Wald Klima Studie KlimaHolz Klimaschützer

Let’s talk about: Wald – als Klimaschützer (Teil 2 – Aufgabe Klimaschutz)

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Wie letzte Woche angekündigt, setzen wir heute unsere Artikelreihe “Let’s talk about” zum Thema “Wald als Klimaschützer” fort: In Teil 2 der Waldreihe geht es um die Frage, ob der deutsche Wald, in dem laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) vier von fünf Bäumen krank sind, wegen seines kranken Zustandes überhaupt noch seiner Aufgabe als Klimaschützer gerecht werden kann. Die aktuelle Studie KlimaHolz liefert Antworten.

Das Internetportal Wald-ist-Klimaschuetzer.de beziffert das Vermögen des Waldes, Kohlendioxid (CO2) zu binden, so:

  • Ein Hektar (ha) Wald, also eine Waldfläche von 100 mal 100 Quadratmetern (m2), binde demnach jährlich 8 Tonnen (t) CO2. Das entspreche dem jährlichen Pro-Kopf-CO2-Ausstoß in Deutschland.
  • Eine achtzigjährige Buche habe im Laufe ihres Lebens demnach 1 t  CO2 aufgnommen. Dazu solltet ihr wissen, dass Buchen die dritthäufigste Baumart in Deutschland sind: Etwa 16 Prozent der 90 Milliarden Bäume im deutschen Wald sind dem Portal blueprints.de zufolge Buchen.
  • In seiner Gesamtheit entziehe der deutsche Wald der Atmosphäre 127 t CO2 pro Jahr (inklusive der Holznutzung). Das seien 14 Prozent des jährlichen CO2-Ausstoßes der deutschen Volkswirtschaft.

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Kann der kranke deutsche Wald unser Klima noch schützen?

Das Deutsche Pelletsinstitut (DEPI) berichtet auf seiner Internetseite über eine aktuelle Studie der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf mit dem Titel “KlimaHolz”. Dies sei vom Deutschen Energieholz- und Pellet-Verband e.V., vom Österreichischen Biomasse-Verband und von proPellets Austria in Auftrag gegeben worden.

Für die Studie “KlimaHolz” sei in drei verschiedenen Szenarien berechnet worden, wie der deutsche Wald am meisten bis zum Jahr 2050 und – und das sei demnach bisher noch kaum betrachtet worden – bis zum Jahr 2100 zum Klimaschutz beitragen könne.

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie “KlimaHolz” fasst im Video Prof. Dr. Hubert Röder vom Lehrstuhl Nachhaltige Betriebswirtschaft HSWT an der Hochschule Weihenstephan Triesdorf zusammen:
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Das sind die zentralen Ergebnisse der Studie “KlimaHolz”

  • Die Nutzung von Holz erhöhe die CO2-Leistung des Waldes.
  • Holzbau und bewährte, effiziente, saubere Holzenergie könnten jetzt noch die stärkste Substitutionsleistung für fossile Bau- und Brennstoffe entfalten. Genug Rohstoff für alle sei da.
  • Die deutschen Wälder müssten für die Herausforderungen des Klimawandels allerdings umgebaut werden: Nadelwälder müssen der Studie KlimaHolz zufolge sehr schnell zu Mischwäldern werden. Gleichzeitig sollten einige alte Laubwälder aber auch behutsam verjüngt und mit Nadelbäumen ergänzt werden. Mehr Mischwälder würden prinzipiell auch die Artenvielfalt (Biodiversität) fördern.
  • Holznutzung und Biodiversität gingen demnach Hand in Hand: Die Nutzung von Laubwäldern könne anfangs auch zum Klimaschutz beitragen, bei Erreichen einer defossilisierten Wirtschaft sollte der Fokus dann auf die CO2-Speicherung direkt im Wald gelegt werden.
  • Spannend: Sogenannte Urwälder, also stillgelegte Wälder, könnten zur CO2-Quelle werden und die Klimaerhitzung begünstigen: Das Risiko für massive Schäden und Totalausfälle sei hier deutlich höher.
  • Im idealen Szenario mit aktivem Waldumbau (Szenario 3, siehe unten) könnten ab jetzt bis zum Jahr 2050 kumulativ 2 Gigatonnen (Gt) CO2-Equivalente zusätzlich eingespart werden. Das würde ein schnelleres Erreichen der Klimaziele unterstützen. Der Wald sei dann nicht nur klimaneutral, sondern sogar klimapositiv!
  • Holzverwendung und -verarbeitung sowie Holzenergie würden regionale Wertschöpfung schaffen.
Diese 3 Szenarien für den Deutschen Wald 2020 bis 2050 berechnete die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf für ihre Studie “KlimaHolz”– und das jeweils auch getrennt für Laub- und Nadelholz:
  1. KlimaHolz-Szenario – Stilllegung: 37 Prozent des Waldes werden streng geschützt. Das würde zu 48 Prozent weniger Rundholz führen.
  2. KlimaHolz-Szenario – Basismodell: Der deutsche Wald wird wie seit dem Jahr 1990 weiter bewirtschaftet.
  3. KlimaHolz-Szenario – Aktiver Waldumbau: Der Wald wird umgebaut – weg von Monokulturen und überalterten, anfälligen Wäldern hin zu klimastabilen Mischwäldern.
Laut der Studie “KlimaHolz” würde das Szenario 3, also der aktive Umbau des deutschen Waldes zum klimaresilienten Wald und damit einhergehender stofflicher und energetischer Nutzung die beste Klimaschutzwirkung erzielen.
  • Mischwälder aus Laub- und Nadelbäumen seien demnach stabiler gegenüber Gefahren des Klimawandels.
  • Alters- und sortengemischte Wälder nähmen mehr CO2 auf als ältere Wälder in Monokultur.
  • Die Biodiversität bleibe in jedem der drei Szenarien gesichert.

    10 Prozent des jeweiligen Holzvorrates je ha würden als Totholz im Wald bleiben. Das entspreche dem Anteil, den viele Studien zum Erhalt der Biodiversität nennen. 
  • Holz aus dem Waldumbau und Reststoffe würden fossile Energieträger ersetzen.
  • Gleichzeitig würde in langlebigen Holzprodukten CO2 gespeichert.
  • Auch über das Jahr 2050 hinaus bleibe die finale Klimaschutzleistung im Szenario 3 sehr wahrscheinlich bestehen – in den Szenarien 1 und 2 nähme sie hingegen ab, insbesondere beim Nadelholz. Der Wald könne sogar wegen Totalausfällen (Waldbrände, Schädlinge) zur Kohlenstoffquelle werden.
  • 5 Miliionen t Pellets pro Jahr allein aus heimischen Sägenebenprodukten/ Reststoffen könnten problemlos bereitgestellt werden. Hinzu kämen 17 Millionen t Pellets aus nicht-sägefähigem Holz – und perspektivisch – auch aus Waldrestholz.
  • Hackschnitzel aus Waldrestholz und Ernterückständen stünden dank des Waldumbaus und wahrscheinlich auch als Schadholz vermehrt zur Verfügung. In den Folgejahren würden dann auch die neuen Bestände das Alter zur Durchforstung erreichen und damit zur Bereitstellung von Waldrestholz aus der Waldpflege.

Fotos: Doreen Brumme