Temperaturbericht 2023: Das 1,5-Grad-Ziel von Paris wurde gerissen!

Veröffentlicht von

Das vergangene Jahr 2023 war das wärmste Jahr seit 1850. Das teilte Berkeley Earth, eine unabhängige klimawissenschaftliche Forschungsorganisation mit Sitz in Kalifornien (USA), in ihrem jährlichen globalen Temperaturbericht 2023 jetzt mit. Aus dem Bericht geht hervor, dass 2023 das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen war und den bisherigen Rekord von 2016 übertraf. Und jetzt kommt’s: 2023 ist auch das erste Jahr in den Berkeley-Earth-Daten, in dem die Erwärmungsschwelle von 1,5 °C überschritten wurde.

Temperaturbericht: 2023 wärmstes Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen

Temperaturbericht 2023

  • 2,3 Milliarden Menschen – 29 Prozent der Weltbevölkerung – erlebten im Jahr 2023 auf lokaler Ebene einen Wärmerekord.
  • Darüber hinaus stellten 77 Länder, darunter China, Nigeria, Südkorea, Brasilien und Kasachstan, neue Rekorde für die nationale Jahresdurchschnittstemperatur auf.
  • Und es gab keine Gebiete auf der Erde, die ein rekordverdächtig kaltes Jahr erlebten.
  • Die letzten neun Jahre waren die neun wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen.

Das sind Fakten, die Berkeley Earth in der zugehörigen Pressemeldung nennt. Die außergewöhnliche Wärme des Jahres 2023 war demnach

  • auf natürliche Schwankungen zurückzuführen, die
  • zu der langfristigen Erwärmung infolge der vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen hinzukamen.
  • Das Auftreten eines starken El-Nino-Musters im östlichen Äquatorialpazifik und die 1-in-100-Jahres-Temperaturanomalien der Meeresoberflächentemperatur des Nordatlantiks führten zu einer erheblichen Erwärmung, insbesondere in der zweiten Hälfte des Jahres 2023.

Die jüngste Erwärmung hat einige zu der Vermutung veranlasst, dass sich die globale Erwärmung beschleunigt. Die aktuellen Trends der Land- und Meeresoberflächentemperaturen zeigen noch keine eindeutigen Anzeichen für eine Beschleunigung, doch ist es gerechtfertigt, die Erwärmungsrate in den kommenden Jahren weiterhin genau zu beobachten, schreibt Berkeley Earth: “Das Jahr 2023 passt definitiv nicht in das Modell, aber es bleibt abzuwarten, ob 2023 nur ein ungewöhnlicher Ausreißer ist oder ob es ein Hinweis auf unerwartete Veränderungen in der Zukunft ist“, sagte der leitende Wissenschaftler von Berkeley Earth, Robert Rohde gegenüber der Presse.

Mit einer geschätzten globalen Durchschnittstemperatur von 1,54 ± 0,06 Grad Celsius (°C, 2,77 ± 0,11 Grad Fahrenheit, °F) über dem vorindustriellen Durchschnitt von 1850 bis 1900 war 2023 das erste im Berkeley-Earth-Datensatz aufgezeichnete Jahr, das das im Pariser Abkommen im Jahr 2015 festgelegte Erwärmungsziel von 1,5 °C überschritt. Obwohl dieses Ziel auf dem Zustand des Klimas im langjährigen Durchschnitt basiert, ist die Überschreitung von 1,5 °C im Jahr 2023 ein deutliches Warnzeichen dafür, wie nahe das gesamte Klimasystem dem Ziel des Pariser Abkommens gekommen ist: “Da die Treibhausgasemissionen weiterhin Rekordwerte erreichen, ist es wahrscheinlich, dass das Klima in naher Zukunft regelmäßig die 1,5 °C überschreiten wird”, sagte Robert Rohde.

Weitere Rekorde, die das Jahr 2023 brachte

2023 war demnach auch bemerkenswert für:

  • Rekordwerte bei der durchschnittlichen Jahrestemperatur sowohl an Land als auch im Meer;
  • besonders extreme Wärme über Mittel- und Südamerika, Teilen Asiens und dem Nordatlantik;
  • rekordtiefes antarktisches Meereis während des antarktischen Winters;
  • sieben Monate mit monatlichen Durchschnittswerten von mindestens 1,5 °C (2,7 °F) wärmer als der vorindustrielle Durchschnitt von 1850 bis 1900;
  • die größte jemals beobachtete monatliche globale Durchschnittsanomalie mit einer Erwärmung von 1,84 °C gegenüber dem vorindustriellen Durchschnitt im September 2023

Aussicht auf Temperaturen von 2024

Auf der Grundlage der historischen Schwankungen und der aktuellen Bedingungen lässt sich grob abschätzen, welche globale Durchschnittstemperatur im Jahr 2024 zu erwarten ist. Während im Allgemeinen erwartet wird, dass das zweite Jahr nach dem Auftreten eines El Niño wärmer ist als das erste, könnten die ungewöhnlichen Merkmale des Jahres 2023 eine weitere Erwärmung im Jahr 2024 erschweren.

Berkeley Earth schätzt derzeit, dass 2024 wahrscheinlich ähnlich warm wie 2023 oder etwas wärmer sein wird. Angesichts der anhaltenden El-Niño-Bedingungen und der typischen Verzögerung zwischen dem Höhepunkt von El Niño und dem Höhepunkt der globalen Temperaturreaktion ist es wahrscheinlich, dass 2024 relativ warm bleibt. Ein Umschwung zu La Niña Ende 2024 ist jedoch möglich und könnte die Temperaturen letztlich etwas abmildern.

Neue Analyseverfahren für Temperaturbericht 2024

Berkeley Earth wird 2024 zu einer aktualisierten hochauflösenden Analyse übergehen, die die Fähigkeit verbessert, lokale, regionale und nationale Veränderungen zu charakterisieren und Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Topografie und kleinräumigen Wetterschwankungen zu verringern. Mit einer räumlichen Auflösung von 0,25°x0,25° wird dieses aktualisierte Produkt der höchstauflösende verfügbare Instrumentaldatensatz sein, der eine noch nie dagewesene Genauigkeit und Einsicht in Erwärmungstrends auf lokaler Ebene bietet.

Über den Temperaturbericht 2023 von Berkeley Earth

Den vollständigen globalen Temperaturbericht 2023 findet ihr in englischer Sprache auf der Internetseite von Berkeley Earth. Erwärmungsprognosen und Emissionstrends auf nationaler Ebene gibt’s unter dieser Internetadresse.

Über Berkeley Earth

Berkeley Earth ist eine in Kalifornien in den USA ansässige gemeinnützige 501c3-Forschungsorganisation, die für ihr Engagement für unabhängige Klimawissenschaft und -analyse bekannt ist. Die 2013 gegründete Organisation ist führend in der Entwicklung und Anwendung von KI und fortschrittlichen statistischen Methoden für die Analyse von Umweltdaten. Berkeley Earth’s Ansatz in der Klimawissenschaft kombiniert rigorose Datenanalyse mit einer transparenten Methodik und liefert klare und unvoreingenommene Informationen über globale Temperaturveränderungen und deren Auswirkungen. Berkeley Earth wird vom IPCC der Vereinten Nationen referenziert und liefert regelmäßig Beiträge für führende Klimajournalisten und spielt eine entscheidende Rolle bei der Aufklärung der Öffentlichkeit und der politischen Entscheidungsfindung über globale Temperaturtrends.

Temperaturbericht 2023 wird von weiteren Studien bestätigt

Andere Klimabilanzen für 2023 kamen zu ähnlich klimagrenzwertigen Ergebnissen: Bereits der europäische Klimaüberwachungsdienst Copernicus hatte für das vergangene Jahr eine Klimaerwärmung von 1,48 Grad Celsius seit der Industrialisierung angegeben. Die japanische Meteorologiebehörde kam in ihrer Analyse auf eine Abweichung von 1,43 Grad.

Foto: Günter Albers – Adobe-stock.com (Titelbild), Berkeley Earth (Grafik)