Gasheizung plus Waermepumpe: Vorteile, Nachteile

Gasheizung plus Wärmepumpe: Lohnt sich das?

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Noch erzeugt Deutschland seine Wärme vor allem mit fossilem Heizgas. So manche:r Gasheizungsbetreiber:in fragt sich, ob es  sich lohnt, eine Wärmepumpe anzuschaffen und die Gasheizung fortan im hybriden Betrieb laufen zu lassen. Wir haben hier die Vorteile und Nachteile der Kombi Gasheizung plus Wärmepumpe zusammengetragen. Und wir stellen euch eine Alternative dazu vor, die euch keine Nachteile, dafür aber jede Menge Vorteile bringt: Gasheizung plus Solarthermie.

2 gute Gründe für eine Gas-Hybridheizung

Noch haben Gasheizungen in Deutschland die Nase vorn:

  • Der Anteil der Gas-Zentralheizungen an der Gesamtzahl der hierzulande genutzten Heizungssysteme liegt bei gut einem Drittel (33,7 Prozent)
  • und der Anteil der Gas-Etagenheizungen bei mehr als einem Zehntel (11,6 Prozent).

Macht zusammen 45,3 Prozent. Das heißt, dass mit fast jeder zweiten Heizung in Deutschland Heizgas verfeuert wird. Mit einem Anteil von 48,3 Prozent ist der fossile Brennstoff Gas der meistgenutzte Energieträger. Diese Zahlen stammen aus der 2023er-Studie “Wie heizt Deutschland?” des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW).

Grund 1: Heizungstausch ist gesetzlich vorgeschrieben

Aber: Das seit Januar 2024 geltende Heizungsgesetz gibt den Fahrplan vor, WIE Deutschland die Wärmewende vollziehen will: Deren Ziel ist die vollständige Umstellung der Wärmeerzeugung auf erneuerbare Energien im Jahr 2045 und bedeutet spätestens dann das Aus für fossiles Heizgas. Die wichtigsten Zwischenstationen auf dem Weg zum Ziel sind:

Seit 2024 

  • Das GEG gilt.
  • Im Neubau gilt eine 65-Prozent-Pflicht für erneuerbare Energien.

Bis 2026

  • Fernwärmeplan für große Kommunen
  • Im Bestand gilt in Großstädten eine 65-Prozent-Pflicht beim Heizungstausch.

Bis 2028 

  • Fernwärmeplan für kleine Kommunen
  • Im Bestand gilt eine 65-Prozent-Pflicht beim Heizungstausch für alle Kommunen.

Ab 2045

Es dürfen keine Heizungen mehr mit fossilen Brennstoffen betrieben werden.

Mit den gesetzlichen Vorschriften zum Heizungstausch habt ihr einen ersten wichtigen Grund, euch nach Alternativen zu eurer Gasheizung umzuschauen.

Grund 2: Aktuelle Preisentwicklungen für Heizgas zeigen Verteuerung

Einen zweiten Grund liefert euch der Blick auf die zu erwartenden Heizkosten, die sich bei eurer Gasheizung aus den Brennstoffkosten und den Betriebskosten der Heizung ergeben. Schauen wir uns die Entwicklung der Gaspreise einmal an:

Das Statistische Bundesamt (Destatis) teilte Ende September mit, dass private Haushalte in Deutschland im 1. Halbjahr 2024 im Schnitt 11,87 Cent je Kilowattstunde (kWh) Erdgas gezahlt hätten. Gegenüber dem 2. Halbjahr 2023 seien die Gaspreise demnach um 4 Prozent gestiegen, gegenüber dem 1. Halbjahr 2023 um 3,2 Prozent gefallen.

Mitte Oktober berichtete Verivox, dass Haushalten in Deutschland zum Jahreswechsel 2024/25 jedoch flächendeckende Gaspreiserhöhungen drohten. Als Grund dafür benennt das Vergleichsportal Erhöhungen der Gasnetzgebühren von bis zu 56 Prozent. Und so müsse jemand, die:der ein Einfamilienhaus heizt, ab 2025 bis zu 445 Euro mehr fürs Heizen mit einer Gasheizung bezahlen.

Hintergrund: Was hat es mit den Gasnetzgebühren auf sich?

Die Erhöhung der Gasnetzgebühren hätten demnach neue Abschreibungsregeln ermöglicht, die von der als Regulierungsbehörde zuständigen Bundesnetzagentur im September 2024 festgelegt worden seien. Gasnetzbetreiber:innen könnten schon heute eine mögliche Stilllegung ihrer Gasnetze ab frühestens dem Jahr 2035 in ihre Abschreibungen einkalkulieren, was zu einem Anstieg der Gasnetzentgelte führe, erklärt Verivox.

Vor allem in den neuen Bundesländern hätten dem Vergleichsportal zufolge Gasnetzbetreiber:innen starke Erhöhungen ihrer Netzgebühren angekündigt. Der stärkste Anstieg betrage demnach 56 Prozent, was bei einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh insgesamt 445 Euro (brutto) entspreche. Im Schnitt würden die Gasnetzentgelte am stärksten in Sachsen-Anhalt (plus 43 Prozent), Brandenburg (plus 39 Prozent) sowie in Sachsen (plus 34 Prozent) steigen. Doch auch in Niedersachsen (plus 30 Prozent), Bremen (plus 29 Prozent) und Baden-Württemberg (plus 24 Prozent) würden sich deutliche Kostensteigerungen abzeichnen.

Auf Basis des durchschnittlichen Gaspreises in Deutschland im Oktober 2024, der demnach bei 11,24 Cent/kWh lag, beziffert Verivox die Gaskosten für ein Einfamilienhaus auf jährlich 2.248 Euro. Verstetige sich der Trend höherer Gasnetzgebühren, steige der durchschnittliche Gaspreis um rund 5 Prozent auf 11,76 Cent/kWh (2.351 Euro bei 20.000 kWh).

Da die Gasnetze Monopole und die Netzgebühren staatlich reguliert seien, könnten sich die Haushalte diesen höheren Kosten nur schwer entziehen, denn die Gasversorger.innen gäben die Netzgebühren in der Regel direkt an ihre Kundschaft weiter. Das sagte Thorsten Storck, der Energieexperte bei Verivox ist.

Nicht zu vergessen: Auch der CO2-Preis ist ein Preistreiber, der fossile Brennstoffe stetig verteuert. Während er im laufenden Jahr bei 45 Euro pro Tonne CO2 liegt, was bei dem beispielhaft genannten Gasverbrauch von 20.000 kWh für eine Familie zu Mehrkosten von gut 200 Euro führt, sind im kommenden Jahr 10 Euro mehr pro Tonne CO2, also 55 Euro pro Tonne CO2, zu zahlen. Das führt im Beispielhaushalt zu Mehrkosten von mehr als 260 Euro. 

Gasheizung plus Wärmepumpe: Lohnt sich das?

Bei dieser hybriden Gasheizungsvariante habt ihr zwei Wärmeerzeuger:

  1. die Gasheizung
  2. die Wärmepumpe

Die Gasheizung heizt mit fossilem Erdgas, die Wärmepumpe mit erneuerbarer Umweltwärme. Je nach Gerätetyp zapft die Wärmepumpe dazu die erneuerbaren Wärmequellen Luft, Wasser oder Erdreich an.

Bestenfalls versorgt die Wärmepumpe euren Haushalt kontinuierlich mit Wärme. Sie deckt die sogenannte Grundlast. Die Gasheizung kommt zum Einsatz, wenn es sehr kalt ist – und sich die Wärmepumpe nur noch ineffizient betreiben lässt. Oder dann, wenn euer Wärmebedarf plötzlich stark steigt und die Wärmepumpe an ihre Leistungsgrenze stößt.

Gasheizung plus Wärmepumpe: die Vorteile

Weniger fossile Wärme

Jede kWh Wärme, die die Wärmepumpe erzeugt, muss die Gasheizung nicht mehr liefern. Ihr ersetzt somit fossile Wärme mit erneuerbarer. Eine kWh Wärmepumpenwärme mehr bedeutet eine kWh Gaswärme weniger und bringt euren Haushalt damit einen Schritt weiter in Richtung Wärmewende.

Weniger CO2-Ausstoß

Ein Weniger an fossil erzeugter Gaswärme bedeutet auch: Eure hybride Heizung verursacht weniger CO2-Emissionen.

Weniger Heizkosten

Die Heizkosten sinken. Denn Umweltwärme ist gratis. Wenn ihr zudem den Betriebsstrom für eure Wärmepumpe mit einer Photovoltaik-Anlage auf eurem Hausdach selbst erzeugt, spart ihr auch noch Stromkosten.

Höhere Versorgungssicherheit

Ein zweiter Wärmeerzeuger bringt euch eine höhere Wärmeversorgungssicherheit. Kommt ein Gerät angesichts eines plötzlich steigenden Wärmebedarfs an seine Leistungsgrenze, kann das andere Gerät sich zuschalten. Fällt ein Gerät ganz aus, kann das andere nahtlos übernehmen.

Nachrüsten ist möglich

Eine Wärmepumpe lässt sich in vielen Fällen nachrüsten, insbesondere dann, wenn es sich um den Gerätetyp Luftwärmepumpe handelt. Die vorhandenen Wärmeverteiler lassen sich meist weiter nutzen.

Staat fördert erneuerbare Heizungen

Die Kosten für eine Wärmepumpe als zweiten Wärmeerzeuger in eurer hybriden Gasheizung müsst ihr bestenfalls nicht allein tragen: Der Staat unterstützt euch mit einer Förderung. Wie hoch diese aktuell ausfällt und unter welchen Bedingungen ihr sie in Anspruch nehmen könnt, lest ihr in unserem Beitrag “Förderung für Wärmepumpen 2024: Mit diesen Fördergeldern könnt ihr rechnen!” hier bei uns auf dem Solarthermieblog.

Waermepumpe plus Solarthermie plus Photovoltaik
In diesem Haus wird mit einer Wärmepumpe (links vorne an der Hauswand) plus Solarthermieanlage (Kollektoren sitzen ganz oben auf dem Dach) geheizt. Dank der Photovoltaikanlage (Module sitzen unter den Solarthermiekollektoren) kommt auch der Betriebsstrom für die Wärmepumpe vom eigenen Dach. Foto: Paradigma

Gasheizung plus Wärmepumpe: die Nachteile

Anschaffungskosten für die Wärmepumpe

Kauf und Installation einer Wärmepumpe verursachen Kosten. Mit welchen Wärmepumpenpreisen ihr derzeit rechnen könnt, steht im Beitrag “Wärmepumpe: Kosten und Preise 2024 im Überblick” auf unserem Blog.

Installationskosten für Wärmepumpe

Das Installieren einer Wärmepumpe sind einmalige Extrakosten, die auf euch zukommen, wenn ihr aus eurer Gasheizung ein hybrides System – Gaswärme plus Umweltwärme – macht. Auch zu bedenken ist, dass die Nachrüstung voraussetzt, dass eure Gasheizung auch als hybride Version läuft. Das setzt einen Check der technischen Voraussetzungen voraus, der gegebenenfalls Anpassungen erforderlich macht, die ins Geld gehen können.

Zwei Heizungen – doppelte Wartungs- und Reparaturkosten

Ganz klar: Mit zwei Heizungen, Gasheizung plus Wärmepumpe, kommen auch die doppelten Kosten für Wartung, Instandhaltung und gegebenenfalls Reparatur auf euch zu.

Zwei Heizungen brauchen mehr Platz

Auch wichtig: Der zweite Wärmeerzeuger braucht Platz. Den müsst ihr ihm machen.

Gasheizung heizt nach wie vor fossil

Auch wenn ihr mit der Gasheizung deutlich weniger heizt, weil die Wärmepumpe die Grundlast trägt, heizt ihr noch immer mit einem fossilen Brennstoff. Und der wird nicht günstiger, sondern immer teuer (siehe oben).

Förderung gibt’s nur für die Wärmepumpe

Der Staat unterstützt euch zwar mit einer Förderung, doch die gilt nur für die Wärmepumpe in der Hybridheizung und auch nur dann, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. So darf die Gasheizung nicht mehr als primärer Wärmeerzeuger im Einsatz sein.

Hybrider Betrieb führt mitunter zu Effizienzeinbußen bei der Wärmepumpe

Im Vergleich zum Einzelbetrieb leidet die Effizienz einer modernen Wärmepumpe mitunter im hybriden Betrieb.

Fazit zu Gasheizung plus Wärmepumpe: Lohnt sich das?

Wenn ihr die hybride Lösung Gasheizung plus Wärmepumpe als Übergangslösung nutzt, um die Wärmewende in eurem Heizungskeller schrittweise zu vollziehen, lohnt sich das Ganze. Denn jeder Schritt zählt und je eher ihr ihn geht, desto besser. Das gilt insbesondere für Bestandsgebäude (auch Altbauten) und Regionen, in denen die Winter besonders kalt sind. Denn beides kann eine Wärmepumpe an ihre Leistungsgrenze beziehungsweise Effizienzgrenze bringen. Ihr profitiert dann von der Flexibilität der hybriden Lösung. Insgesamt verringert ihr euren Verbrauch an fossilem Erdgas und die daraus resultierenden Brennstoffkosten.

Alternative zu Gas plus Umweltwärme: Gas plus Solarwärme

Eine Solarthermieheizung wandelt kostenlose Sonnenenergie in nutzbare solare Wärme um.

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Mehr Informationen

Die entsprechende Solarthermieanlage lässt sich bei nahezu jeder bestehenden Gasheizung problemlos nachrüsten. Und das oft zu einem günstigeren Preis als eine Wärmepumpe – zumal auch die Solarthermieanlage staatlich gefördert wird.

Wie solche Hybridlösungen aussehen können und was sie euch bringen, zeigen euch unsere derzeit 23 Praxisbeispiele hier auf dem Blog:

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Alternative zu Gas plus Solarwärme: Wärmepumpe plus Solarthermieanlage

Für den kompletten Umstieg auf erneuerbare Wärmeerzeuger lohnt sich die hybride Lösung Wärmepumpe plus Solarthermieheizung. Mehr dazu lest ihr in unserem Praxisbeispiel: Luftwasser-Wärmepumpe und Solarthermie kombiniert | Projekt 2 des Monats 07/2016.

Foto: Titelgrafik (Doreen Brumme), Paradigma (Foto und Videos)