Weltklimarat Klimawandel

Weltklimarat alarmiert Welt wegen Klimawandel

Veröffentlicht von

“…what about us?”

Das fragte Michael Jackson mit seinem Earth Song 1995. Ich saß an dem Samstagabend im November vor dem Fernseher wie 18 Millionen deutsche Zuschauer der TV-Show “Wetten, dass…?” mit mir und bekam wegen der Eindringlichkeit, mit der der King of Pop diese Worte in die Welt sang, Gänsehaut. Der Song traf mich mitten ins Herz. Ich fühlte Michaels Weltschmerz wie den meinen. Ich ahnte damals nicht, wie weh der Schmerz mir in den kommenden Jahren noch tun wird.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Heute, gut 25 Jahre später, fast genau die Hälfte meines bisherigen Lebens, ist der Weltschmerz kaum mehr erträglich: Er nimmt mir die Luft, brennt wie Feuer. Er wird Tag für Tag von neuen Nachrichten geschürt – die zugehörigen apokalyptischen Bilder gleichen denen in Michaels Video zum Earth Song.

Die Temperaturen sind zu heiß!

Südeuropa quält sich derzeit unter einer Hitzeglocke: Aus Sizilien wurden unerträgliche 48,8 Grad Celsius gemessen.

Die Feuer brennen lichterloh!

Die Ufer des Mittelmeeres brennen lichterloh – von Portugal über Spanien, Italien, die Türkei, Griechenland bis nach Algerien: Das Feuer zerstört Lebensraum und tötet Menschen, Tiere, Pflanzen. Tötendes Feuer wütet auch in den USA, in Kanada, in Südamerika, in Afrika, in Australien, in Asien.

Das weltweite Feuer-Monitoring Fire Information for Ressource Management System (FIRMS) der NASA, zeigt beängstigende Aufnahmen der brennenden Erde aus dem Weltraum: Der Screenshot ist von heute Vormittag, 13.8.2021, 11:45 Uhr (MEZ):Feuer_weltweit_NASA-FIRMS

Das Wasser steigt!

Das Wasser in den Meeren steigt. Und das mancherorts schon immer schneller. Nicht nur in den großen Ozeanen, sondern auch bei uns in Nord- und Ostsee.

Unwetter lassen Unmengen von Wasser niederstürzen, die die von Menschenhand “begradigten” Landschaften und zugepflasterten Städte überfluten und mitreißen, was als niet- und nagelfest gilt. Menschen sterben dabei. Vor vier Wochen mitten in Deutschland, heute in der Türkei.

Das Eis schmilzt!

Gletscher schmelzen im Rekordtempo auf Nimmerwiedersehen dahin, die bislang vereisten Polkappen ebenso und auch das Abschmelzen des Eisschilds auf Grönland ist kaum mehr zu stoppen.

Ich könnte noch viele aktuelle Beispiele mehr bringen und hätte dann noch nicht mal die Themen Krieg und Flucht erwähnt. Ich denke, es ist anhand der Schlagzeilen machenden Beispiel klar, wie diese täglich meinen Weltschmerz aufs Neue entfachen.

Alarmstufe Rot! Wir machen unsere Welt unbewohnbar!

Die Wissenschaftler weltweit sind sich einig darin, dass der Klimawandel längst im Gange ist. Und, dass er menschengemacht ist. Dass er nicht mehr zu stoppen ist. Dass es jetzt gilt, sein Ausmaß zu begrenzen, seinen Fortschritt zu bremsen. Dass es ein Zurück in “angenehmere” Klimazeiten mit seltenen Extremereignissen nicht mehr geben wird. Es geht nur noch ums Bewahren des IST-Zustandes, denn das, was kommt, wenn wir nichts gegen den Klimawandel tun, wird nur extremer.

6. IPCC-Klimabericht belegt beschleunigten und menschengemachten Klimawandel

Der jüngste (sechste) Klimabericht vom Weltklimarat IPCC, der zum Wochenanfang veröffentlicht wurde und die Welt auf “Alarmstufe Rot” setzte, bestätigt das eindringlich: Seit dem Fünften Sachstandsbericht gebe es demnach stärkere Belege für beobachtete Veränderungen von Extremen wie Hitzewellen, Starkniederschlägen, Dürren und tropischen Wirbelstürmen sowie insbesondere für deren Zuordnung zum Einfluss des Menschen.

Das sind wissenschaftliche Fakten. Fakten, die überzeugen. Die zum schnellen Handeln motivieren. Jeden von uns. Möchte ich glauben.

Doch ich hege große Zweifel daran.

Und mein Zweifel an dem tatsächlichen Handlungswillen der Entscheider dieser Welt führt dazu, dass ich, wenn meine vier Kinder mich – ohne Micheal Jacksons Earthsong zu kennen – fragen: “Und was ist mit uns?” lüge. Denn ich mache ihnen Hoffnung auf die Vernunft in uns Erwachsenen, selbstverständlich, das ist meine Aufgabe als Mutter. Gleichwohl diese Hoffnung angesichts des tatsächlichen

  • Immernochnichtstuns
  • und Immernochnichtgenugtuns
  • und Immernochnichtschnellgenugtuns

unbegründet scheint.

Warum reagiert denn die Menschheit so schwach auf den “erschreckenden und epochalen” Klimawandel? Elisabeth Raether, die diese Frage in der Zeit stellte, beantwortete sie so: “Und wie reagiert nun die Menschheit auf die Bedrohung, die sie sich selbst zufügt? Fast gar nicht, denn die Menschheit gibt es nicht. Was es gibt, sind: Konzerne, Staaten und Einzelne. Und alle zeigen aufeinander.”

“Was ist mit euch?”

Das fragen meine Kinder mich, uns Erwachsene.

“Ja, was ist mit uns?” Wir Erwachsenen sind es, die sich jetzt ums Klima kümmern müssen. Jeder Einzelne. Ich, du, er, sie. Wir. Denn ohne unser schnelles Handeln überleben viele den Klimawandel nicht. Es geht um Leben und Tod. Meines und meinen, deines und deinen, seines und seinen, ihres und ihren.

Ich bin es leid, die klimaschädlichen Entscheidungen von mir teils mitgewählter Regierungen zu akzeptieren. Ich bin es leid. Ich bin zugegebenermaßen sogar wütend darüber.

Aber ich bin nicht ohnmächtig.

Ich habe eine Stimme. Die erhebe ich, unter anderem auch hier. Und ich schreibe mir gerne die Finger wund, wenn es bedeutet, für Aufklärung zum Klimawandel zu sorgen.

Noch dazu habe ich eine Wählerstimme.

Und meine Wählerstimme ist, wenn ich’s genau nehme, sogar fünf Stimmen wert, da ich für meine vier Kinder mitwähle.

Eltern wählen für ihre Kinder! Denn Kinder haften klimatechnisch für ihre Eltern.

Wie schade, dass die Alten die Jungen so wenig wertschätzen, dass sie ihnen absprechen, eine Wählerstimme zu haben. Und über ihre Zukunft entscheiden, ohne sie zu fragen. Doch das ist noch ein ganz anderes Fass, das ich an dieser Stelle nicht aufmachen möchte.

Für die Jungen steht es außer Frage, dass wir das Klima schützen müssen. Mit allem, was uns lieb und wertvoll ist. Und deshalb wähle ich im Herbst eine Zukunft für mich und meine Kinder, in der Klimaschutz ernst genommen wird.

Eure Doreen Brumme, #motherof4

Foto: frau.L./Photocase