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Heizungs-ABC: Grün heizen – was heißt das?

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Das neue Kapitel unseres Heizungs-ABC widmen wir dem Ausdruck “grün heizen”. Wir erklären euch, wann von grün heizen die Rede ist und welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit grün heizen auch tatsächlich grün ist.

Wer “grün heizen” sagt, will betonen, dass er von umweltfreundlichem Heizen spricht. Die Farbe Grün steht seit Jahren für Umwelt im weitesten sowie Umweltschutz und Umweltfreundlichkeit im engeren Sinne. Sie lässt sich in dieser Symbolik bis zum Chlorphyll zurückverfolgen: So heißt die umgangssprachlich auch als Blattgrün zusammengefasste Klasse der natürlichen Farbstoffe, die sämtliche Organismen biden, wenn sie Photosynthese betreiben. Eine gesunde Pflanze ist grün, Verfärbungen deuten auf Missstände der Versorgung und/oder Gesundheit des Grünzeugs hin.

Grün ist Ziel und Weg

Symbolisch ist eine intakte Umwelt daher grün und alles, was die Umwelt schont, schützt und bewahrt ebenso. Grün ist demnach

  • sowohl eine Zustandsbeschreibung der intakten Umwelt (idealer Zielwert)
  • als auch ein Handlungskonzept (und zwar: politischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Natur) zugleich, um diesen Zielwert zu erreichen. Wobei handeln Planung und Umsetzung umfasst.

Wann ist heizen “grün”?

Grün ist das Heizen dann, wenn die Wärme, die beim Heizen erzeugt wird, umweltfreundlich ist. Das ist sie erst dann, wenn

  • die Wärmequellen
  • die Wärmeerzeugung
  • und der Wärmeverbrauch

grün im Sinne von umweltfreundlich sind.

Grün heizen – grüne Wärmequellen

Traditionell ist das Heizen vorrangig ein Verfeuern von Brennstoffen. Je nachdem, in welcher Ecke dieser Welt und unter welchen dort herrschenden Bedingungen der Mensch lebte, hat er es sich im Laufe seiner Entwicklung in seiner Lebenswelt mit den unterschiedlichsten Brennstoffen warm gemacht. Und so werden Brennstoffe wie Pflanzen und Pflanzenreste (Holz), Exkremente sowie Kohle, Öl und Gas bis heute verbrannt, um die darin chemisch gespeicherte Energie in thermische umzuwandeln.

Doch auch schon sehr früh hat sich der Mensch der Sonne als Wärmequelle bedient und beispielsweise von solar erwärmtem Wasser, Gemäuer oder solar erwärmter Luft profitiert.

Damit haben wir die wichtigsten Wärmequellen zusammengetragen:

  • Biomasse (alles Grünzeug und Holz),
  • Solarenergie
  • und Umweltwärme, die eigentlich nichts anderes als in Wassser, Luft oder dem Erdboden gespeicherte Solarenergie ist,

zählen zu den regenerativen (erneuerbaren) Wärmequellen, weil sie nachwachsen (Pflanzen) oder nach heutigem Erkenntnisstand noch “unendlich” lange zur Verfügung stehen (Sonne).

Kohle, Erdöl- und Erdgas entstanden im Laufe der Erdgeschichte und werden daher als fossile Brennstoffe bezeichnet. Sie stehen uns nur in einem begrenzten Maße zur Verfügung, wobei die tatsächliche Menge dieser Brennstoffe weitaus größer ist als die Menge, die wir Menschen davon nutzen können. Weil das Ende der Verfügbarkeit dieser fossilen Brennstoffe abzusehen ist und es extrem lange dauern würde sowie besondere Umstände bräuchte, um die Vorräte an diesen fossilen Brennstoffe “nachwachsen” zu lassen, können sie nicht als regenerativ eingeordnet werden.

Aus umweltfreundlicher Sicht sind daher nur die Wärmequellen Biomasse und Sonne “grün”.

In der Klimabilanz der Brennstoffe schlägt sich jedoch auch die Art und Weise der Beschaffung der Brennstoffe und Energie nieder. Alles, was der Mensch aus den Tiefen der Erde buddeln oder pumpen muss, beeinträchtigt die Natur nachhaltig und ist daher nicht umweltfreundlich, also auch nicht grün. Auch die Beschaffung nachwachsender Biomasse kann mehr oder weniger grün erfolgen: Es macht einen großen Unterschied, ob Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft in der Region stammt oder aus Raubbau in einem fernen Land. Ebenso beeinflusst das Wie des Abgreifens von Umweltwäre aus der Umgebungsluft, Wasser oder Erdboden die Klimabilanz. Hinzu kommt als Posten auf der Klimabilanz der Weg, den die “Energiequelle” zurücklegen muss, um schließlich in Wärme umgewandelt zu werden. Hier gilt: Je kürzer der Transport weg ist, desto besser, ähem…, grüner.

An dieser Stelle muss die Umweltfreundlichkeit der Solarenergie als Quelle von Solarwärme hervorgehoben werden. Denn die Sonne ist die derzeit einzige Energiequelle, die ihre Energie gratis bis zur Wärmeerzeugungsanlage (Solarthermie-Anlage) anliefert. Daher nimmt die Sonne auf der Hitliste der Wärmequellen Platz 1 ein. Anders ausgedrückt: Mit Solarwärme heizt ihr am grünsten, denn grüner geht Heizen nicht.

Grün heizen – grüne Heiztechnik

Gemäß den verwendeten Wärmequellen hat der Mensch verschiedene Techniken und Technologien zum Wärme erzeugen (Heizen) entwickelt. Wegen des großen Anteils des Verfeuerns als Wärmeerzeugungstechnik hat man lange Zeit vor allem Feuerheizungen jeglicher Art voran gebracht. Aktueller Stand der Technik sind sogenannte Brennwertheizungen, die ein Maximum der Energie in den Brennstoffen nutzbar machen.

pmi gasbrennwertheizung
Eine moderne Gas-Brennwertheizung von Paradigma: PMI. Foto: Paradigma

Dennoch muss man das Verfeuern immer auch kritisch betrachten, denn dabei werden Stoffe, zum Beispiel Feinstaub, und Treibhausgase freigesetzt, die der Umwelt schaden und damit alles andere als grün sind. Selbst das Verfeuern von Biomasse, also einem nachwachsenden Rohstoff, geht nicht vollkommen emissionslos.

Das Heizen mit Umweltwärme braucht Wärmepumpen, die diese aus der Umwelt holen. Wärmepumpen verbrauchen Betriebsstrom. Der Betrieb der Technik ist nur dann als grün anzusehen, wenn auch der Strom grün ist.

grün heizen mit Solarthermie
Solarthermie-Kollektoren auf dem Dach sammeln die Solarwärme für die Räume unterm Dach. Foto: Paradigma

Eine Solarthermie-Anlage zum Erzeugen von Solarwärme braucht nur ganz wenig Strom – und zwar für den Betrieb der Solarpumpe.

Grün heizen – grüner Verbrauch

Der Wärmeverbrauch kann mehr oder weniger grün erfolgen. Grüner Verbrauch heißt, dass möglichst nur so viel Wärme erzeugt wie gebraucht wird. Denn jedes Mehr an Heizwärme wird zum Fenster rausgeheizt und geht zu Lasten eines Mehrverbrauchs an Energie. Daher sollte die grüne Heizung passend zum Heizwärmebedarf ausgelegt werden, so dass insgesamt möglichst wenig Energie fürs Heizen draufgeht. Hier ist jeder einzelne Wärmeverbraucher gefragt und so manche liebgewonnene Wohlfühltemperatur zu hinterfragen – wer Energie spart, spart auch Energiekosten und bei Verwendung von Feuerheizungen auch Emissionen.

Fazit: Grün, grüner, am grünsten heizen

Ein Blick auf den grünen Blätterwald reicht, um zu erkennen, dass Blattgrün in unzähligen Nuancen vorkommt. Übertragen aufs Heizen, gibt es, das zeigt das Vorgeschriebene auch Unterschiede beim grün heizen. So ist eine Solarthermie-Heizung als grünste Heizung grüner als eine moderne Pelletsheizung und noch mal grüner als Heizkessel, die fossile Brennstoffe verbrennen.

Fotos: Paradigma, Grafik (Titel): Doreen Brumme