Aktuelle FfE-Studie bescheinigt: Energiewende läuft derzeit ohne Wärme und Verkehr!

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Laut einer Studie der Forschungsstelle für Energiewirtschaft e.V. (kurz: FfE) mit Sitz in München, in der die Anteile erneuerbarer Energien an der Endenergiebereitstellung in den vergangenen drei Jahren aufgezeigt wird, sei eine STROMwende bereits sichtbar. Aber: Eine WÄRMEwende oder eine MOBILITÄTSwende sei noch nicht erkennbar. Der Beleg: stagnierende Anteile von 10,4 und 5,5 Prozent!

Endenergiebereitstellung in TWh nach Sektoren und regenerative Anteile 2010 bis 2012 [1]
Endenergiebereitstellung in TWh nach Sektoren und regenerative Anteile 2010 bis 2012 [Quelle*]
[Grafik-Quelle*] Zeitreihen zur Entwicklung der erneuerbaren Energien in Deutschland, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU), Berlin 2013, übernommen aus der Pressemitteilung der FfE.

In der zugehörigen Pressemitteilung der FfE heißt es, dass insbesondere im Wärmesektor, der demnach mehr als 53 Prozent des Endenergieumsatzes liefere, die regenerativen Anteile unverändert blieben. Als Ursachen für die Stagnation werden diese genannt:

  1. die niedrige Quote der Gebäudesanierung (unter 1 Prozent)
  2. die noch niedrigere Neubauqote (unter 1 Prozent)

Schlüsselrolle für dezentrale regenerative Wärmebereitstellung im Gebäudesektor

Die FfE kommt zu dem Schluss, dass verstärkte Maßnahmen am Gebäudebestand unabdingbar seien, um das Ziel der Wärmewende, das besagt, dass die fossilen Quellen zur Bereitstellung von Wärme bis 2050 um 80 Prozent reduziert werden sollen, nicht zu verfehlen. Dabei käme der dezentralen regenerativen Wärmebereitstellung im Gebäudesektor neben der Verbesserung von Gebäudehüllen eine Schlüsselrolle zu.

Bescheinigt: Großes Potential der solarthermischen Wärmebereitstellung

Dass die solarthermische Wärmebereitstellung großes Potential habe, zeige laut FfE eine hauseigene Dissertation von Roger Corradini („Regional differenzierte Solarthermie-Potenziale für Gebäude mit einer Wohneinheit“, eingereicht im April 2013, hier das zugehörige Download): Gebäude mit einer Wohneinheit hätten mit solarthermischen Anlagen demnach das technische Potential, bis zu einem Viertel (25 Prozent) des Wärmeverbrauchs zu substituieren beziehungsweise bis zu 20 Millionen Tonnen des sogenannten Treibhausgases Kohendioxid (CO?) zu vermeiden. Der aktuelle Anteil, der solarthermisch gedeckt werde, liege demnach bei nur 2 Prozent.

Spannend: Die Forscher der FfE sehen, dass die Solarthermie im Gegensatz zur „viel diskutierten photovoltaischen Wärmebereitstellung“ zwei- bis vierfach höhere Flächenerträge erzielen könne. Außerdem seien die Stromnetze mit der Nutzung von Solarthermie in Zeiten, in denen die Sonne nicht so stark scheine, also eine niedrigere Einstrahlung vorherrsche, gleichzeitig jedoch ein erhöhter Wärmebedarf der Gebäude beziehungsweise deren Bewohner vorliege, nicht auch noch zusätzlichen Belastungen unterworfen.

Die FfE schlussfolgert, dass die deutsche Energiewende das Zeug hätte, in Europa eine Vorbildfunktion einzunehmen, wenn die neue Bundesregierung es denn schaffe, „im Verkehrs- und insbesondere im dominierenden Wärmesektor Erfolge zu erzielen“. Beschränke man sich jedoch auch weiterhin nur auf den Stromsektor (Anteil am Energiemix: 23 Prozent), müsse sich die Regierung am Ende vorwerfen lassen, die Energiewende einseitig vorangetrieben zu haben.

Hintergrund: Wer ist die Forschungsstelle für Energiewirtschaft e.V.?

Laut Selbstbeschreibung der FfE ist diese eine “unabhängige Institution, die sich auf wissenschaftlicher Grundlage mit energietechnischen und energiewirtschaftlichen Fragen befasst. Ihre Forschungsergebnisse kann sie dabei – frei von politischen Richtungen und Vorgaben – rein auf Basis wissenschaftlich fundierter Analysemethoden vertreten. Im Vordergrund der Arbeiten steht eine ressourcenschonende Energienutzung unter gleichermaßen rationalen wie auch rationellen Gesichtspunkten.

Die Arbeiten der FfE tangieren hierbei die verschiedensten Bereiche des wirtschaftlichen, öffentlichen und privaten Lebens. Ziel ist es, einen bewussteren Umgang mit Energie in allen Bereichen der Gesellschaft zu erreichen – der Weg hin zu einer neuen Energierationalität soll geebnet werden. Durch die Aus- und Weiterbildung von bislang über 250 Wissenschaftlern hat die FfE einen Beitrag geleistet, die methodische Kompetenz im Energiesektor zu steigern. Auch in Zukunft lautet unsere Vision, vorherrschende Meinungen zu hinterfragen und durch wissenschaftliche Fakten zu ersetzen.“

Foto: DWerner / photocase.com