Holzpellets

Umweltbundesamt rät zu Verzicht auf Holzwärme – das solltet ihr jetzt wissen!

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Mitte Februar teilte das Umweltbundesamt (UBA) mit, dass die Grenzwerte für Luftqualität in Deutschland im Jahr 2021 nahezu überall eingehalten worden seien. Das hätte die vorläufige Auswertung der Messdaten der Bundesländer und des UBA (Stand 31. Januar 2022) von bislang rund 600 Messstationen ergeben. Der UBA-Präsident Dirk Messner freute sich über die positive Entwicklung bei der Luftqualität, zumal sie zeige, dass mit geeigneten und konsequent umgesetzten Luftreinhaltemaßnahmen viel zu erreichen sei. Wobei er darauf hinwies, dass die EU-weit gültigen Grenzwerte für Feinstaub und Stickstoffdioxid vor mehr als 20 Jahren festgelegt worden seien und dringend an die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse über die gesundheitlichen Auswirkungen von Luftverschmutzung angepasst werden müssten. Für wirklich gesunde Luft müsse die Schadstoffbelastung dauerhaft und deutschlandweit weiter verringert werden, erklärte Messner weiter. Ihm zufolge bestehe dringender Handlungsbedarf über die bereits im Luftreinhalteprogramm festgelegten Maßnahmen hinaus. Ziel müsse es sein, “unsere Luft so sauber wie möglich zu kriegen.” So weit so gut … dann rät der UBA-Chef zum Verzicht auf Holzwärme … und wirbelt mit dieser unsachlichen, weil pauschalen Aussage jede Menge Staub auf. 

UBA-Präsident rät zum Verzicht auf Holzwärme und wird damit unsachlich

Laut Europäischer Umweltagentur gelte die Luftverschmutzung in den 27 EU-Mitgliedstaaten weiterhin als erhebliche gesundheitliche Belastung, die zu zahlreichen vorzeitigen Todesfällen und Krankheiten führe, ist in der Pressmitteilung des UBA weiter zu lesen. Feinstaub stelle dabei die größte Bedrohung dar: In Deutschland habe die Europäische Umweltagentur für das Jahr 2019 53.800 vorzeitige Todesfälle auf eine dauerhafte Belastung mit Feinstaub zurückgeführt. Derzeit würden die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) neu vorgeschlagenen Werte in Deutschland fast alle überschritten. Im Herbst werde die EU-Kommission eine Änderung der Luftqualitätsrichtlinie vorschlagen. Die Grenzwerte sollten sich dabei den Richtwerten der WHO annähern. Deutschland werde diese Novellierung der Luftqualitätsrichtlinie unterstützen, erklärt Messner gegenüber der Presse.

Laut dem Bericht von ZDF online habe Messner in diesem Zusammenhang mit den Worten “Wir sollten darauf verzichten, Holz zu verheizen.” auch den Abschied vom Heizen mit Holz in Haushalten vorgeschlagen, um die Luft zu verbessern. Er habe dies damit begründet, dass die Feinstaubbelastung von Holz stärker vorangetrieben werde als von Autos. Aus Luftqualitätsperspektive würden wir hier viel Schaden anrichten, zitiert das ZDF Messner. ntv online berichtet, dass Messner sich dafür ausgesprochen hätte, den weiteren Ausbau von Pelletsheizungen des Klimaschutzes wegen zu beenden und generell “auf Holzverfeuerung zu verzichten”, zumindest bei Neuanlagen. “Holz sollte im Wald verbleiben oder in langlebigen Produkten verarbeitet werden”, habe der UBA-Chef demnach gesagt.

So steht das UBA grundsätzlich zu Holzwärme

Mit seinem pauschalen Rat zum Verzicht auf Holzwärme vertritt Messner die auch auf der Internetseite des UBA gezeigte grundsätzliche  Haltung zu Holzheizungen. Dort steht:

“Das ?UBA? spricht sich … aus ?Klimaschutz?-, Luftreinhalte- und ökologischen Gründen gegen die Installation von Holzheizungen aus. Darunter fallen auch die Pelletheizungen. Im Neubau ohne Brennstoffe heizen: Die Wärmeversorgung eines Neubaus sollte mittels erneuerbarer Energien ohne Verbrennung erfolgen. Denn die klimapolitischen Verpflichtungen Deutschlands machen es erforderlich, dass die Wärmeversorgung zügig auf erneuerbare und brennstofffreie Energieträger umgestellt wird. Das UBA rät deshalb von der Nutzung von Heizöl, Erdgas und Holz zum Heizen in Neubauten grundsätzlich aus Klimaschutzgründen ab. Hierfür ist es nötig, den Wärmebedarf des geplanten Gebäudes möglichst weitgehend zu reduzieren. Wichtige Stichpunkte hierbei sind v.a.: angepasste Bauweise, Wärmedämmung, Vermeidung von Wärmebrücken und Lüftungskonzept. So reicht ein niedriges Temperaturniveau für die Raumwärme. Das ist die optimale Voraussetzung, den Wärmebedarf mit brennstofffreien erneuerbaren Energien wie Wärmepumpen, idealerweise mit Wind- und Solar-Strom betrieben, Fern-/Nahwärme oder Solarthermie decken zu können.” 

Sollten Holzheizungen zum Einsatz kommen, rät das UBA 

  1. Holzkessel, die älter als 15 Jahre und damit veraltet seien, gegen effizientere Modelle auszutauschen. 
  2. Holzkessel einer hohen Effizienzklasse zu wählen.
  3. Holzkessel individuell zu dimensionieren.
  4. die Heizung als Gesamtsystem zu verstehen und eine entsprechende Heizungsoptimierung inklusiver aller Komponenten vorzunehmen.
  5. zum Kauf umweltfreundlicher Holzpellets.
  6. zum Einbau von Staubabscheidern.
  7. zum Kauf förderbarer emissionsarmer Pelletkessel (Innovationsbonus). 
  8. Holzkessel mit einer Solarthermie-Anlage zu kombinieren (Hybridheizung).

So weit zur UBA-Position zu Holzheizungen.

Sachlicher ist: Holzwärme ist nicht gleich Holzwärme – der Wärmeerzeuger macht einen Unterschied

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Die Aussage Messners hat mit ihrer unsachlichen Pauschalität buchstäblich viel Staub aufgewirbelt.

Und leider auch viele Verbraucher verunsichert.

Denn wer angesichts der exorbitant in die Höhe schnellenden Preise für fossile Brennstoffe (Heizgas und Heizöl, wir berichteten) und der Abhängigkeit von politisch diktierten Brennstofflieferungen gerade seine private Wärmewende vollzieht und eine alte Gas- oder Ölheizung gegen eine Heizung tauschte (oder plant, dies zu tun), die den nachwachsenden Rohstoff Holz verfeuert, entschied sich für diese Form des erneuerbaren Heizens und der erneuerbaren Wärme aus diesem Grund:

Moderne, automatisch betriebene und vom Staat geförderte Holzfeuerungen seien dem Deutschen Energieholz- und Pelletverband e.V. (DEPV) zufolge heute so sauber wie noch nie. So würden demnach die gesetzlich vorgegebenen Staubgrenzwerte von 0,02 Gramm pro Kubikmeter (g/m3) Abluft vom Schornsteinfeger regelmäßig kontrolliert. Darüber hinaus seien in den gesetzlichen Mindestanforderungen zur Förderung von Holzfeuerungen in der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) weitergehende Beschränkungen (0,015 g/m3 Abluft) vorgeschrieben. Der BEG-Innovationsbonus fordere gar eine Emission von unter 0,0025 g/m3, wofür heute alle Hersteller von Pelletkesseln im DEPV entsprechende Modelle anböten.

Der DEPV argumentiert weiter, dass ein Verzicht auf Holzwärme in ihrer modernen, mit „automatisch, effizient und emissionsarm“ zu beschreiben-
den Form nicht nur die Klimaschutzbemühungen der Bundesregierung konterkarieren würde, sondern auch dem technischen Fortschritt moderner Holz und Pelletfeuerungen beim Emissionsverhalten keinesfalls gerecht werde: Pelletheizungen und Pelletkaminöfen trügen demnach kaum zur Verunreinigung der Luft bei sie seien laut UBA im Jahr 2018 für nur 0,3 Prozent der bundesweiten Feinstaubbelastung
(PM10, das heißt: Partikel deren Durchmesser weniger als 10 Mikrometer (µm) beträgt) und für 0,6 Prozent des besonders feinen Staubs (PM2,5) verantwortlich. Die immer bessere Verbrennungstechnik sorge dafür, dass sich diese Werte trotz der wachsenden Zahl an Pelletsheizungen nicht groß verändere. Das Gros der Feinstaubemissionen aus Holzfeuerungen stamme dagegen von mehreren Millionen alten Scheitholzkaminöfen. 

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Wichtig: Aktuell gibt es in Deutschland gut 0,6 Millionen Pelletskessel und Pelletsöfen. Man muss also kein  Mathegenie sein, um zu verstehen, dass 11,5 Millionen alte Öfen erheblich mehr zur Luftverschmutzung beitragen als 0,6 Millionen moderne Pelletsheizungen.

Leider wirft der UBA-Präsident alle Holzheizungen in einen Topf – und wird damit seiner Verantwortung gegenüber den Verbrauchern nicht gerecht. Dass besonders Pelletsheizungen einen wichtigen Beitrag zur CO2-Reduzierung leisten, lässt er außer Acht.

Das wirft ihm auch die Deutsche Säge- und Holzindustrie vor. Deren Bundesverband DeSH schreibt: “Wir fordern eine differenzierte Darstellung und Kommunikation des Umweltbundesamtes zur modernen und effizienten energetischen Holznutzung ein. Denn klar ist: Ohne die ressourceneffiziente Nutzung von Holz wird weder die Bauwende noch die Wärmewende zu erreichen sein. … Der Einsatz von Resthölzern, Nebenprodukten oder nicht mehr für den Holzbau verwertbarer Hölzer als Energiequelle leistet einen klimaschonenden Beitrag für ein nachhaltiges Wirtschaftssystem im Sinne der deutschen Bioökonomiestrategie.

Mit seinem Rat zum Verzicht auf Holzwärme mache der UBA-Präsident “Bürgern das so wichtige Thema Klimaschutz vollends madig”, sagte Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) gegenüber der Saarbrücker Zeitung

„Jetzt stellt eine oberste Bundesbehörde, nämlich das Umweltbundesamt, das Verbrennen von Holz in Frage, während gleichzeitig die Bundesregierung den Einbau von Pelletsheizungen fördert“, sagte Tobias Hans. „Das ist nicht nur völlig widersinnig, sondern führt auch dazu, den Bürgerinnen und Bürger das so wichtige Thema Klimaschutz vollends madig zu machen.“

 Der DEPV weist daher den Vorschlag des UBA-Präsidenten, Verzicht auf Holzwärme aus von Pelletsheizungen, als kontraproduktiv zurück. Die Entscheidungsträger in der Politik würden demnach nicht umhinkommen, bei der Dekarbonisierung des Gebäudesektors in den nächsten Jahren auf einen starken Beitrag effizienter Holzheizkessel und effizien-
ter und sauberer Pelletkaminöfen zu setzen. Bei der Energiewende am Wärmemarkt spiele die Holzenergie bisher die entscheidende Rolle. Rund zwei Drittel der im Gebäudesektor eingesparten CO2Emissionen würden mit modernen, automatisch betriebenen auf Holz und Pellets basierenden Zentralheizungssystemen erbracht. Ohne diese Anlagen ließe sich die von der Bundesregierung bis zum Jahr 2030 geplante Reduzierung der Treibhausgase bei der Gebäudebeheizung keinesfalls erreichen, schreibt der DEPV weiter
Und dann fragt der DEPV zu Recht:

Verzicht auf Holzwärme aus Pelletsheizungen – was wäre die Alternative?

Der alleinige Ansatz, mittelfristig in der Gebäudeenergiepolitik allein auf Wärmepumpen als Wärmeerzeuger zu setzen, sei dem DEPV zufolge in vielen Gebäudebereichen weder technisch noch ökonomisch sinnvoll. Für den energieeffizienten Neubau und im vollsanierten Gebäudebestand könne das sein im un oder teilsanierten Gebäudebestand jedoch nicht. Hier werde man fernab von Wärme und Gasnetzen noch lange auf Energie aus Holz angewiesen sein. Bei einer Verpflichtung, Wärmepumpen auch in teilsanierten Gebäuden einzubauen, würde das Bedürfnis mit Energieträgern wie Holz eine günstige Ergänzung bei der Wärmelieferung zu bieten, eher weiter zunehmen auch angesichts weiterhin hoher Strompreise und den nicht zu vernachlässigenden fossilen Anteilen im Strommix.

Utopia schreibt hier, dass die TAZ beim Wirtschaftsministerium angefragt hätte, ob es Subventionen für neue Holzheizungen weiterhin geben solle. Das hätte demnach geantwortet, dass es dies im Rahmen einer ohnehin anstehenden Reform bis zum Sommer überprüfe.

Es bleibt spannend.

Foto: Doreen Brumme, Grafiken DEPV