Solarwiese

Solarwiese: Platz für Blüten, Insekten und … große Solarthermie-Anlagen

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Das Insektensterben in Deutschland ist leider in vollem Gange: Laut einer Studie sank der Bestand an Insekten zwischen 1987 und 2017 um drei Viertel. Zu geeigneten Gegenmaßnahmen sind wir alle aufgerufen. Es gilt, Insekten Lebensraum zurückzugeben und neuen zu schaffen: im Kleinen wie im Großen. Und so werden landauf landab auf Balkonen sowie in Gärten und Vorgärten Insektenhotels eröffnet, Schottergärten verboten und ökologische Ausgleichsflächen eingeräumt. Für letztere eignen sich Freiflächen mit Solarthermie-Großanlagen in besonderem Maß, erklärt eine neue Broschüre des Projekts Solnet 4.0 des Steinbeis Forschungsinstituts Solites und Partnern. Wir erklären euch alles, was ihr zur Solarwiese wissen müsst.

Die Broschüre “Solarthermieanlage als Biotop. Solarnutzung von Flächen sollte ökologischen Mehrwert bringen” könnt ihr hier als “Infoblatt Solare Wärmewende, Nummer 6” kostenlos aus dem Internet downloaden.

So werden aus Freiflächen mit Solarthermie-Anlagen Solarwiesen

Die Solarwiese entstünde laut der Broschüre auf ganz natürliche Weise, wenn eine zuvor landwirtschaftlich genutzte Fläche mit dem Bau einer Solarthermie-Anlage über Jahrzehnte nicht mehr intensiv bewirtschaftet werde und man eine Wiese mit einem ökologischen Entwicklungkonzept, das sich stets am Kontext des jeweiligen Landschaftsraumes orientiere, wachsen ließe. Aus dem, was vor Ort auf der Solarwiese gedeihen würde, ergebe sich die angestrebte bunt gemischte Tier- und Pflanzenwelt. Dies gelte insbesondere für große Solarwiesen, wie sie unter anderem in Senftenberg und Potsdam enstanden sind – mit Solarthermie-Anlagen, die unsere Großanlagensparte Ritter XL Solar  errichtet hat.

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In Senftenberg hat die Großanlagensparte Ritter XL Solar unseres Unternehmens Ritter Energie eine große Solarthermie-Anlage auf einer Freifläche errichtet – viel Platz für eine Solarwiese! Foto: Ritter XL Solar

Damit die Solarwiese gut grünt, blüht und gedeiht, brauchen die Pflanzen ausreichend Sonnenschein. Deshalb müssen die Abstände zwischen den einzelnen Reihen an Solarthermie-Kollektoren ausreichend groß sein. “Je mehr Abstand zwischen den Kollektor-Reihen, desto größer die Artenvielfalt”, heißt es in der Broschüre.  Die Solarwiese schließe demnach eine landwirtschaftliche Nutzung mit Mähen oder Schafsbeweidung keineswegs aus – das Gegenteil sei sogar der Fall. Wobei der Mahtzeitpunkt auf die Bedürfnisse von Bodenbrütern abgestimmt werden sollte, die sich die Solarwiese als Nist- und Brutstätte ausgesucht hätten. Und was die Schafe angehe, so stünde laut den Verfassern der Broschüre die sogenannte Wanderschäferei bei Naturschützern eh weit höher im Kurs als eine dauerhafte Beweidung.

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Auch das Kollektorfeld in Potsdam böte sich an, um eine Solarwiese aufblühen zu lassen. Foto: Ritter XL Solar

Solarwiese planen: Das ist zu beachten

Das heißt: Wer künftig eine Freifläche mit einer Solarthermie-Anlage bestücken möchte, damit diese solare Wärme erzeugt, die zum Beispiel in Nahwärmenetze eingespeist wird, der sollte das Ganze von Anfang als Solarwiese planen. Dabei können Umweltplaner wie Dr. Elke Bruns helfen. Ein Interview mit ihr ist in der neuen Broschüre zu lesen. Darin beschreibt die Abteilungsleiterin im gemeinnützigen Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende (KNE), dass es aus Sicht des Naturschutzes genug Instrumente gebe, um aus einer Solarwiese das Optimum für die Ökologie herauszuholen:

  • Demnach sei beim Aufstellen von Bebauungsplänen die sogenannte Eingriffsregelung
    anzuwenden.
  • Es sei ein Umweltbericht zu erarbeiten, in dem man darlegen müsse, wie sich Beeinträchtigungen auf der Fläche ausgleichen ließen. Dr. Bruns zufolge könne ein solcher Ausgleich auf der Solarwiese selbst schon erzielt werden.

Damit die Solarwiese einen ökologischen Mehrwert bringe, brauche es jedoch zusätzliche Anreize. Schließlich sei es in Sachen Naturschutz spannend, dass “über den rechtlich gebotenen Ausgleich hinaus wertvolle Habitate oder auch bestimmte Zielarten gefördert würden”. Das, so erklärt Dr. Bruns weiter, “wäre auch aus Imagegründen eine wichtige Sache, um Vorbehalte” gegenüber Solarthermie-Freiflächenanlagen
abzubauen.

Diese zusätzlichen Instrumente seien entwicklungsbedürftig. Dr. Bruns nennt unter anderem die Möglichkeit, auf der Solarwiese selbst sogenannte Ökopunkte zu erwirtschaften: Der Anlagenbetreiber könnte demnach extra Aufwertungsmaßnahmen
ergreifen, die er sich gutschreiben lassen könnte und dann in Aufrechnung gegenüber
anderen Eingriffen in einer Kommune refinanziert bekäme.

Es gebe auch Ideen dazu, dass sich Betreiber einer Solarwiese einer Art Ökoaudit für ein Gütesiegel unterziehen könnten. Dafür wären Kriterien zu entwickeln, die eine  Solarwiese erfüllen müsste, sodass die dort erzeugte Solarwärme besonders honoriert werde und teurer verkauft werden könnte. Die Idee eines solchen Audits und den damit
verbundenen Vermarktungsgedanken findet Dr. Bruns sehr interessant.

Akzeptanz für Solarwiese schaffen

Die Frage, welche Rolle der Naturschutz für die Akzeptanz von Solarwiesen spielen könnte, beantwortet die Umweltplanerin damit, dass Natur- und Artenschutz durchaus dazu beitragen könne, das Image von Solarthermie-Großanlagen zu verbessern. Für die Anwohner stünde die Veränderung ihres gewohnten und liebgewonnenen Landschaftsbildes mit einer großen technischen Anlage im Fokus der Akzeptanzfrage. Daher müsse man für den Naturschutz schon was in die Waagschale werfen, sagt Dr. Brund, um die Einheimischen davon zu überzeugen, dass diese Veränderung tatsächlich Vorteile bringe. Mache man die Aufwertung zudem auch gut sichtbar (sowohl für dei Einheimischen als auch Besucher), zum Beispiel, indem Info-Tafeln oder gar Vor-Ort-Führungen dazu informierten, wie eine Solarwiese die Nutzung erneuerbarer Energie und Naturschutzziele besonders gut vereinbare, sei das von Vorteil, sagt Dr. Bruns.

Fotos: Doreen Brumme (Titel), Ritter XL Solar (Anlagenbilder auf der Solarwiese)