Fernwärme Schlüssel zur Energiewende

Fernwärme: Da geht noch was!

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Diverse Medien, darunter die Frankfurter Rundschau (FR) online, die Tagesschau online, Heise online, der Spiegel online, berichteten mit Verweis auf die Deutsche Presseagentur (dpa), dass die deutsche Fernwärmebranche zuversichtlich in die Zukunft blicke: Bis 2050 ließe sich ihr zufolge die Zahl der Haushalte mit einem Wärmenetzanschluss verdreifachen. Vorausgesetzt, die Rahmenbedingungen für Fernwärme stimmten.

Mit dieser Aussage wird John Miller von den oben beispielhaft genannten Medien zitiert. Er ist der stellvertretende Geschäftsführer des Fachverbandes AGFW (Energieeffizienzverband für Wärme, Kälte und KWK e. V.). Gegenüber der dpa habe Miller zudem gesagt, dass die Unternehmen der Fernwärmebranche dafür allerdings Planungssicherheit und geeignete Förderbedingungen bräuchten.
Derzeit würden hierzulande laut dem AGFW rund 6 Millionen der insgesamt 43 Millionen Wohnungen, also jede siebte, mit Fernwärme beheizt. Perspektivisch wolle man auf 18 bis 20 Millionen kommen, vor allem in Mehrfamilienhäusern in den Städten und dicht besiedelten Gebieten. Fernwärme sei Miller zufolge der Schlüssel zu klimaneutralen Städten in Deutschland. Und jetzt sei genau der richtige Zeitpunkt, dafür die Weichen zu stellen.

Wärmewende braucht auch erneuerbare Fernwärmenetze

Bisher stamme die Energie in Fernwärmenetzen zu rund 70 Prozent aus fossilen Energieträgern, sagt der AGFW. Die übrigen 30 Prozent entfielen demnach auf Wärme aus der Verbrennung von Abfall oder Biomasse (Holzhackschnitzel) sowie aus Geothermie und anderen erneuerbaren Quellen.

An Fernwärme-Infrastruktur ließen sich laut John Miller sehr viele erneuerbare Quellen und Technologien anschließen, die bis 2045 die Klimaneutralität der Wärmenetze ermöglichten. Als Beispiele für solche Wärmequellen führte er der dpa gegenüber Großwärmepumpen, Geothermie, Solarthermie, Biomasse oder Abwärme aus Industrie und Rechenzentren an.
Miller habe den Onlineberichten zufolge auch auf die Hebelwirkung hingewiesen, die von der Umstellung der Fernwärmenetze auf erneuerbare Energien hervorgehe. Schließlich führe ein Heizkraftwerk, das bislang mit Kohle befeuert werde und künftig

  • entweder mit klimaneutralen Brennstoffen betrieben
  • oder mit klimaneutrale Technologien ersetzt würde,

dazu, dass auf einen Schlag Tausende Wohneinheiten den Brennstoff gewechselt und damit die Wärmewende vollzogen hätten.

3.800 Fernwärmenetze bundesweit – Tempo für Umstellung muss stimmen

Den Medienberichten zufolge habe sich John Miller gegenüber der dpa auch positiv über den Stellenwert geäußert, den der Gesetzgeber den Wärmenetzen in den geplanten Gesetzen zur Gebäudeenergie und zur kommunalen Wärmeplanung einräume. Die Branche sei demnach froh, dass die Politik jetzt ein Stück weit aufgewacht sei und den Fokus auf Fernwärmenetze lege. Zugleich übte Miller und damit der Branchenverband, der rund 640 Unternehmen vertrete, Kritik an dem im Gebäudeenergiegesetz vorgesehenen Zeitplan, demzufolge bestehende Wärmenetze bis zum Jahr 2030 auf mindestens 50 Prozent erneuerbare Wärme oder Abwärme umgestellt werden sollen. Dies pauschal für alle Wärmenetze zeitlich festzulegen, halte die Fernwärmebranche für keine gute Idee, sagte Miller. Der Verband fordere deshalb längere Übergangsfristen und deutlich mehr Fördermittel, vor allem für das Förderprogramm „Bundesförderung für effiziente Wärmenetze“ (BEW).

In Deutschland gibt es nach AGFW-Angaben rund 3.800 Fernwärmenetze, die von rund 500 Unternehmen betrieben würden.

Foto: Photocase / Änne B.