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Viele Menschen haben Klimaangst – und wenige haben Klimawissen

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Habt ihr Klimaangst? Seid ihr in Sorge vor dem, was der Klimawandel mit sich bringt? Damit sid ihr nich allein!  Eine aktuelle Umfrage der Allianz zum Klimawissen der Menschen in acht Ländern zeigt, dass 76,8 Prozent (mehr als drei Viertel!) aller Befragten besorgt über den Klimawandel sind. Zugleich haben nur etwa 8 Prozent der Befragten gute Klimakenntnisse. Den wenigen gut informierten Menschen stehen 48,2 Prozent mit einem schwachen Wissensstand gegenüber. Die Umfrageergebnisse bescheinigen auch Deutschland, dass das Klimawissen stark gesunken ist.

Die Allianz befragte Anfang Oktober 2023 eine repräsentative Stichprobe von je 1.000 Personen in

  • Deutschland,
  • Brasilien,
  • China,
  • Frankreich,
  • Indien,
  • Italien,
  • Großbritannien
  • und den USA

zu ihrem Klimawissen.

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Das sind die 4 wichtigsten Ergebnisse der Umfrage zu Klimaangst und Klimawissen

1. Mehr als drei von vier Menschen fühlen sich vom Klimawandel ernsthaft bedroht

Immer mehr Menschen sehen den Klimawandel als ernsthafte Bedrohung an, haben aber zugleich immer weniger Basiswissen zur Erderhitzung und ihren Folgen.

Laut des aktuellen Allianz Climate Literacy Survey äußern sich durchschnittlich 76,8 Prozent der Befragten als alarmiert und besorgt über die Folgen der globalen Erwärmung. In Deutschland sind es 76,1 Prozent. Die Klima-Angst treibt Menschen aller Altersgruppen gleichermaßen um.

2. Der Angst vor dem Klimawandel steht wenig Klimakompetenz gegenüber

Paradoxerweise geht der hohe Sorgenfaktor nicht mit einer besseren Informiertheit der Besorgten einher: Nur 7,9 Prozent der Befragten verfügen über ein hohes Klimawissen. Der Anteil der Befragten mit geringer Klimakompetenz liegt dagegen bei 48,2 Prozent in der Gesamtstichprobe.

3. Deutsche wissen immer weniger zum Klima

In Deutschland hat das Klimawissen deutlich abgenommen: Die Gruppe mit niedriger Klimakompetenz erreicht 47,5 Prozent und ist damit um 15 Prozentpunkte gewachsen (zum Vergleich: 32,5 Prozent in 2021).

4. Wer wenig zum Klima weiß, wird gegenüber dem Klimawandel gleichgültiger

Das geringe Basiswissen zum Klima geht Hand in Hand mit einer zunehmenden Gleichgültigkeit gegenüber den Folgen des Klimawandels. So ist sich nur noch rund die Hälfte der Befragten (in Deutschland: 57,4 Prozent) dessen bewusst, dass bei einem Temperaturanstieg über 1,5 Grad Celsius (°C) große Schäden drohen (Umfrage 2021 in fünf Ländern: 67 Prozent).

Weitere Ergebnisse der Umfrage zum Klimawissen

Ein sehr geringer Anteil der Befragten erweist sich als wirklich klimakompetent: Nur 7,9 Prozent verfügen über ein hohes Klimawissen.

Der Anteil der Befragten mit geringer Klimakompetenz liegt dagegen bei 48,2 Prozent in der Gesamtstichprobe.

Klimaangst Klimawissen Klimakomptenz Allianz Umfrage November 2023Deutschland (47,5 Prozent) liegt im Mittelfeld (siehe Tabelle oben). Im Vergleich zur Umfrage 2021, die nur in Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien und den USA durchgeführt wurde, ist der Anteil der Teilnehmer:innen mit geringer Klimakompetenz in Deutschland deutlich um 15 Prozentpunkte gestiegen; in Frankreich, Italien und Großbritannien ist die Situation ähnlich. Die einzige Ausnahme bilden die USA, wo sich die Klimakompetenz – auf niedrigem Niveau – kaum verändert hat.

Immer mehr Menschen zeigen sich gleichgültig gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels. Nur noch 50 Prozent der Befragten (Deutschland: 57,4 Prozent) ist bewusst, dass bei einem Temperaturanstieg über 1,5 °C große Schäden drohen. Vor zwei Jahren lag dieser Anteil in den fünf befragten Ländern noch bei 67 Prozent. Und nur 31 Prozent der Befragten (Deutschland: 35,3 Prozent) sind sich bewusst, dass eine drastische Reduzierung der Emissionen notwendig ist.

Große Angst vor dem Klimawandel

76,8 Prozent aller Befragten sind besorgt (ängstlich) oder sogar alarmiert (sehr ängstlich) über den Klimawandel und seine Folgen.

Italien (86,7 Prozent) und Brasilien (86,1 Prozent) melden die höchsten Anteile; Deutschland wiederum weist einen durchschnittlichen Wert auf (76,1 Prozent). In den USA sind „nur“ zwei Drittel der Befragten (sehr) besorgt. Andererseits leugneten 12,6 Prozent der US-Befragten – der höchste Anteil in unserer Umfrage –, dass der Klimawandel stattfindet. Damit hat die USA die misten Klimawandelleugner:innen.

Klimaangst tritt in allen Altersklassen auf

Im Gegensatz zur Literatur zeigt die Allianz-Befragung keine signifikanten Unterschiede zwischen den Generationen: Das Alter ist demnach kein Prädiktor für Klimastress – und es ist auch statistisch nicht signifikant.

Interessanterweise gibt es nur einen losen Zusammenhang zwischen Klimaangst oder -stress und Klimakompetenz. Knapp ein Drittel der Skeptiker:innen hat ein grundlegendes Verständnis des Klimawandels – und leugnet ihn dennoch. Ähnlich verhält es sich am anderen Ende des Spektrums: Knapp die Hälfte der Alarmierten hat wenig bis gar keine Kenntnisse über den Klimawandel.

Es gibt noch eine weitere, oft übersehene Komponente, die diffuse Angst erzeugt: Emotionalität.

Klimapopulismus nimmt zu

Die emotionale Reaktion auf den Klimawandel – gepaart mit einem insgesamt niedrigen Niveau an Klimakenntnissen – ist ein zweischneidiges Schwert: Emotionalität kann sowohl für als auch gegen den Klimawandel eingesetzt werden.

Sie macht die Klimapolitik anfällig für Populismus, indem sie komplexe Themen vereinfacht und in die typische „Wir-gegen-die“-Erzählung (Narrativ) einbettet. Wie sich während der Pandemie gezeigt hat, ist der Schlüssel zu dieser Strategie die Ablehnung von Expert:innen, da der Klimawandel in der Öffentlichkeit eher als technisches Problem dargestellt und als Notstand bezeichnet wird.

Einige Länder schwächten Klimaziele bereits ab

Die Risse in der Front ggen den Kliamwandel sind bereits sichtbar. Einige Länder haben in letzter Zeit ihre Klimaziele abgeschwächt. Es ist auch zu beobachten, dass Länder mit einem höheren Stimmenanteil populistischer Parteien bei den letzten Wahlen tendenziell eine schlechtere Klimabilanz aufweisen.

Das Superwahljahr 2024 könnte ein Scheideweg für die Klimapolitik werden“, sagt Patricia Pelayo Romero. „Um die Klimapolitik auf dem Weg zum Pariser Ziel zu halten, ist ein dreigleisiger Ansatz notwendig:

  1. Kurs halten, um der Wirtschaft und den Haushalten klare Signale zu geben, dass der Wandel vollzogen wird;
  2. die konsequente Verfolgung von Zielen mit einer ebenso konsequenten sozialen Absicherung der grünen Transformation verbinden;
  3. und nicht zuletzt den Kampf für eine bessere Klimakompetenz verstärken, auch wenn – oder gerade weil – Emotionalität in Klimafragen eine große Rolle spielt.“

Über die Umfrage zu Klimawissen

Wir sind von der schwachen und sogar weiter rückläufigen Klimakompetenz wirklich schockiert“, sagte Ludovic Subran, Chefökonom der Allianz. „Es gibt keinen Mangel an Informationen über den Klimawandel. Das Thema ist fast jeden Tag in den Nachrichten, sei es wegen extremer Wetterereignisse, neuen klimapolitischen Maßnahmen oder Straßenprotesten. Aber vielleicht hat gerade diese Allgegenwärtigkeit den gegenteiligen Effekt. Viele Menschen scheinen auf die täglichen Nachrichten mit Gleichgültigkeit oder Ignoranz zu reagieren. Dieser Anfall von Klimamüdigkeit ist alarmierend.

Foto (Titel): Wayhome Studio – stock.adobe.com