Watt hättens denn gern? Nur warmes Wasser oder auch Sonnenheizung?

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Wer sich eine Solarthermie-Anlage aufs Dach holen will, hat die Wahl: Soll die Anlage lediglich das Trinkwasser erwärmen oder auch die Heizung unterstützen? Was man wissen muss, um sich für das eine und wider das andere zu entscheiden, steht hier.

Seit langem sind Solarthermie-Anlagen landauf, landab auf den Dächern von Ein- und Zweifamilienhäusern im Einsatz, um die Sonnenenergie einzufangen und in Wärme umzuwandeln. Mit der Sonnenwärme (Solarthermie) wird bisher Großteils das Trinkwasser erwärmt. Manche sagen übrigens auch Brauchwasser dazu, weil es das Wasser ist, das im Haushalt verbraucht wird. Doch das nur nebenbei. Fest steht: Solarthermie hat sich als Warmwasserbereiter bestens bewährt.

Darf’s auch ein bisschen mehr sein?

Doch Solarthermie kann viel mehr. In letzter Zeit geht der Trend hierzulande zur Zweitnutzung der Solarthermie: Mehr und mehr sogenannte Kombi-Anlagen werden in Betrieb genommen. Die heizen einerseits das Brauchwasser an, also das, was aus dem Wasserhahn fließt, und andererseits auch das Wasser, was durch die Heizungsanlage läuft, sprich: das Heizwasser.

Der Solarthermie-Anlagenbetreiber in Spe sollte genau wissen, was er will. Pi mal Daumen kann man sagen, dass eine Solarthermie-Anlage in etwa die Hälfte des Warmwassers (Brauchwassers) erwärmen kann, dass eine vierköpfige Familie im Laufe eines Jahres aus dem Hahn zapft. Wer die Sonnenwärme der Anlage auch in die Heizung fließen lässt, kann mit zusätzlichen zehn bis vierzig Prozent Heizwärme rechnen.

Anlagen zur reinen Warmwasserbereitung und Anlagen zur Heizungsunterstützung: Unterschiede

Es gibt Haushalte, deren Energiebilanz eine Solarthermie-Anlage besonders gut steht: Zum Beispiel solche mit Swimmingpool. Wer pro Jahr 50 Kubikmeter Wasser und mehr in den Pool schüttet, spart mit Solarwärme spürbar an fossilem Brennstoff zu dessen Erwärmung. Auch Haushalte, die bereits eine Holzpellets-Heizung mit einem Warmwasserspeicher betreiben, können von einer zusätzlichen Wärmequelle – die im Falle der Sonne auch noch gratis ist – profitieren. Nicht zuletzt gibt es so ausgelegte Heizungsanlagen, in die sich eine ökologisch korrekte Solarthermie-Anlage einfach integrieren lässt, was auch für ihren Einsatz spricht.

Gut zu wissen: Für einen Haushalt, der vergleichsweise wenig Warmwasser (wenig = 20 bis 30 Liter Warmwasser pro Tag pro Kopf) zapft, lohnt sich eine Anlage nur zur Warmwasserbereitung kaum.

Denn für die Wirtschaftlichkeit einer Solarthermie-Anlage ist nicht nur entscheidend, dass sie Brennstoffkosten einspart, sondern auch wie viel. Hier ist ja die Rede von fossilen Brennstoffen, die die Klimabilanz des Haushalts enorm verschlechtern. Die Ersparnis an solchen fossilen Brennstoffen wird mit den Kosten für die Anschaffung der Anlage und ihre Installation, ihren Betrieb und ihre Wartung verrechnet. Das Ergebnis – bezogen auf die Lebenszeit der Anlage – ist die Zeitspanne, in der sich ihre Anschaffung amortisiert hat. Für den Pi-mal-Daumen-Haushalt von oben kann man mit einer Amortisation der Anlage innerhalb von 20 Jahren rechnen, wenn jeder der vier Köpfe täglich etwa 45 Liter (mittlerer Verbrauch/mittlere Zapfrate) warmes Wasser (50 Grad Celsius) aus dem Hahn fließen lässt. Eine großartige Rendite ist das nicht, schon klar. Dafür ist die Ersparnis an Energie für den Betreiber womöglich umso wertvoller. Hier gilt die Faustregel: Nach drei Jahren hat die Anlage das an Energie gespart, was zu ihrer Herstellung aufgewendet wurde.

Warmwasser oder/und Heizungswasser: eine Frage der Dimension

Entscheidend für die Wirtschaftlichkeit der Anlage ist ihre Größe. Wer nur Warmwasser damit machen will, sollte seinen Warmwasserverbrauch gut kennen und real dimensionieren. Das heißt Pi mal Daumen:

  • Flachkollektoren: 1,2 bis 1,5 Quadratmeter Kollektorfläche pro Person
  • Vakuumröhrenkollektoren: 0,8 bis 1,0 Quadratmeter Kollektorfläche pro Person.

Gelingt das Dimensionieren gut und wird die Anlage zudem optimal eingebaut, kann der Heizkessel in unserem Beispiel über den Sommer ausbleiben. Wird mehr Warmwasser (viel = 50 bis 100 Liter Warmwasser, hohe Zapfrate) benötigt, braucht man mehr Kollektorfläche. Ist dafür auch Platz auf dem Dach, sollte man visionär kalkulieren: Größere Kollektorflächen liefern eine optimale Voraussetzung, um auch die Heizung solar zu unterstützen. Insbesondere dann, wenn eh schon ein entsprechend großer Pufferspeicher im Haus steht.

In Quadratmetern ausgedrückt, folgt die Dimensionierung der Kollektorfläche von Anlagen, die auch die Heizung unterstützen, der Faustregel:

  • Flachkollektoren: 0,8 bis 1,1 Quadratmeter Kollektorfläche pro 10 Quadratmeter Wohnfläche
  • Vakuumröhrenkollektoren: 0,5 bis 0,8 Quadratmeter Kollektorfläche pro 10 Quadratmeter Wohnfläche

Auch gut zu wissen: Wer bereits gut gedämmt wohnt und womöglich eine moderne Heizungsanlage im sogenannten Niedertemperatur-Bereich betreibt, zum Beispiel sogenannte Flächenheizungen wie Fußbodenheizungen oder Wandheizungen es sind, die mit niederen Vorlauftemperaturen zwischen 30 und 35 Grad Celsius arbeiten, der sollte auf jeden Fall in eine Solarthermie-Anlage investieren, die auch die Heizung unterstützt.

Und was ist mit Heizkörpern? Hier gilt: Große Heizkörper verstehen sich noch ganz gut mit Solarwärme (Vorlauftemperatur höchstens 45 Grad Celsius), kleinere meist nicht mehr, denn sie benötigen meist auch höhere Vorlauftemperaturen (um die 50 Grad Celsius und mehr).

Noch kurz zurück zum Dach, auf das die Anlage montiert werden soll: Seine Größe (Flächenmaß), seine Ausrichtung gen Sonne und seine Neigung sind mit ausschlaggebend für den Ertrag, den die Solarthermie-Anlage erwirtschaftet. Dabei gilt, Dächer mit Ausrichtung nach Süden, Südwesten und Südosten sind gute Solardächer. Wer nur Warmwasser machen will, braucht Neigungswinkel zwischen 30 und 40 Grad zur Montage der Anlage, wer auch Heizwasser machen will Neigungswinkel zwischen 40 und 55 Grad.

Auch hier grobe Richtwerte: Der Ertrag von Anlagen zur reinen Warmwasserbereitung liegt mit

  • Flachkollektoren bei 350 bis 400 kWh pro Quadratmeter Kollektorfläche
  • Vakuumröhrenkollektoren bei 450 bis 500 kWh pro Quadratmeter Kollektorfläche.

Für auch die Heizung unterstützende Anlagen sind das realistische Richtwerte:

  • Flachkollektoren: 250 bis 300 kWh pro Quadratmeter Kollektorfläche
  • Vakuumröhrenkollektoren: 300 bis 400 kWh pro Quadratmeter Kollektorfläche.

Und noch ein Wort zum Speicher. Hier kann man sich folgende Faustregel merken, die für die reine Warmwasserbereitung gilt: Die Größe des Speichers (Speichervolumen) sollte mindestens 50 Liter pro Quadratmeter Kollektorfläche betragen. Idealerweise fasst der Speicher das Anderthalbfache des täglichen Bedarfs an Warmwasser. Auf das Fassungsvermögen muss man gegebenenfalls betriebene Wasserschluckmaschinen wie Geschirrspüler und Waschmaschine noch mit jeweils 30 bis 50 Liter draufschlagen.

Installationsanreize aus dem Staatssäckl: Förderung für Solarthermie

Das war jetzt schon mal ‘ne Menge kaufentscheidender Stoff, oder? Was man zudem noch wissen muss, ist die Höhe der Förderung aus dem Staatssäckel, mit der man rechnen kann, wenn man auf zukunftsträchtige, öko-korrekte Solarthermie setzt. Eine aktuelle (die neuen Fördersummen gelten seit April) und äußerst aufschlussreiche Übersicht hat unser Gastautor Franz Bergen gerade erst geliefert. Ich zitiere nur mal sein Fazit:

„Die ertragsabhängige Förderung bei großen Solarkollektoranlagen ist beim Zuschnitt des neuen Förderprogramms nur für Anlagen zwischen 20 und 40 m² Kollektorfläche vorteilhaft. Ab 40 m² gibt es 30 bis 50 Prozent (40 Prozent Wärmenetz, 50 Prozent Prozesswärme) Zuschüsse auf alle Anlagenteile und damit eine höhere Förderung.“

Foto: rowan / photocase.de