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Was uns dazu treibt, ecoquent zu denken und zu handeln

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Denkt und handelt ihr ecoquent? Jeder Mensch hinterlässt mit seinem Sein, mit seinem Tun und seinem Lassen einen ökologischen Fußabdruck auf dieser Welt. Der ökologische Fußabdruck ist ein sogenannter Nachhaltigkeitsindikator. Er gibt an, wie groß die biologisch produktive Fläche ist, die benötigt wird, um den Lebensstil und Lebensstandard des Menschen auf Dauer möglich zu machen. Es gibt diverse Faktoren, die beeinflussen, wie groß der ökologische Fußabdruck ausfällt, darunter das Lebensalter, die persönlichen Werte, der politische Standpunkt und die Erfahrungen, die bislang in bezug auf Umwelt und Naturschutz gesammelt wurden. Britische Forscher haben jetzt ermittelt, wie unsere Persönlichkeit Einfluss auf den ökologischen Fußabdruck nimmt. 

Die Wissenschaftler Alistair Raymond Bryce Soutter, Timothy C. Bates und René Möttus vom Fachbereich Psychologie der Universität von Edinburgh analysierten in einer Metastudie “Big Five and HEXACO Personality Traits, Proenvironmental Attitudes, and Behaviors: A Meta-Analysis” 38 einzelne Studien mit fast 45.000 Versuchspersonen, deren Neigung, ecoquent zu denken und zu handeln auf vielfältige Weise untersucht worden war. So seien die einen nach ihrer Einstellung zu Ökologie befragt worden, während die anderen erklärt hätten, ob und wie sie ihren Müll trennten. Auch die Spendenbereitschaft für Umweltschutzprojekte sei teils abgefragt worden.

Dem ecoquenten Charakter auf der Spur

Alistair Raymond Bryce Soutter und seine Kollegen analysierten den Charakter der Versuchspersonen der Studien nach zwei Methoden (sogenannten Modellen):

  1. Fünf-Faktoren-Modell (auch FFM oder “Big Five” genannt)
  2. HEXACO-Modell

Während nach “Big Five” die Persönlichkeit mit Hilfe der fünf Eigenschaften

  1. Gewissenhaftigkeit (Perfektionismus),
  2. Verträglichkeit (Rücksichtnahme, Kooperationbereitschaft, Empathie),
  3. Geselligkeit (auch Extraversion = Gegenpol zu Intraversion genannt),
  4. Aufgeschlossenheit
  5. sowie emotionale Stabilität (Neurotizismus = emotionale Labilität und Verletzlichkeit)

einordnen lässt, berücksichtigt das HEXACO-Modell zusätzlich noch die Eigenschaft Ehrlichkeit/Bescheidenheit.

Was macht einen  Charakter ecoquent?

Laut den Ergebnissen der Metastudie seien ecoquente, also umweltbewusste Persönlichkeiten im Schnitt besonders von Offenheit geprägt. In den einzelnen Untersuchungen zeigten sich offene Menschen mit Phantasie, Wissbegier, Experimentierfreude und der Bereitschaft, bestehende Normen und Werte auch mal in Frage zu stellen. Zudem hätten ecoquente Menschen in den Untersuchungen höhere Werte erreicht, wenn es um die HEXACO-Eigenschaft Ehrlichkeit/Bescheidenheit gegangen sei. Letzteres habe die Wissenschaftler überrascht. Doch sie erklärten sich die höheren Werte damit, dass ehrliche, bescheidene Menschen andere zum eigenen Vorankommen nur ungern ausbeuten würden, was wohl auch auch für die Ausbeutung der Umwelt geltend gemacht werden könne. Zwar schwächer – aber die Eigenschaften Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit hingen ebenfalls eher mit ecoquentem Denken und Handeln zusammen.

Was nützt das Wissen um den ecoquenten Charakter?

Laut den Wissenschaftlern aus Großbritannien könnten politische Entscheider die Erkenntnisse zu den psychologischen Faktoren ecoquenten Denkens und Handelns beispielsweise nutzen, um wirksamere politische Maßnahmen und Interventionen zu planen und umzusetzen, die auf bestimmte Hindernisse für erwünschte Ergebnisse abzielen würden. So ließen sich dank der Erkenntnisse spezifische  Bevölkerungsuntergruppen anprechen oder umweltfreundliche Interventionen derart gestalten, dass sie den Bereichen derjenigen gerecht würden, die sich ansonsten am wenigsten ecoquent, also in der erwünschten Weise umweltfreundlich verhielten.

Die Wissenschaftler erklären, dass geringe Offenheit bedeute, dass das Repertoire an kognitiven und verhaltensbezogenen Strategien vergleichsweise kleiner und weniger flexibel sei. Für den Fall, dass eine geringe Offenheit ecoquentes Verhalten be- oder gar verhindere, könnten wirksame Interventionen darauf abzielen, das Einführen neuer umweltfreundlicherer kognitiver und verhaltensbezogener Strategien zu erleichtern und so die Barriere für die Änderung von Verhaltensrepertoires der Menschen zu verringern, anstatt zu versuchen, das gewünschte Verhalten als moralischen Imperativ zu definieren. Gehe es um Bereiche wie geringe Akzeptanz und Ehrlichkeit-Demut, könnten Eingriffe, die erwünschte Verhaltensweisen als moralisch und sozial gerechtfertigt darstellten, demnach möglicherweise nicht wirken, weil Personen mit niedrigen Werten bei der Messung dieser Bereiche sich wahrscheinlich weniger um eben diese Attribute kümmern würden. Stattdessen könnten Strategien, die Wege aufzeigten, wo es sich persönlich lohne, Verhalten zu ändern, zumindest auf lange Sicht, wirksamer sein.
Wenn geringe Gewissenhaftigkeit ecoquentes Verhalten be- oder verhindere, könnten Eingriffe darauf abzielen, das erwünschte Verhalten leichter in Szene zu setzen, während sich das Pochen auf das Verantwortungsbewusstsein der Menschen, das für hohe Gewissenhaftigkeit charakteristisch sei, als weniger effektiv erweisen könnte.
Auch die Assoziationen von Persönlichkeitsmerkmalen mit ecoquenten Einstellungen und Verhaltensweisen seien theoretisch wichtig, schreiben die Forscher weiter. Zum Beispiel könnten diese anzeigen, inwieweit diese Ergebnisse an temperamentvollere Eigenschaften von Individuen im Gegensatz zu extrinsischen Faktoren gebunden seien.
Selbstverständlich weisen die Forscher auch darauf hin, dass selbst wenn sich dieses Denken und Tun maßgeblich mit Charaktereigenschaften erklären ließe, das nicht heiße, dass die Eigenschaften und damit das Denken und Tun unabänderlich seien. Vielmehr könnten diese Assoziationen mit Persönlichkeitsmerkmalen Motive erkennen lassen, die aktuelles Denken und Tun unterstützen und aufrechterhalten. Ebenso ließen sich damit Wege aufzeigen, um die Wirksamkeit der Kommunikation beabsichtigter Botschaften zu steigern, wobei die Charaktereigenschaften der Menschen dazu beitragen würden, ihr Verhalten zu lenken, anstatt die Eigenschaften zu verändern.
Etwas abstrakter drücken die Forscher das Ganze so aus: Die Kenntnis der Lebensbereiche, in denen sich Persönlichkeit abspiele, helfe, die Konsequenzen von Persönlichkeit zu verstehen.
Foto: Doreen Brumme