Marktzahlen Solarwärme 1. Quartal 2017

Aktuelle Bewertung der Marktlage der erneuerbaren Wärme: durchwachsen

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Das Attribut „durchwachsen“ schreibt man in der Küche einem Steak zu, das von feinen Fettstreifen durchzogen ist.  Ein Genuss für Feinschmecker, weil der Wechsel von Fleisch und Fett für Geschmack sorgt. In Bezug auf die Marktlage der erneuerbaren Wärme steht durchwachsen eher für abwechselnd: mal besser und mal schlechter. Klingt nach Aprilwetter, mal Regen und mal Sonnenschein. Welche Anhaltspunkte haben die Beobachter des Markts für erneuerbare Wärme, um die Lage dort mit „durchwachsen“ zu bewerten?

Heizungsbranchenverband BDH liefert Marktzahlen fürs 1. Quartal 2017

Die Kollegen des Branchenmagazins Sonne, Wind & Wärme (SW&W) bewerten die Entwicklung des hiesigen Markts für Erneuerbare Wärme im ersten Quartal dieses Jahres mit „durchwachsen“. Ihrem Bericht zufolge, der sich auf eine aktuelle Statistik des Heizungsbranchenverbandes BDH beziehe, hätte während dieser Zeit der Absatz von Solarthermie-Kollektoren um elf Prozent abgenommen. Das heißt, die Unternehmen der Branche haben im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 11 Prozent weniger Kollektoren verkauft. Der Absatz von Biomassekesseln, läge mit vier Prozent im Minus.

Dagegen sei der Absatz von Wärmepumpen mit einem Plus von 20 Prozent deutlich angestiegen.

Um das Ganze mal in den Wärmeerzeugermarkt einzuordnen: Noch immer seien demnach weit mehr als vier Fünftel der verkaufen Wärmeerzeuger in Deutschland Öl- und Gaskessel.

Die SW&W weist in ihrem Bericht darauf hin, dass die genannten Zahlen noch keinen Rückschluss auf die Marktentwicklung zuließen. Als Grund dafür führen sie diesen Winter ins Feld, der um einiges kälter war als der vergangene. Aber: Mit einem Aufschwung der seit Jahren rückläufigen Absatzzahlen für Sonnenkollektoren rechnen der SW&W zufolge auch Branchenexperten in diesem Jahr nicht.

Absatz von Biomassekesseln stagniert

Der Markt der Biomassekessel stagniere demnach. Im ersten Quartal 2017 sei der Absatz verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um vier Prozent gesunken. Das Minus entspreche dem Absatzrückgang, der im vergangenen Jahr auch zu beobachten gewesen sei, schreibt die SW&W. Und weiter ist dort zu lesen: „Vielleicht deutet sich aber hier eine Trendwende an.“ Die Vermutung begründet das Magazin mit den Zahlen: Während Scheitholzvergaserkessel deutlich weniger gefragt gewesen seien (minus 15 Prozent), steige der Absatz von Pelletskesseln (plus 6 Prozent) und Hackschnitzelheizungen (plus 3 Prozent) an.

Wärmepumpen nach wie im Trend

Der klare Zuwachs auf Seiten der Wärmepumpen bestätige in den Augen der SW&W, dass sich der Trend aus dem Jahr 2016, wo der Zuwachs über das gesamte Jahr gesehen bei 17 Prozent gelegen hätte, sich auch im laufenden Jahr fortsetze. Denn im ersten Quartal 2017 wurde ein Fünftel mehr Wärmepumpen verkauft als im ersten Quartal des Vorjahres. Besonders bemerkenswert dabei sei, so heißt es bei der SW&W, dass Sole-Wasser-Wärmepumpen sogar um 26 Prozent an Absatz zugelegt hätten – und damit überdurchschnittliche Zuwachsraten verzeichnen würden.

BDH: Staatliche Förderung greift bei Solarwärme nicht

Das begründet die SW&W damit, dass hier die üppige staatliche Förderung wirke, während sie bei Solarwärmeanlagen und Biomassekesseln nicht richtig greife. Das Sorgenkind aus Sicht der erneuerbaren Energien bleibe demnach der Gebäudebestand. Die SW&W gibt eine Einschätzung von Lothar Breidenbach vom BDH wieder, der Gaszufolge zurzeit fast immer nur ein Eins-zu-Eins–Austausch alter Gas- und Ölkessel stattfände. An den Umstieg auf erneuerbare Wärmequellen würden die Hausbesitzer laut Breidenbach nicht denken. Den Gesamtmarkt dominierten ihm zufolge nach wie vor fossil befeuerte Heizungen: 86 Prozent aller im ersten Quartal 2017 verkauften Wärmeerzeuger seien Öl- und Gaskessel gewesen.

Fazit: Marktlage zeigt Schieflage der Energiewende

Nach der Lektüre dieser Zahlen kann auch ich die Lage auf dem Solarwärmemarkt nur als durchwachsen bewerten. Sie ist für mich ganz klar Ausdruck der Schieflage, die unser Land in Sachen Energiewende derzeit einnimmt. Die Stromwende hat offensichtlich mehr Gewicht als die Wärmewende. Wärmeerzeugung mit Erneuerbaren gilt offensichtlich nicht als wirksames Instrument, um die Energiewende voranzutreiben. Wenn man dies denn wollte. Anders kann ich mir die Zuwachsraten bei Wärmepumpen nicht erklären. Mit Blick auf das 1.1-Getausche der alten gegen neue Öl- und Gaskessel fällt mir der Spruch ein: „Wat de Bur nicht kennt, dat fret er auch nich“. Nun, gegen Unkenntnis in Sachen Erneuerbare Wärme lässt sich was machen. Immer wieder aufs Neue. Hier auf dem Blog. In diesem Sinn: Bis zum nächsten Beitrag!

Foto: boing / photocase