Schlechte Zeiten für die Energiewende in Australien: Bei den Neuwahlen am 7. September dieses Jahres wurde die bisherige sozialdemokratische Regierung abgelöst durch das konservativ-liberale Bündnis von Tony Abbott. Der neue Premierminister hat einige energiepolitische Rückschritte im Programm.
Weg mit der CO2-Steuer
Allem voran die Abschaffung der 2012 eingeführten CO2-Steuer, die die mächtigen australischen Minengesellschaften zur Kasse bat, zusammen mit weiteren Steuern auf deren Riesengewinne. Doch anstatt die Energiewende nach deutschem Vorbild voranzubringen, verärgerten die neuen Steuern die Wählerschaft, da in der Folge die Strom- und Gaspreise anstiegen. Dies ist wohl der Hauptgrund, warum der zuvor als “unwählbar” geltende, erzkonservative ehemalige Priesteramtsanwärter Abbott mehrheitsfähig wurde.
Rückschrittlich, aber konsequent
Wortbruch kann man dem neuen australischen Premier allerdings nicht vorwerfen: Wenige Stunden nach Amtsantritt begann er, seine Wahlversprechen wahr zu machen. Im Zuge des angekündigten “Bürokratieabbaus” löste er zwei Behörden auf und entließ drei Amtsschefs, die maßgeblich an der Klimaschutz- und Immigrationspolitik der Vorgängerregierung beteiligt waren; auch das Wissenschaftsministerium sparte er ein. Die versprochene Abschaffung der Klimasteuern ist auf dem Weg.
Wirtschaftswachstum dank Rohstoffen – wie lange noch?
Studien zum Klimawandel bezeichnete Tony Abbott schon mal als “absoluten Mist”; die Abschaffung der CO2-Steuer kommt Wirtschaftsförderung daher. Tatsächlich verzeichnet die australische Wirtschaft seit gut 20 Jahren ein stetiges Wachstum, dank seiner reichen Rohstoffvorkommen: Australien ist weltweit einer der Hauptexporteure von Kohle und Uran, doch die Nachfrage sinkt und China als Konkurrent hat aufgeholt – der Einstieg in Erneuerbare Energien wäre also eine gute Investition in die Zukunft.
Doch vorerst erzeugt das Land gut 70 Prozent seines Strombedarfs nach wie vor mit Kohle und gehört zu den Ländern mit dem höchsten Pro-Kopf-Ausstoß an CO2 – nach Katar (ca. 38 to / Einwohner und Jahr) und den Vereinigten Arabischen Emiraten (ca. 21 to) liegt es mit um die 17 Tonnen CO2 pro Einwohner und Jahr fast gleichauf mit den USA. Zum Vergleich: Deutschland und Österreich liegen etwa bei der Hälfte.
Was muss geschehen, damit die Australier umdenken?
Vielleicht braucht es eine weitere Verschärfung der Umweltprobleme – immerhin hat Australien gerade das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen hinter sich. Vermehrte Buschfeuer wie jenes gerade in New South Wales, extreme Wetterereignisse oder die Bedrohung des Weltkulturerbes Great Barrier Reef sind nur einige der Folgen. Daten zum Klimawandel lieferte bisher die Climate Comission, der Abbott ebenfalls das Geld entzog. Leiter Tim Flannery wurde gefeuert – und macht trotzdem weiter, denn:
Ich sehe es als moralische Notwendigkeit, meine Arbeit fortzusetzen und den Menschen mitzuteilen, dass der Klimawandel voranschreitet und unser Land bedroht.
Tim Flannery, Leiter der australischen Klimaforschungsorganisation Climate Comission
Foto: (c) energie-experten.org
Danke an Robert Doelling 🙂
Wir waren zufällig bei der Abstimmung über die Carbon-Tax damals live vor Ort in Canberra: http://www.energie-experten.org/experte/meldung-anzeigen/news/australien-verabschiedet-carbon-tax-3292.html Und da gab es bereits Proteste. Schade, dass die sich jetzt durchgesetzt haben. Wenn Ihr wollt, stelle ich Euch das Foto gerne für Euren Artikel zur Verfügung.
oh!! das wusst ich ja gar nicht! cool, dass ihr dort wart und sehr schade was jetzt rausgekommen ist…
Danke für den Link, Robert – und für das Foto, ich habe das Titelbild geändert.
Keine schöne Entwicklung. Wir hatten erst vor kurzem hier in einer kleinen Runde die Diskussion, in wie weit die verheerenden Buschbrände in Australien Einfluss nehmen könnten auf den Wahlkampf der australischen Sozialdemokraten und konservativ-liberalen um Tony Abbott – vor allem aber um die Wahrnehmung der Menschen auf die Statements der Politiker zu dem Thema. Eigentlich waren wir der Meinung, dass dies der Sozialdemokraten in die Karten spielen dürfte, da sie so den höheren Energiekosten besser rechtfertigen können. Das die nun nicht geklappt hat und Abbott nun das Zepter in der Hand hält ist kaum nachzuvollziehen und sehr sehr Schade 🙁 – gelten die Australier doch eigentlich als sehr umweltbewusst.
Findest du, dass Australier als umweltbewusst gelten? In welcher Hinsicht? Ich mag diese Folks sehr gerne und hab auch länger dort gelebt, aber das wäre mir nicht unbedingt aufgefallen. Es besteht halt nicht unbedingt die Notwendigkeit einer Umstellung, weil sie noch massig Geld mit Kohle verdienen. Und gerade in einem Kohleland sind jegliche CO2 Restriktionen natürlich Gift für die vermutlich reichste Industrie des Landes.
Hi Cornelia,
danke für deine Antwort. Mmh, ich habe das Umweltbewusstsein jetzt einfach mal pragmatisch auf die Australier mit bezogen, da ich in Neuseeland viele Australieren kennengelernt habe, deren Denken in Richtung Umweltbewusstsein doch sehr ausgeprägt war. Vielleicht waren es aber eben nur die “Reisenden” für die das gilt. Selber in Australien war ich noch nicht. Die Neuseeländer sind ja sehr umweltbewusst, sicherlich haben mich diese Eindrücke dann nur getäuscht. Denn wenn du lange dort gelebt hast, kannst du das sicherlich viel besser einschätzen. Irgendwie bin ich aber nun ein wenig enttäuscht von den Australieren (rein im Hinblick auf das Thema Umweltbewusstsein), da dies bisher immer mein Bild von denen war.
Ja, Reisende haben oft ein sehr ähnliches Mindset. Die haben auch schon viel gesehen und nörgeln nicht ständig wie schlecht es ihnen geht. In reichen Ländern wie Deutschland, Österreich, Australien, sollte so eine CO2 Steuer eigentlich überhaupt kein Problem sein. Ist es aber doch, weil da die reichsten Unternehmen des Landes ihre medialen Krallen ausfahren und das sind nun mal die Energieunternehmen.