Heizungsbauer Otto Eder im Interview zum Umgang mit Kunden

Heizungsbauer Otto Eder trifft Kunden: Darauf kommt’s an!

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Das Solardach von Otto Eder (Titelfoto), unser Projekt des Monats März 2022, haben wir euch hier auf dem Solarthermie-Blog bereits vorgestellt. Heute lassen wir Otto Eder noch einmal zu Wort kommen. Denn mit seinen 50 Jahren Berufserfahrung, viele Jahre davon als Meister eines Ausbildungsbetriebs für Heizungs- und Lüftungsbauer einer sozialpädagogischen Jugendhilfeeinrichtung, hat Otto Eder Erfahrungen mit Kunden wie kaum ein anderer gesammelt. Wir freuen uns sehr, dass er uns daran teilhaben lässt. 

Otto Eder, was ist das Wichtigste, was ein Handwerker ins Gespräch mit dem Kunden mitbringen sollte?

Neben meinem handwerklichen Wissen und Können ist das Wichtigste ganz klar: Zeit! Eine Heizung zu planen und zu montieren, das ist keine Sache, die sich in einer halben Stunde machen lässt. Das braucht Zeit. Denn ich muss den Kunden und seinen Wunsch nach Veränderung kennenlernen: Welche neue Heizung wünscht er und warum? Ich brauche dazu Einsicht in die Motive des Kunden und selbstverständlich auch in seine Räume, um zu sehen, ob sich sein Wunsch dort erfüllen lässt.

Während meiner 50 Jahre im Beruf habe ich einen tiefen Einblick in die Seele des Kunden gewonnen, wenn es um sein Heizungssystem geht.

Meinen Kunden, denen ich im Laufe meiner Zeit im Beruf eine Heizung eingebaut habe, biete ich eine kostenlose Beratung hinsichtlich ökologischer und energiesparender Heizungssysteme an. Die von mir gebauten Anlagen habe ich über 30 Jahre betreut und dabei ein sehr vertrauensvolles Verhältnis zu den Betreibern der Heizungsanlagen aufgebaut. Mein Grundsatz war damals wie heute: Nur das Beste ist gut genug! Ich mache keine Kompromisse in Bezug auf die Qualität der Materialien.

Meist dauert eine umfangreiche Beratung etwa acht Stunden beim Kunden, aufgeteilt auf zwei Termine.

Was sind die Herausforderungen im Gespräch mit Kunden?

Lückenhafte Kenntnis über die am Markt angebotenen Heizungssysteme sowie windige Werbeversprechen seitens der Hersteller, leider auch von manchen Berufskollegen, führen beim Kunden häufig zu einem Wunschdecken darüber, was seine neue Heizung zu leisten vermag. Von der Realität ist er damit meist sehr weit entfernt. Da ist gründliche Aufklärung nötig.

Deshalb gehe ich nie mit leeren Händen ins Kundengespräch. Vielmehr bringe ich neben meinen praktischen Erfahrungen auch immer belastbare Belege für die Leistungsfähigkeit von Heizungen mit: Ich habe mit Beginn meiner beruflichen Laufbahn und noch viel ausführlicher seit 1982, seitdem ich selbst Heizungsbetreiber und damit Wärmeerzeuger bin, immer sehr genaue Aufzeichnungen gemacht, die beim Kundengespräch zu Hand zu haben, stets von Vorteil war.

Eine weitere Herausforderung möchte ich an dieser Stelle unbedingt auch noch erwähnen: die bauliche Auslegung der Heizungsräume. Während meiner vielen Berufsjahre bestätigte sich immer wieder der erste Satz, mit dem mein Studiendirektor mich und meine Kollegen in Ausbildung einst begrüßte: “Merken Sie sich eins fürs Leben: Kein Architekt hat Ahnung von Haustechnik!” Und in der Tat: Immer wieder habe ich in den 50 Jahren danach eine Tür zu einem Heizungskeller oder Technikraum aufgestoßen und mich gefragt, wie ich in den beengten Verhältnissen dort die Wunschheizungstechnik meines Kunden – gebaut mit meinem zugegeben hohem Qualitätsanspruch – unterbringen soll.

Seien Sie versichert, mir ist es immer gelungen. Ich habe im Laufe der Jahre eine eigene „Handschrift“ entwickelt, an der mich Kollegen sogar “erkennen”.

Wie ist Ihnen der Spagat zwischen Ihrem handwerklichen Qualitätsanspruch und dem Kundenanspruch nach möglichst niedrigen Kosten gelungen?

Wenn ich einen Kunden nicht von der hohen Qualität der Heizungstechnik selbst und von meiner Qualitätsarbeit, resultierend aus hochwertigem Handwerk und hochwertigen Materialien, überzeugen konnte, so dass er gerne bereit war, den von diesen Qualitätsfaktoren stets gerechtfertigten Preis zu zahlen, dann habe ich ihm drei, vier Adressen im Umkreis genannt, wo er genau das für sein Geld bekommen konnte, was er sich vorstellte. Von mir als Heizungsbauer bekam er nur klare Ansagen dazu, was was taugt und was nicht.

Dazu muss ich sagen: Als Meister in einem Ausbildungsbetrieb für Heizungs- und Lüftungsbauer war ich Angestellter. Ich habe jeden Monat das gleiche Gehalt überwiesen bekommen. Meine Empfehlungen, diese oder jene Heizung zu bauen, beeinflussten meinen Verdienst in keiner Weise. Ich musste nicht von Kundenaufträgen leben wie ein selbständiger Handwerker. Ich sah meine Arbeitsaufgabe in erster Linie darin, den Azubis Fertigkeiten und Kenntnisse zu vermitteln, wie man es richtig macht. Mit dem Gegenteil davon werden sie schon noch früh genug im Berufsleben konfrontiert.

Meine Kunden konnten sich stets sicher sein, dass ich ihnen ihre Heizung so baue, als würde ich sie für mich bauen. Nur so verschaffte ich mir meinen beruflichen Seelenfrieden.

Was haben Sie handwerklich bewusst anders gemacht? Haben Sie Beispiele?

Das fing schon beim ersten Kundenkontakt an. Wie schon gesagt, fuhr ich immer zum Kunden und nahm mir dafür viel Zeit.

Ich habe bei Paaren immer darauf bestanden, dass beide Partner bei der Beratung anwesend waren. Das war mir wichtig, weil beide mit der Haustechnik vertraut sein müssen, schließlich ist immer wieder auch mal einer aus dem Haus. Ich habe immer gesagt: “Sie beide müssen damit klarkommen!”

Wünschte sich ein Kunde ein Angebot, habe ich es nie mit der Post geschickt. Stattdessen überreichte ich es immer persönlich und habe jede Position erklärt. Ich habe es mehrfach erlebt, dass Kunden die Angebote meiner Mitbewerber vor meinen Augen zerrissen, weil sie sich – trotz meines teils auch höheren Preises – für mich und die Qualität, für die ich einstand, entschieden hatten.

Beim Bauen der Heizung legte ich immer Wert auf das jeweils beste Material, das es für den bestimmten Einsatzzweck auf dem Markt gibt.

Projekt des Monats März 2022 Öl plus Solar Eder
Vorne links im Bild ist der extra Blechmantel für die Verrohrung gut zu erkennen: Er schützt vor UV-Lichtschäden und Vogelverbiss. Foto: Otto Eder

Ich habe zum Beispiel immer darauf bestanden, dass ich die Leitungen vom Solarthermie-Kollektor bis zur Dachführung nicht nur wie vorgesehen dämmte, sondern zusätzlich noch mit einem Alu-Blechmantel vor der schädlichen UV-Strahlung und vor Vogelverbiss schützte. Das waren Blechmehrkosten von ein bis zwei Hundert Euro, die sich lohnten.

Otto Eder, Sie haben fünf Jahrzehnte lang Heizungen verbaut. Mit Blick auf das was war: Welche Heizung hat Zukunft?

Ganz klar die Solarheizung. Und damit meine ich

  • sowohl das Heizen mit Solarwärme
  • als auch das Heizen mit Solarstrom.

Auf Kohle, Öl und Gas sollte aus Gründen der Nachhaltigkeit und der gerechten Ressourcenverteilung soweit technisch machbar verzichtet werden. Bei Biomasse-Heizungen sind nur die hochwertigen Pelletkessel tragbar, die höchst effizient heizen und dabei dank hochwertiger Technik kaum mehr Schadstoffe freisetzen. Wobei es wohl auch auf die Qualität der Pellets ankommt. Ich habe mir gerade im Baumarkt einen Sack preiswerte Pellets gekauft, weil ich diese mal mit meinen üblicherweise verfeuerten hochwertigen Pellets vergleichen möchte.

Bitte halten Sie uns über die Ergebnisse des Vergleichs gerne auf dem Laufenden! Doch zurück zur zukünftigen Heizung…

Gerne! Mit einem Solardach wie meinem eigenen – bestehend aus

  • 10 Quadratmetern (m2) Solarthermie-Kollektoren von Paradigma zur Solarwärmeerzeugung für die Warmwasserbereitstellung und Heizungsunterstützung
  • sowie 65 m2 Photovoltaik-Modulen zur Solarstromerzeugung

erzeuge ich dezentral und unabhängig jede Menge Solarenergie. Was ich an Solarstrom nicht selbst verbrauche und in einer Batterie speichere, speise ich ein. Dank der frühen Inbetriebnahme meiner PV-Anlage profitiere ich noch von einer recht hohen Einspeisevergütung.

Ich sehe durchaus den Vorteil, mit eigens erzeugtem Solarstrom auch meine Heizung zu unterstützen. Damit mache ich mich unabhängig von einem wovon auch immer verursachten Energie-Blackout. Meine dezentrale Stromerzeugung könnte autark weiter laufen und auch die Solar-/Pelletheizung am Laufen halten: Dafür brauche ich ja nicht viel.

Die Heizungspumpe/Radiatoren benötigt 5 Watt (W), die Fußbodenheizung 12 W, der Pelletkessel für das Zündelement 250 W,, für den Abgasventilator etwa 100 W. Die weiteren kleinen Motoren der Nebenaggregate im Kessel sowie der Solarstation STAqua verbrauchen insgesamt etwa 700 bis 800 Watt Strom pro Stunde (W/h). Wobei die hier aufgeführten Bauteile ja nicht ununterbrochen in Betrieb sind.

Sie haben Nachhaltigkeit in Ihrem 50-jährigen Berufsleben immer groß geschrieben. Welchen Rat haben Sie an die Heizungsbetreiber von morgen?

Ohne jetzt den Mangel früherer Zeiten zu romantisieren: Ich beobachte viele Verbraucher, die im Vollgasmodus unterwegs sind. Sie verbrauchen knappe Ressourcen auf umweltschädigende Weise, als gäbe es kein Morgen! Ich denke, die Fallhöhe derjenigen, die so rücksichtslos verbrauchen, ist selbst gewählt hoch.

Ich muss mich nur bei uns im Ort umsehen: Es werden immer mehr Eigenheime mit einem Pool ausgerüstet – der muss auch chemisch gereinigt und gerne noch beheizt werden! Wenn ich dann im Gespräch übern Gartenzaun mal sage, dass der Klimawandel die Ressourcen nicht nur massiv verknappen, sondern ganze Landstriche unbewohnbar machen wird, deren Bewohner dann vor dem unwirtlichen Klima in ihrer Heimat fliehen müssen und auch zu uns nach Deutschland kommen werden, wo wir selbstverständlich Platz für sie machen, und sich der heutige nicht nur Energie verschwendende Lebensstil dann mit Sicherheit nicht mehr halten lassen wird, dann gucken die Leute mich schon mal schräg an.

Und noch eins: Ich habe in meinem langen Berufsleben viele Häuser betreten und mir ein Bild davon machen können, welche Bedeutung Konsum für seine Bewohner hat. Wir sollten uns immer wieder klar machen: Ungezügelter Konsum macht nicht glücklich.

Ich würde mich freuen, wenn den Menschen ihre Heizung und die mit dieser erzeugten Wärme so wichtig wäre, wie ihr Auto, ihr TV, ihr Smartphone oder ihre Schuhe. Noch fehlt es in vielen beheizten Häusern an der Wertschätzung von Wärme. Sie wird oft als zu selbstverständlich angesehen.

Vielen Dank, Otto Eder, für diese Einblicke in Ihren Erfahrungsschatz!

Fotos: Otto Eder