Tortenstück

Solarthermie: Wettbewerb ist gut fürs Geschäft – oder?

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Für uns Verbraucher ist Produktvielfalt solange gut, wie sie überschaubar ist. Verlieren wir den Überblick oder mangels transparenter Produkt- beziehungsweise Herstellerinformation auch den Durchblick beim Einkaufen, beschert uns Produktvielfalt, noch dazu von vielen zugleich um unsere Gunst konkurrierenden Herstellern, die schweißtreibende Qual der Wahl: Welches Produkt, zum Beispiel: Solarthermie-Kollektor, soll ich kaufen? Ein Plädoyer FÜR transparenten Wettbewerb in der Solarthermie-Branche.

Eine Solarthermie-Anlage kauft man nicht mal eben so. Die Investition will wohl überlegt sein. Schließlich ist das eine Anschaffung für Jahrzehnte, wenn nicht fürs Leben.

Auf der Suche nach dem Besten vom Besten

Doch wer keinen Solarthermiker in seinem Freundeskreis hat, der ist bei der Suche nach der passenden Anlage in erster Linie auf Informationen von Herstellern und Anbietern angewiesen. Viele starten die Inforunde deshalb im Internet, besuchen gegebenenfalls Messen in der Region. Auch im Bekannten- und Kollegenkreis hört man sich um. Dazu kommt noch der Blick, den man über Nachbars Gartenzaun wirft – und wenn man sich grün ist, folgt ein Gespräch über die Erfahrungen, die der mit seiner Anlage oben auf dem Dach gemacht hat. Zum Abschied gibt’s bestenfalls noch den Namen des ausführenden Solarhandwerkers mit auf den Weg.

Dann ist man wieder auf sich gestellt. Mit den Infos in der Hand könnte man sich gleich mal ins Internet schwingen, den empfohlenen Handwerker checken, dessen Referenzanlagen begucken und schließlich einen Termin ausmachen. Doch, so fragt man sich mitunter, ist das, was mein Nachbar da auf dem Dach installier t hat, tatsächlich das Beste vom Besten? Denn nur dafür will man schließlich sein schwer verdientes Geld ausgeben. Oder gibt’s da nicht noch was Besseres? Und was nützt mir die Partnerschaft des Handwerkers, die der mit einem bestimmten Kollektorhersteller eingegangen ist, wenn es vielleicht nicht der beste Hersteller mit den besten Kollektoren ist? Und: Wie findet man den besten Hersteller mit den besten Kollektoren eigentlich? Gibt’s den überhaupt?

Fragen über Fragen. Dabei will man doch nur ein bisschen Wärme von der Sonne ernten und keinen Markt einer ganzen und noch dazu komplexen und hochmodern technologisierten Branche analysieren. Dabei könnte einem ja wieder eine Info, sprich: das Beste vom Besten, durch die Lappen gehen!

Und schon steckt man als Laie bis zum Hals im alles andere als beschaulichen Kollektormarkt. Da gibt’s Flachkollektoren und Röhrenkollektoren, wasserführende und glykolführende Systeme und und und … Und die gibt’s dann auch noch von einheimischen, europäischen und asiatischen Herstellern! Sich da einen Überblick zu verschaffen und den Durchblick zu behalten – das ist schwer. Ganz zu schweigen davon, eine Kaufentscheidung zu treffen.

Was also tun?

Wichtigster Rat der Psychologen an uns, um ungesunden Stress zu vermeiden: Weg mit der Ansicht „… aber da gibt’s doch bestimmt was Besseres …“! Wer nach diesem Motto einkaufen geht, tut sich nichts Gutes. Der ewige Zweifel bringt einen um den Schlaf und irgendwann vielleicht um mehr. Wer will das schon?

Stattdessen sollte man sich informieren, ob es einen Solarhandwerker in der Nähe gibt. Und den aufsuchen, sein Angebot kennenlernen und sich von ihm Referenzen zeigen lassen. Ist man zufrieden damit und kommt es zu einem Vertrag, schlägt man mehrere Fliegen mit einer Klappe: Man legt einen persönlichen Draht zum Handwerker und kann Vertrauen aufbauen: in dessen Produkte sowie dessen handwerkliche Fähigkeiten und Erfahrungen. Zudem hat man mit dem Solarthermiker auch den Installations- und Wartungsdienst  für die Anlage an der Hand – je kürzer der Weg, desto besser. Ist der Handwerker mit einem Hersteller verbandelt, gibt’s womöglich auch Angebote, die bares Geld sparen. Ist man nicht zufrieden, kann man die Suchregion ausweiten und dann wie beschrieben vorgehen.

Wäre weniger Wettbewerb in der Solarthermie-Branche besser für den Verbraucher?

Den eingangs zitierten Spruch „Konkurrenz / Wettbewerb belebt das Geschäft“ kennt jeder. Dahinter steckt aus Sicht der Verkäufer, dass sich mittels Wettbewerb Marktanteile, sprich: Kunden, erobern lassen. Und jeder weiß, dass Wettbewerb dem Verbraucher größere Produktvielfalt, günstigere Preise und bessere Qualität bringt. Vorausgesetzt, der Wettbewerb findet in einem Rahmen statt, der von fairem Wettbewerbsrecht abgesteckt ist. Wer mitmachen will, muss sich an die fair aufgestellten Regeln halten und fair spielen. Dazu gehören „offene Karten“ und keine versteckten Asse im Ärmel. Ein Pokerface kann dagegen getrost stecken bleiben.

Von einem solch transparenten und fairen Wettbewerb hat der Verbraucher aber nicht nur die Gewissheit, sein Geld in den zu ihm und seinem Haus passenden Kollektor in passender Qualität und zu einem angemessenen Wert gesteckt zu haben, sondern: Er bekommt auch Vertrauen in die gesamte Branche. Und das ist unbezahlbar. Ein zum Kunden gewordener Verbraucher, der mit seiner Solarthermie-Anlage zufrieden ist, weil er weiß, zum Zeitpunkt ihrer Anschaffung war sie das Beste, was er kriegen konnte (das heißt nicht: das Beste, was es gab – wohlbemerkt!), der wird zu einem Multiplikator der Solarthermie. Denn er berichtet davon – am Gartenzaun, im Supermarkt, am Stammtisch in der Kneipe. Oder auf Facebook.

Drum ist es für die Solarthermie-Branche überlebenswichtig, sich transparent(er) aufzustellen. Das neue Kollektorertragslabel Solergy, das einem hilft, Kollektoren ertragsbezogen miteinander zu vergleichen, ist ein Schritt in eine durchschaubare Kollektorwelt. Die bereits existierende Datenbank Solar Keymark ist nach wie vor wichtig, gleichwohl noch immer nicht alle Hersteller von Kollektoren bereit sind, dort ihre Technologie transparent zu präsentieren. … der Verbraucher ist ja nicht blöd!

Aber was ist, wenn der Kuchen zu klein ist?

Natürlich fürchtet ein mündiger Verbraucher auch die negativen Seiten des Wettbewerbs. Er kennt vielleicht Studien zu Konkurrenztheorien wie diese, die da besagt, dass zu viel Konkurrenz den Wettbewerb erlahmen, Innovation ermüden und Qualität stagnieren lässt. Und womöglich weiß er um gesättigte Märkte und die ihnen eigene Dynamik. Er ist vielleicht grundsätzlich um die Fairness und die Transparenz im Markt besorgt.

Viele solcher Sorgen lassen sich theoretisch mit aufrichtiger Information seitens der Wirtschaft und Wissenschaft ausräumen: Der Solarthermie-Markt hat Potential. Er ist Treffpunkt von Angebot und Nachfrage. Letztere sinkt momentan. Dafür gibt es viele Gründe, wirtschaftliche wie politische. Gründe, die wir hier auf dem Blog immer wieder diskutieren. Und das werden wir weiterhin tun, denn der Solarthermie-Markt braucht eine Lobby.

Foto: dorkau / photocase.de