Wie versprochen stellen wir von jedem “Handwerker des Monats” zwei Projekte vor. Hier kommt das erste von Jürgen Bleher, unserem Handwerker des Monats Juni 2015. Der Diplom-Ingenieur ist Geschäftsführer der Bleher Haustechnik GmbH in Salgen-Pfaffenhausen – und das bereits in dritter Generation. Eins seiner Lieblingsprojekte ist der Bauernhof der Familie Munzert in Hausen.
Vorher: DIY-Ölheizung
Als die Munzerts ihren Bauernhof übernahmen (das Wohngebäude stammt aus dem Jahr 1984), war dort eine vom Vorbesitzer teilweise selbst eingebaute Ölheizung zugange. Eine Dämmung fehlte ganz und geregelt wurde die Anlage von Hand. An mehreren Stellen gab es eine Schwerkraftzirkulation. Die Heizungsanlage verbrauchte pro Jahr für den Haushalt mit fünf Personen 4.000 Liter Öl. Bei einem Preis von fast einem Euro pro Liter Öl (0,95 Euro) kam da ein dicker Batzen Geld zusammen, den es zu verkleinern galt.
Doch nicht nur die stetig steigenden Kosten für das Heizöl, waren Grund für den Wunsch nach Veränderung. Frau Munzert fand beispielsweise auch den Ölgestank im ganzen Haus unerträglich.
Die Munzerts besuchten Haustechnikmessen und zig Internetseiten, um eine für ihren Hof optimale Heizungslösung zu finden. Zunächst stand eine Wärmepumpe im Raum, doch nach Gesprächen mit Wärmepumpenbetreibern war die wieder vom Tisch. Nachdem die Munzerts einen Vortrag von Jürgen Bleher gehört hatten, vereinbarten sie spontan einen Beratungstermin mit dem Experten: Allein der Multienergiespeicher, den Bleher während seiner Ausführungen als das Herz einer Anlage beschrieb, hatte das Ehepaar überzeugt. Frau Munzert war zudem von der Frischwasserstation begeistert, denn die garantiere allzeit frisches Wasser ohne Legionellengefahr.
Solarthermie-Experte Jürgen Bleher und sein Team bekamen den Auftrag sofort, nachdem das Angebot eröffnet worden war:
Nachher: Pelletkessel und Solarthermie-Anlage
Die Munzerts erhielten einen neuen Pelletkessel (15 kW, Expresso 840), ein Pelletlager mit Maulwurf, eine Solarthermie-Anlage “Heißwassersolar Aqua XL 2 x CPC 45” auf dem Vordach. Der Jahresverbrauch an Pellets beträgt etwa drei Tonnen.
Eine Woche Montage wurde angesetzt und exakt eingehalten – leider, wie Herr Munzert lachend gesteht, der wohl ein bisschen auf den von Bleher garantierten Nachlass spekuliert hatte, der bei Überzug der Montagewoche in Kraft getreten wäre. Herr Munzert fasst zusammen: “Die Arbeiten wurden zügig, sauber und von bestens geschultem und freundlichem Personal erledigt. Auch die komplette Elektroinstallation wurde fachgerecht gleich mit erledigt. Fa. Bleher kümmerte sich auch um die Pelletslieferung und der Chef machte selbst die
Inbetriebnahme und Einweisung.” Frau Munzert ergänzt zwinkernd: “Alles wurde ordentlich aufgeräumt und sogar zusammengekehrt. So sauber war der Heizungsraum seit langem nicht mehr.”
Kosten-Vergleich vorher – nachher: Aus 4.000 Euro Heizkosten wurden 615 Euro
Während die Munzerts 4.000 Euro pro Jahr für Heizkosten aufbringen mussten, waren es nach Einbau der neuen Anlage nur noch 615 Euro. Das ist eine Ersparnis von 84 Prozent!
Alle technischen Details des Solarthermie-Projekts im Überblick:
Projekt 1 des Monats Juni 2015 - Munzerthaus
Bruttokollektorfläche: | 9,88 m2 | Zusatzinfo: installiert auf dem Vordach des Wohnhauses |
Kollektor: | CPC 45 Solar 2x | Solar Keymark Datenblatt |
Ausrichtung: | k.A. | |
Pufferspeicher: | Multienergiespeicher Aqua EXPRESSO | Fassungsvermögen: 840 Liter |
Zusatzheizung: | Pelletkessel | Verbrauch jetzt: 7,9 l/m2 |
Alte Heizung: | Ölkessel 20 kW, Boiler | Verbrauch vorher: 22,2 l/m2 |
Trinkwassererwärmung: | ja | |
Heizungsunterstützung: | ja | |
Beheizte Fläche: | 180 m2 | Baujahr der Anlage: 2012 |
Primärenergiebedarf: | 14.220 kWh (180 m2 * 7,9 l Verbrauch) | 79 kWh/m2 (Pellets) |
Solarer Deckungsgrad: | ca. 41 % | |
Ertrag/Jahr: | Tatsächlich: k.A. | Errechnet: 5.968 kWh/Jahr (604 kWh/m2) |
Ausführender Betrieb: | Bleher Haustechnik GmbH Salgen-Pfaffenhausen | Interview mit Jürgen Bleher |
Wir haben noch nicht alle Daten im Detail zusammen, aber werden hier laufend aktualisieren. Das ist ja das schöne in einem Blog.
Fotos: Bleher Haustechnik GmbH
Die Interviewausschnitte stammen aus einem Interview mit Dirk Staiger vom TFG (Technologie für Generationen).
Hallo Herr Bleher,
vielen Dank für diese Projektbeschreibung. Und Danke auch an Ecoquent-Positions für den Platz hier!
Zwei Fragen habe ich zu diesem Projekt bzw. zu den Daten:
1) Was hat Sie bzw. den Kunden bewogen, genau zwei der Kollektoren zu installieren? Warum waren es nicht nur einer oder drei oder vier? War es der finanzielle Spielraum bei der Investition? Waren es physische Gegebenheiten (z.B. maximal zur Verfügung stehender Raum für den Speicher, bzw. geeignete Dachfläche)? Oder gab es einen expliziten Wunsch, mind. X% Energie einzusparen und das zu minimalen Kosten?
2) Nicht wirklich wichtig, aber: Passt das verlinkte Solar Keymark-Datenblatt tatsächlich zu dem installierten Kollektor? Dort gibt es nämlich keinen Kollektor der in zweifacher Verwendung auf 10,8m2 Bruttofläche kommt…
Nochmals vielen Dank und weiterhin viel Erfolg!
Uwe Trenkner
wow, da hat jemand aber wirklich ganz genau hingeschaut 🙂 Vielen Dank dafür! Ist korrigiert!
richtig erkannt Herr Trenkner, mein Input: Auf dem Bild sind 2 Kollektoren des Typs CPC Star azzurro; da hat jeder 4,94 m2 an Fläche; zusammen sind es also 9,88 m2. Denke das wird bald korrigiert. Die Montage auf dem Vordach ist natürlich sehr praktisch da der Weg zum Speicher im Keller a.) kürzer und b.) einfacher zurückzulegen ist als vom eigentlichen Hausdach.
Hallo Herr Trenkner,
eine Frage wurde ja bereits beantwortet.
Bei der Auswahl der Fläche war eigentlich die Größe des Vordaches (siehe Foto) die Grenze. Die 10m² waren die größtmögliche Fläche für das vorhandene Vordach. Das Hauptdach wurde für eine geplante PV-Anlage reserviert, die bis heute nicht realisiert wurde.
Jürgen Bleher
Also der Jahresverbrauch ging von 222 kWh/qm auf 134 kWh/qm runter (79kWh Pellets bei 59% Anteil der Pelletsheizung, 41% Solarer Deckungsanteil)? Nur durch einbau einer etwas effizienteren Heizung mit anderem Energieträger?
Da wurde vermutlich eine zwischenzeitlich verbaute Fassadendämmung / Fenstertausch / Dachdämmung vergessen zu erwähnen.
Solarer Deckungsanteil 41% mit unter 10qm Kollektorfläche?
Mit Verlaub: das Alles grenzt an ein Wunder! Oder Wunschdenken…
Nebenbei: Heizöl kostete 2015 um die 63ct und nicht wie angegeben 95ct. Die Tonne Pellets kostete auch nicht wie genannt 205 Euro sondern eher 240 Euro. Beide falschen Angaben verschieben natürlich die möglichen Ersparnisse ganz deutlich….
Was sollen solche Berichte?
Ich habe selbst eine Haizung mit Pellets / Solar und kann vergleichen. Solche unrealistischen Werte tun den regenrativen Energien jedenfalls einen Bärendienst.
Hallo Herr Röwe;
Im Artikel steht nirgends, dass die Modernisierung im in der historisch günstigen Zeit 2015 für Heizöl erfolgte. Anhand der installierten Kollektoren CPC Star azzurro müsste es ein paar Jahre zuvor erfolgt sein, da seit ein paar Jahren schon dessen Nachfolger (Star) auf dem Markt ist.
Aber ja, ein Großteil der Einsparung ist sicherlich in erster Linie dem Kesseltausch zuzuschreiben; Keinerlei Dämmung, zu hohe Kesselleistung, keine Brennwerttechnik und keine adäquate Regelung beim alten Ölbrenner. Insofern würde auch die Einsparung bei einer rein fossilen Modernisierung mit neuem Kessel, Speicher, Regelung und Dämmung allein schon einiges bringen. Dennoch begrüße ich den Schritt des Betreiber für seine neue Ausrichtung auf Pellets und Solar anstelle einer einfachen Lösung, schon allein aus Umweltgründen.