Klimaangst-Studie Klimawahl Bundestagswahl 2021

Klimaangst-Studie: Mehrheit junger Menschen weltweit hat massive Ängste wegen Erderhitzung

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Am Sonntag ist in Deutschland Bundestagswahl. Wer verstanden hat, dass diese Wahl über Wohl und Wehe der deutschen Klimapolitik entscheidet – und damit über unseren Umgang mit der Klimakatastrophe, der bislang größten globalen Bedrohung für unsere Existenz, für den ist die Wahl eine Klimawahl. Trauriger Fakt ist, dass ein Großteil derjenigen, die die Folgen des Klimawandels mit aller Wucht zu spüren bekommen werden, Kinder und Jugendliche, am Sonntag noch nicht wählen dürfen, wem sie die politische Gestaltung ihrer Zukunft in die Hände legen. Ihre Großeltern und Eltern müssen für sie mitwählen! Noch trauriger ist, dass eben diese jungen Menschen in Deutschland und weltweit schon jetzt unter massiven Ängsten vor ihrer Klimazukunft leiden, wie eine aktuelle Klimaangst-Studie zeigt.

Klimawahl it is!

Viele der Menschen, für deren Zukunft entscheidend ist, welche Partei am Sonntag die meisten Kreuze für sich verbuchen kann, dürfen selbst noch keins setzen. Sie sind nicht berechtigt zur Wahl. Ich bin als #motherof4 selbst Mutter von vier solchen jungen Menschen. Und ich wähle Klimaschutz. Denn ich beobachte bei meinen Kindern Ängste vor dem, was da auf sie zukommt. Ängste vor dem, was wir, ihre Eltern und Großeltern, allesamt wahlberechtigt, auf sie zukommen lassen haben und noch zukommen lassen werden.

#Eltern wählen für ihre Kinder!

Eine aktuelle Klimaangst-Studie, die nach eigenen Angaben von der Wahlkampforganisation Avaaz bezahlt worden sei und an der demnach sieben akademische Einrichtungen mitgewirkt hätten, zum Beispiel die University of Bath, die University of East Anglia und der Oxford Health NHS Foundation Trust, bestätigte jetzt traurigerweise, dass ebenso wie meine Kinder viele andere Jugendliche und junge Erwachsene weltweit massiv verängstigt sind.

Die Schuld daran müssen wir, die Älteren, uns zuschreiben. Und wir müssen daran etwas ändern, solange noch Zeit dafür ist! Die anstehenden Bundestagswahl bietet Gelegenheit zu handeln. Wer seine Kreuze am kommenden Sonntag bei der Partei setzt, die Klimaschutz zur obersten Priorität macht, wenn sie die Wahl gewinnt, der handelt.

Die Studie, die ich oben erwähnte, wurde vorab im “The Lancet” veröffentlicht. Ihr Titel spricht für sich: “Young People’s Voices on Climate Anxiety, Government Betrayal and Moral Injury: A Global Phenomenon”, auf Deutsch: “Die Stimmen junger Menschen zu Klimaangst, Regierungsverrat und moralischen Verletzungen: Ein globales Phänomen”. Sie sei nach Angaben ihrer Macher die bisher größte wissenschaftliche Studie zu “Klimaangst“. Die Klimaangst-Studie ergab unter anderem, dass

  • mehr als die Hälfte der befragten jungen Menschen Angst vor der Klimakrise habe, ja, sich sogar so sehr ängstige, dass die Ängste ihren Alltag negativ beeinflussen würden. 59 Prozent, fast sechs von zehn der 10.000 Befragten aus zehn Ländern (Australien, Brasilien, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Nigeria, Philippinen, Portugal und die USA) zwischen 16 und 25 Jahren machten sich demnach derzeit große oder extreme Sorgen über den Klimawandel. 25 Prozent (ein Viertel) seien mäßig besorgt, 11 Prozent ein wenig besorgt und 5 Prozent unbesorgt.
  • 75 Prozent der Studienteilnehmer der Aussage “Die Zukunft ist beängstigend” zugestimmt hätten.
  • 55 Prozent der Befragten der Meinung gewesen seien, sie hätten weniger Chancen als ihre Eltern.
  • 45 Prozent angegeben hätten, sich wegen des Klimas in einer Weise beunruhigt oder besorgt zu fühlen, die ihr tägliches Leben und ihre Funktionsweise beeinträchtige. Das gehe laut der Studie auch mit psychischen Probleme einher.

Eine Zahl, die mir als Mutter besonders Sorgen macht, ist diese:

  • 56 Prozent der im Rahmen der Klimaangst-Studie Befragten glaubten, dass die Menschheit “dem Untergang geweiht” sei.
  • Zwei Drittel hätten zudem angegeben, sich traurig und ängstlich zu fühlen. Viele empfänden Angst, Wut, Verzweiflung, Trauer und Scham.

Und auch diese Zahlen besorgen mich sehr:

  • Die negative Sicht der Befragten auf die Zukunft beeinflusse laut der Klimaangst-Studie auch ihre persönlichen Entscheidungen: 39 Prozent der jungen Menschen weltweit seien unschlüssig, ob sie aufgrund der Klimakrise überhaupt Kinder bekommen sollten. In Brasilien sei dieser Wert auffallend hoch gewesen. Dort hätte fast die Hälfte (48 Prozent) der Befragten gezögert, anzugeben, Kinder bekommen zu wollen.
  • Die Befragten der Klimaangst-Studie machten für ihre Angst auch die eigenen Regierungen und deren Nichtstun verantwortlich: 65 Prozent von ihnen seien demnach der Meinung gewesen, das Regierungen nicht genug täten, um eine Klimakatastrophe zu verhindern.
  • Fast genauso viele (67 Prozent) seien der Auffassung gewesen, die Regierungen würden sie, den Planeten oder zukünftige Generationen nicht schützen.
  • 58 Prozent der Studienteilnehmer würden sich zudem von der älteren Generation und den Regierungen betrogen fühlen.
  • 48 Prozent der Befragten, die angegeben hätten, mit anderen über den Klimawandel gesprochen zu haben, fühlten sich demnach ignoriert oder abgewiesen<span.

Die Angst der jungen Menschen habe nicht nur mit der Umweltzerstörung allein zu tun, sondern auch mit der Politik der Regierungen. Das sagte auch die Co-Leiterin der Klimaangst-Studie, Caroline Hickman von der University of Bath, gegenüber der BBC. Die empfundene Untätigkeit der Politik wirke auf die jungen Menschen verstörend. Hickman zufolge zeichne die Klimaangst-Studie ein erschreckendes Bild der weit verbreiteten Klimaangst bei jungen Menschen. Ihre Ergebnisse würden erstmals darauf hindeuten, dass ein hohes Maß an psychischer Belastung bei Jugendlichen mit der Untätigkeit der Regierungen zusammenhänge.

Ich wiederhole mich zum Schluss gerne noch einmal: Wir Erwachsenen müssen das Klimaschicksal in die Hand nehmen – in Deutschland entscheiden wir übermorgen, wer uns künftig regiert. Hört auch auf die noch nicht zur Wahl berechtigten Stimmen: #ElternwählenfürihreKinder!

Foto: Doreen Brumme