Bericht zu Baeumen der Welt

Bericht zu Bäumen der Welt: Fast jeder 3. Baum ist vom Aussterben bedroht

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Der Vorteil einer global vernetzten Welt ist auch, dass wissenschaftliche Projekte nicht mehr nur auf einzelne Standorte, Regionen oder Staatsgrenzen beschränkt bleiben müssen, sondern weltumspannend stattfinden können. In den Bericht zum Status der Bäume der Welt (“State of the world’s Trees Report”) flossen Daten ein, die weltweit über fünf Jahre lang erhoben wurden. Der Bericht zu den Bäumen der Welt kommt zu dem niederschmetternden Schluss: Fast ein Drittel der Bäume der Erde ist vom Aussterben bedroht. Wir fassen die wichtigsten Ergebnisse des Berichts hier für euch zusammen.

Ein Drittel (30 Prozent) der Bäume auf der Welt ist vom Aussterben bedroht

Eins muss klar sein: Der Ausdruck “X, Y, Z sei vom Aussterben bedroht” verharmlost, dass es wir Menschen sind, die Lebewesen ausrotten. Direkt und indirekt führt unser Lebenswandel dazu, dass Tiere und Pflanzen keinen Platz mehr auf der Erde finden, um fortzubestehen.

Doch zurück zum Bericht zu Bäumen der Welt: Der wurde gerade vom BGCI veröffentlicht. Das Botanic Gardens Conservation International (BGCI) ist nach eigenen Angaben das weltweit größte Netzwerk zur Erhaltung von Pflanzen. Ihm gehören mehr als 650 botanische Einrichtungen in über 100 Ländern an. Das BGCI wurde 1987 gegründet und ist eine eingetragene Wohltätigkeitsorganisation mit Büros im Vereinigten Königreich, den USA, Singapur, China und Kenia. Mit dem Global Tree Assessment, dem BGCI-Baumerhaltungsfonds und der Globalen Baumkampagne nutzt BGCI das Fachwissen botanischer Gärten auf der ganzen Welt für den Baumschutz. Der Bericht “State of the World’s Trees” vereine die Forschungsergebnisse von über 60 institutionellen Partnern, darunter botanische Gärten, forstwirtschaftliche Einrichtungen und Universitäten in aller Welt, sowie von mehr als 500 Experten, die in den letzten fünf Jahren zu Baumbewertungen beigetragen hätten.

Ergebnisse aus dem Bericht zu Bäumen der Welt

Dem Bericht zu Bäumen der Welt zufolge gehörten Magnolien und Malvengewächse zu den am stärksten bedrohten Arten, aber auch Eichen, Ahorn und Ebenholz seien demnach gefährdet.

  • Landwirtschaft,
  • Holzeinschlag
  • und Viehzucht

nennt der Bericht als die größten Bedrohungen. Der Klimawandel und extreme Wetterbedingungen würden neue Gefahren darstellen.

Inseln wie St. Helena (69 Prozent der Bäume sind bedroht), Madagaskar (59 Prozent) und Mauritius (57 Prozent) hätten dem Bericht zufolge den höchsten Anteil an bedrohten Bäumen.

Der Bericht zu Bäumen der Welt enthält fünf Empfehlungen zur Rettung der Arten und gibt Hoffnung für die Zukunft, wenn denn die Schutzbemühungen fortgesetzt würden.

Doppelt so viele bedrohte Baumarten wie Säugetiere, Vögel, Amphibien und Reptilien zusammen

Bei der Untersuchung von 60.000 Baumarten auf der ganzen Welt sei festgestellt worden, so heißt es in der Pressemitteilung zur Veröffentlichung des Berichts zu den Bäumen der Welt, dass 30 Prozent (17.500) der Baumarten derzeit vom Aussterben bedroht seien. Das bedeute, dass es weltweit doppelt so viele bedrohte Baumarten gebe wie bedrohte Säugetiere, Vögel, Amphibien und Reptilien zusammen.

Mehr als 440 Baumarten stünden laut dem Bericht kurz vor dem Aussterben, das heiße, dass es nur noch weniger als 50 Exemplare davon in der freien Natur gebe. Diese Arten seien auf der ganzen Welt zu finden, von der Mulanje-Zeder in Malawi mit nur noch wenigen Exemplaren auf dem Mulanje-Berg bis hin zur Menai-Weißbuche, die nur noch in Nordwales vorkomme und von der es nur noch 30 Bäume gebe.

Der Bericht mache jedoch Hoffnung für die Zukunft, da die Bemühungen der botanischen Gemeinschaft um die Erhaltung der Arten weltweit zunähmen. Die Ermittlung der gefährdeten Bäume und deren Schutz sei der wirksamste Weg, um das Aussterben zu verhindern und bedrohte Arten zu retten. Aus dem Bericht gehe hervor, dass mindestens 64 Prozent aller Baumarten in mindestens einem Schutzgebiet vorkämen und etwa 30 Prozent in botanischen Gärten, Samenbanken oder anderen Ex-situ-Sammlungen zu finden seien, aber es bestehe weiterer Handlungsbedarf.

Bericht zu Bäumen der Welt: Klimawandel ist wachsende Bedrohung

Der Bericht des BGCI biete eigenen Angaben zufolge eine der umfassendsten Analysen der Nutzung und Bedrohung verschiedener Baumarten.

Jede 5. Baumart wird direkt vom Menschen genutzt

Aus ihm gehe beispielsweise hervor, dass jede fünfte Baumart direkt vom Menschen genutzt werde – als Nahrungsmittel, Brennstoff, Bauholz, Medizin, Gartenbau und mehr. Trotz des Wertes der Bäume seien viele von ihnen aufgrund von Übernutzung und Misswirtschaft vom Aussterben bedroht.

Landwirtschaft und Weidehaltung sind größte Bedrohung für Bäume

Zu den größten Bedrohungen für Bäume gehörten der Verlust von Lebensraum durch Landwirtschaft und Weidehaltung, gefolgt von Raubbau durch Abholzung und Ernte. Dem Bericht zufolge sei einer von drei Bäumen, die derzeit zur Holzgewinnung geerntet würden, vom Aussterben bedroht.

Klimawandel ist neue Bedrohung für Bäume

Der Klimawandel und extreme Witterungsbedingungen würden weltweit eine neue Bedrohung für Baumarten darstellen. Da sich die Temperaturen und das Wetter auf der Welt veränderten, liefen viele Bäume Gefahr, geeignete Lebensräume zu verlieren. Dies betreffe sowohl Arten in gemäßigten als auch in tropischen Lebensräumen, wobei die Baumarten des Nebelwaldes in Mittelamerika besonders gefährdet seien.

Mindestens 180 Baumarten seien direkt durch den Anstieg des Meeresspiegels und schwere Wetterereignisse bedroht. Am stärksten sei diese Bedrohung für Inselarten, einschließlich Magnolien in der Karibik. Ein vermehrtes Auftreten von Bränden sei eine große Bedrohung für Bäume in Madagaskar und sei auch als Risiko für US-amerikanische Eichen- und Nothofagus-Baumarten in Australien und Südamerika identifiziert worden. Weltweit werde die Brandgefahr für viele Baumarten durch die Umstellung der Landnutzung auf die Landwirtschaft und den globalen Temperaturanstieg verstärkt.

Die 5 größten Bedrohungen für die Bäume der Welt

Das sei die Rangfolge der Arten der Bedrohung und der zugehörige Prozentsatz der Baumarten, die von dieser Bedrohung betroffen seien:

  1. Landwirtschaft (Rodung von Bäumen für die Pflanzenproduktion): 29 Prozent
  2. Abholzung für Holzgewinnung: 27 Prozent
  3. Viehzucht (Rodung von Bäumen für Ackerbau und Weiden): 14 Prozent
  4. Urbanisierung (Rodung für Wohn- und Gewerbegebiete): 13 Prozent
  5. Feuer: 13 Prozent

Bericht zu Bäumen der Welt: Länder mit größtem Handlungsbedarf

Der Bericht zum Zustand der Bäume der Welt enthalte eine eingehende Analyse der Länder, in denen weitere Maßnahmen zum Schutz bedrohter Bäume erforderlich seien.

Europa: 58 Prozent der Bäume bedroht

In Europa seien 58 Prozent der einheimischen europäischen Bäume in der freien Natur vom Aussterben bedroht. Weißbuchen und Ebereschen (Gattung Sorbus) seien die am stärksten bedrohten Baumarten in Europa.

Brasilien hat die meisten & die meisten bedrohten Baumarten

Brasilien, das über einige der artenreichsten Wälder der Welt verfüge, habe dem Bericht zufolge die höchste Zahl an Baumarten (8.847) und auch die meisten bedrohten Baumarten (1.788).

Der Bericht stelle jedoch fest, dass die Baumarten auf den Inseln proportional stärker bedroht seien. Dies sei besonders besorgniserregend, da auf vielen Inseln Baumarten vorkämen, die nirgendwo sonst zu finden seien.

Das seien die sechs Länder mit der größten biologischen Vielfalt (Baumartenreichtum) der Welt:

  • Brasilien: 8.847 Baumarten, davon bedroht: 1.788 (in Prozent: 20), Beispiele für bedrohte Baumarten: Großblättriges Mahagoni, Palisander, Eugenia
  • Kolumbien: 5.868 Baumarten, davon bedroht: 834 (in Prozent: 14), Beispiele für bedrohte Baumarten: Magnolie, Cedrela spp.
  • Indonesien: 5.716 Baumarten, davon bedroht: 1.306 (in Prozent: 23), Beispiele für bedrohte Baumarten: Dipterocarps, Zimt, Agarholz, Ramin
  • Malaysia: 5.422 Baumarten, davon bedroht: 1.295 (in Prozent: 24), Beispiele für bedrohte Baumarten: Dipterocarps, Zimt, Ramin, Quercus (Eichen) spp.
  • Venezuela: 4.812 Baumarten, davon bedroht: 614 (in Prozent: 13), Beispiele für bedrohte Baumarten: Ilex (Stechpalme) spp.
  • China: 4.608 Baumarten, davon bedroht: 890 (in Prozent: 19), Beispiele für bedrohte Baumarten: Magnolie, Kamelie, Ahorn

Zum ersten Mal werde in dem Bericht zu den Bäumen der Welt aufgezeigt, welche Bedrohungen die größten Auswirkungen auf bestimmte Baumarten hätten. Die größte Bedrohung für Baumarten auf der ganzen Welt sei demnach die Abholzung von Wäldern für die Landwirtschaft.

Auf Borneo stelle die Ausdehnung von Palmölplantagen eine große Bedrohung für die Dipterocarpaceae dar, eine der am stärksten bedrohten Baumgruppen der Erde. Diese großen tropischen Bäume würden den Großteil des Tieflandlebensraums auf der Insel ausmachen, und ihr Rückgang habe dazu geführt, dass Arten wie der Borneo-Orang-Utan vom Aussterben bedroht seien.

Auch Eichen- und Nothofagus-Arten seien durch den Verlust ihres Lebensraums infolge der Abholzung bedroht, insbesondere in Mittel- (Mexiko) und Südamerika (Chile und Argentinien). Die Länder mit der höchsten Anzahl bedrohter Eichenarten seien Mexiko (32 Arten), China (36), Vietnam (20) und die Vereinigten Staaten von Amerika (16). Der Holzeinschlag, insbesondere der illegale Holzeinschlag, trage zu einem erheblichen Rückgang der wertvollen Holzbäume bei.

In Madagaskar führe die Gewinnung von Ebenholz und Palisander zu einem weit verbreiteten Verlust von Lebensräumen auf der ganzen Insel. Dasselbe gelte für Mahagonibäume und Rosenhölzer in der Karibik und in Brasilien.

Zu den anderen großen bedrohten Baumarten gehörten die bekannten Magnolien- und Kamelienarten, die derzeit durch die nicht nachhaltige Sammlung von Pflanzen aus der freien Natur für die kommerzielle Nutzung bedroht seien, während Schädlinge und Krankheiten zu einem starken Rückgang der Eschenpopulationen in Großbritannien und Nordamerika führten.

Das sagt der Bericht zu Bäumen der Welt: Darum müssen wir sie schützen

Baumarten seien, so schreibt der Bericht zu den Bäumen der Welt, das Rückgrat des natürlichen Ökosystems. Sie speicherten 50 Prozent des weltweiten terrestrischen Kohlenstoffs und böten einen Puffer gegen extreme Wetterbedingungen wie Wirbelstürme und Tsunamis.

Viele bedrohte Baumarten böten Lebensraum und Nahrung für Millionen anderer Vogel-, Säugetier-, Amphibien-, Reptilien-, Insekten- und Mikroorganismenarten. Das Aussterben einer einzigen Baumart könne einen Dominoeffekt auslösen und den Verlust vieler anderer Arten katalysieren.

Trotzdem seien es oft die Tiere, denen die größte Aufmerksamkeit zuteil werde, weil sie dringend geschützt werden müssten. Angesichts der Tatsache, dass ein Drittel der Baumarten vom Aussterben bedroht sei, hoffe man, mit dem “State of the World’s Trees Report”, das Bewusstsein für die Bäume zu schärfen, die ebenso gefährdet seien, und fordere Maßnahmen, um deren Aussterben zu verhindern.

Bäume4Future – so retten wir die Bäume

Obwohl fast ein Drittel der Baumarten vom Aussterben bedroht sei, gebe der Bericht Hoffnung für die Zukunft, wenn die Schutzbemühungen fortgesetzt und weitere Maßnahmen ergriffen würden. Mit der Veröffentlichung des Berichts über den Zustand der Bäume in der Welt hoffe der BGCI, politische Entscheidungsträger und Naturschutzexperten in aller Welt zum Handeln zu bewegen.

Online-Datenbank zum Schutz der Bäume der Welt

Zu diesem Zweck habe der BGCI ein neues GlobalTree-Portal eingerichtet, eine Online-Datenbank, in der die Bemühungen zum Schutz der Bäume auf Arten-, Länder- und globaler Ebene nachverfolgt werden könnten.

Sowohl der Bericht als auch das Portal würden zum ersten Mal aufzeigen,

  1. welche Bäume am meisten geschützt werden müssten,
  2. wo am dringendsten Handlungsbedarf bestehe
  3. und vor allem, wo die Lücken in den Schutzbemühungen lägen, damit Ressourcen und Fachwissen möglichst effektiv eingesetzt werden könnten.

Zusammen böten der Bericht und das Portal den Ländern, politischen Entscheidungsträgern und Fachleuten die Instrumente und Informationen, die sie benötigten, um bedrohte Arten vor dem Untergang zu bewahren.

5 Maßnahmen zum Schutz der Bäume der Welt

In dem Bericht empfiehlt der BGCI den politischen Entscheidungsträgern und Fachleuten fünf wichtige Maßnahmen zum Schutz und zur Wiederherstellung bedrohter Arten:

  1. Ausweitung der Schutzgebiete für bedrohte Baumarten, die derzeit in Schutzgebieten nicht ausreichend vertreten seien
  2. Sicherstellen, dass alle weltweit bedrohten Baumarten, soweit möglich, in botanischen Gärten und Saatgutbanksammlungen erhalten würden
  3. Erhöhung der Verfügbarkeit von staatlichen und unternehmerischen Finanzmitteln für bedrohte Baumarten
  4. Ausweitung von Baumpflanzungsprogrammen und Gewährleistung der gezielten Anpflanzung bedrohter und einheimischer Arten
  5. Verstärkte globale Zusammenarbeit zur Bekämpfung des Baumsterbens durch Beteiligung an internationalen Bemühungen wie den Global Conservation Consortia
    Diese Methode des Naturschutzes habe nachweislich dazu beigetragen, dass sich Baumpopulationen wieder erholten. Botanic Gardens Conservation International (BGCI) und die Global Trees Campaign hätten in den letzten 15 Jahren dazu beigetragen, mehr als 400 bedrohte Baumarten zu retten.

Wie Organisationen und jeder einzelne von uns Bäume retten kann

Einzelpersonen und Organisationen könnten verschiedene Baumpflanzungsprogramme unterstützen, die die Anpflanzung einheimischer und bedrohter Baumarten förderten. Beispiele für Baumarten, die dringend Hilfe benötigen, finde man auf der Website des BGCI zum Baumerhaltungsfonds – einer Plattform, die es Naturschützern ermögliche, auf die Notlage ihrer lokalen Baumarten hinzuweisen und um Unterstützung für deren Erhalt zu bitten.

Über den Bericht zu Bäumen der Welt

Die Ergebnisse des Berichts “State of the World’s Trees” beruhten nach eigenen Angaben auf Informationen aus Erhaltungsbewertungen von Bäumen aus verschiedenen Quellen, darunter die globale Bewertung der Roten Liste der IUCN, nationale und regionale Erhaltungsbewertungen, Floraberichte und wissenschaftliche Forschungsarbeiten. Diese könnten über die ThreatSearchDatabase abgerufen werden.

Der Bericht “State of the World’s Trees” sei mit internationaler Zusammenarbeit und Partnerschaft ermöglicht worden. Die Forschung für diesen Bericht sei vom BGCI und der Global Tree Specialist Group (GTSG) der IUCN Species Survival Commission (SSC) geleitet worden, mit Partnern bei Fauna & Flora International (FFI), der Fondation Franklinia, dem Centro Nacional de Conservação da Flora in Brasilien, dem Forest Research Institute of Malaysia, dem Missouri Botanical Garden, dem Morton Arboretum, den Royal Botanic Gardens, Kew, der National Autonomous University of Mexico (UNAM) und vielen anderen.

Der Bericht sei das Ergebnis jahrelanger Zusammenarbeit und des Wissensaustauschs in der botanischen Gemeinschaft, einschließlich Schulungsworkshops auf allen Kontinenten außer der Antarktis. Die vollständige Liste der Organisationen und Partner, die für diesen Bericht und die Arbeit verantwortlich sind, sei im Bericht zu finden.

Zu allen BGCI-Datenbanken (ThreatSearch, GlobalTree-Portal) könnten Beiträge geleistet werden, und sie würden regelmäßig aktualisiert.

Foto: Doreen Brumme