Studie Klimawandel macht krank

Deutschlandweite Studie: Klimawandel macht krank!

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Halten wir uns wie immer an die wissenschaftlichen Fakten: Es gibt einen Klimawandel. Er ist menschengemacht. Der menschengemachte Klimawandel ist rund um den Erdball bereits im Gange. Seine Nebenwirkungen und Folgen verändern das Klima weltweit und damit auch unser aller Lebensraum und unser Leben. Bereits heute macht Klimawandel krank. Wie genau, das bescheinigt uns eine aktuelle Studie – deren Ergebnisse wir euch heute hier vorstellen. Spoiler: Es ist ernst!

In der Studie zu den gesundheitlichen Auswirkungen der Klimakrise schreiben die Verfasser gleich zu Beginn, dass dabei zuerst oft an den langfristigen Anstieg des Meeresspiegels oder an die schrumpfenden Eismassen in der Arktis gedacht werde. Was den Eindruck erwecke, dass die Auswirkungen weitab von Deutschland und erst in ferner Zukunft stattfänden. Dem halten sie entgegen, dass Wetterextreme, die in ihrer Häufigkeit und ihrer Stärke durch den Klimawandel begünstigt würden, bereits heute und deutschlandweit auch zu Gesundheitsschäden führten.

Aktuelle Studie zeigt, schon heute macht Klimawandel krank

Der Klimawandel bringt uns weltweit immer häufiger immer extremere Wetterereignisse, darunter Erderwärmung, Hitzewellen, milde Winter, Trockenperioden, Stürme und Starkregen. Zugleich breiten sich Krankheiten aus, unter anderem, weil Insekten und andere Wirtstiere von Krankheitserregern sich neuen Lebensraum suchen. Diese klimawandelbedingten Veränderungen müssen wir beobachten, dokumentieren und analysieren, um daraus Prognosen und Strategien zum Umgang mit der veränderten Lebenswelt zu entwickeln.

Der BKK-Landesverband NORDWEST hat die Zusammenhänge und die Entwicklung
klimasensibler Erkrankungen von mehr als zehn Millionen BKK-Versicherten (das entspreche laut eigenen Angaben einem Anteil an der Gesamtbevölkerung im Jahr 2019 von 13,4 Prozent) bundesweit über Jahre analysiert. Der Untersuchungszeitraum sei zwischen 2010 und 2019 gewesen, das Jahr 2020 habe man wegen Verwerfungen der infolge der Corona-Pandemie teilweisen deutlich zurückgegangenen Arzt-Kontakte und Krankenhauseinweisungen nicht berücksichtigt.

Klimasensible Erkrankungen nehmen deutlich zu

Die Krankheitsdaten-Analyse, die Wissenschaftler des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) und des Helmholtz-Zentrum Hereon/GERICS begleiteten, zeige einen signifikanten Anstieg klimasensibler Erkrankungen. Die Studie werte beispielsweise auch die Betroffenheit nach Berufsgruppen aus. Hier könnt ihr euch die Studienergebnisse als sechsseitige PDF-Datei kostenlos aus dem Internet laden.

Für die Studie seien laut einem Bericht der Tagesschau online Krankheiten ausgewählt worden, die

  1. zum einen einen unmittelbaren Bezug zu klimatischen Veränderungen hätten – darunter akute Krankheiten wie
  • Hitzekollaps,
  • Hitzeerschöpfung
  • oder Hitzschlag –

2. und zum anderen auch mittelbare Erkrankungen wie

  • Heuschnupfen und das dadurch bedingte Pollenasthma
  • oder die sogenannte Lymen-Borreliose, die mit der Ausbreitung von Zecken übertragen werde.

Im Ergebnis sei die Zahl solcher klimasensiblen Erkrankungen im Untersuchungszeitraum angestiegen – zum Teil um 50 Prozent.

Hitzewellen hätten zwischen 2010 und 2019 in Deutschland demnach eine messbare Zunahme an Krankenhaus-Einweisungen zu Folge gehabt, wobei insbesondere Säuglinge, Kleinkinder sowie Menschen über 75 Jahre in Krankenhaus gekommen seien – mit die schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft.

Die Auswertung zeige das Ausmaß und dass wir viel näher an den negativen Folgen des Klimawandels dran seien, als viele glauben. Das sagt Matthias Augustin vom Institut für Versorgungsforschung (IVDP) am UKE, der an der Studie mitgewirkt hat.

Heuschnupfen, Borreliose und Hautkrebs

Eine ähnliche Entwicklung gebe es beim Heuschnupfen. Wegen milderer Winter verlängere sich die Pollen-Saison. Im Untersuchungszeitraum sei die Zahl der von Heuschnupfen Betroffenen um knapp ein Drittel (30 Prozent) gestiegen.

Wärmere Temperaturen hätten zur Verbreitung der sogenannten Lymen-Borreliose beigetragen, das sei eine Bakterienerkrankung, wobei die Bakterien von Zeckenbissen übertragen würden. Auch hier zeige die Untersuchung einen deutlichen Anstieg der Betroffenheit.

Die Zahl der an Hautkrebs Erkrankten sei seit 2011 kontinuierlich gestiegen, insgesamt um betrage der Anstieg 78 Prozent bei ambulanten Einweisungen von BKK-Versicherten. Wozu Laurens Bouwer anmerkt, der Klimaforscher beim Helmholtz-Zentrum Hereon ist, dass bei einigen Erkrankungen nicht ausschließlich das Klima die Ursache sei, sondern weitere Faktoren eine Rolle spielten, darunter Verhalten, Ernährung und Lebensweise. So sei das Verhalten der Menschen das entscheidende Bindeglied: Bei sommerlichen Temperaturen würde man zum Beispiel weniger Kleidung tragen und sich mehr der Sonne zeigen, deren Strahlen die Entstehung von Hautkrebs begünstigen.

Klimawandel macht krank – drei mal mehr Krankheitstage

Die BKK-Studie untersuchte zudem, wie sich die Zahl der Tage, an denen sich Berufstätige berufsunfähig gemeldet hätten. Hier zeige die Analyse beinahe eine Verdreifachung der Krankheitstage im Untersuchungszeitraum. Besonders auffällig sei demnach der Ausschlag während der Rekordhitze im Sommer 2018 gewesen.

Der Analyse zufolge seien bestimmte Berufsgruppen besonders betroffen gewesen, beispielsweise Erntehelfer (Spargelstecher), Verkaufspersonal sowie Krankenpflegekräfte.

Dirk Janssen, BKK-Nordwest-Vorstand, sagte gegenüber der Tagesschau online, dass das Gesundheitssystem nicht “wetterfest” sei. In Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen müsse ihm zufolge stärker – auch baulich – auf die klimatischen Veränderungen geachtet werden. Die Menschen müssten im Verhalten stärker für höhere Temperaturen sensibilisiert werden, fordert Janssen darüber hinaus. Der Städtebau könne demnach mit Windschneisen und Grünflächen helfen, den gesundheitlichen Folgen des Klimawandels zu begegnen.

Gesundheit der Bevölkerung braucht Schutz – das ist dafür zu tun!

In der Studie heißt es weiter, dass Maßnahmen zur Klimaanpassung zum Gesundheitsschutz der Bevölkerung das Gebot der Stunde seien:

  • Bei der Stadtentwicklung sei demnach stets zu beachten, dass Städte oft Hitzefallen
    seien. Grünanlagen, Windschneisen und Gründächer könnten dem entgegen wirken.
  • Flexible Arbeits-und Arbeitszeitmodelle müssten entwickelt werden, um den
    Hitzestress zu zu senken.
  • Das Gesundheitswesen brauche eine Klimaanpassung, denn viele Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen seien bislang baulich nicht auf die Klimakrise vorbereitet.

Damit die Menschen ihr Verhalten an die Klimaveränderungen anpassten,

  • sollte es in Pflegeheimen zum standardisierten Prozess werden, die Getränkeaufnahme  der Älteren zu kontrollieren, die mit dem Alter ihr Durstgespür verlören und damit gerade bei Hitze anfällig Hitzschlag oder Hitzeschwäche aufgrund von Flüssigkeitsmangel würden. Alleinstehenden könnten digitale Hilfsmittel mit Erinnerungsfunktion dabei helfen.
  • Spezielle Informationen und Prävention seien zum Vermeiden von
    durch Zecken oder Mücken übertragene Infektionserkrankungen und
    Hautschäden durch Sonnenlicht wichtig.
  • Apps könnten vor regionalen Wetterextremen und Pollenflug
    können betroffene Menschen warnen.

Foto: Doreen Brumme