Heizen mit Flüssiggas

Heizen mit Flüssiggas: Wie geht das?

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Das Aus für Ölheizungen ist beschlossene Sache. Ab 2026 dürfen in Deutschland keine reinen Ölheizungen mehr neu installiert werden. Ihr wollt die Wärmewende in eurem Heizungskeller vorantreiben – weg vom Heizöl auf Basis fossilen Erdöls hin zu Heizgas? Kein Problem. Ihr müsst dafür den Ölkessel ausbauen und mit einer Gasheizung ersetzen. Doch was ist, wenn euer Haus in einer der Regionen steht, die nicht ans Erdgasnetz angeschlossen sind? Dann könnte Flüssiggas euer zukünftiger Brennstoff zum Erzeugen von Gaswärme werden. Was ihr dazu wissen müsst, steht hier.

Was ist Flüssiggas?

Herkömmliches Flüssiggas besteht aus einer Mischung aus vor allem Propan und Butan in unterschiedlichen Anteilen, deren genaue Höhe die Norm DIN 51622 “Flüssiggase; Propan, Propen, Butan, Buten und deren Gemische; Anforderungen” vorschreibt. Der Norm zufolge muss die Flüssiggasmischung

  • zu 95 Prozent Propan und Propen
  • und zu 5 Prozent Ethan und Butan enthalten.

Eigentlich ist Flüssiggas ein gasförmiger Stoff. Allerdings geht es schon bei Raumtemperatur und unter vergleichsweise geringem Druck (bis circa 8 bar) in den flüssigen Aggregatzustand über, so dass es nur noch etwa ein Zweihundertsechzigstel seines gasförmigen Volumens innehat. Auf diese Weise komprimiert, transportiert und lagert man Flüssiggas. Wer mit Flüssiggas heizt, braucht Platz für einen Tank, in dem das Flüssiggas gelagert wird. Das muss ein spezieller Tank sein, denn das Flüssiggas steht darin unter einem leichten Druck. Solch einen Gastank kann man mieten oder kaufen. Der Preis für die monatliche Miete liegt bei 10 bis 15 Euro pro Monat, der Kaufpreis bei rund 2.000 Euro.

Propan verbrennt mit hohem Verbrennungsgrad, also ziemlich vollständig, und beim Verfeuern von Propan wird nur wenig Feinstaub freigesetzt. Es gilt deshalb und wegen der in Gas typischerweise wenigen Kohlenstoffatome als recht “sauberer” fossiler Brennstoff. Weil Flüssiggas bei der Erdöl- und Erdgasförderung sowie beim Raffinieren in der Erdöl-Raffinerie als sogenanntes Begleitgas anfällt, ist es natürlich auch fossilen Ursprung. Da es jedoch als Nebenprodukt eh zur Verfügung steht, schont es natürliche Ressourcen.

Was muss man zu den fossilen Flüssiggasen Propan und Butan wissen?

Propan ist verflüssigtes Petroleumgas, das auch als Kohlenwasserstoffgas bekannt ist. Butan ist Propan recht ähnlich, das sieht man schon an den chemischen Formeln der beiden Flüssiggase: C3H8 für Propan und C4H10 für Butan. Bei aller Ähnlichkeit gibt es aber doch einen großen Unterschied: Der Siedepunkt von Propan ist niedriger als der von Butan, so dass Propan sich bei niedrigeren Temperaturen als Butan in Gas umwandelt. Sowohl Propan als auch Butan gewinnt man in Gasform und verflüssigt sie anschließend unter Druck. Transportiert wird Propan in verflüssigter und damit kompakter Form: 3,8 Liter verflüssigtes Propangas ergeben etwa 1.000 Liter Propan in Gasform, also einen Kubikmeter Gas. Zum Vergleich: In einen Tanklaster passen etwa 20.000 Liter Propan – das entspricht also etwa fünf Millionen Litern Gas!

Gibt es auch Bio-Flüssiggas?

Bio-Flüssiggas ist ein Produkt, das aus industriellen Abfällen sowie tierischen und pflanzlichen (nachwachsenden) Reststoffen (Nüsse, Soja, Palmen oder Raps) gefertigt wird. Es ist demnach ein biologischer Energieträger. Eine alternative Bezeichnung für Bio Flüssiggas ist Bio-Propangas.

Das Bio-Flüssiggas kann zum Beispiel aus Altölen und Altfetten herstellen. Es emittiert spürbar weniger CO2. Chemisch betrachtet ist Bio-Flüssiggas identisch mit Propan, dem Hauptbestandteil von Flüssiggas. Die Biovariante von Flüssiggas lässt sich genauso lagern, transportieren und nutzen wie das herkömmliche, fossile Produkt. Umrüstarbeiten oder gar die Anschaffung neuer Flüssiggastanks sind unnötig.

Biologisches Flüssiggas verbrennt genau wie konventionelles – es werden dabei kaum Feinstaub, Ruß oder Asche gebildet. Vorteilhaft ist zudem, dass sich die Emissionen von CO2 mit dem Verfeuern von Bio-Flüssiggas um bis zu 90 Prozent mindern lassen. Denn die Pflanzen, die maßgeblicher Bestandteil des modernen Rohstoffs sind, wandeln in ihrer Wachstumsphase viel CO2 in Sauerstoff um. Mit Hilfe der sogenannten Photosynthese entsteht ein Kohlenstoff-Kreislauf, der sich positiv auf der CO2-Bilanz von Bio-Propan niederschlägt. Gut zu wissen: Bio-Flüssiggas gilt vor dem deutschen Gesetz als gasförmige Biomasse.

Wie wird mit Flüssiggaswärme geheizt?

In einer Flüssiggasheizung wird das Flüssiggas verbrannt. Solche Heizgeräte in der Regel baugleich mit herkömmlichen Erdgasheizungen und liegen auch in der gleichen Preisklasse wie diese: beginnend bei Preisen ab eintausend Euro bis hin zu zwei- und dreitausend Euro. Die Flüssiggasheizungen sind vergleichsweise kompakt konstruiert und beherbergen dennoch die ganze Technik und die Armaturen, die notwendig sind. Moderne Flüssiggasheizungen sind nicht nur platzsparend gebaut, sondern laufen auch noch sehr leise. Damit sind sie gut in einen Haushalt zu integrieren, zum Beispiel an Wänden nahe den eigentlichen Wohnräumen in Fluren, Bädern oder Küchen. Voraussetzungen für die Installation der Flüssiggasheizung sind

  • einerseits der Anschluss an den Schornstein, über den die Abgase abgeführt werden,
  • und andererseits der Anschluss ans Abwassernetz.

Letzterer ist nötig, damit das säurehaltige Kondensat, das sich beim Verbrennen von Flüssiggas neben dem Kohlendioxid (CO2) bildet, abgeführt werden kann. Das Kondensat entsteht, wenn der Wasserdampf sich abkühlt und zu Wasser kondensiert. Pi mal Daumen bildet eine effiziente Gasbrennwertheizung pro Kubikmeter Brenngas etwa einen Liter Kondenswasser.

Foto: ak74/photocase