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Wie funktioniert solare Nachrüstung?

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Solare Nachrüstung: Welche Aspekte müssen Sie bei der Suche nach dem passenden System beachten? Wann ist der beste Zeitpunkt? Wie viel Platz muss frei sein? Welche Förderung gibt es? Dieser Artikel gibt ihnen einen guten Rundumblick. Der Scheitholzkachelofen und die Brennwerttherme sind seit einem halben Jahr in Betrieb. Trotzdem hat unser Warmwasserspeicher noch einen unbelegten Anschluss: den für die Solarthermieanlage. Denn obwohl das Dach laut Solarkataster nicht für Solaranlagen geeignet ist, hoffen wir insgeheim auf eine optimale Kleinanlage für unsere paar Quadratmeter. Mal sehen, wie die Sterne für Ihre Nachrüstung stehen …

Der beste Zeitpunkt für solare Nachrüstung

Was ist der beste Zeitpunkt, um eine Solaranlage nachzurüsten? Natürlich eine Dachrenovierung, denn dann stört keine Isolation und keine Dampfbremse. Balken und Sparren können an das Gewicht der Solaranlage angepasst werden, sodass die Statik erhalten bleibt. Auch wenn der Trinkwasserbereiter oder der Wasserspeicher selbst erneuert wird, kann die Solaranlage ohne großen Mehraufwand im Heizungsraum angeschlossen werden. Wenn die das Dach bereits mit einer Dampfbremse versiegelt ist, ist es trotzdem möglich, eine Solaranlage nachzurüsten. Im ungünstigsten Fall muss die Verrohrung, natürlich isoliert und verkleidet, außen entlang verlegt werden.

Wie viel Kollektorfläche braucht man?

Wie viel Kollektorfläche für eine wirtschaftliche Solarthermieanlage benötigt wird, ist abhängig von mehreren Parametern:

  1. von der Betriebsart: Nur Warmwasser oder auch Heizung?
  2. vom gewünschten solaren Deckungsgrad,
  3. vom Warmwasser- bzw. Heizbedarf des Gebäudes
  4. und ggf. von der Leistung des Kollektors.

Bei der Warmwasserbereitung strebt man einen hohen solaren Deckungsgrad an, von bis zu 70 Prozent. Da zur Heizungsunterstützung viel mehr Warmwasser benötigt wird, empfiehlt sich ein Kompromiss zwischen Bedarf und Kosten – also ein Deckungsgrad zwischen 40 und 60 Prozent. Wie groß die Kollektorfläche ganz genau sein muss, berechnet Ihr Energieberater oder Installationsbetrieb anhand Ihrer individuellen Daten, von Hand oder mit einer Simulationssoftware. Eine Checkliste zur Kollektorwahl wird in Kürze hier im Blog präsentiert.

Platz auf dem Dach und im Keller

Die Sonne muss in den Keller! Neben ausreichend Platz für Rohrleitungen und Temperaturfühler vom Dach bis zum Keller sollten auch noch mindestens ein Quadratmeter im Heizungsraum frei sein. Denn auch wenn der Wasserspeicher ausreichend dimensioniert ist, um die zusätzliche Wärmeenergie aufzunehmen – ein zusätzliches Ausdehnungsgefäß und/oder eine Sicherheitsgruppe ist unumgänglich. Die Grenze für den Platzbedarf ist nach oben offen – je nachdem, welche Solarthermie-Lösung mit welchem Speichersystem kombiniert wird. Idealerweise hat ihr Warmwasserspeicher noch einen Anschluss für die Solaranlage frei. Zum Beispiel an einem bivalenten oder multivalenten Speicher. Mit Letzterem lässt sich neben dem Warmwasser von der Solaranlage zum Beispiel auch Wasser aus einer Wassertasche eines Kaminofens einspeisen.

Wasser als Wärmeträger spart Kosten bei solarer Nachrüstung

À propos Wasser aus der Solaranlage: Während eine Solaranlage mit Propylenglycol-Wasser-Gemisch die Wärme nur über einen Wärmetauscher einspeist, liefert die Solaranlage mit Wasser als Wärmeträger direkt in den Pufferspeicher. So kann Platz und Anschlussaufwand eingespart werden. Steht in Ihrem Keller ein monovalenter Speicher und soll auch da bleiben, so werden Sie Platz für einen zweiten Wassertank und einen Differenztemperaturregler benötigen. Auch die Frage, ob die Solaranlage nur das Brauchwasser erwärmen oder auch die Heizung unterstützen soll, beeinflusst dem Platzbedarf im Heizungsraum.

Auch solare Nachrüstung braucht Elektrik

Auch wenn keine Photovoltaikanlage eingebaut wird: Temperaturfühler und Regelung brauchen selbstverständlich Strom. Aus eigener Erfahrung kann ich nur betonen: Der elektrotechnische Aufwand ist nicht zu verachten und sollte von Experten auf diesem Gebiet geplant und umgesetzt werden. Spätestens wenn mehre monovalente Warmwasserspeicher parallel laufen, wird ein Differenztemperaturregler benötigt. Zum Nachrüsten geeignete Steueranlagen sind am Markt erhältlich. Sie benötigen nur wenig Platz im heimischen Keller. Bei der Kalkulation der Solaranlage müssen auch die Stromkosten für Pumpen miteinbezogen werden, die je nach Regelungskonzept und Solar-Fluid mal mehr, mal weniger hoch sind.

Wartungskosten

Glücklich schätzen kann sich, wer Heizungsanlage und Solaranlage vom gleichen Installationsbetrieb erhält. So fallen die Wartungskosten weniger ins Gewicht. Hier gilt es abzuschätzen, ob der Installationsbetrieb der Bestandsanlage, bzw. der bisherige Wartungsbetrieb aus dem Heizungsbau, zuverlässig mit Solarthermie-Anlagen umgehen kann. Der reine Aufdruck „Solartechnik“ an zehnter Stelle der Autobeschriftung sagt darüber nur wenig aus. Fragen Sie nach Referenzen!

Jetzt geht’s ans Eingemachte: Förderung

Seit April 2015 fördert das Bundesamt für Wirtschaft und Ausführkontrolle (BAFA) nicht nur Solarthermieanlagen für Heizung und Warmwasser mit 200€, sondern auch reine Warmwasser-Bereitung (500 € Mindestförderung). Auch die Erweiterung einer Bestandsanlage wird mit 50 Euro/m² bezuschusst – wenn die Anlage um mindestens 4 m² erweitert wird. Noch höher wird der Zuschuss durch diverse BAFA-Boni:

  • ertragsabhängige Förderung: Betreiber vergleichsweise großer Anlagen (ab 20 m²) können ihre Anlage 2015 erstmals ertragsabhängig fördern lassen. Die Ergebnisse dieser Fördermaßnahme werden 2016 gutachterlich geprüft und können sich daher noch ändern.
  • 2. Innovationsbonus: Der ebenfalls für große Anlagen gedachte Innovationsbonus bleibt erhalten. Überschreitet der solare Deckungsgrad die 50-Prozent-Marke, sind 200 Euro pro m² im Altbau und 150 Euro pro m² Bonus im Neubau möglich.
  • 3. Wer den alten Heizkessel gegen einen Brennwertkessel austauscht, erhält 500 € Kesseltauschbonus.
  • 4. Der Optimierungsbonus belohnt die Optimierung des Heizsystems. Hier sind bis zu 50% der Mindestförderung drin.
  • Fünfzig Prozent mehr als die Mindestförderung erhalten Bestandsbauten, die durch die Nachrüstung die Kennwerte eines KfW-55 Effizienzhauses erreichen. Dieser Bonus heißt Effizienzbonus.
  • 6. Wärmenetzbonus: Über einen Bonus von 500 € kann sich freuen, wer die gewonnene Wärme über ein Wärmenetz mit mehreren Endverbrauchern teilt.
  • 7. Einen Kombinationsbonus von 500 € erhält dazu, wer zur Solarthermieanlage auch nicht eine förderfähige Wärmepumpe oder Biomasseanlage einbaut.

Eine aktualisierte Liste verfügbarer Boni erhalten sie zum Beispiel bei der BAFA. Die folgenden KfW-Kredite werden für erneuerbare Energien vergeben:

  • Energieeffizient Sanieren – Kredit 151 und 152 /
  • Energieeffizient Sanieren – Investitionszuschuss 430

Übrigens: Kredite für Photovoltaik sind von den KfW-Programmen 151, 152 und dem Investitionszuschuss 430 ausgenommen.

Wirtschaftlichkeit, Goodwill oder Worst Case?

Betrachtet man unsere Investition anhand der aktuellen Kosten für Strom und Gas, so war bereits die Investition in den Kachelofen nicht wirtschaftlich. Eine zusätzliche, zu klein dimensionierte Solaranlage wäre das vermutlich auch nicht. Wir haben für das Worst-Case-Szenario steigender Gaskosten optimiert. Foto: Alice Scheerer