richtig lüften heizkosten sparen

Ratgeber „Richtig heizen“ (Teil 9): Richtig lüften (1)

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Frische Luft trägt zum Wohlfühlklima in unseren vier Wänden bei. Also lüften, bis die Bude wackelt? Nein! Denn im Winter fliegt mit der verbrauchten Raumluft auch teure Heizwärme zum Fenster raus. Wir erklären euch hier, was richtig lüften heißt und warum es so wichtig ist. 

Warum richtiges Lüften wichtig ist

Das richtige Lüften ist eine Maßnahme, mit der ihr die Qualität der Raumluft beeinflussen könnt. Es ist inzwischen recht gut erforscht, was gute Raumluft ausmacht: ein hoher Sauerstoffgehalt und wenige Schadstoffe, insbesondere Kohlendioxid.

Kohlendioxidgehalt (CO2) als wichtigster Indikator für gute Raumluft

Als wichtigster Indikator für gute Raumluft gilt der Gehalt an Kohlendioxid, der in ihr steckt. Dieser wird in Volumen-Prozent oder „Part per Million“ (ppm) angegeben. In diesem Artikel sind Forschungsergebnisse zur Luftqualität zusammengetragen worden, die wir euch kurz zusammenfassen:

  • So habe das JCR, das Joint Research Centre der Europäischen Union, auf Deutsch: GFS für „Gemeinsame Forschungsstelle“, eine der EU-Generaldirektionen, in einer Studie herausgefunden, „dass Innenräume weitaus stärker mit Schadstoffen belastet sind als die Außenluft“. Konzentrationen, die auf Dauer gesundheitsschädigend wirken würden, seien demnach keine Seltenheit.
  • Außerdem weist der Artikel auf eine Studie nach Pettenkofer hin, in der aufgezeigt worden war, „dass Personen sich in Räumen mit CO2-Konzentration unter 0,1 Prozent (1.000 ppm) behaglich fühlen, über 0,2 Prozent (2.000 ppm) jedoch deutlich unbehaglich“.

Wissen sollte man, dass hierzulande ein CO2-Grenzwert für Wohnräume gilt. Er liegt bei 0,15 Prozent (1.500 ppm). Nur, damit ihr eine Vorstellung davon bekommt, wie „dick“ die Raumluft bei diesem Wert ist:

  • In einem nicht gelüfteten Schlafzimmer
  • oder in einem voll besetzten Klassenraum

lassen sich häufig CO2-Konzentrationen von bis zu 5.000 ppm feststellen. Das ist mehr als der dreifache Grenzwert!

CO2-Gehalt mit Lüften senken

Damit der CO2-Gehalt den Grenzwert von 0,15 Prozent (1.500 ppm) nicht übersteige, müssten jeder Person im Raum im Schnitt 25 Kubikmeter frische Luft pro Stunde (m³/h) zugeführt werden. Treiben wir darin Sport entsprechend dem höheren Verbrauch auch mehr. Gut zu wissen: Für die Versorgung unseres Körpers mit existenziellem Sauerstoff und damit für den Stoffwechselwürde schon ein Bruchteil dessen, genauer: etwa ein Zehntel, reichen.  Die vergleichsweise hohe Menge an Frischluft (im Fachjargon: hohe Frischluft-Volumenströme) ist für den gründlichen Luftaustausch jedoch nötig.

Gesetze regeln den Hygienischen Mindestluftwechsel

Der sogenannte Hygienische Mindestluftwechsel ist in Deutschland gemäß der Energieeinsparverordnung (EnEV) sowie gemäß der deutschen Normen DIN 1946-2/6 und DIN 13779 sowie der europäischen Norm DIN EN 12831 geregelt. Der hygienische Mindestluftwechsel werde der Wikipedia zufolge in Wohnungen und gleichartig genutzten Raumgruppen gefordert, „um eine negative Beeinflussung durch das Raumklima von Personen und Raumausstattung durch die in den Raum abgegebenen Stoffe wie CO2, Luftfeuchtigkeit, flüchtige Organische Stoffe (VOC) und Gerüche zu verhindern“. Wobei anzumerken ist, dass die sich in der Raumluft befindenden Stoffe in Abhängigkeit von der Raumnutzung, der Aktivität seiner Bewohner und seiner Ausstattung variieren. DIN-gemäß werde der CO2-Gehalt bei

30 m³/h mal Anzahl der Personen in Haus / Wohnung

angesetzt. In der Praxis würden sich daraus etwa

  • 20 m³/h für ein Kinderzimmer
  • und 35 m³/h für das Elternschlafzimmer

ergeben.

Luftfeuchtigkeit wird schnell zum Problem

Neu zu bauen, das heißt heute: energetisch zu bauen. Wichtiges Merkmal eines energieeffizienten Hauses ist dessen dichte Hülle. Die dank Dämmung vom Dach bis zur gegebenenfalls Bodenplatte sowie isolierenden Fenstern und Türen dichte Gebäudehülle hält im

  • Sommer die Kühle
  • und im Winter die Heizwärme

im Haus. Das kommt einem sparsamen Energieverbrauch und daraus resultierenden niedrigen  Heizkosten zugute. Allerdings hält die dichte Gebäudehülle auch die Luftfeuchtigkeit im Raum, die als Abluft von den Bewohnern des Hauses, Menschen, Tieren und Pflanzen, sowie beim alltäglichen Leben im Haushalt anfällt. Die Rede ist hier von bis zu zwölf Litern Feuchtigkeit (in Form von Wasserdampf), die eine vierköpfige Familie alltäglich erzeugt.

Das ist eine so große Menge an Feuchtigkeit, dass sie zum Problem werden kann: Ohne richtig zu lüften ist die Gefahr von

  • Feuchtigkeitsschäden an der Bausubstanz
  • und Schimmelbefall

groß. Auch deshalb müsst ihr also richtig lüften.

Richtig lüften – so geht’s

Die einfachste Form des richtigen Lüftens ist das freie Lüften, auch Querlüften genannt.

richtig_lüften_freie_Lüftung
Richtig lüften: Die Grafik zeigt die Luftwege beim freien Lüften im Haus. Grafik: KafWieKot – Eigenes Werk

Das ist das Lüften, das ihr mit dem Öffnen von Fenstern und Türen erledigt. Die Wiki nennt für die erfolgreiche freie Lüftung Rahmenbedingungen:

  • So dürfe die Außenluft (Umgebungsluft) um das Gebäude herum nicht überdurchschnittlich stark verschmutzt sein, wenn sie ungefiltert als frische Zuluft dienen soll.
  • Außerdem dürfe die Umgebung nicht ständig so laut sein (hohe Schallemissionen), dass ihr deswegen nicht dauerlüften könntet, auch wenn die permanente Lüftung nötig wäre.

Wissen müsse man zudem, dass sich nicht jeder Raum mittels freier Lüftung richtig lüften lasse. So käme es beispielsweise darauf an, dass die Fensterfläche in Bezug auf die Raumgeometrie passe, also die Zuluft-Fläche in Bezug auf das Raumvolumen. Dabei  sei vor allem der Kippwinkel der Fenster wichtig. Darüber hinaus ist klar, dass ihr mit dem freien Lüften keinen Einfluss auf die Frischluftqualität nehmen könnt. Das heiß, ihr könnt darüber auch die Wohnbehaglichkeit im Raum nicht beeinflussen.

In der Praxis ist die Frage zu beantworten, ob die freie Lüftung im Haus ausreicht. Die Antwort liefert einem das Verhältnis von

  • Infiltrationsvolumenstrom, das ist der Volumenstrom, der sich aus den Undichtigkeiten in der Gebäudehülle ergibt,
  • und Volumenstrom zum Feuchteschutz.

Es gilt: Der Infiltrationsvolumenstrom muss größer sein als der zum Feuchteschutz benötigte Volumenstrom. Weil Letzterer nutzerunabhängig ist, was unbedingt gewährleistet werden muss, gilt:

VolumenstromInfiltration > VolumenstromLuftwechsel zum Feuchteschutz

Reicht die freie Lüftung nicht aus, um den Feuchteschutz zu realisieren, muss eine maschinelle Lüftung ran.

Viele Tipps zum richtigen Lüften liefern wir euch im zweiten Teil dieses Ratgebers, versprochen!

Titelfoto: tinvo/photocase, Grafik: KafWieKot – Eigenes Werk