeisetarif für Solarthermie). Es braucht hier einfach noch einen gewaltigen Ruck.

Britische Ausbauziele der Anteile der Erneuerbaren Energien an der gesamten Wärmebereitstellung fu?r die Jahre 2020, 2030, 2040 und 2050
Britische Ausbauziele der Anteile der Erneuerbaren Energien an der gesamten Wärmebereitstellung fu?r die Jahre 2020, 2030, 2040 und 2050

Big Picture gibt Orientierung

Was mir an den Engländern besonders gut gefällt, ist das sie ein Gefühl für das Big Picture haben. In zahlreichen Studien werden die Potenziale analysiert und mit Think Tanks auf hohem Niveau zusammengearbeitet um gemeinsam Lösungen zu finden. In der Studie von “National Grid” zum Beispiel wurde ein realistisches Gone Green Szenario erarbeitet.

Stromerzeugung nach den Brennstoffarten CCS Kohle, Kohle, CCS Erdgas, Erdgas, Mineralöl, Photovoltaik, Wasserkraft, Biomasse, Importe, Windkraft, Kernenergie in TWh und der CO2-Ausstoß in gCO2/kWh im „Gone Green“-Szenario Quelle: National Grid
Stromerzeugung nach den Brennstoffarten CCS Kohle, Kohle, CCS Erdgas, Erdgas, Mineralöl, Photovoltaik, Wasserkraft, Biomasse, Importe, Windkraft, Kernenergie in TWh und der CO2-Ausstoß in gCO2/kWh im „Gone Green“-Szenario Quelle: National Grid

Geniales Tool für Energy-Nerds

Ein Nebenprodukt der Studie war außerdem ein Fundstück der Sonderklasse. Es gibt in UK ein Tool, mit dem jeder der möchte seine persönliche Energiezukunft bauen kann. Der sogenannte Pathways Calculator ist einfach nur genial und wir werden ihn hier auch nochmal gesondert vorstellen.

Das wars auch schon wieder mit der Vorstellung von England, welches sich vor allem für Solarthermie stark macht, wie wir hier schon öfter berichtet haben.

Nächstes Mal kommt “Testsieger” Dänemark und am Schluss kommt die langersehnte Arbeit auch zum Download!

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Bild: ***jojo / photocase.com