Unsere Conny sitzt jetzt im Vorstand von Austria Solar!

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Premiere, Premiere, Premiere! Heute interviewe ich unsere Chefredakteurin Cornelia Daniel. Die ist nämlich seit wenigen Tagen nicht nur Vorständin bei den Energiebloggern sondern jetzt auch im Branchenverband Austria Solar. Lest hier, wie unsere Conny das geschafft hat.

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Conny, du bist die Tage in den Vorstand des österreichischen Verbands Austria Solar gewählt worden. Glückwunsch! Und nun verrat uns bitte, wie’s dazu kam!

Cornelia Daniel: Danke! Bin mir noch nicht sicher, ob man dazu gratulieren darf bei der derzeitigen Marktlage (lacht). Ein Kollege aus der Branche hat auf diese Info hin gemeint: „Oh Gott, wieso tust du dir das an?“ Aber jetzt im Ernst: Ich würde mal sagen, Klaus Mischensky, der Geschäftsführer von Austria Solar hat mich an einem guten Tag erwischt. Und ehrlich gesagt liegt mir die Technologie ja wirklich am Herzen und wie ich schon hier gesagt habe, gibt es in der Solarthermiebranche viel zu wenige Menschen, die sich für Interessensvertretung einsetzen. Und wenn ich mich schon darüber aufrege, darf ich selbst dann keinen Rückzieher machen, wenn ich gebeten werde, etwas zu tun.

Es freut mich, dass der übrige Vorstand sich auch für mich entschieden hat. Die meisten von dort kennen mich erst seit letztem Jahr, als ich bei der Generalversammlung den Vortrag „Frischer Wind für die Solarthermie“ gehalten habe.

Kannst Du uns kurz erklären, was der Verband sich auf die Fahne geschrieben hat und was dort Deine konkrete Aufgabe sein wird?

Der Verband hat sich auf die Fahnen geschrieben, die Solarthermie wieder aus dem Jammertal zu holen und mit vereinter Kraft daran zu arbeiten, die Absatzzahlen wieder nach oben zu bringen.

Ich persönlich darf die Austria-Solar-„Next Generation“ vertreten. Klaus Mischensky hat erkannt, dass es neben den etablierten Personen immer mehr junge Leute gibt, die sich für die Technologie engagieren. Das sind einerseits die Söhne und Töchter der alteingesessenen Unternehmen, die jetzt das Ruder übernehmen und andererseits Startups wie Ruvi, die mit neuen Produkten den Markt beleben werden. Ich möchte dafür sorgen, dass die „Jungen Wilden“, wie ich sie gerne nenne, zusammenkommen und gemeinsame Projekte starten. Ich sehe nach wie vor großes Potenzial für Solarthermie und das vor allem im Bereich der Großanlagen.

Welche Solarexpertise bringst Du für den Job mit?

Durch das Schreiben hier auf dem Blog und in Fachartikeln habe ich eine so umfassende Solarexpertise aufgebaut, dass ich in vielen Bereichen mitreden kann. Ich hab’ schon aufgehört zu zählen, aber ich hab’ die 300 Artikel-Marke wohl schon lange überschritten (lacht). Meine Spezialgebiete sind aber wie auch bei der Photovoltaik in der Wirtschaftlichkeit, der Energiepolitik und im Förderwesen angesiedelt. Ich habe erst kürzlich vom Forschungsinstitut AEE Intec den Wärmegestehungskostenrechner prüfen lassen, der jetzt als Prototyp vorliegt. Wir sind gerade dabei auszuarbeiten, wie die Zusammenarbeit mit dem Verband in dieser Angelegenheit aussehen könnte.

Wen vertritt Austria Solar?

Die Mitglieder sind Kollektorhersteller, Solarteure, Handwerker und Forschungsinstitute.

Das heißt, hier treffen Interessen von Kollektorunternehmen, installierenden Handwerkern und Forschung aufeinander. Haben sich die österreichischen Player in der Solarwärmebranche gut aufgestellt? Sind sie zielführend unterwegs?

Sehr schwierig zu beantwortende Frage! Die Unternehmen haben sich lange Zeit auf üppige Förderungen verlassen und die externen Kosten der fossilen Energien stehen nach wie vor nicht auf der Heizrechnung. Die Verwerfungen am Energiemarkt sind auch an dieser Branche nicht spurlos vorüber gegangen. Gleichzeitig wurden die Zeichen der Zeit auf allen Ebenen nicht erkannt.

… Zeichen der Zeit?

Digitalisierung, Kundenorientierung, userfreundliche und schöne Lösungen sind nach wie vor Fremdwörter auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette. Ich möchte dazu beitragen, dass wir eine Technologie, die in den 1980er-Jahren stecken geblieben ist, in die Gegenwart überführen – auch wenn es traurig ist, dass das überhaupt notwendig ist. Ich hoffe, ich krieg jetzt nicht gleich eine auf den Deckel von den Vorstandsmitgliedern. Vielen ist sicher nicht bewusst, dass ich gerne sage, was ich mir denke und das eben auch öffentlich (lacht).

Ähem … Conny, erzähl mal ein bisschen von Dir, wie kommst Du eigentlich zur Sonne?

Ha! Ich seh schon, du nutzt dieses Interview, um deine Chefredakteurin mal „auszufratscheln“, wie wir in Österreich so schön sagen (lacht).

Komm schon … bitte!

Das ist eine relativ lange Geschichte, aber ich versuch’s kurz zu machen. Da sowohl Vater als auch Bruder Installateure waren, bin ich mit der Solarthermie aufgewachsen. Ich dachte auch bis 20, dass jeder zu Hause eine Luftwärmepumpe stehen habe. Die aber übrigens nie funktioniert hat … Vielleicht kommt daher meine latente Abneigung gegen Luftwärmepumpen … Aber ich schweife ab.

Yepp.

Jedenfalls ist die Technologie für mich nichts Neues oder Besonderes, sondern ganz normal. Dann kam dazu, dass ich 2007 meine Diplomarbeit an der WU (Wirtschafts-Uni – Anmerkung von Doreen) für das Unternehmen des Verbandspräsidenten von Austria Solar, Robert Kanduth, (GreenOneTec, kurz: GOT) geschrieben habe. Ich durfte untersuchen, ob GOT in den australischen Solarmarkt eintreten soll. Sie waren damals nicht sehr happy, dass bei mir rausgekommen ist, dass sie das lieber nicht machen sollten bei dem Kohlepreis und der dortigen Regierung. Ich glaub’, sie haben es dann tatsächlich nicht gemacht, wobei ich natürlich nicht weiß, wie viel meine Arbeit zu der Entscheidung beigetragen hat. Jedenfalls hat ihnen das aus heutiger Sicht sicherlich viel Geld gespart.

Nach dieser Arbeit war ich sicher die solarkundigste Wirtschaftsuniabsolventin, die es gab, und das hat mir zu einem Teilzeitjob in einem Solar-Investmentunternehmen verholfen. Und 2011 habe ich mit dem Wissen von dort mein Unternehmen Dachgold gegründet. Der Rest ist Geschichte.

Und wie engagierst Du Dich konkret für Solartechnologie? Also neben unserem Blog hier?

Nachdem ich natürlich nicht davon ausgehen kann, dass jeder Leser hier Dachgold kennt, vielleicht kurz etwas dazu: Dachgold ist ein Solar-Beratungsunternehmen spezialisiert auf die Wirtschaftlichkeit von gewerblichen Photovoltaik- und Solarthermie-Anlagen. In Österreich mache ich derzeit das Großprojekt Tausendundein Dach, bei dem ich gemeinsam mit dem Anlagenbauer 10hoch4 PV-Großanlagen vertreibe und baue. Mit dem Projekt sind wir unglaublich erfolgreich, leider hab ich derzeit zu wenig Zeit darüber auch online zu berichten, aber das soll sich bald ändern. Langfristig möchte ich eine ähnliche Initiative für Solarthermie starten, aber dafür ist der Markt noch nicht bereit, da müssen noch einige Steine aus dem Weg geräumt werden.

Neben diesen Vertriebsinnovationen schreibe ich aber auch noch andere Blogartikel im Ökoenergieblog und bei den Energiebloggern und halte viele Vorträge. Insgesamt besteht meine Arbeit viel aus Aufklärung und Information.

Bist Du die einzige Frau im Vereinsvorstand von Austria-Solar?

Was für eine Frage! Natürlich! Die ganze Solarbranche ist sehr männerlastig. Auch das würde ich gerne ändern, aber leider haben auch meine Tage nur 24 Stunden …

Wenn Du die Solarwärme-Branche betrachtest, ist das eine Männerdomäne? Falls ja, wie behauptest Du Dich dort?

Ja, klare Männerdomäne. Ich selbst mach’ mir darüber eigentlich keine Gedanken mehr, weil ich erkannt habe, dass ich mit jedem Mann fachlich mithalten kann. Die Überraschung ist eher dann auf der anderen Seite, wenn sie draufkommen, dass ich wirklich weiß worum es geht und wir auf Augenhöhe diskutieren. Das schönste Kompliment kam letztes Jahr bei der Generalversammlung nach meinem Vortrag „Frischer Wind für die Solarthermie“ von einem der ältesten Kollektorhersteller, der meinte: „Also DAS hatte ich jetzt wirklich nicht erwartet“.

Als Insiderin weißt Du, was die Branche derzeit bewegt: Welche Baustellen gibt es? Kannst Du Trends benennen und eine Aussicht auf die Entwicklung geben?

Oh Mann, das auszuführen würde den Rahmen des Interviews sprengen. Es gibt so unfassbar viele Baustellen… Nachdem ich mich hier aber eh auch schon ausgiebig mit dem Thema befasst habe, passt hier wohl dieser Artikel am Besten: 5 essentielle Dinge, die den Solarthermiedurchbruch verhindern.

Wie siehst Du aus Solarwärmesicht die österreichische Politik: Wird sie ihrer Aufgabe gerecht, die Energiewende voran zu bringen? Was wird bereits getan, was bleibt zu tun?

Ganz und gar nicht. Das Energiethema wird seit Jahren sträflich vernachlässigt! Reines Stückwerk an Förderungen. Keine Strategie und ein Ausruhen auf Errungenschaften aus den 1970er-Jahren (Stichwort: Wasserkraftausbau). Anscheinend ist jetzt mit Paris ein neuer Spirit eingekehrt. Die Worte von Umweltminister Rupprechter klingen vielversprechend. Leider hilft das alles nichts, wenn der Wirtschaftsminister nicht mitspielt. Aber auch der scheint langsam die Zeichen der Zeit zu erkennen. Ich bleibe optimistisch, dass die Politik die Solarthermie und Photovoltaik bei der neuen Energiestrategie nicht so vernachlässigt wie bisher.

Worauf freust Du Dich in Sachen Solarwärme in 2016 und gibt es etwas, was Dir Sorgen macht?

Ich freue mich sehr auf die Projekte für das Sonnenhausprogramm, da möchte ich eine größere Geschichte machen, ich hoffe, ich finde die Zeit dazu. In Österreich kommt auch langsam das Thema solare Fernwärme in Gang und ich freu mich auf alles, was mit unserem Branchenretter passieren wird. Sorgen macht mir der niedrige Gaspreis. Damit ist die Gasparität – die wie wir wissen nicht mal reicht –  noch schwerer zu erreichen.

Conny, wenn ich nicht Deine Bloggerkollegin sondern eine gute Fee wäre, die Dir drei Wünsche erfüllen könnte: Welche Wünsche hättest Du in Sachen Solarwärme?

Ganz klar. Das Wichtigste wäre ein klarer CO2-Preis, damit das Ungleichgewicht zwischen schmutziger und sauberer Energie aufgehoben wird. Dann wäre ein grüner Fonds wichtiger als jegliche Förderungen, weil die Kapitalkosten für viele das Problem sind. Dann noch eine ökologische Steuerreform gepaart mit einer ambitionierten Energiestrategie – und ich bin glücklich.

Hey Conny, danke, dass ich das spannende Zeug so zwischen Blogtür und -angel aus Dir rausquetschen konnte, wie man in Hamburg sagt.

Gerne! Bin selbst überrascht, was du alles rausgefunden hast. Du hast mich zu Höchstleistungen motiviert, wie das von einer Journalistin deines Kalibers nicht anders zu erwarten war.

Foto: Foto (c) Tony Gigov