CO2-Fußabdruck

CO2 sparen: Was wir glauben, was hilft, IST NICHT, was wir wissen, was hilft!

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Den Klimawandel stoppen. Indem wir unsere Emissionen an Treibhausgasen wie Kohlendioxid (CO2) drastisch herunterfahren. Schon klar. Doch wie spart man CO2 ein? Welche Sparmaßnahme verkleinert den CO2-Fußabdruck tatsächlich? Einer Umfrage zufolge sind die persönlichen Hebel, von denen wir glauben, dass wir damit viel CO2 einsparen, nicht wirklich die großen Bringer. Wir erklären euch, welche CO2-Einsparmaßnahmen über- und unterschätzt werden. Spoiler: Viel zu wenige Deutsche wissen, dass sich mit einer modernen Heizung und Gebäudedämmung am ehesten CO2 einsparen lässt.

1.500 Deutsche wurden im September 2019 in einer repräsentativen Umfrage von der internationalen Unternehmensberatung A.T. Kearney gefragt, welche Maßnahmen ihrer Meinung nach am besten geeignet seien, damit der deutsche Durchschnittsbürger CO2 einspare. Dazu gab man ihnen sieben Antwortmöglichkeiten vor:

  1. Keine Plastiktüten mehr benutzen
  2. Eine Flugreise pro Jahr vermeiden
  3. Moderne Heizung und Wärmedämmung
  4. Regional und saisonal ernähren
  5. Verbrauchssparend Auto fahren
  6. Auf Fleischgerichte verzichten
  7. Standby bei Elektrogeräten abschalten

Umfrageergebnisse – was hilft wirklich, den CO2-Fußabdruck zu verkleinern?

Nur sechzehn Prozent der Befragten wussten laut dem Betriebswirtschaftler Frank Bilstein, der der Initiator der Umfrage und Partner bei A.T. Kearney in Düsseldorf ist, die richtige Antwort: moderne Heizung und Wärmedämmung.

Zweiundzwanzig Prozent der Befragten glaubten dagegen, dass sie mit dem Verzicht auf Plastiktüten am ehesten etwas gegen den Klimawandel tun könnten. In seinem Interview auf dem Portal Klimafakten.de erklärt Bilstein, dass man als Verbraucher damit seinen jährlichen CO2-Fußabdruck jedoch lediglich um drei Kilogramm reduzieren würde. Er rechnet vor, dass man 240 Jahre bräuchte, wolle man mit dem Verzicht auf Plastiktüten zum Beispiel die Treibhausgasemissionen einsparen, die allein der Hinflug verursachen würde, wenn man von Berlin nach Mallorca in den Urlaub flöge. Denn der Flug würde 722 Kilogramm Treibhausgas pro Kopf verursachen.

Für achtzehn Prozent der Befragten war der Verzicht auf eine Flugreise pro Jahr demnach die zweitbeste Möglichkeit, CO2-Emissionen zu reduzieren. Fünfzehn Prozent der Umfrageteilnehmer schätzten, dass man am ehesten CO2 einsparen würde, wenn man sich regional und saisonal ernähre. Die Maßnahme, verbrauchssparend Auto zu fahren, hielten vierzehn Prozent für die beste Möglichkeit, den persönlichen CO2-Fußabdruck zu verkleinern. Zehn Prozent glaubten, das am ehesten mit Fleischverzicht zu erreichen. Und für fünf Prozent der Befragten ist es das Abschalten des Standby bei Elektrogeräten, wovon sie glaubten, die höchste Einsparung an CO2 zu erreichen.

Die Unternehmensberater von A.T. Kearney haben mit Hilfe von Zahlen des Umweltbundesamtes, der co2online GmbH und des Statistischen Bundesamtes berechnet, was die gelisteten CO2-Einsparmaßnahmen tatsächlich an Einsparungen in Kilogramm pro Jahr und Kopf bringen.

Demnach habe die moderne Heizung und Wärmedämmung das höchste Einsparpotential: 770 Kilogramm CO2 pro Kopf und Jahr. Der Verzicht auf eine Flugreise brächte eine CO2-Einsparung von 680 Kilogramm pro Kopf und Jahr. Und wer auf Fleischgerichte verzichte, könne 450 Kilogramm CO2 pro Kopf und Jahr einsparen. Das verbrauchssparende Autofahren brächte eine Einsparung von 340 Kilogramm CO2 pro Kopf und Jahr, regional und saisonal zu essen spare 80 Kilogramm CO2 pro Kopf und Jahr, das Abschalten des Stand by bei Elektrogeräten 53 Kilogramm CO2 pro Kopf und Jahr.

Nach Auswertung der Antworten erklärte A.T. Kearney, dass der Verzicht auf Plastiktüten und die regionale und saisonale Ernährung hinsichtlich ihres CO2-Einsparpotentials “dramatisch überschätzt” und der Verzicht auf Fleischgerichte “dramatisch unterschätzt” worden sein.

In einem Artikel diskutiert die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), warum die Deutschen – der Umfrage zufolge – den Verzicht auf Plastiktüten derart überschätzt hätten. Ein Grund könnte sein, dass viele die Sparmaßnahme mit dem Verzicht auf Plastik gleichgesetzt hätten. Die FAZ schreibt, dass dafür das Ergebnis spräche, dass, wenn keine konkreten Einsparmaßnahmen vorgegeben worden seien, “angeblich acht Prozent der Teilnehmer mit ‘Weniger Plastik benutzen’ geantwortet hätten. Gegenüber Klimafakten.de erklärt Frank Bilstein die Überschätzung damit, dass “Plastik mit all seinen Problemfacetten … derzeit einen breiten Raum in der öffentlichen Debatte” einnehme. Der Verbraucher hätte demnach aber “nur eine bestimmte Anzahl von Slots, die er zur Lösung eines Problems zu investieren bereit” sei. Offensichtlich sei das Plastikthema derzeit besonders präsent. Und so passiere es, dass er dem Klimawandel die falsche Problemlösung zuordne.

Wie dem auch sei, es ist schade, dass zu wenigen Deutschen bewusst ist, welches CO2-Einsparpotential die richtige, sprich: moderne Heizung und das richtige Heizen besitzen. Und ebenso, wie viel sie an CO2 einsparen könnten, wenn sie auf Fleisch verzichten würden.

Darüber muss mehr geredet und geschrieben werden. Damit das beim Verbraucher ankommt. Was wir hiermit wieder einmal getan haben.

Wer die Technologie zur Wärmeerzeugung kennenlernen möchte, die derzeit die wenigsten CO2-Emissionen verursacht, der klickt sich einfach mal durch unseren Blog – Solarthermie ist schließlich unser Thema!

Richtig heizen – so geht’s!

Wer lesen will, was es heißt, richtig z uheizen, dem empfehlen wir unsere gleichnamige Ratgeber-Reihe dazu:

  1. Ratgeber “Richtig heizen” (1): Die Raumtemperatur und ihre Wirkung auf Herz, Gewicht und Harndrang
  2. Ratgeber „Richtig heizen“, Teil 2: Thermische Behaglichkeit – wie viel Grad sind behaglich?
  3. Ratgeber „Richtig heizen“, Teil 3: Thermische Behaglichkeit – warum Frauen eher frieren als Männer
  4. Ratgeber „Richtig heizen“, Teil 4: Thermische Behaglichkeit – 4 Grad zwischen Theorie und Praxis
  5. Ratgeber „Richtig heizen“, Teil 5: Heizverhalten oder: Wie gut kennst du deine Heizung?
  6. Ratgeber „Richtig heizen“, Teil 6: Wie viel Energie braucht (d)ein Haus?
  7. Ratgeber „Richtig heizen“, Teil 7: Heizkosten sparen mit dem Heizungsthermostatventil
  8. Ratgeber „Richtig heizen“ (Teil 8): Richtig lüften (1)
  9. Ratgeber „Richtig heizen“ (Teil 9): Richtig lüften (2) – 12 Tipps

Foto: Doreen Brumme “Footprints am Elbstrand”