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Heiße Dusche und warme Heizung lösen keine Gasnotlage (mehr) aus

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Laut Medienberichten wie diesem in der Onlineausgabe der Süddeutschen Zeitung und diesem in der Berliner Morgenpost sind trotz des derzeitigen Kälteeinbruchs keine Versorgungsprobleme mit Heizgas zu erwarten. Dabei berufen sich die Medien auf die Bundesnetzagentur. Wie es um die Gasversorgung in Deutschland aktuell steht, lest ihr hier.

Die Bundesnetzagentur sieht den Medienberichten zufolge die derzeitige Versorgungslage mit Heizgas deutschlandweit entspannt. Klaus Müller, der Präsident der Bundesbehörde, erwarte von den Verbraucher:innen in Deutschland demnach keine besonderen Anstrengungen mehr, um Gas zu sparen.

Gegenüber Medien der Funkegruppe sagte Müller demnach, dass wir die Hälfte des Winters hinter uns hätten und die Versorgungslage sehr optimistisch stimme.

Zwar seien in dieser Heizsaison sechs Prozent mehr Gas verbraucht worden als im vergangenen Winter 2022/23, von den Privathaushalten fast drei und von der Industrie knapp neun Prozent, doch insgesamt verbrauche Deutschland in diesem Winter  immer noch gut 16 Prozent weniger Gas als vor der Krise. Auch die Gasspeicher seien mit über 90 Prozent sehr gut gefüllt. Am 1. Dezember 2023 hatte Müller den Füllstand der Gasspeicher der Onlineausgabe der Wochenzeitung Zeit gegenüber auf 98 Prozent beziffert.

Die Bundesnetzagentur rufe den aktuellen Medienberichten zufolge nicht dazu auf, kälter zu duschen oder die Heizung runterzudrehen. Müller sagte demnach, dass das jede:r Verbraucher:in für sich selbst entscheiden könne. Vor einem Jahr sah das noch ganz anders aus. Damals empfahl Müller noch einen achtsamen Gasverbrauch.

Allerdings erklärte Klaus Müller, dass das Heizen mit Gas teurer werde. Als Gründe dafür führt der Behördenpräsident die steigende Mehrwertsteuer auf Gas und den höheren CO2-Preis an. Er weist darauf hin, dass man nicht jeden Raum so beheizen müsse wie das Wohnzimmer. Aber man gefährde nicht die Gasversorgung, wenn man es tue.

Entspannte Lage heißt nicht: Entwarnung

Dennoch sprach Müller gegenüber den Medien nicht von einer Entwarnung, schließlich wisse man nicht wie die Monate Januar, Februar und März werden. Müller erwähnte den Vorfall zwischen Estland und Finnland , als ein Schleppanker die Balticconnector-Pipeline beschädigt habe. Auch die Explosionen an den Pipelines Nord Stream 1 und 2 seien ihm zufolge noch nicht aufgeklärt. Und der Generalbundesanwalt ermittele wegen Schäden an einer Flüssiggas-Pipeline. Es gebe demnach Restrisiken. 

Unser Gas komme zu einem großen Teil aus Norwegen. Müller zeigte sich dankbar, dass Norwegen, aber auch die Nato diese kritische Infrastruktur gut im Blick behalten. ZDF heute berichtet online, dass Deutschland mehr als 90 Prozent des benötigten Erdgases importieren müsse. Im Jahr 2023 waren es laut der Bundesnetzagentur insgesamt 968 Terawattstunden (TWh). Eine Terawattstunde sind eine Milliarde Kilowattstunden (kWh). 43 Prozent der Gasimporte seien demnach aus Norwegen gekommen, 26 Prozent aus den Niederlanden und 22 Prozent aus Belgien. 7 Prozent seien  über Terminals für verflüssigtes Erdgas (sogenannte LNG-Terminals) nach Deutschland eingeführt worden. Das erste deutsche Flüssiggasterminal hatte im Dezember 2022 in Wilhelmshaven seinen Betrieb aufgenommen. Es folgten die Terminals in Lubmin im Januar 2023 und in Brunsbüttel im März 2023. In Stade sei ein Terminal im Dezember in Betrieb gegangen, die ersten Gasflüsse würden dort im Februar 2024 erwartet.

Die Nachfrage, ob Deutschland einen Ausfall der Gaslieferungen aus Norwegen verkraften könne, beantwortete Klaus Müller damit, dass es sehr auf den Zeitpunkt ankäme. Falls kein Gas mehr nach Deutschland fließe, würden volle Gasspeicher acht bis zehn Wochen reichen. Wir hätten laut Müller vier Flüssiggasterminals an Nord- und Ostsee , zwei weitere seien unterwegs. Darüber könnten ab dem Frühling die Speicher neu befüllt werden.

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