Wärmemonitor 2017: Stagnierender Heizenergieverbrauch und Klimaschutz ist Verlierer

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Das DIW, das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung, veröffentlichte gerade seinen „Wärmemonitor 2017“. Laut der Studie, für die der Heizenergieverbrauch vermieteter Mehrfamilienhäuser (MFH) ausgewertet worden sei, stagniere dieser auf dem Niveau von 2010. Zugleich seien würden die Heizkosten wegen der sinkenden Heizenergiepreise sinken. Allerdings rücke der Verbrauch die Klimaschutzziele in weite Ferne.

Die fünf Kernaussagen der gerade vom DIW und dem Energiedienstleister ista Deutschland GmbH veröffentlichten Studie „Wärmemonitor 2017“, die ihr hier kostenlos als PDF-Datei downloaden könnt, lesen sich so:

  • Die Heizkosten privater Haushalte seien 2017 zum vierten Mal in Folge deutlich gesunken.
  • Für die kommende Abrechnungsperiode erwarten die Analysten des DIW zufolge wegen gestiegener Heizölpreise ein Ende dieses Trends und weisen darauf hin, dass sich die Kosten für Mieter mit energetischen Sanierungen abfedern ließen.
  • Der Heizenergieverbrauch stagniere laut dem Wärmemonitor 2017 auf dem Niveau von 2010 – was die Analysten des DIW zu der Aussage führt, dass sich hinsichtlich Klimaschutz daher die Dekade als verloren abzeichne. Eigentlich hatte sich die Bundesregierung unter anderem das Klimaziel gesetzt, den Wärmebedarf von Gebäuden bis 2020 gegenüber 2008 um 20 Prozent zu senken. Das Ziel werde bei den MFH deutlich verfehlt. Denn dafür müsste der Verbrauch noch um weitere 16,5 Prozent sinken.
  • In Bezug auf Effizienzanforderungen bei Neubauten empfehlen die DIW-Analysten, diese nicht aufzuweichen. Für bestehende Gebäude lautet die Empfehlung, extra Maßnahmen für Energieeffizienz zu ergreifen.
  • Wobei bei Anreizen für energetische Sanierungen sicherzustellen sei, dass diese nicht zum „Herausmodernisieren“ von Mietern genutzt würden.
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Grafik: DIW

Klimaschutzziel in Sachen Heizen verfehlt

Zur Hälfte etwa bestehe der gesamte deutsche Wohnungsbestand aus Mehrfamilienhäusern, heißt es im Wärmemonitor 2017. Der Bericht wird anhand eines umfangreichen Datenbestands von Heizenergieabrechnungen von Mehrfamilienhäusern in Deutschland alljährlich vom DIW und der ista Deutschland GmbH geschrieben. Im Schnitt sei der Wärmebedarf von Gebäuden seit 2008 deutschlandweit nur um jährlich 0,8 Prozent gesunken. Zum Erreichen des Klimaziels für 2020 hätte man den Wärmebedarf jedoch pro Jahr um 1,8 Prozent senken und damit die energetische Sanierungsrate beziehungsweise die Verbrauchseinsparungen verdoppeln müssen.

Doch auch wenn die Hausbesitzer in 2015 und 2016 jeweils rund vier Milliarden Euro mehr

  • für Aufwendungen für Energieeffizienz,
  • den Ausbau von Photovoltaik­-Aufdach-Anlagen
  • und die Modernisierung der Heizungsanlagen

ausgegeben hätten, habe die gestiegene Investitionstätigkeit im vergangenen Jahr 2017 allerdings noch nicht den Heizenergieverbrauch senken können.

Während der Verbrauch in MFH nach der Jahrtausendwende – klima­ und witterungsbereinigt – zunächst spürbar gesunken sei, sei der spezifische Energiebedarf 2017 immer noch auf dem Niveau von 2010 gewesen. Wobei die DIW-Analysten deutliche regionale Unterschiede ausmachten: So gingen die Energieverbräuche von Mehrfamilienhäusern 2017 in sämtlichen neuen Bundesländern zurück. Zugleich seien die Energieverbräuche in den meisten alten Bundesländern so stark angestiegen, dass sie die Ersparnis der Neuen überkompensiert hätten.

Ein Beispiel: In Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen sei der spezifische Energiebedarf um etwa zwei Prozent gesunken, während die Hansestädte Hamburg und Bremen eine ebenso hohe Steigerung vermeldeten.

Sinkende Heizkosten in Mehrfamilienhäusern

Laut dem Wärmemonitor 2017 hielt der Trend kräftig sinkender Heizenergiepreise während Abrechnungsperiode 2017 unvermindert an. Wie schon in 2015, 2016 und 2017 seien die Preise für Heizöl und Heizgas in Mehrfamilienhäusern deutschlandweit um im Schnitt fast 7 Prozent gefallen – in einem Bundesland mehr im anderen weniger stark.

So habe es in Brandenburg und Hessen Preissenkungen von elf Prozent gegeben, während die Hamburger Heizenergiepreise nahezu unverändert geblieben seien. in Hamburg blieben die Preise hingegen fast konstant. Auch regional hätte es deutlich variierende Preise gegeben: Im Allgäu habe man die Kilowattstunde (kWh) Heizenergie für 4,55 Cent bekommen, in Hamburg für 7,57 Cent (plus 72 Prozent).

Weil der Heizenergiebedarf in MFH stagniere, hätten sich die gesunkenen Energiepreise direkt in niedrigeren Heizkosten gezeigt, heißt es im Wärmemonitor 2017 weiter.

Wichtig: Die monatlichen reinen Heizkosten – also die Heizkosten minus die Betriebskosten der Heizungsanlagen – seien demnach im vergangenen Jahr um 6,3 Prozent und damit fast parallel zu den Energiepreisen gefallen. Durchschnittlich hätten die Haushalte monatlich rund 45 Euro zum Heizen der Wohnung ausgegeben. Zum Vergleich: 2016 seien es noch fast 48 Euro gewesen. Aufs Jahr gerechnet sei der aufsummierte Heizkostenbetrag damit höher als eine 13. Monatsmiete.

Wärmemonitor 2017: Heizkosten – gestern, heute und morgen

Nach einer langen Zeit fallender Verbraucherpreise für Heizöl seien diese 2017 in Deutschland mit 16 Prozent erstmals wieder deutlich angestiegen. Doch der Wärmemonitor 2017 schreibt, dass sich die Preissteigerungen nur mit einer gewissen Zeitverzögerung in den Energiekosten der Endverbraucher zeigen würden, da der Brennstoff Heizöl teilweise im Voraus „gebunkert“ werde. Darüber hinaus würden die Abrechnungsperioden der Heizwärme für 2017 zum Teil noch in das Vorjahr fallen

Mehr als 25 Prozent der Privathaushalte hierzulande seien demnach direkt von steigenden Preisen für Heizöl betroffen: Denn obwohl der Anteil von Ölheizungen bei Neubauten seit Jahren unter einem Prozent liege, würden nach wie vor mehr als 26 Prozent der privaten Haushalte auf Heizöl setzen, um zu heizen. Den Anteil der Wohnungen, die mit Erdgas beheizt würden, beziffert der Wärmemonitor 2017 auf 50 Prozent. Beide Anteile seien seit Jahren vergleichsweise stabil. Die Verbraucherpreise für Erdgas seien 2017 um mehr als sechs Prozent gesunken und hätten sich somit preisdämpfend ausgewirkt. Demnach würde die weitere Entwicklung der Öl­ und Gaspreise entscheidend beeinflussen, wie sich die durchschnittlichen Heizkosten für private Haushalte in den kommenden Jahren entwickeln.

Foto: simonsdog/photocase, Grafik: DIW