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Erneuerbar heizen (6): So geht’s mit Infrarotheizungen (Stromheizungen)!

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Heizen mit Strom – das klingt zunächst wenig umweltfreundlich. Schließlich ist Strom aus der Steckdose aktuell noch zur Hälfte fossil erzeugt, also klimaschädlich. Doch mit dem richtigen Konzept kann Heizen mit Strom durchaus nachhaltig sein – zum Beispiel mit einer Infrarotheizung (IR-Heizung), die ihr mit eigens erzeugtem  Solarstrom betreibt. In heutigen Beitrag unserer Reihe “Erneuerbar heizen: So geht’s mit …” zeigen wir euch, wie Infrarotheizungen funktionieren, für wen sie sich eignen und worauf ihr achten müsst, wenn ihr mit Strom grün heizen wollt.

Strom ist nicht gleich Strom

Wer ihr an erneuerbares Heizen mit Strom denkt, müsst ihr euch zunächst die Energiequelle Strom genau anschauen:

Erneuerbar heizen mit Infrarotheizung Stromheizung

Ist der Strom, den ihr zum Heizen benutzen wollt, überhaupt erneuerbar?

Das Statistische Bundesamt (Destatis) hat dazu gerade neue Zahlen und Fakten veröffentlicht: Im ersten Quartal 2025 wurden in Deutschland 119,4 Milliarden Kilowattstunden (kWh) Strom produziert und in das Stromnetz eingespeist.

  • Etwas mehr als die Hälfte dieses Stroms (60,2 Milliarden kWh, 50,5 Prozent) stammte aus  fossilen Quellen.
  • Aus erneuerbaren Energiequellen wurden im 1. Quartal 2025 59,1 Milliarden kWh (49,5 Prozent) Strom erzeugt.

Das heißt: Wenn ihr eure Infrarotheizung mit Strom aus der Steckdose betreibt, über die ihr Strom aus dem öffentlichen Netz bezieht, ist das Heizen damit nur knapp zur Hälfte erneuerbar. Bei der Erzeugung von Strom aus fossilen Quellen entstehen hohe Mengen an Treibhausgasemissionen, die für die Erderhitzung und den daraus folgenden Klimawandel hauptverantwortlich sind.

100 Prozent erneuerbar Heizen mit Infrarotheizungen geht demnach nur, wenn ihr auch 100 Prozent erneuerbaren Heizstrom einsetzt. Mit Eigenstrom aus eurer Solarstromanlage (Photovoltaik-Anlage, kurz: PV-Anlage) auf dem Dach ist das durchaus machbar. Diese erzeugt nahezu emissionsfrei erneuerbaren Solarstrom – zumindest tagsüber und in der sonnenreichen Jahreszeit. Im Winter reicht die Solarstromausbeute mitunter nicht aus – ein Batteriespeicher kann euch hier helfen.

Als Nächstes schauen wir uns an, wie das Heizen mit strombetriebener Infrarotheizung überhaupt geht.

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Mehr Informationen

Was ist eine Infrarotheizung und wie funktioniert sie?

Eine Infrarotheizung besteht grundsätzlich aus 4 Komponenten (meist in Form von schichtweisen Platten beziehungsweise Paneelen), auch wenn die einzelnen Heizgeräte in verschiedenen Designs und Größen daherkommen:

  1. Front oder Verkleidung (sogenannter Abstrahlungskörper)
  2. Heizelement
  3. Dämmung
  4. Rückwand
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Querschnitt durch eine Infrarotheizung. Foto: ohle Infrarotheizungen

Hinter der Frontplatte, die aus besonders wärmedurchlässigem Material besteht, meist Glas/Spiegelglas, Naturstein (Marmor) oder Keramik, sitzen ein Heizelement oder mehrere Heizelemente. In seinem oder bei mehreren ihrem Inneren befindet sich ein sogenannter Heizleiter. Er besteht meist aus einem Material mit hohem elektrischen Widerstand und guter Temperaturbeständigkeit wie Nickel-Chrom-Draht oder Kohlefaser. Fließt Strom durch den Heizleiter, entsteht Wärme. Die elektrische Energie wird von ihm demnach in thermische umgewandelt. Bei der abgestrahlten Wärme handelt es sich um elektromagnetische Infrarotstrahlung. Sie wird auch Strahlungswärme genannt und fühlt sich ähnlich angenehm an wie Sonnenwärme.

Wichtig: Infrarotheizungen gehören demnach zu den sogenannten Direktstromheizungen. Denn sie wandeln Strom ohne Umweg direkt in Wärme um.

Die vom Heizleiter im Heizelement erzeugte Wärme wird jedoch nicht wie bei einer klassischen Heizung über Heizwasser und Heizkörper an die Raumluft abgegeben, sondern dank der Dämmung nach hinten durch die Frontplatte geleitet und in Form von Infrarotstrahlung an feste Körper im Raum abgestrahlt, zum Beispiel Wände, Möbel und MenschenTrifft die infrarote Wärmestrahlung auf Festkörper, versetzt sie die Moleküle derselben in Schwingung und erwärmt diese so. Wie stark sich das angestrahlte Material erwärmt, das hängt von

  • der Stärke der auftreffenden infraroten Strahlen
  • und der materialspezifischen Beschaffenheit ab.

Wichtig: Die Luft selbst im Raum wird von der IR-Strahlung demnach nicht direkt erwärmt, sondern nur indirekt über die Wärmeabgabe von “wärmeren” Personen, Objekten und Flächen im Raum.Ein Grund, warum die Raumlufttemperatur beim Heizen mit einer Infrarotheizung keine entscheidende Rolle spielt. Die Strahlungswärme lässt sich nicht einfach mit dem Thermometer messen. Ein Beispiel: Wenn euer Raumthermometer nur 19 Grad Celsius (° C) anzeigt, ihr euch aber im Abstrahlungsbereich der Infrarotheizung befindet, werdet ihr eine gefühlte Wärme von 21 bis 22 ° C spüren.

Zudem wird die Luft im Raum nicht groß bewegt: Es kommt zu keiner großartigen Zirkulation und damit

  • weder zu einem Temperaturgefälle zwischen Decke und Boden (warmer Kopf – kalte Füße)
  • noch zu Staubaufwirbelung, was Allergiker:innen und Asthmatiker:innen als großen Vorteil erleben. 

Allerdings dauert es etwas, bis sich die Raumhülle aufgewärmt hat – daher ist eine gute Planung bei der Positionierung der IR-Heizung strategisch wichtig.

Voraussetzungen: Wann passt eine Infrarotheizung zu euch?

Infrarotheizungen sind besonders geeignet für:

  • gut gedämmte Gebäude (Neubauten, sanierte Altbauten)
  • Ferienhäuser, Gästezimmer oder Homeoffice, die nur zeitweise beheizt werden
  • Wohnsituationen mit Photovoltaikanlage zur Eigenstromnutzung
  • Passivhäuser mit sehr geringem Heizbedarf

Wichtig: Ohne gute Dämmung und ohne eigenen Solarstrom wird das Heizen mit Strom schnell teuer und ökologisch fragwürdig.

Erneuerbar heizen mit Infrarotheizungen: Wirtschaftlichkeit

Pluspunkt: Infrarotheizungen sind sehr günstig in der Anschaffung. Je nach Modell und Raumgröße kosten sie nur wenige hundert Euro.

Die Installation von IR-Heizungen ist meist unkompliziert: Einfach an die Wand hängen, anschließen – fertig.

Alternativ könnt ihr eine Infrarotheizung aber auch an die Raumdecke montieren, um Wandplatz zu sparen. Deckengeräte dürfen auch deutlich heißer werden als beispielsweise Spiegel, da das Risiko, sie versehentlich zu berühren, deutlich geringer ist. Wissen solltet ihr, dass es auch Infrarot-Heizmatten gibt, die ihr unter Putz, Estrich und Fußbodenbelag an Wänden, Decken und im Fußbodenbereich installieren könnt. Und mit selbstklebenden Heizfolien könnt ihr sogar vorhandene Oberflächen zu Infrarotheizungen updaten.

Aber: Strom ist teuer – vor allem der aus dem Netz. Die Stromgestehungskosten von Netzstrom (Strompreis Stand Mai 2025: im Mittel 39,69 Cent pro Kilowattstunde (kWh)) liegen deutlich über denen von selbst erzeugtem Solarstrom (4,1 bis 14,4 Cent pro kWh je nach Anlagentyp). Ohne Eigenstromproduktion können sich agesichts der hohen Strompreise hohe Heizkosten summieren. Beispiel: Bei einem Jahreswärmebedarf von 6.000 kWh und einem Strompreis von 40 Cent zahlt ihr rund 2.400 Euro pro Jahr nur fürs Heizen.

Mit eigenem Solarstrom senkt ihr die Betriebskosten deutlich – und macht euch unabhängiger vom Strompreis. Besonders sinnvoll ist der Einsatz in Gebäuden mit niedrigem Verbrauch und guter Dämmung.

Erneuerbar heizen mit Infrarotheizung: Vor- und Nachteile im Überblick

Das sind die Vorteile einer der Infrarotheizung:

Vorteile IR-Heizung

  • günstige Anschaffung
  • einfach zu installieren (keine Rohre, kein Heizkreis)
  • wartungsfrei
  • ideal in Kombination mit PV-Anlage
  • keine Geräuschentwicklung,
  • allergiefreundlich

Das sind die Nachteile einer Infrarotheizung:

Nachteile IR-Heizung

  • hoher Stromverbrauch im Vergleich zu Wärmepumpen (Zum Vergleich: Eine Wärmepumpe erzeugt je nach Jahresarbeitszahl (JAZ) pro eingesetzter kWh Strom etwa 3 bis 4?kWh Wärme. Eine Infrarotheizung dagegen 1:1. Das heißt für euch: Die Infrarotheizung braucht deutlich mehr Strom für die gleiche Wärmemenge.
  • Abhängigkeit vom hohen Netzstrompreis (ohne PV)
  • nicht geeignet für unsanierte Altbauten
  • kein zentrales Warmwasser
  • kein Wärmespeicher: Heizung muss aktiv laufen, um zu wärmen
Paradigma Photovoltaikanlagen PV-Paket
Unser Paradigma Photvoltaikanlagen-Paket. Foto: Paradigma

Infrarotheizung mit Solarstrom betreiben, heißt: erneuerbar heizen

Die ideale Ergänzung zur Infrarotheizung ist demzufolge eine Photovoltaikanlage, bestenfalls mit Batteriespeicher. Denn damit nutzt ihr euren eigenen Sonnenstrom auch in den Abendstunden. Besonders attraktiv ist die Kombination in Gebäuden mit niedrigem Verbrauch oder saisonalem Nutzungsprofil (zum Beispiel: ein Ferienhaus).

Auch eine Kombination mit einer Solarthermieanlage, die eizwärme und/oder Wärme zur Bereitstellung von warmen Wasser in Küche und Bad sorgt, ist sinnvoll. Denn damit deckt ihr den Warmwasserbedarf ebenfalls erneuerbar und entlastet das Stromnetz zusätzlich.

Eine weitere Option: Ihr setzt Infrarotheizungen nur punktuell ein, zum Beispiel im Bad, Gästezimmer oder Homeoffice. So ergänzt ihr ein anderes erneuerbares Heizungssystem (siehe die vorhergehenden Teile dieser Artikelserie) flexibel und effizient.

Für wen sich eine Infrarotheizung wirklich lohnt

Eine Infrarotheizung lohnt sich besonders für:

  • Haushalte mit niedrigem Wärmebedarf
  • Gebäude mit sehr guter Dämmung
  • Nutzer:innen mit eigener PV-Anlage plus Speicher
  • Räume, die nur zeitweise beheizt werden
  • Menschen, die eine einfache, wartungsfreie Lösung suchen

Nicht empfehlenswert ist die IR-Stromheizung dagegen für große Wohnflächen mit dauerhaft hohem Wärmebedarf ohne PV – hier wird der Betrieb schnell (zu) teuer.

Erneuerbar mit Infrarotheizung heizen? Nur, wenn die Rahmenbedingungen stimmen!

Infrarotheizungen sind keine Allzwecklösung. Aber unter den richtigen Bedingungen können sie eine nachhaltige und komfortable Heizalternative sein – insbesondere in Verbindung mit eigens erzeugtem Solarstrom. Sie punkten mit einfacher Technik, leichter Montage, geringen Anschaffungskosten und hoher Flexibilität.

Wer eine unkomplizierte, ökologische Lösung sucht und selbst erzeugten erneuerbaren Strom nutzen kann, findet in der Infrarotheizung eine überraschend moderne Antwort auf die Frage: Wie heize ich grün? Mit solarstrombetriebenen IR-Heizungen.

Unsere ganze Artikelreihe im Überblick

  1. Neue Artikelserie: Erneuerbar heizen: So geht’s mit … (Vorschau)
  2. Erneuerbar heizen (1): So geht’s mit der Wärmepumpe!
  3. Erneuerbar heizen (2): So geht’s mit Holz!
  4. Erneuerbar heizen (3): So geht’s mit Solarthermie!
  5. Erneuerbar heizen (4): So geht’s mit Hybridheizungen!
  6. Erneuerbar heizen (5): So geht’s mit Blockheizkraftwerken (BHKW)!
  7. Erneuerbar heizen (6): So geht’s mit Infrarotheizungen (Stromheizungen)!

Fotos: Pressebilder und Grafik von Infarotheizungen (Ohle Infrarotheizungen), PV-Anlage: Paradigma