BDH_Positionspapier_Schnelle Digitalisierung der Energiewende

Must-do: Schnelle Digitalisierung der Wärmewende!

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Die deutsche Heizungsindustrie fordert eine schnelle Digitalisierung der Wärmewende.

Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie e.V. (BDH) legte ein Positionspapier auf den Tisch, das “Handlungsempfehlungen zur schnelleren Digitalisierung der Energiewende” liefert. 

In dem 8-seitigen Positionspapier, das ihr hier als PDF-Datei kostenlos aus dem Internet downloaden könnt, begrüßt der Verband die im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2023 geplanten Maßnahmen zur Beschleunigung des Ausbautempos für Erneuerbare Energien.

Zugleich erklärt der BDH, dass dies allein jedoch nicht ausreiche – vielmehr müsse das Energiesystem auch ertüchtigt werden, damit es die volatilen Erneuerbaren Energien koordiniert aufnehmen könne und so die Versorgungssicherheit weiterhin gewährleistet würde.

Die Infrastruktur hierfür werde heute mit der Digitalisierung des Energiesystems gelegt. Sie ermögliche neue Anwendungsfälle, wie die netzdienliche Nutzung der Flexibilität von Kundenanlagen. Für die meisten Endverbraucher sei die Digitalisierung nur ein Mittel zum Zweck – sie würden sich deutlich mehr für konkrete technische Anwendungsfälle interessieren, die ihnen einen greifbaren Nutzen böten. Das erklärt Dieter Kehren, Leiter des Forums Digitale Heizung im BDH.

Schnelle Digitalisierung der Wärmewende braucht Akzeptanz der Menschen

Die im BDH organisierten Unternehmen würden der zugehörigen Pressemeldung des BDH zufolge viele der involvierten Anlagen herstellen, darunter

  • flexible Verbraucher wie Umweltheizungen (Wärmepumpen,
  • dezentrale Erzeuger wie Brennstoffzellen, Solarthermieanlagen und Photovoltaikanlagen,
  • aber auch Energiemanagementsysteme und Batteriespeicher.

Aus Sicht des BDH hänge der Erfolg der Digitalisierung der Energiewende maßgeblich von der Akzeptanz und Einbeziehung der Verbraucher ab, denn viele der dezentralen Erzeugungsanlagen und flexiblen Verbraucher befänden sich in privatem Eigentum.

Der BDH fordert deshalb in seinem Positionspapier, die Digitalisierung der Energiewende stärker aus Sicht der Anwender zu betrachten. Unter anderem schlägt der Verband Anreize für die Konnektivierung von Heizsystemen vor. Derzeit werde nur ein Bruchteil der neu installierten Heizungen vernetzt, obwohl in aller Regel die Möglichkeit gegeben sei.

Ferner sieht der Verband Anreize für die Installation von Energiemanagementsystemen als zielführend an.

Den stärksten Hebel für eine schnelle Digitalisierung der Wärmewende sieht der BDH aber darin, variable Strompreise für den Verbraucher nutzbar zu machen. Dabei sei es von entscheidender Bedeutung, dass dies unbürokratisch und einfach geschehe.

Konkrete Handlungsempfehlungen des BDH für schnelle Digitalisierung der Energiewende

Parallel zum Ausbau der Erneuerbaren und zur Elektrifizierung von Mobilität und Wärmeerzeugung müsse laut dem BDH an der Integration ins Energiesystem gearbeitet werden. Die schnelle Digitalisierung der Wärmewende könne demnach schnell einen erheblichen Beitrag liefern, wenn die Rahmenbedingungen zügig so gesetzt würden, dass Sie den Verbraucher ansprechen würden und von der Industrie umgesetzt werden könnten:

  • Anreize für die Konnektivierung von Systemen: Die kommunikative Verbindung von Systemen, die Vernetzung, sei demzufolge die Grundlage für alle oben beschriebenen Methoden. Dennoch werde heute nur ein Bruchteil der neu installierten Heizungen mit dem Internet verbunden, obwohl in aller Regel die Möglichkeit dafür gegeben sei. Hierfür sollten
    mit einer finanziellen Förderung entsprechende Anreize gesetzt werden, die mit geringem Aufwand als Türöffner für unmittelbares Einsparpotential und zugleich weitere
    Anwendungsfälle der Digitalisierung der Energiewende wirken würden.
  • Anreize für die Installation von Energiemanagementsystemen: Die Verbreitung von Energiemanagementsystemen sei der Schlüssel für die systemdienliche Nutzung von Flexibilität beim Verbraucher. Auch hier sei dem BDH zufolge eine Anreizung sehr sinnvoll.
  • Rahmenbedingungen für die Anreizung von netzdienlicher Laststeuerung über Netzentgelte: Das Setzen von Rahmenbedingungen für das Anreizen von netzdienlichem Verhalten über die Netzentgelte sei laut dem BDH bereits jahrelang diskutiert und dann im Entwurfsstadium gestoppt worden. Die Diskussion über das SteuVerG oder Alternativen
    müssten demnach zeitnah wieder aufgenommen werden.
  • Variable Strompreise als Anreiz für systemdienliches Verhalten: Das Abschaffen der EEG-Umlage begünstige die Elektrifizierung der Wärmeerzeugung und damit die
    Möglichkeiten der Sektorenkopplung – sie sollte dem BDH zufolge aber nur ein erster Schritt sein. Als weitere Maßnahmen seien für den BDH das Absenken der Mehrwertsteuer auf den Strompreis und der Stromsteuer denkbar. Die wirtschaftlich sinnvollste Motivation des Verbrauchers, an einer systemdienlichen Laststeuerung teilzunehmen, sei es demnach, dass man die Variabilität des Strompreises für den Verbraucher greifbar und nutzbar mache. Dabei sei es zentral, dass die Einbindung des Verbrauchers unbürokratisch und einfach geschehe.
  • Dezentrale steuerbare Stromerzeuger wie die Brennstoffzellenheizung müssten demzufolge technologieoffen bei der Digitalisierung des Energiesystems mitgedacht werden. Sie seien wegen ihrer Unabhängigkeit von volatilen Quellen eine ideale Ergänzung zur Photovoltaik. Hierfür müsse jedoch eine Möglichkeit zur Vergütung der Bereitstellung von steuerbarer Erzeugungsleistung geschaffen werden. Zugleich müsste bürokratische Hürden bei der  Inbetriebnahme und dem Anschluss an das Niederspannungsnetz müssen abgebaut werden.
    Gebäudenah erzeugter und verbrauchter Strom müsse unbürokratisch auf die CO2-Bilanz des Gebäudes angerechnet werden.
  • Die Rahmenbedingungen für Modelle zur Nutzung von Überschussstrom müssten für den Kunden vereinfacht und nutzbar werden: zelluläre Strukturen (wie Energy-Communities, Quartierslösungen), dezentraler Stromhandel, bidirektionales Laden von E-Autos und so weiter. Mieterstrommodelle müssten verbraucherfreundlich gestaltet
    werden, Einstiegshürden müssten abgebaut werden.
  • Berücksichtigung europäischer Regulierungen: Der Klimaschutz sei dem BDH zufolge kein nationales Thema und die Digitalisierung des Energiesystems mit passenden technischen Lösungen zur Umsetzung erst recht nicht. Hersteller im Bereich der Sektorenkopplung seien häufig international aktiv und nationale Alleingänge bei den Rahmenbedingungen trieben die Kosten für alle – Hersteller und Verbraucher. Die Digitalisierung der Energiewende dürfe also nicht zu einem nationalen deutschen Sonderweg
    werden. Aktivitäten auf europäischer Ebene, wie der Aktionsplan zur Digitalisierung des Energiesektors, und die deutschen Handlungsstränge müssten miteinander synchronisiert werden.

Die Steigerung des Ausbautempos der Erneuerbaren sowie die weitere Elektrifizierung von Mobilität und Wärmeerzeugung seien laut dem BDH nötig, aber nur der erste Schritt. Jetzt müssten die
Weichen für deren Integration ins Energiesystem gesetzt werden. Zentrale Herausforderung sei dabei, massentauglich zu werden, den einzelnen Verbraucher anzusprechen und mitzunehmen. Dazu müssten Bürokratie und regulatorische Hürden abgebaut und gleichzeitig überzeugende Anwendungsfälle ermöglicht werden. Das gehe nur gemeinsam mit der Industrie.
Der BDH und seine Mitgliedsunternehmen würden diesen Weg mitgestalten.

Über den BDH

Die im Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie e.V. (BDH) organisierten Unternehmen produzieren nach eigenen Angaben Heizsysteme wie Holz-, Öl- oder Gasheizkessel, Wärmepumpen, Solaranlagen, Lüftungstechnik, Steuer- und Regelungstechnik, Klimaanlagen, Heizkörper und
Flächenheizung/-kühlung, Brenner, Speicher, Heizungspumpen, Lagerbehälter, Abgasanlagen und weitere Zubehörkomponenten.

Die Mitgliedsunternehmen des BDH erwirtschafteten
im Jahr 2021 weltweit einen Umsatz von circa 19 Milliarden Euro und beschäftigten rund 81.000 Mitarbeiter.

Grafik: BDH