Wald Waldzustand Waldzustandsbericht 2023

Let’s talk about: Wald – als Klimaschützer (Teil 1 – aktueller Waldzustand)

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In unserer neuen Artikelreihe “Let’s talk about” wollen wir hier auf dem Solarthermie-Blog zuerst über den Wald reden. Der gilt allgemein als Klimaschützer. Wir liefern euch in Teil 1 Zahlen und Fakten zum aktuellen Zustand des deutschen Waldes. In Teil 2 geht es dann darum, ob der deutsche Wald seiner Aufgabe als Klimaschützer gerecht wird. 

Warum ist der Wald ein Klimaschützer?

Lasst uns zunächst klären, was ein Wald ist. Denn nicht alles, was für uns wie ein Wald aussieht, ist per Definition ein Wald.

Wald Waldzustand Waldzustandsbericht 2023

Was ist ein Wald?

Der WWF (World Wildlife Fund) Deutschland schreibt auf seiner Internetseite, dass die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (Food and Agriculture Organisation of the United Nations (UN), FAO) einen Wald definiert

“als ein Gebiet von über einem halben Hektar (1 ha entspricht einer Fläche von 100 mal 100 Quadratmetern (m2) – Angaben der Redaktion)

  • mit über fünf Meter hohen Bäumen und einem Überschirmungsgrad von zehn Prozent (Baumkronen decken mindesten zehn Prozent der Oberfläche ab) –
  • oder Bäume, die diese Werte an Ort und Stelle in der Zukunft erreichen können.”

Das deutsche Bundeswaldgesetz definiert einen Wald als eine „mit Forstpflanzen bestockte Fläche“. Laut dem WWF hätten Gerichtsurteile auch schon einmal einer Fläche von 20 mal 20 Metern die Waldeigenschaft zugesprochen.

Welche Aufgaben erfüllt der Wald?

Für den Gesetzgeber ist ein Wald dann ein Wald, wenn er unter anderem diese drei Aufgaben erfüllt:

  • Er dient der Holzproduktion.
  • Er sorgt für die Erholung der Bevölkerung.
  • Er wirkt günstig auf Klima, Boden und Luftreinheit.

Was kennzeichnet das Ökosystem Wald?

Der WWF beschreibt das sogenannte Innenklima eines gesunden Waldes so: Die Temperaturen sind ausgeglichener. Im Sommer ist es kühler und im Winter wärmer als außerhalb des Waldes. Die Luftfeuchtigkeit ist höher, weil über die Blätter der Bäume und dank anderer Pflanzen Wasser verdunsten kann. Verdunstet das Wasser unterhalb der Baumkronen, bleibt ein großer Teil der Feuchtigkeit im Wald. Außerdem weht der Wind im Wald weniger stark.

Welche Waldtypen gibt es?

Wald lässt sich unter verschiedenen Gesichtspunkten klassifizieren.

  • Mit Blick auf die Baumarten (Vegetation) unterscheidet die Forstwirtschaft Nadelwälder, Laubwälder und MIschwälder.
  • Berücksichtigt man auch die klimatischen Bedingungen, werden Wälder in tropische Regenwälder (laut WWF 45 Prozent der weltweiten Wälder), boreale Wälder (27 Prozent der weltweiten Wälder), temperierte Wälder (16 Prozent der weltweiten Wälder, zu denen dem WWF zufolge auch die Wälder in Deutschland gehören) und subtropische Wälder (11 Prozent der weltweiten Wälder) unterschieden.
  • Spielt die Waldentstehung eine Rolle, gibt es natürlich regenerierende und gepflanzte (angelegte) Wälder. Den Anteil ersterer am gesamten Waldbstand beziffert der WWF auf 93 Prozent.

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Wie schützt der Wald unser Klima?

Hier bezeichnet der WWF Wälder als Kohlenstoffspeicher und Klimaanlagen. Sie regulieren und kühlen demnach das Klima der Erde.

Der Wald als Kohlenstoffspeicher

Wälder bedecken dem WWF zufolge fast ein Drittel (30 Prozent) der Landoberfläche. Sie speichern zugleich etwa die Hälfte des auf der Erde gebundenen Kohlenstoffs in ihrer Biomasse. Berücksichtige man weitere Kohlenstoffmengen, die im Waldboden gespeichert sind, komme man in Wäldern auf mehr Kohlenstoff, als in der Atmosphäre stecke.

Tropischen Regenwäldern schreibt der WWF hierbei eine besondere Bedeutung zu. Der Grund für ihre Sonderrolle: Regenwälder speichern demnach wegen ihrer großen Biomasse 50 Prozent mehr Kohlenstoff als Wälder außerhalb der Tropen.

Wichtig: Wenn man Wälder rode, dann werde der Großteil des Kohlenstoffes als Kohlendioxid (CO2) freigesetzt, schreibt der WWF. 13 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen stammten demnach aus der Vernichtung von Wäldern. Wobei circa zwei Drittel der gesamten Entwaldung weltweit tropische und subtropische Wälder entfielen. 

Der Wald als Klimaanlage

Als laut dem WWF größte terrestrische Kohlenstoffspeicher steuern Wälder die Wasserkreisläufe auf der Erde und damit das Wetter.

Zusammenhängende Waldflächen funktionieren demnach wie riesige Klimaanlagen. Die Bäume setzen dem WWF zufolge die auf ihre Kronen einstrahlende Sonnenenergie in Wasserdampf um, der die Atmosphäre kühle.

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Bestandsaufnahme 2023: Wie steht es um den deutschen Wald?

Der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir, sagte anlässlich der Veröffentlichung des Waldzustandsberichts 2022 im März 2023:

“Der Wald ist ein Patient, der unsere Hilfe braucht.”

Unser wertvolles Ökosystem leide dem Bundesminister zufolge unter den Folgen der Klimakrise. 4 von 5 Bäumn seien krank. Die beunruhigenden Ergebnisse des deutschen  Waldzustandsberichtes würden demnach deutlich machen, dass Deutschland weiter entschlossen handeln müsse, damit die deutschen Wälder in Zukunft der Trockenheit und den höheren Temperaturen trotzen könnten.

Das heiße konkret: Mischwald statt Monokulturen.

Denn nur gesunde Wälder würden Kohlenstoff speichern und als natürliche Klimaanlage wirken. Özdemir erklärte zudm, dass die Regierung mit ihrem Wald-Klima-Paket insgesamt 900 Millionen Euro bereitstelle, um die Waldbesitzenden beim klimagerechten Umbau der Wälder zu unterstützen. Mit dem Geld würden die Betriebe Hektar um Hektar mehr Klimaschutz und Biodiversität sowie zukunftsfeste Wälder in ganz Deutschland schaffen und  den wertvollen, nachwachsenden Rohstoff Holz sichern.

Die wichtigsten Ergebnisse des Waldzustandsberichts 2022

  • Insbesondere die Fichte habe der zughörigen Pressemeldung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zufolge unter den Dürreperioden der letzten Jahre gelitten – und das selbst auf Standorten mit guter Wasserversorgung und in den oberen Höhenlagen der Mittelgebirge, die für das Wachstum der Fichtenwälder bislang als sehr geeignet galten.
  • Auch die Vitalität der gemeinen Wald-Kiefer, die bisher als ein Hoffnungsträger im Klimawandel galt, leide laut dem BMEL. Nur noch 13 Prozent der Kiefern seien demnach gesund.
  • Auch die Laubbäume würden unter mangelnden Niederschlägen und hohen Temperaturen leiden: Die Buche hätte mit einem Anteil von 45 Prozent deutlich geschädigter Kronen im direkten Vergleich den größten Anteil in dieser Schadklasse. Der Vitalitätszustand der Buche sei daher weiterhin als kritisch zu bewerten. Auch bei der Eiche gebe es keine Besserung, die Entwicklung zeige sich vergleichbar mit der des Vorjahres. Der Anteil deutlicher Kronenschäden liege bei Eichen bei 40 Prozent.

Das Jahr 2022 sei zudem ein Jahr mit deutlicher Fruchtbildung gewesen. Was zunächst positiv klingt, beeinträchtige laut dm BMEL jedoch die Kronenvitalität der Bäume zusätzlich zu Witterung und Nährstoffversorgung. Außerdem beeinflussten die weiterhin hohen Stickstoffeinträge und teilweise sauren Waldböden die Hitzetoleranz der Bäume.

Der negative Zustand des deutschen Waldes ließe sich dm BMEL zufolge  auch deutlich an den sogenannten Totholzanteilen der Stichprobenaufnahme festmachen: Diese lägen aktuell bei 3,5 Prozent und damit auf einem neuen Höchststand.

Auch die Ausscheiderate, also der Anteil der Bäume, die seit der letzten Erhebung abgestorben seien, liege mit 6,7 Prozent höher als je zuvor. Die Ausscheidegründe seien dabei divers und reichten von Borkenkäferschäden über Dürreschäden und Windwurf bis hin zu teilweisem oder vollständigem Blattverlust.

Die 80-seitige (PDF-Dokument) Waldzustandserhebung 2022 könnt ihr euch hier kostenlos aus dem Internet herunterladen.

Im nächsten Teil der “Let’s talk about”-Reihe zum Wald geht es darum, wie wir diesen fit4future machen – und damit zu einem noch besseren Klimaschützer. Bleibt dran!

Fotos: Doreen Brumme