Energieverbrauch Privathaushalte: Wärmeverbrauch (2/3) liegt deutlich über Stromverbrauch (1/5)

Deutschland ist mehr Heizungsland als Stromland. Das zumindest ist der Schluss, wenn man den Energieverbrauch der privaten Haushalte in Deutschland nach Stromverbrauch und Wärmeverbrauch unterscheidet und beide Posten miteinander vergleicht. Dennoch fokussierte sich die Energiewende hierzulande lange auf Strom. Dabei verbrauchen private Haushalte in Deutschland deutlich mehr Energie für das Beheizen der Räume als für ihre Stromversorgung. Die anhaltende – und vom völkerrechtswidrigen Krieg, den Russland seit mehr als einem Jahr gegen die Ukraine führt, noch verschärfte – Energiekrise zeigt, wie sehr wir hierzulande Wärme benötigen. Und darum ist es so wichtig, dass die Energiewende auch als Wärmewende verstanden und realisiert wird. Denn aus dem großen Anteil der Wärme am Gesamtenergieverbrauch ergibt sich auch ein großes Potenzial zum Energiesparen. Hier kommen wichtige Argumente dafür, dass wir das Thema Wärme stärker in den Fokus rücken müssen.

Inhaltsverzeichnis

Aktuelle Zahlen des Umweltbundesamtes (UBA) zum Energieverbrauch für das Jahr 2021 zeigen folgende Entwicklung zum Energieverbrauch in Deutschland:

Der Energieverbrauch privater Haushalte hierzulande habe im Jahr 2021 etwa gleichauf mit dem im Jahr 1990 gelegen.
Private Haushalte verbrauchten etwa ein Viertel des gesamten Endenergieverbrauchs in Deutschland.
Mehr als zwei Drittel ihres Endenergieverbrauchs verwendeten privat Haushalte zum Heizen ihrer Räume.

Privathaushalte verbrauchen ein Viertel des gesamten Endenergieverbrauchs in Deutschland

Das Umweltbundesamt beziffert den Endenergieverbrauch privater Haushalte im Jahr 2021 auf rund 670 Terrawattstunden (TWh). Da seien demnach 644 Milliarden Kilowattstunden (kWh) oder 2.411 Petajoule (PJ). Dieser Energieverbrauch privater Hauhalte entspreche laut UBA einem Anteil von gut einem Viertel am gesamten ?Endenergieverbrauch?.

Fürs Heizen verbrauchen Privathaushalte die meiste Energie: mehr als zwei Drittel

Privathaushalte nutzten 2021 mehr als zwei Drittel ihres Endenergieverbrauchs, um Räume zu heizen. Als Wärmequellen dienen demnach dazu hauptsächlich fossiles Erdgas und Mineralöl. An dritter Stelle folge die Gruppe der erneuerbaren Energien, an vierter die Fernwärme. Zu geringen Anteilen würden dem UBA zufolge auch Strom und Kohle zum Heizen eingesetzt.
Mit großem Abstand zur Raumwärme würden erst die Energieverbräuche für die Anwendungsbereiche Warmwasser
sowie sonstige Prozesswärme (Kochen, Waschen) beziehungsweise Prozesskälte (Kühlen, Gefrieren)

zu Buche schlagen.

Endenergieverbrauch privater Haushalte lag 2021 knapp über dem von 1990

Zwischen den Jahren 1990 und 2021 sei der Endenergieverbrauch in den privaten Haushalten – ohne den Kraftstoffverbrauch, da dieser dem Sektor Verkehr zugeordnet sei – um 2,3 Prozent gestiegen. Und das gleichwohl es in den Jahren 1996, 2001 und 2010 sehr kalte Winter gegeben hätte, die zu einem erhöhten Brennstoffverbrauch für Raumwärme geführt hätten, schreibt das UBA. Demnach habe Energieverbrauch im sehr kalten Jahr 2010 den des eher warmen Jahres 1990 um ganze 12 Prozent übertroffen.

Wissenswertes zur Entwicklung vom Energieverbrauch privater Haushalte

Das UBA erklärt zur Entwicklung vom Energieverbrauch privater Haushalte, dass es einerseits folgede Trends gebe:

mehr Haushalte
größere Wohnflächen
weniger Mitglieder pro Haushalt

Diese führten demnach tendenziell zu einem höheren Energieverbrauch der Haushalte.

Andererseits würden ein immer besserer energetischer Standard bei Neubauten und die Sanierung der Altbauten dieser Erhöhung des Energieverbrauchs entgegen wirken. Laut UBA sei der sogenannte spezifische ?Endenergieverbrauch?, also der Energieverbrauch pro Wohnfläche, für Raumwärme seit dem Jahr 2008 um mehr als zehn Prozent gesunken.

Stromverbrauch privater Haushalte liegt bei einem Fünftel des Endenergieverbrauchs

Strom habe im Jahr 2021 einen Anteil von rund einem Fünftel am ?Endenergieverbrauch? der privaten Haushalte verbucht. Die Hauptanwendungsbereiche für Strom seien in privaten Haushaltn laut dem UBA die ?Prozesswärme? (Waschen, Kochen) und die ?Prozesskälte? (Kühlen, Gefrieren), die 2021 zusammen rund die Hälfte des Stromverbrauchs ausgemacht hätten. Mit jeweiligem Abstand folgten dann erst die Anwendungsbereiche Informations- und Kommunikationstechnik, Warmwasser und Beleuchtung.

Privathaushalte verursachen weniger direkte Treibhausgas-Emissionen

Der Energieträgermix, aus dem Deutschland sich bediene, habe sich dem UBA zufolge seit dem Jahr 1990 bis heute zugunsten von Brennstoffen mit geringeren Kohlendioxid-Emissionen und erneuerbaren Energien verschoben. Im Zuge dieser Veränderung hätten auch die privaten Haushalte weniger direkte Kohlendioxid-Emissionen (ohne Strom und Fernwärme) verursacht.

Grafik (Titel): Doreen Brumme, 5 Grafiken (Text): Umweltbundesamt