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So heizt Österreich 2020 – ärmere Haushalte heizen öfter mit Kohle

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Dieser Tage veröffentlichte die Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien, kurz:  die Arbeiterkammer (AK) Wien, spannende Ergebnisse einer Studie zu Heizungsmodernisierung und Kesseltausch in Österreich. Demnach heizten in unserem Nachbarland ärmere Haushalte noch öfter mit Kohle. Außerdem bräuchten diese Haushalte beim sogenannten Phase-Out, also dem Ausstieg aus der fossilen Heizweise, bei der Kohle, Erdöl und Erdgas verfeuert würden, Unterstützung. In diesem Artikel “So heizt Österreich 2020” lest ihr, wie unseren Nachbarn der Umstieg auf Erneuerbares Heizen gelingen könnte.

In ihrer Pressemitteilung schreibt die AK Wien, dass derzeit knapp 44 Prozent der Haushalte in Österreich fossile Brennstoffe verfeuern würden, um ihre Wohnräume zu beheizen. Der Plan der österreichischen Regierung sehe demnach vor, dass diese etwa 1,65 Millionen Haushalte stufenweise auf andere Heizsysteme wechseln (Phase-Out). Konkret heiße es im Regierungsprogramm der türkis-grünen Regierung auf Seite 109 kurz und knapp dazu: “Um die Erreichung der Klimaschutzziele Österreichs bis 2040 zu gewährleisten, muss auf die Verbrennung von Heizöl, Kohle und fossilem Gas für die Bereitstellung von Wärme und Kälte weitestgehend verzichtet werden.”

Um zu eruieren, welche Haushalte von den Regierungsplänen wie betroffen seien, habe man nun in einer Studie erstmals ermittelt, wie die Verteilung von Heizsystemen und Energieträgern in Österreich nach unterschiedlichen sozioökonomischen Merkmalen und Regionen aussehe. Im Rahmen des neunten AK Klimadialogs in Wien sei die Studie von Vanessa Lechinger (INEQ/Wirtschaftsuniversität (WU) Wien) vorgestellt worden.

So heizt Österreich 2020

Rund eine Million beziehungsweise 27 Prozent der Haushalte in Österreich verwendeten der AK-Studie zufolge Gas als häufigsten Energieträger, gefolgt von Fernwärme (25 Fernwärme), Brennholz und Heizöl (je 16 Prozent). Strom folge an fünfter Stelle (7 Prozent), darauf Holzpellets (5 Prozent). Alternative Energieträger (3 Prozent) und Kohle (0,5 Prozent) würden demnach am wenigsten häufig genutzt. Hauszentralheizungen, die knapp 50 Prozent der Haushalte verwendeten, würden zu ähnlich gleich großen Teilen mit Brennholz, Heizöl oder Gas betrieben, während in Einzelöfen (6 Prozent der Haushalte) vorwiegend Brennholz verfeuert würde. Etagenheizungen oder Elektroheizungen kämen demnach in 12 beziehungsweise 4 Prozent der Haushalte zum Einsatz.

So heizt Österreich 2020: Regionale Unterschiede beim Heizen

Regionale Unterschiede gebe es laut der AK Wien insbesondere bei den verwendeten Energieträgern: In Südösterreich werde neben Fernwärme und Heizöl besonders oft Brennholz verwendet, in Westösterreich dagegen Heizöl und in Ostösterreich Gas und Fernwärme. Kohle, die von 18.000 Haushalten genutzt werde, komme überdurchschnittlich häufig im Burgenland, Niederösterreich und der Steiermark sowie in den untersten zwei Einkommensdezilen vor.

„Die Zusammenhänge zwischen dem Haushaltseinkommen, der Zusammensetzung des Haushalts und der Heizart müssen bei einem Phase-Out unbedingt beachtet werden“, sagt Studienautorin Vanessa Lechinger von der WU Wien. Während reichere Haushalte eher Heizöl verwendeten, würden Haushalte mit den niedrigsten Einkommen Kohle, Brennholz und Strom nutzen. Heizöl komme besonders häufig im Eigentum vor und werde Lechinger zufolge überdurchschnittlich oft von Paarhaushalten in Pension verwendet, Kohle hingegen eher von Singlehaushalten in Mietverhältnissen.

Im A&W-Blog schreibt Lechinger zudem, dass man auf der Suche nach Alternativen zu jenen Brennstoffen genau bedenken müsse, wer diese Energieträger wo benutze. Während umweltfreundliche Solarwärmepumpen (gemeint ist die Kombi aus Wärmepumpe und Solarthermie-Anlage) oder Photovoltaik-Anlagen in Eigentumshäusern vermutlich leichter umgesetzt werden könnten, funktioniere in Städten – wie Wien – ein Umstieg in ein bestehendes Fernwärmenetz vermutlich besser als in ländlichen Regionen. Gleichzeitig müsse die individuelle Situation der Verbraucher bedacht werden: Nicht jeder kann sich demanch jeden Umstieg leisten. Das Einkommen und die Haushaltszusammensetzung spielten dabei eine besondere Rolle, sowie rechtliche Rahmenbedingungen. Allgemein sei der Ausbau von alternativen Energieträgern als Heizmittel (Holz ausgenommen) in Österreich noch relativ gering und berge für neue Politikmaßnahmen sehr großes Potenzial.

Besorgnis äußerte die Expertin darüber, dass rund 16.500 Haushalte in Österreich über gar kein fest installiertes Heizungssystem verfügen.

Für die ebenefalls in der Pressemeldung zu Wort kommende Energieexpertin der AK, Sandra Matzinger, zeigten die Ergebnisse: „Der Ausstieg aus fossilen Energieträgern kann nur dann gelingen, wenn auf die soziale Verträglichkeit geachtet wird. Für armutsbetroffene Haushalte wird das eine ziemliche Herausforderung werden, denn die derzeitigen gesetzlichen Regelungen sowie vorhandenen Maßnahmen wie etwa Sanierungsförderungen sind dafür unzureichend.“

Mit einem Heizungstausch müssten ebenso Energieeffizienzmaßnahmen Hand in Hand gehen, um den Energieverbrauch nachhaltig zu senken. Thermische Sanierungen stünden dabei an erster Stelle.

Forderungen der AK zum Umstieg auf erneuerbare Energien beim Heizen

Damit der Umstieg auf Erneuerbare Energieträger in der Raumwärme gelingen könne, fordert die AK:

  • Eine kostenlose, leicht zugängliche und unabhängige Beratung über alternative erneuerbare Heizungsmöglichkeiten sowie über Förderungs- und Finanzierungsmöglichkeiten.
  • Die Einrichtung eines „Heizungsfonds“, um armen Haushalten den Umstieg auf ein sauberes Heizungssystem zu finanzieren.
  • Im Zuge des großen Umrüstens wird im urbanen Bereich die Fernwärme eine wichtige Rolle spielen. „Allerdings fehlen in diesem Bereich Schutzbestimmungen, wie sie KonsumentInnen im Strom- und Gasbereich haben“, sagt Sandra Matzinger gegenüber der Presse. Hier fordert die AK unter anderem transparentere Vertragsbedingungen, effektive Preiskontrollen und eine unabhängige Beratung sowie einfachere Rechtsdurchsetzungsmöglichkeiten.

Hintergrundwissen zur Arbeiterkammer (AK)

Die Arbeiterkammern beziehungsweise auf Bundesebene die Bundesarbeiterkammer ist die gesetzliche Interessenvertretung der Arbeitnehmer in Österreich. Rechtlich basiert sie auf dem Arbeiterkammergesetz von 1992 (AKG).

Die Aufgaben der AK schreibt der § 1 AKG vor: „Die Kammern für Arbeiter und Angestellte und die Bundeskammer für Arbeiter und Angestellte sind berufen, die sozialen, wirtschaftlichen, beruflichen und kulturellen Interessen der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen zu vertreten und zu fördern.“

§ 4 nennt beispielhaft Mittel zum Erfüllen des gesetzlichen Auftrags, darunter Stellungnahmen in Gesetzgebungsverfahren, Entsendung von Vertretern in Körperschaften und sonstige Organisationen, Durchführung von wissenschaftlichen Studien, Beratung und Vertretung der Mitglieder.

Für die meisten Arbeitnehmer ist die Mitgliedschaft in der Kammer Pflicht. Es gibt laut der Wiki ähnliche Interessenvertretungen in den deutschen Bundesländern Bremen (Arbeitnehmerkammer Bremen) und Saarland (Arbeitskammer des Saarlandes).

GRafik (Titel): AK Wien