Heute geht es über Holzpellets. Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, haben wir letzte Woche unseren Heizkostenrechner präsentiert. Vielen Dank schon mal für die vielen Kommentare und Verbesserungshinweise. Diese sind schon beim Programmierer deponiert. Ein Thema sorgte aber überraschenderweise für besonders viel Aufruhr. Im Rechner wird erwähnt, dass Pellets aus Holzabfällen hergestellt werden (siehe Grafik) und dies stieß bei manchen Kommentatoren etwas sauer auf.

Grund genug, sich das Thema mal genauer anzusehen. Ich muss gestehen, dass ich mir persönlich darüber noch nicht so viele Gedanken gemacht habe, ob Holzpellets nun aus Holzabfall sind, oder nicht. Scheitholz ist ja schließlich auch kein Abfallholz und deshalb nicht “böse”, oder? Holz hat ja auch beim Wachsen viele tolle Nebeneffekte, aber das ist wieder ein anderes Thema. Trotzdem hat das Thema mein Interesse geweckt und ich hab mal recherchiert. Damit ihr euch nicht auch noch einmal die Informationen, die ich die letzten Tage zusammengesucht habe, heraussuchen müsst, hier ein Erklärungsversuch. Wie immer kommt man vom Hundertsten ins Tausende und ich könnte nun vermutlich fünf Artikel zu dem Thema schreiben.
86% der deutschen Pelletproduktion aus Sägerestholz
Nachdem die Diskussion entstand habe ich mal wieder meine “Followerpower” getestet und gefragt wer hier eine vernünftige Antwort geben kann. Nach einiger Zeit hat sich dankenswerterweise DEPV – Deutscher Energieholz- und Pelletverband eingeschaltet und mir folgende Information geschickt.
Als Rohstoff für die Pelletproduktion wird in Deutschland weiterhin überwiegend Sägerestholz verwendet (86 Prozent), das als Koppelprodukt beim Holzeinschnitt anfällt. Nadelholz ist nach wie vor Hauptausgangsstoff für Pellets (93 Prozent). Es werden fast ausschließlich Premiumpellets hergestellt (98 Prozent), die zur Wärmegewinnung in kleinen und mittleren Feuerungen eingesetzt werden.
Pelletimporte nicht zu verachtender Faktor
Hier geht es wie gesagt um die inländische Produktion in Deutschland. Für Österreich habe ich keine definitiven Zahlen gefunden, aber laut Aussagen meines persönlichen Pelletexperten Fritz Eder, dürften es hierzulande noch fast 100% aus Sägeabfällen sein. Alles andere wäre viel zu teuer, weil das reine Zerhäckseln viel zu viel Energie bräuchte und alle Produktionsstätten bei Sägewerken angesiedelt sind, die das geschnittene Holz viel teurer als Möbelstücke, als als Holzpellets verkaufen können. Sie wären also blöd, wenn sie das täten. Um eine definitive Antwort auf die Frage geben zu können, muss man sich jedenfalls auch die Pelletimporte ansehen, denn diese Art der Pelletproduktion (ganze Bäume zerhäckseln) ist anscheinend nur dort möglich, wo Strom sehr billig ist, wie in USA (hoher Energieaufwand). Interessanterweise steigen die Pelletimporte derzeit auch stark wie EUWID kürzlich berichtete. Ist auch nicht verwunderlich bei dem hohen Absatz an Pelletheizungen. Der Großteil der deutschen Importe kommt laut dem Artikel aber noch aus Dänemark, ein Land das definitiv nicht für billige Strompreise bekannt ist. Mein Hausverstand sagt mir deshalb, dass die Importe aus Dänemark ganz sicher aus Holzabfällen stammen. Nachdem Dänemark eine ganz andere Wärmestrategie verfolgt, ist dort die Pelletnachfrage vermutlich niedriger als das Angebot. Wer hier mehr weiß ist willkommen zu kommentieren. In den USA gibt es jedoch eine aufstrebende Industrie, die tatsächlich Pappeln und Eschen zur Pelletsproduktion züchtet. Diese sind auf den europäischen Märkten aber noch nicht stark vertreten. Dieses Importthema hat auf jeden Fall noch einen eigenen Artikel verdient. Bin hier dankbar für Hinweise.
Holzpellets aus Abfällen: Und die restlichen 14%?
Wir halten also fest, dass wirklich ein großer Teil der inländischen Pelletproduktion aus Holzabfällen entsteht. Eine EU-Norm sorgt außerdem dafür, dass hochwertige Pellets im gesamten europäischen Raum sehr hohe Qualittätsstandards erfüllen müssen. Natürlich haben wir trotzdem nachgefragt wo die übrigen 14% herkommen. Auch dazu hat ein Twitterkollege eine Antwort bekommen. Sehet selbst.
Hmm. Alles klar? Die Antwort musste ich zwar erstmal googeln und auch hier wieder ein riesiger AHA-Effekt. Es gibt also noch andere Arten von Holzpellets. NAWARO oder WALDPELLETS.
Was sind NAWARO bzw. Waldpellets?
Hier habe ich eine gute Definition gefunden und bin überrascht, dass es noch keinen Wikipedia Eintrag dazu gibt, liegt vielleicht daran, dass der Name geschützt ist. Schade.
Während “normale Pellets” aus Säge- und Hobelspänen, einem Nebenprodukt der Sägeindustrie, hergestellt werden, bestehen die neuen Waldpellets® aus Waldresthölzern. Das dafür verwendete Durchforstungsholz stammt aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung.
Diese NawaRo-fähigen Pellet (Pellets aus nachwachsenden Rohstoffen) können auch in Kraftwärmekopplungsanalgen (KWK) eingesetzt werden, die in den Bereich des EEG fallen.
Hat hier das Gerücht seinen Ursprung?
Im Laufe der Diskussion habe ich mich immer wieder gefragt, warum sich das Gerücht Holzpellets seien nicht mehr aus Sägeabfällen so hartnäckig hält. Ich denke, dass diese NAWARO-Pellets ein Grund dafür sind und natürlich der anscheinend immer knapper werdende “Rohstoff” Abfallsägespäne und die daraus resultierende Importabhängigkeit. Artikel wie “Die Schlacht um Hozpellets” tragen natürlich auch zu weiterer Verunsicherung bei.
Nachhaltige Forstwirtschaft Grundlage jeglicher Biomassethemen
Bei der Diskussion um Abfallholz oder nicht, sollte man einen Punkt natürlich nie aus den Augen verlieren. Wenn ein Wald nachhaltig bewirtschaftet wird, spricht nichts gegen solche Nawaro-Rohstoffe. Das gebundene CO2 und die Entgiftung der Umwelt dadurch sind auf jeden Fall wichtige Punkte, die man bei der Diskussion nicht vernachlässigen darf. Ich denke, dass die Produktion in Österreich und Deutschland aufgrund der Auflagen auch noch sehr lange Zeit “sauber” bleiben wird, es sei denn das Freihandelsabkommen macht jegliche Umweltstandards den gar aus, aber auch das ist eine andere Geschichte. Ein größeres Problem sehe ich da eher bei der Preisstabilität, da aus einem ehemals billigen Abfallprodukt, mittlerweile ein begehrter Rohstoff geworden ist. Deshalb ist es umso wichtiger auch Energieeffizienz nicht aus den Augen zu verlieren und jeglichen Rohstoff, egal ob Holz, Öl, oder Gas auch mit anderen rohstoffunabhängigen Energieformen zu kombinieren.
Wie immer sind die Dinge nicht schwarz-weiß und ich werde sicher noch näher auf das Thema eingehen. Sehr viele Punkte spielen hier mit, die zu Missverständnissen, aber auch Misswirtschaft führen können.
Was meint ihr dazu?
Bild: boing / photocase.com
Hmm, ich finde die Begrifflichkeit Holzabfälle und Sägerestholz etc. etwas schwierig. Sägespäne sind ja kein Abfall, sondern ein begehrter Rohstoff in der zB Möbelindustrie etc. Hier wäre der Einfluss der Holzpelletproduktion auf die Sägespänepreise et vice versa interessant und letztlich auch, wie die Möbelindustrie die uU steigenden Preise kompensiert. Tendenziell ist die Konkurrenzsituation nämlich schärfer geworden, was auch wiederum den Pelletpreis beeinflusst hat: http://www.energie-experten.org/experte/meldung-anzeigen/news/holzpelletpreis-um-mehr-als-10-prozent-gestiegen-4098.html Gibt es dazu nicht weitere Studien?
Hatte dazu vor dem Artikel mit einem Pelletalthasen eine sehr interessante Diskussion und deinen Punkt erwähne ich natürlich auch im Artikel, aber ich weiß, dass du das jetzt alles so schnell gar nicht gelesen hast ;-). #erwischt
Zu diesem Thema werde ich noch einen weiteren Artikel bringen müssen (wie ebenfalls erwähnt ;-), aber hier schon mal meine ersten Gedanken, die ich aus dem Gespräch bekommen habe: Die Pelletindustrie ist ja eigentlich erst enstanden, weil die Sägewerke in Sägespänen regelrecht erstickt sind (!sic), damals wurde das Zeug schon fast verschenkt, was vor allem die Papierindustrie gefreut hatte. Heutzutage können wir uns das gar nicht mehr so richtig vorstellen, weil eben wie du richtig sagst, Sägespäne ein wertvoller Rohstoff geworden sind. Also historisch ist der Rohstoff Holzabfall und es geht vor allem um die Frage, ob denn nun Bäume im Ganzen durch den “Fleischwolf” gedreht werden, was für Europa, bis auf die Nawaro-Produkte verneint werden kann.
Ad Möbelindustrie: Hierzu habe ich heute auch gelernt, dass Presspannplatten nicht aus den Sägespänen, sondern aus den “Schwarten” sind und eher mit der Hackschnitzelindustrie, als mit der Pelletindustrie in Konkurrenz stehen (verwenden ganz andere “Teile” des Holzes). Die Konkurrenzsituation bei Pellets ist eher mit der Papierindustrie und vor allem die Problematik, dass es derzeit gar nicht mehr so viele Möbel gemacht werden, die so viel Sägespäne produzieren. Steig da überall aber selbst noch nicht 100% durch. Wenn also ein grober Hacker drin ist, bitte melden.
Ich habe auch die Erfahrungen gemacht, dass die Pellets aus Deutschland eine hohe Qualität haben und nicht aus “schlechtem” Holz hergestellt werden. Als Beispiel war ich vor etwa drei Jahren bei der German Pellets GmbH in Erndtebrück und habe mir dort live ansehen können, wie FireStixx hergestellt werden. Alle Pellets bestehen dort aus Rundhölzern aus der umliegenden Gegend. Hier war nicht die Spur von “schlechtem” Holz oder hohen Rindeanteilen in den Pellets. Alles nach höchsten Qualitätsstandards hergestellt ;-D
Danke für den Input! Wenn du von gutem Rundholz sprichst, meinst du dann, dass das gute Holz als ganzes zu Pellets verarbeitet wird, oder eben die Sägespäne, die beim Schneiden dessen anfallen?
Hallo,
ich heiße Patrick (26) und schreibe derzeit meine Masterarbeit in Kooperation mit der Energieversorgung Offenbach am Main (Deutschland) im Bereich “Marktanalyse für Holzpellets, mit möglichen Alternativen Reststoffen als Substitute für Holz, und weiteren Absatzmärkten in Mittel und Süddeutschland”
Auch der steigende Wettbewerb ist ein Thema, dem ich mich gerne in meiner Arbeit widmen will. Möglicherweise besitzt jemand von euch nähere Informationen bezüglich der für mich interessanten Rubriken. Die Seiten des DEPI, German-Pellets etc. habe ich bereits durchforstet, aber auf meine email Anfragen noch keine Rückmeldungen erhalten.
Vielleicht kann mir jemand von Euch weiterhelfen. Über eine Rückmeldung würde ich mich definitiv freuen.
Mit freundlichen Grüßen
Patrick Bergheuer
(Bachelor of Engineering, Umwelttechnik)
Hallo Patrick, DEPI und andere Verbände lesen hier manchmal auch mit. Ich werde über Twitter nochmal für dich anklopfen. Vielleicht meldet sich jemand.
Könntest du deine Fragen noch konkretisieren? Du suchst Quellen wo die Konkurrenzsituation für den Rohstoff Sägespäne erörtert wird?
Das ist ein sehr informativer Text. Ich habe mich auch auf dieser Webseite ein wenig über Holzpellets belesen: http://www.holz-bolle.de/html/pellets.html . Es ist sehr interessant zu erfahren, wie diese Hergestellt werden und wofür man sie noch verwenden kann. Natürlich will jeder wissen, woran man qualitative Unterschiede erkennt und dafür ist dieser Beitrag sehr schön.
Zur Herstellung von Holzpellets gibt es einen interessanten Bericht in der Presse, der dieses Thema näher beleuchtet. Tatsache ist und bleibt, dass ein Baum einige Jahre braucht um eine stattliche Größe zu erreichen und innerhalb eines Bruchteils seiner Wachstumszeit verheizt werden kann.
Nachhaltigkeit ist daher sehr fragwürdig, der zunehmende Wachstum an Pelletheizungen tut sein übriges. Zu lesen unter https://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article153440851/Die-naive-Sorglosigkeit-der-Holzpellets-Heizer.html
Und…. über kurz oder lang wird es keine deutschen Pellets mehr geben. 93% Nadelholz, aus denen Pellets bestehen. Die Fichte verliert rasend schnell bei uns an Boden durch den Käferbefall bzw. Klimawandel. Woher nehmen? In Osteuropa fällt man zur Zeit schon Nadelholz, um Pellets zu gewinnen – nicht Abfall. Also ökologischer Nonsens die Pellets.
Holzpellets wären dann nachhaltig, wenn sehr schnell das aus der Verbrennung entstandene CO2 wieder durch sehr schnell wachsende Pflanzen aufgenommen werden könnte. Schließlich ist das CO2 in den Pellets in vielen, vielen Jahren “mühsam” von den Pflanzen aus der Luft geholt worden. Würde man die Holzreste nicht verbrennen, würde das CO2 auch nicht frei werden. Alles was wir verbrennen, ist fossiler Brennstoff, ob nun das junge Holz oder die alte Kohle oder das Öl, und tatsächlich nicht nachhaltig. Nachhaltig sind nur die direkte Nutzung von Wind und Sonne und Energie bei der Verrottung von organischen Abfällen.
Ich wäre nie darauf gekommen, zu behaupten, Verbrennen von irgendetwas könnte nachhaltig sein. Für solche Tricks muss man schon eine Begabung haben.
Hallo Herr Berkemeyer, Holz ist ein organisches Material, dass im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen wie Kohle oder Öl verrottet. Beim Verrotten würden die Holzreste, aus denen Pellets gemacht werden, dieselbe Menge CO2 an die Atmosphäre abgeben wie beim Verbrennen, ohne dass wir einen Nutzen daraus hätten. Das ist der wichtigste Unterschied zu den echten fossilen Brennstoffen – wenn wir die Kohle nicht verfeuern, bleibt das darin enthaltene CO2 auch noch die nächsten Millionen Jahre gebunden. In Holz bleibt kein CO2 dauerhaft gebunden.
@Ulrichtrojan: Zitat ” In Holz bleibt kein CO2 dauerhaft gebunden.” Es sei denn, es wird durch die gleichen geologischen Vorgänge konserviert, die zur Entstehung der fossilen Energieträger geführt haben. Das ist jedoch schon deshalb nicht zu erwarten, weil es diese riesigen Urwälder, aus denen die echten fossilen Vorkommen entstanden, nicht mehr gibt. Es spricht also nichts gegen die thermische Nutzung von Holzabfällen aus nachhaltiger (heimischer) Forstwirtschaft und Sägewerken zumal eine Co- Speicherung im Hauptprodukt stattfindet. Ganz anders sieht das bei Raubbau-Einschlag in (Ur)Wäldern aus. Daher halte ich es für dringend erforderlich, die Herkunft des Rohmateriales nachvollziehen zu können.