Richtig heizen Ratgeber_ Energieverbrauch

Ratgeber „Richtig heizen“, Teil 6: Wie viel Energie braucht (d)ein Haus?

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Die Heizungen laufen seit Wochen: Wir sind hierzulande mitten in der Heizsaison. Passend dazu wollen wir euch auf unserem Blog immer wieder guten Rat zum richtigen Heizen geben. Heute heißt das, einmal aufzuzeigen, wie viel Energie, insbesondere Heizenergie, ein durchschnittliches Einfamilienhaus eigentlich verbraucht. Das zu wissen, kann euch helfen, den Energieverbrauch eures Hauses mit den Durchschnittswerten zu vergleichen und bei Bedarf zu handeln, um den Heizenergieverbrauch und damit die daraus resultierenden Heizkosten zu senken.

Ist der Energieverbrauch hoch oder niedrig?

Als Hausbesitzer sowie -bewohner und damit Haushaltsbetreiber lässt es sich angesichts der Abrechnung eurer Energiekosten meist nur schwer abschätzen, ob euer Haus viel verbraucht oder wenig, sprich: sein Energieverbrauch hoch oder niedrig ist. Selbst wer die Zahlen der vorhergegangenen Jahre vor Augen hat, kann lediglich bewerten, ob der aktuelle Verbrauch sich geändert hat und in welche Richtung: weniger oder mehr. Ihr wisst weder, was andere in ihren Häusern an Energie verbrauchen und an Energiekosten, darunter Heizkosten, zahlen, noch, was ein durchschnittliches Haus im Schnitt so verbraucht beziehungsweise an Energie kostet.

Grund genug, sich mit dem Energieverbrauch eines Durchschnittshauses auseinanderzusetzen, oder? Denn wer dessen Kennzahlen weiß, kann sein Haus daran messen und wenn nötig Konsequenzen ziehen, um (mehr) Energie und Kosten zu sparen. Lest deshalb im Folgenden, welche Verbrauchswerte typisch für ein deutsches Einfamilienhaus sind.

Welche Energie verbraucht das Haus?

Unter dem Sammelbegriff Energie werden unter anderem

  • elektrische Energie (Elektrizität, Strom)
  • und thermische Energie (Wärme)

verstanden. Demnach ergibt sich euer Energieverbrauch aus dem

  • Strom-
  • und Wärmeverbrauch,

der in eurem Haus anfällt. Es gilt, dass etwa 70 Prozent eures Energieverbrauchs (eines durchschnittlichen deutschen Einfamilienhauses) fürs Heizen draufgehen. Daraus ergibt sich fürs Heizen auch ein entsprechend höheres Einsparpotential.

Den Stromverbrauch könnt ihr mit einem Blick auf den/die Stromzähler ablesen, der/die in eurem Haus installiert ist/sind. Das geht nicht nur in Wohnungen und Häusern, die euer Eigentum sind, sondern auch in gemieteten oder Mietwohnungen. Mittlerweile sind digitale Stromzähler am Markt und entsprechende Apps zu haben, die euch die Auswertung der Verbrauchsdaten abnehmen und euch helfen, euren Verbrauch zu analysieren und zu verstehen.

Was beim Stromverbrauch bereits recht komfortabel ist, ist beim Heizenergieverbrauch noch etwas komplizierter: Zu messen, wie viel Heizenergie im Haus verbraucht wird, das erfahren Mieter nur über die in der Regel alljährlich ins Haus flatternde Heizkostenabrechnung. Hausbesitzer und -betreiber können zur Ermittlung des Heizenergiebedarfs auf den Zähler schauen oder beim Anliefern ihres Brennstoffs, zum Beispiel Heizgas oder -öl, belegen lassen. Wohl dem, der einen Energieausweise hat: Der informiert einen darüber, wie viel Heizenergie tatsächlich verbraucht wird.

Wie viel Energie braucht das Haus?

Strombedarf eines durchschnittlichen Haushalts

Der durchschnittliche Strombedarf eines Hauses/Haushaltes hängt davon ab, wie viele Bewohner im Haus/Haushalt leben. Es gilt: Je mehr Personen es sind, desto höher fällt der Energieverbrauch aus. Maßgeblichen Einfluss auf die Höhe des Stromverbrauchs nimmt auch die Art und Weise, wie ihr euer Warmwasser warm kriegt. Läuft die Warmwasserzubereitung (Brauchwasser) über Strom, ist der Stromverbrauch in der Regel entsprechend hoch, während er deutlich niedriger ausfällt, wenn ihr euer Warmwasser von der Heizung erwärmen lasst. Auch der Gebäudetyp nimmt Einfluss auf den Stromverbrauch. Demnach kommen Mehrfamilienhäuser meist auf geringere Verbrauchswerte als Zwei- und Einfamilienhäuser. Typischerweise ergeben sich folgende Stromverbräuche pro Jahr für unterschiedlich große Haushalte – gemessen an der Zahl der darin lebenden Personen:

  • Ein-Personen-Haushalt (sogenannter Single-Haushalt): 1.500 bis 1.900 Kilowattstunden (kWh)
  • Zwei-Personen-Haushalt (auch Pärchenhaushalt genannt): 2.600 bis 3.300 kWh
  • Drei-Personen-Haushalt (Kleinfamilienhaushalt): 3.700 bis 4.500 kWh
  • Vier-Personen-Haushalt (Familienhaushalt): 4.600 bis 5.500 kWh
  • Fünf-Personen-Haushalt (Familienhaushalt: 5.500 bis 6.500 kW

Dazu müsst ihr wissen, dass der hier beispielhaft angegebene durchschnittliche Stromverbrauch spürbar steigt, wenn ihr euer Warmwasser von elektrisch betriebenen Speicher– oder Durchlauferhitzern erwärmen lasst. Auch spannend: Eine kWh Strom reicht für eine fünfstündige Sitzung am PC, das Kochen von neun Litern Teewasser oder den mehr als zwei Tage andauernden betrieb einer Energiesparlampe von 20 Watt (50 Stunden Betrieb). Und auch die stetig steigenden Stromkosten solltet ihr vor Augen haben: Während ihr 2012 eine kWh Strom für 26,13 Cent bekamt, kostete sie in 2016 im Schnitt schon 29,61 Euro.

Wer mit seinem Haushalt unter den genannten Verbräuchen liegt, verhält sich demnach stromsparend. Wessen Stromverbrauch drüber liegt, der sollte sich mit dem Thema „Strom und Stromkosten sparen“ beschäftigen.

Wärmebedarf eines durchschnittlichen Haushalts

Kommen wir zur Energie, die das Heizen eures Hauses verbraucht. Hier ist es einerseits die Größe des zu beheizenden  Wohnraums, die den Heizwärmebedarf bestimmt. Zum anderen hängt die Energiemenge auch davon ab, wie euer Haus energetisch aufgestellt (beschaffen) ist. Die demnach energetische Beschaffenheit ergibt sich aus dem Alter des Gebäudes und den dafür typischen bautechnischen Merkmalen ebenso wie aus den energetischen Sanierungsmaßnahmen, die seit der Errichtung am Gebäude vorgenommen worden sind, darunter Dämmmaßnahmen vom Dach bis zum Perimeter, Fenster- und Türentausch sowie Heizungsmodernisierung. Sie alle mindern den durchschnittlichen Wärmeenergiebedarf eures Hauses deutlich.

Von den genannten Maßnahmen ist die Heizungstechnik besonders hervorzuheben. Hier gilt: Je moderner (und regenerativer die Energiequellen) die Heizungsanlage aufgestellt ist, desto energie- und kosteneffizienter arbeitet sie.

Für den Heizwärmebedarf eures Hauses ist auch euer persönliches Verhalten ausschlaggebend. Denn mit eurem Nutzerverhalten bestimmt ihr, wie warm euer Haus sein soll. Wer sich auch bei niedrigeren Temperaturen wohlfühlt, der spart im energieeffizienten Haus ebenso wie im energieineffizienten Haus. Als typische Verbrauchszahlen eines durchschnittlichen Haushaltes lassen sich folgende Wärmemengen (Heizenergiebedarf) aufzählen – in Abhängigkeit vom Baujahr des Gebäudes:

  • ein Haus mit Baujahr 1970 bis 1980 verbraucht 200 bis 300 kWh pro Quadratmeter (m2) und Jahr (a)
  • ein Haus mit Baujahr 1980 bis 1990 verbraucht rund 125 bis 200 Kilowattstunden pro m2/a
  • ein Haus mit Baujahr 1990 bis 2000 verbraucht rund 90 bis 125 Kilowattstunden pro m2/a
  • ein Haus mit Baujahr 2000 bis heute verbraucht rund 25 bis 90 Kilowattstunden pro m2/a

Wie rechnet ihr den Brennstoff in Energie um?

Nun müsst ihr noch wissen, wie ihr vom Brennstoff auf den Energiebedarf kommt und umgekehrt. Dazu müsst ihr euren Brennstoffverbrauch zunächst in Wärme (Kilowattstunden) umrechnen. Pi mal Daumen geht das so:

  • Heizgas (laut statistischem Bundesamt 56,5 Prozent aller deutschen Heizungen): Multipliziere die gekaufte Brennstoffmenge (Volumen in Kubikmetern) mit dem Faktor 10!
  • Heizöl (laut statistischem Bundesamt 28,2 Prozent aller deutschen Heizungen): Multipliziere die gekaufte Brennstoffmenge (Volumens in Litern) mit dem Faktor 12!
  • Flüssiggas: Multipliziere die gekaufte Brennstoffmenge (Volumens in Kubikmetern) mit dem Faktor 28!
  • Scheitholz: Multipliziere die gekaufte Brennstoffmenge (Masse in Kilogramm) mit dem Faktor 4,2!
  • Pellets: Multipliziere die gekaufte Brennstoffmenge (Masse in Kilogramm) mit dem Faktor 4,9!

An einem Beispiel rechnen wir euch das gleich mal vor: Angenommen, ihr verbraucht mit eurer Pelletheizung 5.000 Kilogramm (kg) Holzpellets im Jahr. Dann ergibt sich daraus eine Heizwärme von 24.500 KWh. Ihr könnt also zweierlei Schlüsse daraus ziehen:

  1. Ihr habt bei einem Verbrauch von 5.000 Kilogramm Pellets 24.500 kWh Wärme erzeugt.
  2. Euer Wärmebedarf belief sich bei einem Verbrauch von 5.000 kg auf 24.500 kWh.

Wie viel Heizgas / Heizöl verbraucht das deutsche Durchschnittshaus?

Die folgenden beiden Durchschnittswerte helfen euch ebenfalls beim Bewerten eures Heizenergieverbrauchs:

  • Der aktuelle Durchschnittsverbrauch von Gas (ohne Warmwasser durch Gas) liege laut den Energiehelden in Deutschland bei 16 Kubikmetern, was 160 kWh/a pro m² Wohnfläche entspreche.
  • Und der aktuelle Durchschnittsverbrauch von Heizöl hierzulande liege demnach bei 13,6 Litern pro m² Wohnfläche und Jahr.

Weitere Artikel unserer Serie „Richtig heizen“:

Wer sich einen Überblick über die Inhalte unserer Ratgeberserie zum richtigen Heizen verschaffen will, kann auf die im Folgenden verlinkten Beiträge klicken und dort weiterlesen.

Ratgeber „Richtig heizen“ (1): Die Raumtemperatur und ihre Wirkung auf Herz, Gewicht und Harndrang

Ratgeber „Richtig heizen“, Teil 2: Thermische Behaglichkeit – wie viel Grad sind behaglich?

Ratgeber „Richtig heizen“, Teil 3: Thermische Behaglichkeit – warum Frauen eher frieren als Männer

Ratgeber „Richtig heizen“, Teil 4: Thermische Behaglichkeit – 4 Grad zwischen Theorie und Praxis

Ratgeber „Richtig heizen“, Teil 5: Heizverhalten oder: Wie gut kennst du deine Heizung?

Foto: brilliant eye / photocase