Was hat die Fußball-WM 2014 mit dem Fracking in Deutschland zu tun?

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Ich gebe zu: Ich bin ein sogenannter WM-Ausweicher. Allerdings fallen meine Ausweichmanöver mir schwer, immerhin ist die Fußball-Weltmeisterschaft omnipräsent. Unser ganzes Leben scheint derzeit von einem Fußballnetz durchdrungen, oder? Kaum ein Hersteller, der nicht mindestens eins seiner Produkte in WM-Manier auf den Markt bringt: Waschmittel in deutschen Nationaltrikot-Verpackungen, Wassereis in Deutschlandfarben sind nur zwei Beispiele, die mir heute Morgen im Supermarkt ins Auge fielen.

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Klar, jeder will mein Geld! Und versucht, mich über die mir unterstellte Fußballbegeisterung und die teils geschickte Vermarktung als Kunden zu gewinnen. Alles nur Vermutungen? Nun, einer Umfrage nach kostet die WM 2014 jeden fußballbegeisterten Deutschen immerhin 136 Euro. Ehrlich: Ich habe als Nichtfan schon mehr für die Paninis meines Sohns ausgegeben! – Aber das nur nebenbei. Laut deals.com investierten 17 Prozent der Befragten in neue Technik, im Schnitt 376 Euro. Kurz: Anscheinend gehen die Marketingstrategien der von der Fußballbegeisterung profitieren wollenden Hersteller auf.

Doch warum ziehe ich das Thema Fußball-WM 2014 heute eigentlich heran? Das hier ist doch Ecoquent Positions, der Solarthermieblog!

Ganz richtig, doch auf Facebook las ich eben die Überschrift „Fracking-Gesetz im Schweinsgalopp während Fußball WM und Sommerloch durchpeitschen“, die damit das Thema Fracking in einem Zug mit dem Fußball-Event in Brasilien nennt. Und Fracking, die umstrittene Schiefergasförderung, ist nun mal ein Thema für unser Blog.

Doch was ist dran an der Unterstellung? Will die regierende Große Koalition, kurz: GroKo, tatsächlich das bislang vieldiskutierte Fracking erlauben, wenn auch mit die Förderung regelnden Auflagen? Und das noch vor der Sommerpause, die der Bundestag im Juli und August macht?

Die Fakten sprechen für die Eile: Seit dem 4. Juni berichten zig Medien hierzulande von einem Schreiben des Bundeswirtschaftsministers Sigmar Gabriel an die Vorsitzende des Haushaltsausschusses, Gesine Lötzsch, demnach die Regierung noch vor der Sommerpause eine gesetzliche Regelung für das Fracking plane. Das Schreiben liegt der Nachrichtenagentur dpa vor, heißt es jeweils. Angeblich soll das Gesetz mit strengen Auflagen für die unkonventionelle Gasförderung kommen, die da auch genannt werden: eine Umweltverträglichkeitsprüfung und ein Verbot in Wasserschutzgebieten, was 14 Prozent der Fläche in Deutschland ausschließen würde.

Wer aber hat etwas davon, dass das Gesetz mit dem kolportierten Inhalt schnell(er) in Kraft tritt? Klar, all die Unternehmen, die schon mit den Hufen scharren, um das deutsche Schiefergas ans Tageslicht zu befördern. Wartezeit ist bares Geld, das noch nicht in deren Kassen fließt.

Unmöglich! Undenkbar! Unvorstellbar! – Oder doch?

Dass die Regierung die WM als willkommene Ablenkung nutzt, um – derweil unser aller Augenmerk aufs Spielfeld gerichtet ist, eingangs genannter Umfrage zufolge schauen immerhin 9 von 10 Männern und drei Viertel aller Frauen Fußball – das Fracking in Deutschland zu erlauben, kann ich heute nicht belegen. Erschwerend bei der Recherche: Der Klick auf die zitierte Meldung auf Facebook führt mich nicht auf den zugehörigen Artikel der NEOPRESSE. Aber (es gibt immer ein Aber!):

Angenommen, die Unterstellung fußte auf Tatsachen, wäre also gar keine Unterstellung, sondern reale Politik. Dann hieße das nicht nur, man könnte uns mündige Bürger mit einer Fußball-Show, immerhin der teuersten in der Geschichte, von dem ablenken, was auf der politischen Showbühne aufgeführt wird, sondern auch, dass die Regierung unser aller geteilte Aufmerksamkeit ausnutzt, um … ja, um was eigentlich? Um ein Gesetz einzuführen, das eine Technologie erlaubt, die nachweislich der Umwelt schadet. Immerhin wird beim Fracking ein Cocktail aus Wasser und Chemikalien unter hohem Druck ins tiefe Erdreich gepumpt, um das dort lagernde Schiefergas zu lösen und zu fördern. Die Gefahr, die von den teils hochgiftigen Chemikalien ausgeht, ist längst glaubwürdig belegt und Grund für Fracking-Gegner aller politischen und sozialen Couleur, dagegen an zu gehen. Eine schnelle Gesetzgebung würde ihnen quasi Argumentationszeit und Zeit für Widerstand rauben. Und damit nicht genug, es ist noch dazu mordsteuer, wie wir hier schon mal ganz genau nachrecherchiert haben.

Nochmal: Unmöglich! Undenkbar! Unvorstellbar! – Oder doch?

Stopp! Man mag der GroKo nahestehen oder nicht, ein “übereilter” Gesetzgebungsprozess würde ja auch bedeuten, dass dieser per se manipulierbar sei – von wem auch immer … Ich spekuliere einfach mal ins Grüne: von den Abgeordneten selbst, von den ihnen geneigten Lobbys, von den wiederum diese finanzierenden Unternehmen.

Und noch einmal: Unmöglich! Undenkbar! Unvorstellbar! – Oder doch?

Ganz sicher jedoch: Nein, lieber Jan Fleischhauer von Spiegel-Online, ich möchte mit diesem Beitrag keine Angst vor Fracking schüren, sondern aufklären. Darüber, dass Fracking, auch wenn es seit 1961 schon in Deutschland Gang und Gäbe und uns demzufolge „vertraut“ sein dürfte, umweltschädlich ist. Das eine schließt das andere ja nicht aus. Darüber, dass unsere Regierung voreilig und verantwortungslos handelt, wenn sie Fracking zulässt. Deshalb argumentiere ich in meinen Anti-Fracking-Artikeln hier auf dem Blog nicht mit dem Wasserhahn-speit-Gas-Video, sondern mit Ergebnissen und Bewertungen von Experten.

Und der Welt-Online-Redaktion, die einen Kommentar von Björn Lomborg übersetzt und veröffentlicht hat, der da argumentiert „Amerika erlebt eine Schiefergas-Revolution“ quasi als Empfehlung für die europäische und deutsche Wirtschaft, empfehle ich, meinen Artikel dazu, den ich hier auf dem Blog veröffentlicht habe, zu lesen. Der US-amerikanische Fracking-Boom geht nämlich nach hinten los

Und was ist jetzt mit der Fußball-WM?! Schaut sie Euch an!

Die Halbzeitpause jedoch ist geradezu perfekt geeignet, um sich anderen brennenden Themen dieser Welt zuzuwenden (ein Schelm, der jetzt an das brennende Trinkwasser denkt …!)

Foto: emanoo / photocase.de