KfW-Energiewendebarometer 2022: Knapp ein Drittel der deutschen Haushalte nutzt Energiewendetechnologien

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Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hat ihr Energiewendebarometer 2022 veröffentlicht. Aus den darin zusammengetragenen Zahlen und Fakten lässt sich ablesen, wo Deutschland im Jahr 2022 bei der Energiewende steht, wo diese mehr Schub braucht und was zu tun ist, um sie zu vollziehen. Knapp ein Drittel der deutschen Haushalte nutze demnach bereits Energiewendetechnologien, wobei Solarthermie die Nase vorn habe (11 Prozent).

Mehr als zwei Drittel der Deutschen befürchten eine Beeinträchtigung aufgrund des Klimawandels

Die Menschen in Deutschland nähmen die Veränderungen, die der Klimawandel mit sich bringe, deutlich wahr. Das schreibt die KfW in ihrer zugehörigen Pressemeldung. Gut zwei Drittel der Haushalte (68 Prozent) würden demnach eine Beeinträchtigung infolge der globalen Erwärmung befürchten (Zum Vergleich: Im Jahr 2020 seien es noch 64 Prozent gewesen). Gleichzeitig würden 52 Prozent von ihnen einen hohen Kostendruck bei der Wärmeversorgung beklagen.

Wichtig: Die haushaltsrepräsentative Befragung für das Energiewendebarometer 2022 habe laut Angabe der KfW von Dezember 2021 bis Januar 2022 stattgefunden – und damit vor Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Es sei daher davon auszugehen, dass der Anteil der Haushalte, der sich um die hohen Energiekosten sorge, mittlerweile deutlich höher sei und weiter steigen werde, weil die Preisanstiege bis heute noch gar nicht vollständig bei den Verbrauchern angekommen seien.

Für die Menschen hierzulande drängten Fragen rund um den Energieverbrauch und eine von fossilen Rohstoffen unabhängigere Energieversorgung in den Alltag, sagte Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW, gegenüber der Presse. Wegen Trockenheit und Dürren sowie Hitzeperioden im Sommer oder Extremwetterereignissen würden die Folgen des Klimawandels direkt vor der eigenen Haustür immer spürbarer. Der Anstieg der Energiepreise führe vor Augen, dass ein geringerer Energieverbrauch und eine unabhängigere Energieversorgung dem Klimaschutz dienten und gleichzeitig die Energiekosten senkten.

Rund 29 Prozent der deutschen Haushalte nutzt Energiewendetechnologien – Solarthermie bislang die meistgenutzte

Energiewendebarometer 2022 Energiewendetechnologien in deutschen Haushalten

Positiv sei deshalb, dass die Zahl der Haushalte in Deutschland, die Energiewendetechnologien nutzen würden, im letzten Jahr deutlich gestiegen sei. Rund 29 Prozent nutzten laut KfW-Energiewendebarometer 2022 mittlerweile mindestens eine der folgenden Technologien:

Weitere 13 Prozent der Haushalte würden demnach die Anschaffung von Energiewendetechnologien im laufenden Jahr planen. Das seien fast doppelt so viele wie im Jahr zuvor (7 Prozent in 2021).

Immer mehr Haushalte würden erneuerbare (regenerative) Energien zur häuslichen Strom- und Wärmeerzeugung nutzen, sagte Fritzi Köhler-Geib.

Energiewendebarometer 2022 Energiewendetechnologien in deutschen Haushalten nach Einkommensstärke

Aktuell würden noch vor allem einkommensstarke Haushalte und solche mit Wohnungseigentum auf Solarthermie, Photovoltaikanlagen oder Elektroautos setzen. Es seien ihr zufolge aber fast alle Haushalte von den hohen Energiepreisen betroffen. Weitere Fortschritte bei Energieeffizienz und Energieerzeugung seien daher notwendig, damit die Energiewende in der Breite der Bevölkerung zum Tragen komme.

Bei den Heizsystemen gebe es dem Energiewendebarometer 2022 zufolge Spielraum: Bislang würden höchstens 33 Prozent der Haushalte, die in gut gedämmten Wohngebäuden wohnten, klimafreundliche Technologien wie Solarthermie oder Wärmepumpe zur Wärmeversorgung nutzen.

Energiewendebarometer 2022: Weniger als ein Drittel der deutschen Haushalte bewohnt ein gut gedämmtes Gebäude

Besonderes Augenmerk gelte dabei dem Gebäudebestand. Nicht einmal jeder dritte der befragten Haushalte wohne bereits in gut gedämmten Gebäuden (29 Prozent). Ebenfalls knapp 30 Prozent würden laut dem Energiewendebarometer 2022 in Gebäuden mit sehr schlechtem Dämmzustand wohnen, beispielsweise, weil die Außenwand nicht gedämmt oder noch Einfachverglasung in den Fenstern verbaut sei. Immerhin 48 Prozent der deutschen Haushalte hätten sich demnach im vergangenen Jahr 2021 mit dem energetischen Zustand ihrer Immobilie beschäftigt. Grundsätzlich würden sich auch viele Haushalte bereit dafür zeigen, aktiv an der Energiewende mitzuwirken. Neun von zehn fänden die Energiewende wichtig oder sehr wichtig. Rund 40 Prozent der Haushalte hielten den eigenen Beitrag zur Energiewende für noch zu gering.

Die Handlungsbereitschaft sei bei einkommensstarken Haushalten höher, aber vor allem auch bei solchen, die an einen fairen Lastenausgleich bei der Energiewende glaubten. Gleichzeitig hätten dem Energiewendebarometer 2022 zufolge viele Haushalte Vorbehalte, ob die Politik bei der Energiewende einen fairen Ausgleich für alle Beteiligten erreichen könne. Eine Mehrheit von 68 Prozent der Haushalte glaube nicht daran. Eine große Herausforderung für die Gestaltung der Energiewende werde es deshalb sein, diese Vorbehalte auszuräumen und alle beteiligten Bevölkerungsgruppen zu einem angemessenen Beitrag anzureizen, schreibt die KfW in ihrer Pressemeldung weiter.

Die Energiewende werde nur funktionieren, wenn alle Bürger an Bord seien. Bei vielen Haushalten werde die anrollende Kostenlawine erst noch ankommen. Hier gelte es, böse Überraschungen zu vermeiden. Energieberatungen seien ein guter Ansatz, gerade auch bei niedrigen Einkommen. Und es werde Lösungen brauchen für die gegenwärtig knappen Beratungs- und Handwerkskapazitäten, erklärt Fritzi Köhler-Geib.

Wo könnt ihr das aktuelle Energiewendebarometer der KfW lesen?

Das Energiewendebarometer der KfW könnt ihr euch kostenlos aus dem Internet downloaden (16-seitige PDF-Datei).

Was steht im Energiewendebarometer 2022?

Die 16-seitige PDF-Datei bietet euch Zahlen und Fakten zum Stand der deutschen Energiewende und die Beteiligung der deutschen Haushalte daran, aufbereitet in Texten und anschaulichen Grafiken. Die KfW veröffentlichte den folgenden Steckbrief zu ihrem Energiewendebarometer 2022:

  • Demnach sei das Energiewendebarometer 2022 das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage bei etwa 4.000 Haushalten in Deutschland zum Thema Energiewende.
  • Das Energiewendebarometer 2022 gebe laut der KfW Aufschluss über die Einstellung der deutschen Haushalte zum Thema Energiewende.
  • Es informiere zur Ausstattung der deutschen Haushalte mit Energiewendetechnologien (Solarenergienutzung, Batteriespeicher, Elektromobilität).
  • Zudem kläre es über die Dynamik von Neuinvestitionen (geplante Anschaffungen von Energiewendetechnologien) auf.
  • Es zeige die Motivation zur Nutzung und Hemmnisse bei der Anschaffung von Energiewendetechnologien auf.

Grafiken (Titel und im Text): KfW-Energiewendebarometer 2022