Die vier größten Ängste des Solar Handwerks

Die vier größten Ängste des Solar Handwerks – was fehlt?

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Die Solarthermie-Branche lebt von den Handwerkern, die Tag für Tag Kollektor für Kollektor auf Dächern installieren, Speicher für Speicher und Wärmepumpe für Wärmepumpe einbauen, Rohrmeter für Rohrmeter verlegen, das Ganze an die Heizungsanlagen anschließen und die Solarthermie-Anlagen dann Jahr für Jahr warten. Doch wie steht es um das Solarthermie-Handwerk in Deutschland, Österreich und der Schweiz? Welche Sorgen hat der Solarthermie-Installateur im Jahr 2014, welche Probleme lassen ihn nachts aus dem Schlaf schrecken?

Fragen, die wir hier stellen und die nur Ihr, liebe Handwerker da draußen vor dem Blog, beantworten könnt. Scheut Euch bitte nicht, hier Eure Meinung einzubringen! Am schnellsten geht das Mitreden über die Kommentarfunktion unter diesem Beitrag.

Den Spot „Was wäre das Leben ohne das Handwerk“, der vor einigen Jahren beeindruckend zeigte, wie unsere Lebensräume ohne das Handwerk nach und nach bröckeln, einstürzen und dann apokalyptisch in Schutt versinken, habe ich noch ziemlich deutlich vor meinem inneren Auge. Ihr auch? Falls nicht – hier könnt Ihr den Film noch einmal anschauen (Quelle: YouTube):

Gemacht war der Spot gegen das große Handwerkssterben in Deutschland als Auftakt einer 50 Millionen Euro teuren Image-Kampagne, die von 53 deutschen Handwerkskammern finanziert wurde. Er sollte unser aller Augenmerk darauf richten, dass ein Leben ohne Handwerk nicht funktionieren würde und Jugendliche begeistern, einen Handwerksberuf zu erlernen. Die Kampagne war zunächst auf fünf Jahre ausgelegt und wird inzwischen weitergeführt.

Das große Handwerkssterben hält derzeit weiter an.

Die größten Ängste von Handwerkern im Jahr 2014

Man könnte fragen: Was hat ein Handwerker schon zu befürchten? Und meinen: Handwerk hat doch “goldenen Boden”! Das dem nicht so ist, zeigen die folgenden aktuellen Sorgen.

1. Handwerker fürchten die Konkurrenz

– in Form von Automatisierung und daraus resultierenden niedrigeren Preisen

Handwerksbäcker beispielsweise würden von billigeren Backautomaten in Supermärkten (auch Backstationen genannt) verdrängt. Hunderte gäben Jahr für Jahr auf, schreibt die Deutsche Handwerkszeitung über das Bäckereisterben – bis 2020 würde es mehr als ein weiteres Drittel der Betriebe hierzulande sein. Ein „Konzentrationsprozess“, der seit Jahren anhalte. Und das in Deutschland, einem der Weltmeister im Brotverzehr! Doch nicht nur moderne Automaten sorgen für das Aussterben von Handwerksberufen.

– in Form von ausländischen Fachkräften

Wegen der Erweiterung der EU am 1. Mai 2004 gen Osten befürchteten wohl so einige (nicht nur) Handwerker hierzulande die handwerkende Konkurrenz aus den zehn neuen Unionsmitgliedsstaaten. Befürchtungen, die laut Medienberichten zum 10-jährigen Jubiläum der Osterweiterung unbegründet blieben. Im Gegenteil: Die Osterweiterung sei eine wirtschaftliche Erfolgsgeschichte, sagte Toni Hinterdobler, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Niederbayern/Oberpfalz, mit Verweis auf die neuen Absatzmöglichkeiten der Passauer Neue Presse.

2. Handwerker fürchten den fehlenden fachlichen Nachwuchs und die Übernahme des Familienbetriebs durch Dritte

Glaubt man Medien, Branchenbeobachtern und Insidern, ist die größte Sorge der Handwerker nach wie vor die um den fachlichen Nachwuchs. Gleichwohl alle Jahre wieder gemeldet wird, dass einerseits zig Tausende Lehrstellen unbesetzt blieben und anderseits zig Tausende Jugendliche keine Lehrstelle bekämen.

Nachdenklich macht mich in diesem Zusammenhang vor allem, dass der elterliche Familienbetrieb laut einer Studie der Friedrich-Schiller-Universität Jena in mehr als der Hälfte der untersuchten Unternehmen, Großteils Handwerksbetriebe, nicht von den eigenen Kindern übernommen wird.

Ich will hier jedoch gar nicht all die verschiedenen Gründe für das Nachwuchsproblem des Handwerks auseinanderklamüsern. Viel lieber verweise ich stattdessen auf ein aktuelles Interview mit Bernd Ehinger, dem Präsidenten der Handwerkskammer Rhein-Main. Der Mann redet mit der Frankfurter Neue Presse ganz offen über das Thema. Das Interview bietet jede Menge Stoff zum Denken und Diskutieren – für alle am (Aus)Bildungsprozess unserer Kinder Beteiligten, angefangen bei den Eltern, über Lehrer, Ausbilder im Handwerk bis hin zu Uni-Professoren.

3. Handwerker fürchten einen Fachkräftemangel und zu viele Aufträge

Ganz eng verbunden mit der Nachwuchssorge und sicher nicht unbegründet ist auch die um ausreichend Fachkräfte. Nicht jeder Handwerksbetrieb kann es sich schließlich leisten, die nötigen Fachkräfte (alle) selbst auszubilden, mal ganz davon zu schweigen, dass das nicht von heute auf morgen geht. Mitunter ist es aber nötig, buchstäblich über Nacht zwei oder mehr Handwerkerhände in Betrieb zu nehmen, sei es, weil Kollegen ausfallen oder die gute Auftragslage es erfordert. Sind zu dem gefragten Termin gerade keine entsprechend qualifizierten Fachkräfte auf dem Markt, so wissen Branchenkenner, begnügt sich mancher Betrieb mit minder Qualifizierten und bringt diesen sozusagen on-the-job das nötige Handwerk bei. Insofern ist mir auch die „Furcht“ vor zu vielen Aufträgen verständlich.

4. Handwerker fürchten den Verlust ihrer Unabhängigkeit

Damit habe ich via Recherche schon einige konkrete Ängste zusammen, die Handwerker heute wohl plagen. Eine weitere kann ich mir außerdem gut vorstellen: die Angst um die handwerkliche Freiheit.

Was ich damit meine? Das erkläre ich gerne an einem fiktiven Beispiel. Angenommen, Herr Solarius, seines Zeichens meisterhafter Solar-Installateur ist mit seinem Handwerksbetrieb seit Jahren Partner eines großen System-Herstellers. Meister Solarius ist mit seinem Handwerk zufrieden, seine Kunden auch. Dennoch hat sich der Handwerksmeister in eine Abhängigkeit begeben, freiwillig wohlbemerkt und aus technischer Überzeugung. Die Partnerschaft zwischen Hersteller und Handwerker hat Vorteile, für beide Partner und für den Endverbraucher. Denn, um im Beispiel zu bleiben, seine Solarthermie-Anlagen kennt Meister Solarius aus dem Effeff, davon profitieren seine Kunden. Dennoch fragt sich der Handwerker mitunter, ob er nicht zum bloßen Dienstleister „seines“ Herstellers geworden ist. Und, ob das ihn in seinem freien Handwerk nicht einschränke. Ich stelle mir diese Angst allerdings eher diffus vor.

So – und nun habt Ihr das Wort, liebe Solarthermie-Handwerker da draußen.

Schreibt uns, ob und wenn ja, welche Sorgen oder gar Ängste Euch um den Schlaf bringen. Interessieren würde uns selbstverständlich auch, wie Ihr mit diesen Ängsten umgeht und, ob Ihr Lösungen habt, um aus der besorgten Lage zu kommen. Sagt uns: Hat Euer Handwerk „goldenen Boden“?

Foto: cydonna / photocase.de