Geld zum Heizen fehlt

Kein Geld zum Heizen: 2,6 Millionen Deutsche konnten 2021 nicht angemessen heizen

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2,6 Millionen Menschen hierzulande konnten im Jahr 2021 wegen Geldmangels ihre Wohnung nicht angemessen heizen. Diese Zahl veröffentlichte das Statistische Bundesamt (Destatis) Ende Oktober. 2,6 Millionen Deutsche: Das seien demnach 3,2 Prozent der gesamtdeutschen Bevölkerung. Mit diesem prozentualen Anteil liege Deutschland deutlich unter dem EU-Durchschnitt derjenigen, die wegen fehlendem Geld nicht hatten angemessen heizen können. Der betrage laut dem Statistischen Bundesamt nämlich 6,9 Prozent. 

Die anhaltend hohen Energiepreise würden zu Beginn der kalten Jahreszeit die Heizkosten in die Höhe treiben, schreibt das Statistische Bundesamt in seiner Pressemeldung. Eine ausreichend beheizte Wohnung sei schon vor Beginn der Energiekrise in Folge des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine nicht für alle selbstverständlich gewesen. 3,2 Prozent der Bevölkerung in Deutschland hätten nach eigener Einschätzung im Jahr 2021 in Haushalten gelebt, die ihr Haus oder ihre Wohnung aus finanziellen Gründen nicht angemessen warmhalten konnten. Diese Zahl resultiere aus den Ergebnissen der Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC), erklärt das Bundesamt.

Alleinlebenden und Alleinerziehenden-Haushalten fehlte am ehesten das Geld zum Heizen

Überdurchschnittlich häufig wären es Alleinlebende und Menschen in Alleinerziehenden-Haushalten gewesen, die nicht mehr angemessen heizen hätten können:

  • Rund 4,3 Prozent der Alleinlebenden
  • sowie 4,7 Prozent der Personen in Alleinerziehenden-Haushalten fehlte demnach das Geld, um ihre Wohnung angemessen zu heizen.

So sieht’s in anderen EU-Staaten aus: Wo das Geld zum Heizen am ehesten fehlt

Mit einem Bevölkerungsanteil von 3,2 Prozent, der im Jahr 2021 nicht angemessen habe heizen können, liege Deutschland deutlich unter dem EU-Durchschnitt: Laut Destatis wären in der Europäischen Union (EU) im vergangenen Jahr rund 6,9 Prozent der Bevölkerung finanziell nicht in der Lage gewesen, ihre Wohnung angemessen warmzuhalten.

Am häufigsten wären Menschen in Bulgarien betroffen gewesen, wo nahezu jeder Vierte (23,7 Prozent) nicht genug Geld gehabt hätte, um angemessen zu heizen. Es folgten Litauen (22,5 Prozent) und Zypern (19,4 Prozent). Am niedrigsten sei der Anteil der Menschen, denen Heizgeld fehlte, in Finnland (1,3 Prozent) sowie in Schweden, Slowenien und Österreich (jeweils 1,7 Prozent) gewesen.

Hintergrund zu Zahlen derjenigen, denen 2021 das Geld zum Heizen fehlte

Bei den Zahlen handele es sich laut dem Statistischen Bundesamt um Ergebnisse der europäischen Gemeinschaftsstatistik über Einkommen und Lebensbedingungen (European Union Statistics on Income and Living Conditions, EU-SILC). EU-SILC sei demnach die amtliche Hauptdatenquelle für die Messung von Armutsgefährdung und Lebensbedingungen auf Bundesebene in Deutschland sowie in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Die Erhebung sei in Deutschland seit dem Erhebungsjahr 2020 als Unterstichprobe in den Mikrozensus integriert worden. Aufgrund der mit dieser Integration verbundenen umfangreichen methodischen Änderungen sei ein Vergleich der Ergebnisse ab dem Erhebungsjahr 2020 mit den Vorjahren nicht möglich.

Damit zwischen dem Ende des Erhebungsjahres und der Ergebnisbereitstellung möglichst wenig Zeit vergehe, würden seit dem Erhebungsjahr 2020 zunächst Erstergebnisse und mit einigem zeitlichen Abstand Endergebnisse veröffentlicht. Bei den oben genannten Ergebnissen für 2021 handele es sich um Erstergebnisse.

Was heißt das: angemessen heizen?

Die Einschätzung der Angemessenheit des Heizens liege laut dem Statistischen Bundesamt im Ermessen der Befragten. Diese Selbsteinschätzung der Haushalte zum angemessenen Heizen der Wohnung sei eines der Kriterien zur Messung der materiellen und sozialen Entbehrung (materielle und soziale Deprivation). Dazu würden unter anderem auch die finanziellen Möglichkeiten,

  • jährlich eine Woche Urlaub woanders als zu Hause zu verbringen,
  • jeden zweiten Tag eine vollwertige Mahlzeit einzunehmen
  • oder unerwartete höhere Ausgaben aus eigenen finanziellen Mitteln bestreiten zu können,

zählen. Erfülle ein Haushalt wegen seiner Selbsteinschätzung mindestens sieben der dreizehn Kriterien, gelte der Haushalt als erheblich materiell und sozial depriviert.

Grafik: Statistisches Bundesamt (Destatis)