Treibhausgaskonzentration auf Rekordniveau

Trauriger Rekord: WMO meldet Höchststand für Treibhausgase in der Atmosphäre

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Mitte November legte die WMO, die Weltorganisation für Metereologie (“World Meteorological Organization”) einen Bericht vor, der zu dem Schluss kommt, dass die Menge der Treibhausgase in der Atmosphäre im vergangenen Jahr 2022 erneut einen Rekordwert erreicht hätte und schlimmer noch, dass ein Ende des steigenden Trends nicht in Sicht sei. 

Dem neuen “Greenhous Gas Bulletin” zufolge seien die Werte der drei wesentlichen Treibhausgase im Jahr 2022 auf neue Rekorde gestiegen. “Trotz jahrzehntelanger Warnungen der wissenschaftlichen Gemeinschaft, Tausender Seiten von Berichten und Dutzender Klimakonferenzen bewegen wir uns immer noch in die falsche Richtung“, erklärte WMO-Generalsekretär Prof. Petteri Taalas der Presse.

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Treibhausgase in der Atmosphäre im Jahr 2022 auf Rekordniveau

Die global gemittelten Konzentrationen des wichtigsten Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) hätten dem WMO-Bericht zufolge im Jahr 2022 erstmals um volle 50 Prozent über denen der vorindustriellen Zeit gelegen. Und im Jahr 2023 wären sie demnach noch weiter angestiegen.

  • Die Wachstumsrate der CO2-Konzentrationen war laut dem “Greenhouse Gas Bulletin” der WMO etwas niedriger als im Vorjahr 2021 und als im Durchschnitt des Jahrzehnts. Dies sei jedoch höchstwahrscheinlich auf natürliche, kurzfristige Schwankungen im Kohlenstoffkreislauf zurückzuführen, während die neuen Emissionen infolge industrieller Aktivitäten weiter anstiegen.
  • Auch die Methankonzentrationen stiegen an,
  • und die Werte von Lachgas, dem dritten Hauptgas, verzeichneten von 2021 bis 2022 den höchsten Anstieg im Jahresvergleich.

“Das derzeitige Niveau der Treibhausgaskonzentrationen bringt uns auf den Weg eines Temperaturanstiegs, der deutlich über den Zielen des Pariser Klimaabkommens bis zum Ende dieses Jahrhunderts liegt. Dies wird mit extremeren Wetterereignissen einhergehen, darunter starke Hitze und Regenfälle, Eisschmelze, Anstieg des Meeresspiegels, Erwärmung und Versauerung der Ozeane. Die sozioökonomischen und ökologischen Kosten werden in die Höhe schnellen. Wir müssen den Verbrauch fossiler Brennstoffe dringend reduzieren”, forderte Prof. Taalas weiter.

Treibhausgas CO2 heizt Klima nachhaltig auf

Knapp die Hälfte der CO2-Emissionen verbleibe demnach in der Atmosphäre. Etwas mehr als ein Viertel werde von den Ozeanen und knapp 30 Prozent von Landökosystemen wie Wäldern absorbiert. Wobei es allerdings von Jahr zu Jahr erhebliche Schwankungen gebe. Solange die Emissionen anhalten, werde sich das CO2 weiter in der Atmosphäre ansammeln und zu einem globalen Temperaturanstieg führen. Angesichts der langen Lebensdauer von CO2 werde das bereits beobachtete Temperaturniveau noch mehrere Jahrzehnte anhalten, selbst wenn die Emissionen rasch auf Null gesenkt würden.

Das letzte Mal, dass die Erde eine vergleichbare CO2-Konzentration aufwies, war vor 3 bis 5 Millionen Jahren, als die Temperatur 2 bis 3 °C wärmer war und der Meeresspiegel 10 bis 20 Meter höher lag als heute.

“Es gibt keinen Zauberstab, um das überschüssige CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen. Aber wir haben mit der neuen Global Greenhouse Gas Watch (auf Deutsch: “Globale Treibhausgasbeobachtung”) die Instrumente, um unser Verständnis für die Triebkräfte des Klimawandels zu verbessern. Dies wird die nachhaltige Beobachtung und Überwachung erheblich verbessern, um ehrgeizigere Klimaziele zu unterstützen”, sagte Prof. Taalas.

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Was ist die Globale Treibhausgasbeobachtung?

Das WMO Bulletin widmet seine Titelgeschichte der sogenannten Global Greenhouse Gas Watch, die im Mai vom Weltkongress der Meteorologen verabschiedet wurde. Diese ehrgeizige Initiative sieht eine kontinuierliche Überwachung der Treibhausgase vor, um

  • sowohl die von menschlichen Aktivitäten verursachten
  • als auch die natürlichen Quellen und Senken

berücksichtigen zu können. Sie wird laut der zugehörigen WMO-Presserklärung wichtige Informationen und Unterstützung für das Ziel des Pariser Abkommens liefern, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 °C zu begrenzen und 1,5 °C über dem vorindustriellen Niveau anzustreben.

Obwohl die Wissenschaft ein umfassendes Verständnis des Klimawandels und seiner Auswirkungen habe, gebe es immer noch einige Unsicherheiten in Bezug auf den Kohlenstoffkreislauf und die Flüsse im Ozean, in der Landbiosphäre und in den Permafrostgebieten, schreibt die WMO.

Diese Ungewissheiten dürften jedoch nicht von Maßnahmen abhalten. Vielmehr würden sie die Notwendigkeit flexibler, anpassungsfähiger Strategien und die Bedeutung des Risikomanagements auf dem Weg zu einer Netto-Nullbilanz und zur Verwirklichung der Ziele des Pariser Abkommens unterstreichen. Die Bereitstellung von genauen, zeitnahen und umsetzbaren Daten über Treibhausgasflüsse werde immer wichtiger, ist im Greenhouse Gas Bulletin weiter zu lesen.

Bedarf an mehr Informationen bestünde dmnach zu diesen Punkten:

  • Rückkopplungsmechanismen: Das Klimasystem der Erde habe mehrere Rückkopplungsschleifen, darunter erhöhte Kohlenstoffemissionen aus den Böden oder eine verringerte Kohlenstoffaufnahme von den Ozeanen wegen des sich ändernden Klimas.
  • Kipppunkte: Das Klimasystem stehe möglicherweise kurz vor so genannten “Kipp-Punkten”, an denen ein bestimmtes Maß an Veränderung zu einer sich selbst beschleunigenden und potenziell irreversiblen Kaskade von Veränderungen führen würde. Beispiele hierfür wären das mögliche schnelle Absterben des Amazonas-Regenwaldes, die Verlangsamung der nördlichen Ozeanzirkulation oder die Destabilisierung großer Eisschilde.
  • Natürliche Variabilität: Die drei wichtigsten Treibhausgase würden eine beträchtliche Variabilität aufweisen, die mit natürlichen Prozessen bedingt seien, die das anthropogene Signal überlagern würden (beispielswise von El Niño). Diese Variabilität könne die beobachteten Veränderungen über kurze Zeiträume entweder verstärken oder abschwächen.
  • Nicht-CO?-Treibhausgase: Der Klimawandel werde von mehreren Treibhausgasen angetrieben, nicht nur von CO2. Diese Gase hätten eine unterschiedliche Lebensdauer in der Atmosphäre, ein höheres Treibhauspotenzial (GWP) als CO2 und ungewisse zukünftige Emissionen.

Das neue Global Greenhouse Gas Watch soll bis zum Jahr 2028 einsatzbereit sein.

Treibhausgase: Konzentrationen im Jahr 2022

Der jährliche NOAA-Treibhausgasindex (“Annual Greenhouse Gas Index”,  AGGI) zeige, dass die Erwärmung unseres Klimas – der sogenannte Strahlungsantrieb – wegen langlebiger Treibhausgas zwischen 1990 und 2022 um 49 Prozent zugenommen habe, wobei CO2 für etwa 78 Prozent dieses Anstiegs verantwortlich sei.

Der stärkste Klimaerhitzer: CO2

CO2 sei das wichtigste Treibhausgas in der Atmosphäre, das für etwa 64 Prozent der Erwärmung des Klimas verantwortlich sei, vor allem aufgrund die Verbrennung fossiler Brennstoffe und der Zementherstellung. Der Anstieg von 2,2 Teilen pro Million (ppm) im Jahresdurchschnitt von 2021 bis 2022 wäre etwas geringer als von 2020 bis 2021 und im letzten Jahrzehnt (2,46 ppm pro Jahr) ausgefallen. Der wahrscheinlichste Grund dafür sei die verstärkte Aufnahme von atmosphärischem CO2 von terrestrischen Ökosystemen und den Ozeanen nach mehreren Jahren mit einem La-Niña-Ereignis. Die Entwicklung eines El-Niño-Ereignisses im Jahr 2023 könnte daher Auswirkungen auf die Treibhausgaskonzentrationen haben.

Langlebiges Treibhausgas: Methan

Methan ist ein starkes Treibhausgas, das etwa ein Jahrzehnt lang in der Atmosphäre verbleibe. Auf Methan würden etwa 19 Prozent des Erwärmungseffekts der langlebigen Treibhausgase entfallen. Etwa 40 Prozent des Methans würden aus natürlichen Quellen (zum Beispiel Feuchtgebiete und Termiten) in die Atmosphäre emittiert, und etwa 60 Prozent stammten aus anthropogenen Quellen (beispielsweise Wiederkäuer, Reisanbau, Ausbeutung fossiler Brennstoffe, Deponien und Verbrennung von Biomasse). Der Anstieg von 2021 bis 2022 wäre dem WMO-Bericht zufolge etwas geringer ausgfallen als der von 2020 bis 2021 beobachtete Rekordanstieg, aber deutlich höher als die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate der letzten zehn Jahre.

Treibhausgas und Ozonkiller: Distickstoffoxid

Distickstoffoxid sei sowohl ein starkes Treibhausgas als auch eine ozonabbauende Chemikalie. Es sei für etwa 7 Prozent des Strahlungsantriebs von langlebigen Treibhausgasen verantwortlich.

Rekordanstieg bei N2O

Nummer vier in der Runde der wichtigsten Treibhausgase ist N2O. Es wird sowohl aus natürlichen Quellen (rund 60 Prozent) als auch aus anthropogenen Quellen (rund 40 Prozent) in die Atmosphäre emittiert, unter anderem aus den Ozeanen, Böden, der Verbrennung von Biomasse, dem Einsatz von Düngemitteln und verschiedenen industriellen Prozessen. Für N2O wäre ein höherer Anstieg von 2021 bis 2022 als je zuvor in unserer modernen Zeitrechnung beobachtet worden, berichtet die WMO.

Foto: Doreen Brumme (Himmelstreppe in Hamburg-Harburg)